Titel: | Verfahren zur Verdichtung der Späne und anderer Abfälle von Horn und Klauen behufs ihrer Anwendung zu allerlei nützlichen Artikeln, von James Macpherson, Kammfabrikant zu Aberdeen. |
Fundstelle: | Band 156, Jahrgang 1860, Nr. CXVII., S. 458 |
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CXVII.
Verfahren zur Verdichtung der Späne und anderer
Abfälle von Horn und Klauen behufs ihrer Anwendung zu allerlei nützlichen Artikeln, von
James Macpherson,
Kammfabrikant zu Aberdeen.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Septbr.
1859, S. 209.
Macpherson's Verfahren zur Verdichtung der Späne und anderer
Abfälle von Horn und Klauen.
Meine Erfindung (patentirt in England am 27.
December 1858) besteht darin, daß ich Abfälle aller Art von Horn und
Klauen der Einwirkung der Feuchtigkeit und Hitze und hinterher einem bedeutenden
mechanischen Druck aussetze, entweder um die weichen Abfälle zu verdichten oder
vorbereitete Stücke von Horn an einander oder an Schildpatt zu kitten.
Eine Methode, deren ich mich bediene, besteht darin, daß ich die Abfälle in möglichst
reinem Zustande, frei von fremdartigen Substanzen, in Baumwollenzeug einschließe und
mit reinem Wasser vollständig sättige, bis sie hinreichend weich geworden sind, und
dieselben hierauf in eine bis auf ungefähr 150° Cels. erhitzte metallene Form
bringe. Die Materialien werden hierauf einem Drucke ausgesetzt, bis die überflüssige
Feuchtigkeit ausgetrieben ist. In diesem Zustande bleiben sie, bis sie hinreichende
Festigkeit erlangt haben, worauf der im Rohen vorbereitete Artikel in eine Form
gebracht wird, worin er feine Vollendung erhält. Dabei wird von der Erhitzung mit
Sorgfalt Gebrauch gemacht, wie solches bei der Behandlung von massivem Horn üblich
ist; und in diesem Stadium der Bearbeitung können dem Artikel ornamentale Devisen
eingelegt werden.
Hornabfälle, welche mit einander oder mit Schildpatt vereinigt werden sollen, müssen
vorher sauber hergerichtet und nachher auf ähnliche Weise mit Wasser gesättigt, dann
erwärmt und in einem Schraubstock gepreßt werden. Nach dem Erkalten erscheinen die
Theile fest mit einander vereinigt.
Bei der praktischen Ausführung meiner Erfindung ist es wichtig, den in der Behandlung
befindlichen Gegenstand, so wie die Formen gegen die Berührung mit Oel oder Fett zu
schützen.
Das zum Einweichen der Hornabfälle dienende Wasser muß durch Auskochen vorher von der
Luft befreit werden, indem meiner Erfahrung gemäß die in ungekochtem Wasser
enthaltene Luft die vollkommene Verdichtung des geformten Horns verhindert. Dem
reinen Wasser ist zum Behuf des Einweichens eine Lösung von Kalk und Potasche im
Verhältniß von 2 Loth Kalk und 1 Loth Potasche auf 30 Pfund Wasser vorzuziehen,
indem diese Stoffe die Erweichung und Vorbereitung des Horns auf eine raschere und
wirksamere Weise als Wasser allein bewerkstelligen. Das Einweichen des Horns in
dieser Lösung erzeugt eine theilweise Zersetzung und reinigt dasselbe. Obgleich ich
oben bemerkt habe, daß die Berührung des Horns oder der Formen mit Oel oder Fett
sorgfältig zu vermeiden ist, so ist es doch zur Verhütung der Adhärenz des Horns an
der Form manchmal nöthig, die Oberfläche mit einer möglichst geringen Quantität
feinen Oels zu befeuchten.
Die untere Hälfte der schachtelähnlichen Form ist rings mit einer Leiste umgeben, in
welche die obere Hälfte genau anschließend paßt und zugleich der Compression
nachgibt. Bei der vorläufigen Operation des Formens läßt man die Wärme auf
gewöhnliche Weise einwirken, ohne jedoch die Temperatur so weit zu steigern, wie es
die Schlußprocedur des Formens erfordert. Bei dieser Operation wird das Horn dem
Drucke einer Schraubenpresse oder hydraulischen Presse ausgesetzt. Die Compression
hat den Zweck, die Horntheilchen zu einem massiven Körper zu verdichten und zugleich
die in der Masse enthaltene Feuchtigkeit auszutreiben. Nach der Compression hat der
Hornblock ungefähr die Gestalt und Größe des verlangten Blockes. Man läßt ihn nun
einige Minuten in der erwärmten Form, um ihm Festigkeit und Zusammenhang zu
ertheilen. Die zur Schlußoperation dienende Form hat genau die Größe des
anzufertigenden Artikels, und dieses ist das Stadium, wo dem Arbeitsstück
verschiedene Verzierungen eingepreßt werden können. Diese Verzierungen können in
Gold, Silber, Schildpatt, Zierhölzern, Krystall und anderen decorativen Stoffen
ausgeführt werden. Bei der Schlußoperation des Formens ist sorgfältig auf die
Unterhaltung eines regelmäßigen Hitzegrades zu achten. Da indessen diese Procedur genau die nämliche
ist, wie die bei der Zubereitung des Horns in seinem gewöhnlichen Zustande übliche,
so ist es nicht nöthig in weitere Einzelheiten einzugehen.
Bei Anfertigung von Platten und ähnlichen Artikeln lasse ich die äußeren Schichten
aus dem Pulver vom feinsten Horn bestehen, indem die Platten dadurch das schönste
Aussehen erhalten, während ich zu dem Hauptkörper Hornabfälle von geringerer
Qualität nehme. Die äußere Schichte von feinem Horn oder die ganze Masse kann vor
den Operationen des Formens beliebig gefärbt werden. Beim Aneinanderkitten der auf
vorstehende Art angefertigten Hornstücke werden die zu vereinigenden Stücke sauber
auf einander gepaßt, die Ränder alsdann mit Wasser befeuchtet und die Theile
äußerlich mit Papier überzogen. Letzteres hat den Zweck, Feuchtigkeit und Dampf
einzuschränken und die Einwirkung der Luft auf die Oberfläche im Moment der
Cementation abzuhalten. Die kupfernen Backen einer Zange werden hierauf bis zu der
beim Pressen des Horns üblichen Temperatur erwärmt; dann werden die zu vereinigenden
Theile zwischen den Backen dieser Zange in einem Schraubstock so zusammengepreßt,
daß das Horn unter dem Drucke sich ausbreitet. Die vereinigten Stücke läßt man nun
bis zu ihrem völligen Erkalten in dem Schraubstock, worauf sie vollkommen verbunden
erscheinen.
Auf diese Weise lassen sich alle Arten von Hornabfällen zur Anfertigung einer Menge
nützlicher und ornamentaler Artikel verwenden.