Titel: | Neue Grasmähemaschine von J. Pintus, Maschinenfabrikant in Berlin. |
Autor: | Isidor Pintus |
Fundstelle: | Band 156, Jahrgang 1860, Nr. CVII., S. 421 |
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CVII.
Neue Grasmähemaschine von J. Pintus, Maschinenfabrikant in Berlin.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Pintus's neue Grasmähemaschine.
Die nachstehend beschriebene und in Fig. 19–23 abgebildete
Maschine habe ich nach den Patenten des Walter A. Wood,
Hoosick Falls, im Staate New-York, vom 27. Februar vorigen Jahres construirt.
Sie wurde zuerst auf der Versammlung des Baltischen Vereins zu Greifswald im Mai d.
J. öffentlich probirt und dort mit der goldenen Medaille prämiirt; sie mähet Gras,
Klee, Luzerne, Lupinen, grünes Getreide und dergl. mit zwei Pferden und einem Manne
betrieben, pro Arbeitsstunde 1 1/2 preuß. Morgen in jeder
beliebigen Stoppelhöhe ab. Steine bis zu 2–3 Zoll Durchmesser,
Maulwurfhaufen, verfitztes überjähriges Untergras und dergl. hindern die Arbeit
nicht; Sumpf und Wasser nur dann, wenn die Pferde nicht mehr festen Fuß fassen
können.
Auf einer Achse A, A, Fig. 19 und 20, laufen
zwei gußeiserne Betriebsräder B, B, an deren Peripherien
wechselständige Erhöhungen zum Behufe des bessern Angriffs auf schlüpfrigem Boden
angebracht sind. Diese Räder tragen innerhalb an ihren Speichen befestigt zwei
inverse Zahnradkränze, durch welche die Triebe C, C in
Bewegung gesetzt werden. Die Triebe tragen nach Innen zwei Sperrräder, welche auf
zwei (eventuell auszuschützende) Sperrfederklinken wirken, durch die eine Welle D in Umdrehung versetzt wird, sobald die Drehung nach
der betreffenden Richtung erfolgt, während die entgegengesetzte Drehung diese Welle
nicht bewegt. Da die Welle D die Bewegung der später zu
beschreibenden Messer vermittelt, so sieht man leicht ein, daß die Messer nur bei
der Vorwärtsbewegung schneiden, bei der Rückwärtsbewegung aber still stehen. Auf der
Welle D sitzt das conische Rad E, welches seine Bewegung auf den conischen Trieb F und durch diesen auf die Welle G überträgt,
welche von Hinten nach Vorn geneigt läuft und an deren vorderem Ende das Rad H sitzt. Die Lager für die Wellen D und G befinden sich an dem Gestellrahmen P, welcher im Gleichgewichte auf der Achse A, A mittelst zweier einfacher Lager ruht. Das Rad H trägt einen excentrisch sitzenden Kurbelstift, an
welchem die Verbindungsstange I eine hin- und
hergehende Bewegung empfängt, um sie mittelst eines einfachen Gelenkes auf den
Schneideapparat zu übertragen. Letzterer ist in einigen Details in Fig. 21 und 22 besonders
abgebildet. Ein flacher Stahlstab L, L ist mit dem
Rahmen P durch das gebogene Stück O, Q fest verbunden, während ein Winkel R die
Verbindung mit der Achse A drehbar vermittelt. Die
unmittelbare Verbindung des Stabes L (des sogenannten
Fingerbalkens) mit dem gebogenen Stück O, Q (dem
Balkenträger) geschieht durch einen einzigen Schraubenbolzen m, Fig.
20, während zwei schwalbenschwanzförmige Längs-Falze die
Seitenbewegung hindern. An dem Stabe L, dem
Fingerbalken, sind die Finger 1, 2, 3, 4.... angeschraubt, deren Gestalt in Fig. 21 und
22 im
Aufriß und Durchschnitt dargestellt ist.
Dieselben bestehen aus vorn lanzettförmigen Eisenstücken mit breiten Schultern, einem
Ansatz nach hinten zu und einer Nase am vorderen Ende, welche um die Messerdicke von
dem Körper absteht und einen Schlitz zur Aufnahme des Messers bildet. Der Balken L geht nicht dicht an den Aufsatz (Fig. 21 und 22), sondern
läßt einen leeren vertieften Raum offen, in welchem der Messerbalken x (Fig. 21 und 22) eine Bahn zu seiner
hin- und hergehenden Bewegung findet. Diese Bahn wird nach Oben bestimmt
durch die Stege z, z, z, welche an dem Fingerbalken
befestigt sind. Die Messer a, b, c, d, aus Stahlblech
gefertigt, gehärtet und gelbbraun angelassen, so daß sie mit einer englischen
Schlichtfeile geschärft werden können, sind dreieckig, gleichseitig und mittelst
Nieten auf dem Messerbalken x, der gleichfalls von Stahl
ist, befestigt. Sie liegen (Fig. 21) fest auf dem
Untertheil der Finger und üben bei der hin- und hergehenden Bewegung einen
scherenartigen Schnitt gegen die Fingerkanten und auf die ihnen entgegenstehenden
Halme aus. Das Außenende des ganzen Schneideapparates wird dadurch gestützt, daß der
Fingerbalken L daselbst einen gußeisernen Schuh N trägt, welcher auf der Erde schleift und auch die
Bestimmung hat, den abzuschneidenden Streifen vom ganzen Arbeitsfelds zu trennen. An
dem Schuh sitzt hinterwärts noch der Schwadhalter M, der
die abgeschnittenen Halme etwas zusammenschiebt, um die Gränze des Abzuschneidenden
vom Abgeschnittenen frei zu erhalten.
Aus dem bisher Gesagten leuchtet ein, daß bei der Vorwärtsbewegung der Räder B, B der Messerbalken in eine reciprocirende Bewegung
gerathen muß, während bei der Rückwärtsbewegung die Messer still stehen. Diese
Bewegung der Räder durch Zugthiere wird mittelst einer eigenen, von dem
Gestellrahmen ganz unabhängigen Vorrichtung bewirkt. Es befindet sich nämlich auf
der Achse A, A drehbar, ein gußeiserner Schuh T, Fig. 23, in dessen
Vordertheil die Deichsel, in dessen hinten befindlichen Hülsen die Füße des
Treibersitzes befestigt sind. Der Rahmen P also und alle
arbeitenden Theile mit ihm sind vollkommen unabhängig von den Bewegungen der Pferde
und des Treibers, die sich ausschließlich auf die Achse A,
A beziehen. Es ist dieß einer der wesentlich neuen und unterscheidenden
Züge dieser Maschine, da bei sämmtlichen anderen Mähemaschinen der Zugpunkt an dem
Nahmen angebracht ist.
An dem Fußbrete des Treibersitzes V, und zugleich an dem
Riegel, durch den die Deichsel zum Schuhe S geht,
befindet sich ein Bolzen, der den Drehpunkt für einen Winkelhebel X, X bildet. Die Führung für den längern Schenkel des
Hebels, an welchem auch der Handgriff befindlich, ist an einem Stabe W, dessen Rückenklauen 1, 2, gleichzeitig zum Festhalten
des Bügels 3 dienen, sobald der Hebel niedergedrückt wird. Der kürzere Schenkel des
Winkelhebels X, X trägt nun mittelst einer starken Kette
den Bügel O, Q des Messerbalkens; da dieser Bügel fest
mit dem um die Achse A, A drehbaren Rahmen verbunden
ist, so sieht man leicht, daß der Treiber im Stande ist, mittelst des Niederdrückens
des Hebels X den Rahmen und den ganzen Schneideapparat
hoch zu heben und
niederzulassen, ohne seine Stellung oder die der Deichsel zu alteriren. Er ist also
im Stande jeden Augenblick die Stoppelhöhe zu bestimmen, das Messer über das
liegende Gras, große Steine u.s.w. hinwegzuheben. Beim Herunterlassen des Hebels
dient der eiserne Haken Y an der Deichsel zum Festhalten
desselben. Der links befindliche Kasten Z ist zur
Aufnahme der Oelkanne, Schraubenschlüssel u.s.w. bestimmt.
Beim Transport wird der Messerbalken L durch Herausnahme
des einzigen Bolzens m gelöst und durch ein Paar
einfache Haken auf dem Hintertheile des Gestelles P
hinter den Rädern querüber befestigt.
Der Preis dieser Maschine ist inclusive eines completten Reservemessers mit Balken,
vier Reservezähnen, Oelkanne und Schraubenschlüssel 140 Thaler.