Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 156, Jahrgang 1860, Nr. , S. 155 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber die Darstellung der Aluminiumbronze nach Benzon's Verfahren.
Ueber das in England patentirte Verfahren von Benzon,
Thonerde durch Kohle in Gegenwart von Kupfer zu reduciren (polytechn. Journal Bd. CLIII S. 356), wurden controlirende
Versuche im technischen Laboratorium des Polytechnicums in Zürich ausgeführt. Es
haben die Polytechniker HHrn. Meyer und Semper, unabhängig von einander, Mischungen wie sie Benzon vorschreibt, nämlich von Kupferoxyd, Thonerde, Thierkohle und etwas metallischem Kupfer gemacht und
starker Erhitzung ausgesetzt. In beiden Fällen war das erhaltene Kupfer zu Kugeln
zusammengeschmolzen. Was höhere und langer dauernde Erhitzung nutzen soll, als die,
welche nöthig ist um Kupfer zu schmelzen ist nicht einzusehen. Das geschmolzene
Metall am Boden des Tiegels kann doch wohl keine weitere Wirkung auf die zwischen
die Kohle eingelagerte Thonerde ausüben, und wir halten es für hinlänglich durch
altere Versuche festgestellt, daß die Entziehung des Sauerstoffs aus der Thonerde
auf diesem Wege nicht erreichbar sey.
Das Kupfer wurde aufgelöst und auf Thonerde geprüft; es zeigte sich in einem Falle
daß dasselbe gar keine Thonerde enthielt, im andern Falle fand sich eine unwägbare
Menge weißer Flocken durch Zusatz von kohlensaurem Ammoniak in der Flüssigkeit, aus
der vorher das Kupfer und Eisen abgeschieden waren. Von der Darstellung der Aluminiumbronze
auf diesem Wege muß wohl abstrahier werden; bei der Schmelzhitze des Kupfers erfolgt
die Reduction des Aluminiums nicht. Ob es möglich sey, in der angegebenen Weise
constant zusammengesetzte Legirungen von Eisen und Aluminium zu erzeugen, bedarf
auch näherer Prüfung. Dr. Bolley. (Schweizerische polytechnische Zeitschrift, 1860, Bd. V S. 16)
Wiederholte Versuche, welche nach Benzon's Verfahren zur
Darstellung der Aluminiumbronze im Laboratorium der kgl. polytechnischen Schule und
der kgl. Geschütz-Gießanstalt in Augsburg angestellt wurden, ergaben dasselbe
Resultat; das geschmolzene Kupfer am Boden des Tiegels lieferte beim Auflösen
entweder gar keine Thonerde, oder nur Spuren von solcher. Die Redaction.
Verfahren zum Reinigen des peruanischen Zinnes; von Phillips.
Aus Peru kommen beträchtliche Quantitäten Zinn nach England. Dasselbe ist zum Theil
von mittelmäßiger Qualität und hat dann beiläufig den Preis der geringeren Sorten
englischen Zinnes. Oft enthält aber das Metall so viel Wolfram, Arsenik und Blei,
daß es für die meisten Zwecke, wozu das gewöhnliche Zinn benutzt wird, ganz
unbrauchbar ist. Von diesem unreinen Metall kostet die Tonne beiläufig 492 Francs
weniger als das Zinn von gewöhnlicher Reinheit.
Hr. Phillips ermittelte zum Reinigen dieses Metalls
folgendes Verfahren:
Das unreine Zinn wird in einem eisernen Kessel geschmolzen, dann granulirt, indem man
es in kaltes Wasser fallen läßt. Das granulirte Zinn wird mit Salzsäure behandelt,
indem man besorgt ist, daß stets überschüssiges Zinn vorhanden ist; dabei löst sich
das Zinn als Zinnchlorür auf, während alles Wolfram, die Hauptunreinigkeit dieses
Metalls, am Boden des Gefäßes als schwarzes Pulver zurückbleibt.
Die klare Auflösung wird in ein anderes Gefäß abgegossen, welches eine kleine Menge
desselben granulirten Zinnes enthält; dieses fällt als schwarzes Pulver die Spuren
von Arsenik und Antimon, welche sich mit dem während der Auflösung des Zinnes
entbundenen Wasserstoff nicht verbunden haben. Sollte ein wenig Blei vorhanden seyn,
so fällt man es gleichzeitig durch Zusatz von Zinkvitriol oder Schwefelsäure.
Aus der so hergestellten klaren Auflösung erhält man das Zinn in metallischem und
ganz reinem Zustande durch Hineinstellen von Zinktafeln, während sich eine Auflösung
von reinem Chlorzink bildet.
Das gefällte schwammige Zinn wird gut ausgewaschen zuerst in verdünnter Salzsäure,
und hernach in Wasser. Man schmelzt es in einem eisernen Kessel, und gießt es zu
Blöcken.
Die bei der Fällung des Zinnes durch das metallische Zink erhaltene Auflösung von
Chlorzink zersetzt man durch Sieden mit Kalkmilch. Der angewandte Kalk muß eisenfrei
seyn.
Das so gefällte Zinkoxyd hat als Oelfarbe nicht die Eigenschaft gut zu decken, man
kann ihm dieselbe aber in hohem Grade ertheilen, wenn man es in einem besondern Ofen
zum Rothglühen erhitzt. (Revue universelle des mines et des
arts etc., März 1860, S. 84.)
Daxenberger'scher
Bier-Kühlapparat.
Die bisherigen Vorrichtungen zum Abkühlen der gehopften Bierwürze, gewöhnlich
„Eisapparate“ genannt, haben
noch nicht den Grad der Vollkommenheit erreicht, welchen eine rationelle Technik der
Bierbrauerei anstrebt.
Dieses wohl erkennend haben die HHrn J. Daxenberger und Sohn in
München einen solchen Apparat construirt, welcher vielversprechend ist, und
worauf dieselben auch bereits unterm 29. Januar l. Js. ein Privilegium für das
Königreich Bayern erhalten haben. Dieser Apparat hat die Einrichtung, daß der in
Röhren ablaufenden 40 bis 50° R. warmen Brauflüssigkeit kaltes Wasser
entgegenströmt, welches
derselben die Wärme entzieht, so daß warmes Bier und kaltes Wasser gegen einander
laufen und kaltes Bier und warmes Wasser aus den Abflußröhren erhalten werden.
Das Kühlen geht unter allen Temperatur-Verhältnissen sehr rasch von Statten,
indem mittelst eines solchen Apparates in einer Stunde 60–80 Eimer Bier bis
zu 5° R. abgekühlt werden können. Der Wasserverbrauch ist verhältnißmäßig
gering; denn bei 18–21° Wärme sind auf den Eimer Bier 40–45
Maaß eiskaltes Wasser erforderlich. Bei höherer Temperatur steigert sich auch der
Wasserverbrauch. Die Reinigung des Apparates wird mit einer Bürste bewerkstelliget,
die eine Pumpe durch denselben treibt. Ebenso ist für das Entleeren des Bieres und
des Wassers gesorgt welches im Apparate stehen bleibt.
Bei Einem der Versuche in der G. Pschorr'schen Brauerei am
11. April l. Is., welchem Hr. Prof. Dr. Kaiser und einige HHrn. Bierbrauer anwohnten, fand dieser
Apparat volle Anerkennung um so mehr, als derselbe verhältnißmäßig von geringem
Umfange ist, also keine großen Räumlichkeiten zur Aufstellung erfordert, und in
seiner Ausführung nicht übermäßige Kosten veranlaßt, so wie den wesentlichen
Vortheil gewahrt, daß zur Abkühlung nach obigen Verhältnissen von 21° auf
5° um die Hälfte weniger Eis erforderlich ist, als bei dem gegenwärtig
üblichen Verfahren.
Ueber die Bereitung und Eigenschaften des Pergamentpapiers;
von Dr. H. Reinsch.
Seit einiger Zeit habe ich wiederholt Gelegenheit gehabt, das Pergamentpapier
darzustellen, und muß bemerken, daß dessen Darstellung immer gelingt, wenn man nach
der bekannten (im polytechn. Journal Bd. CLV S.
388 mitgetheilten) Methode verfährt. Das schlechteste Druckpapier, ebenso
gut wie bereits bedruckte Papiere, z.B. alte Zeitungen, lassen sich durch Eintauchen
in die mit ihrem halben Volumen Wasser verdünnte Schwefelsäure in die zäheste
pergamentartige Masse umwandeln. Wenn das Papier nach dem sorgfältigen Auswaschen
mit Wasser getrocknet werden soll, so muß man es noch feucht auf Walzen aufwickeln
und etwas anspannen, weil es sonst runzelig wird. Sehr starkes ungeleimtes Papier,
so wie es zu Kupferstich verwendet wird, läßt sich durch die Behandlung mit Säure
nicht in Pergamentpapier verwandeln, nur die Oberfläche des Papiers wird
umgewandelt, während die innere Schichte fast unverändert bleibt, dieses Papier wird
deßhalb auch nicht durchscheinend und erhält keine große Zähigkeit. Will man
dickeres Pergamentpapier machen, so verfährt man auf folgende Weise: man zieht einen
Bogen Druckpapier durch die Säure, läßt abtropfen, breitet ihn auf eine Glasplatte
aus und breitet nun mit gehöriger Vorsicht, so daß keine Blasen entstehen, einen
andern mit Säure behandelten Bogen auf den ersten Bogen auf; hierauf zieht man einen
geraden starken Glasstab über die über einander gelegten Bögen, wodurch sie genau an
einander gedrückt werden und die überflüssige Säure ausgepreßt wird. Der vereinigte
Bogen wird nun vorsichtig von der Glasplatte abgezogen und in Wasser getaucht; man
muß ihn aber, um alle Säure zu entfernen, mehrere Tage in Wasser liegen lassen. Nach
dem Trocknen sind die beiden Bögen so fest mit einander vereinigt, daß sie ein
untrennbares Ganze bilden. Es versteht sich wohl von selbst, daß sich auf diese
Weise beliebig dicke Platten von Pergamentpapier werden anfertigen lassen, und es
erscheint nicht unwahrscheinlich, daß sich solche Platten zu manchen Arbeiten
anstatt Elfenbein oder Horn gebrauchen lassen werden, weil diese die Zähigkeit von
Horn besitzen und auch Politur annehmen; ich brauche kaum hinzuzufügen, daß sick
diese Masse im feuchten Zustande auch zu Basreliefs durch Pressen wird anwenden
lassen. Das Pergamentpapier eignet sich insbesondere auch zur Verschließung von
Gläsern, welche weingeisthaltige Flüssigkeit enthalten; ich habe ein weites
Zuckerglas zur Hälfte mit starkem Weingeist angefüllt und hierauf mit feuchtem
Pergamentpapier zugebunden, nach dem Trocknen schloß es sich gerade so fest und
straff an, wie eine Schweinsblase. Nachdem dieses Gefäß 3 Wochen lang in einem
warmen Zimmer gestanden
hatte, war nur sehr wenig Weingeist verdampft und derselbe hatte durchaus nicht an
Stärke verloren, sondern hatte im Gegentheil um 1/2 Proc. an Starke zugenommen, da
durch das Papier, ähnlich wie durch Blase, der Wasserdampf leichter als
Weingeistdampf entweicht. Bereits sind Versuche gemacht worden das Pergamentpapier
anstatt des Papiers aus thierischer Faser in der Goldschlägerei anzuwenden, welche
Versuche dessen Anwendung für diesen Zweck in Aussicht stellen. Bezüglich der
Anwendung des Pergamentpapiers zu Banknoten oder Werthpapieren will ich noch
bemerken, daß aus bedrucktem Papier, welches in Pergamentpapier verwandelt worden
ist, die Buchstaben nicht mehr, selbst nicht durch Radiren, ohne vollkommene
Zerstörung der Papiermasse vertilgt werden können. (Bayerische Gewerbezeitung, 1860,
Nr. 8.)
Vergleichende Versuche über den Werth verschiedener Salze, um
feine Gewebe unentflammbar zu machen; von Versmann und
Oppenheim.
Unter diesem Titel erschien bei Trübner und Comp. in London eine Broschüre.
Die Verfasser kommen in Folge sehr zahlreicher, mit allen möglichen Salzen
angestellten kritischen Versuche zu folgenden Resultaten:
1) Von allen bis jetzt vorgeschlagenen Salzen ist das schwefelsaure Ammoniak das
empfehlenswertheste. Eine Lösung, welche 7 Proc. Krystalle oder 6,2 Proc.
wasserfreies Salz enthält, macht Mousselin unentflammbar, wenn derselbe in die
Flüssigkeit eingetaucht, ausgedrückt (nicht ausgerungen) und getrocknet wird. Das
Salz wirkte selbst bei halbjähriger Aufbewahrung weder auf das Gewebe, noch auf die
Farben nachtheillg ein. Nur Zeuge, welche mit Krapppurpur bedruckt sind, erfordern
besondere Vorsicht in der Behandlung; dieselben müssen nämlich bei gewöhnlicher
Temperatur getrocknet, können dann aber ohne Schaden einer höheren ausgesetzt
werden.
2) Alle bisher angewandten Salze, auch das schwefelsaure Ammoniak, haben die schlimme
Eigenschaft, daß die mit denselben behandelten Zeuge das Bügeleisen nicht vertragen.
Einige Salze greifen das Eisen an und bedingen die Bildung von Rostflecken, andere
wirken in der zum Bügeln nöthigen Hitze auf die Fasern ein und zerstören dieselben
ganz oder theilweise. – Unter den neuen von den Verfassern angewandten
Substanzen zeigte sich nur das wolframsaure Natron frei
von diesen Fehlern und sie empfehlen daher dieses Salz vor allen anderen den
Wäscherinnen zum Gebrauche. Eine allen Anforderungen entsprechende Lösung wird
erhalten, wenn man eine neutrale Lösung des Salzes auf 19° Baumé (1,14
spec. Gew.) verdünnt und in dieser 3 Proc. ihres Gewichts phosphorsaures Natron
auflöst. Die Gegenwart des phosphorsauren Salzes verhindert das Auskrystallisiren
von schwerlöslichem saurem wolframsaurem Salze.
Die Fixirung unlöslicher, die Entflammbarkeit
verhindernder Substanzen auf feinen Geweben wollte den Verfassern nicht gelingen.
(Zeitschrift für Chemie und Pharmacie, 1860 S. 240.)
Die organische Base in den Blättern der Cocapflanze.
Wichtige chemische Untersuchungen, welche, eben durch Pros Wöhler in Göttingen mit den Blättern der Cocapflanze (Erythroxylon Coca) angestellt werden, verdanken wir
indirect der österreichischen Novara-Expedition. Der berühmte Göttinger
Chemiker hatte nämlich kurz vor der Abreise sich an die Naturforscher der
„Novara“ mit dem Ersuchen gewendet, ihm eine zu gründlichen
Untersuchungen hinreichende Quantität getrockneter Blätter dieser merkwürdigen
Pflanze mitbringen zu wollen. Die Expedition selbst wurde zwar durch die zu jener
Zeit herrschenden kriegerischen Verhältnisse verhindert Peru zu besuchen. Doch ließ
sich's einer der Novara-Reisenden, Dr. Scherzer, welcher die Heimreise von Valparaiso über den
Isthmus von Panama und Westindien ausführte, angelegen seyn die Wünsche des
Göttinger Gelehrten zu
befriedigen, und brachte fast einen 1/2 Centner Cocablätter mit, wovon gegen 30
Pfund im Sept. v. J. an Prof. Wöhler gesandt wurden.
Seither sind durch Wöhlers Assistenten am k.
Laboratorium, Hrn. Niemann, damit Untersuchungen
angestellt worden, und es ist diesem eifrigen und geschickten Chemiker in der That
gelungen in der Coca eine eigenthümliche krystallisirbare organische Base zu
entdecken, welcher derselbe nach dem üblichen Sprachgebrauch den Namen Cocain
beigelegt hat. Zwar ist dessen Zusammensetzung noch nicht sicher ausgemittelt, und
es sind über die Art seiner physiologischen Wirkungen noch nicht die beabsichtigten
Beobachtungen an Thieren und Menschen gemacht, so wie die übrigen Bestandtheile der
Pflanze, worunter sich eine eigenthümliche Gerbsäure zu befinden scheint, noch nicht
näher untersucht; allein schon jetzt ist große Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß die
Coca zu wichtigen medicinischen Anwendungen berufen seyn, und im Handel wie in der
Heilwissenschaft noch eine bedeutende Rolle spielen dürfte. Das Cocain krystallisirt
in farb- und geruchlosen kleinen Prismen. In Wasser ist es schwer, in Alkohol
leichter, und sehr leicht in Aether löslich. Seine Auflösung reagirt stark
alkalisch, und besitzt einen eigenen bitterlichen Geschmack. Dabei übt es auf die
Zungennerven die merkwürdige Wirkung aus, daß die Berührungsstelle nach wenigen
Augenblicken wie betäubt, fast gefühllos wird. Es schmilzt schon bei 98° C.,
und erstarrt dann wieder strahlig krystallinisch. Stärker erhitzt färbt es sich erst
röthlich, und zersetzt sich dann unter Entwickelung eines ammoniakalischen Geruchs.
Nur ein sehr kleiner Theil scheint sich dabei unzersetzt zu verflüchtigen. Auf
Platinblech erhitzt, verbrennt es mit leuchtender Flamme ohne Rückstand. Das Cocain
neutralisirt die Säuren vollständig, indessen scheinen die meisten Salze nicht
leicht zu krystallisiren, sondern lange in amorphem Zustande zu verharren. (Beilage
zu Nr. 107 der Allg. Zeitung, 16. April 1860.)
Ueber Reindarstellung des Benzols aus käuflicher sogenannter
Steinkohlen-Naphtha.
Nach A. H. Church (Chem. News
31. Decbr. 1859) wird käufliches gereinigtes Benzol in einem kleinen Ueberschuß von
rauchender Schwefelsäure in der Wärme gelöst, die Lösung einige Zeit auf dem
Wasserbade erhitzt, sodann abgekühlt, mit Wasser verdünnt, mit Ammoniak schwach
übersättigt und im Wasserbade zur Trockne verdampft. Die trockne Masse wird dann mit
Alkohol ausgekocht, der schwefelsaures Ammoniak zurückläßt und schwefligsaures
Phenylammonium löst. Dieses letztere liefert bei der trocknen Destillation Benzol,
welches nach Behandlung mit starker Kalilauge und Rectification über Kalihydrat ganz
rein ist. Dasselbe siedet bei 80,8° C., riecht angenehm und ist kaum von dem
aus benzoësaurem Kalk erhaltenen Producte zu unterscheiden. (Zeitschrift für
Chemie und Pharmacie, 1860 S. 144.)
Ueber die Anwendbarkeit der Roßkastanienstärke zum Verdicken
der Farben und zum Appretiren; von Schäffer in
Mülhausen.
Thibierge und Romilly
fabriciren in einer Fabrik bei Paris Roßkastanienstärke in ziemlich beträchtlicher
Quantität Schäffer hat im Auftrage der Mülhausener
industriellen Gesellschaft mit dieser Stärke einige Versuche angestellt, deren
Ergebnisse wir hier mittheilen. Die Stärke ist vollkommen weiß und sehr rein. Sie
liefert beim Erhitzen mit Wasser ein Verdickungsmittel, welches durchscheinender
ist, als das aus Weizen- oder Kartoffelstärke bereitete, aber den Uebelstand
darbietet, schneller dünn zu werden. Die Versuche ergaben, daß die
Roßkastanienstärke zum Verdicken der Farben nicht anwendbar ist, weder für den
Walzen-, noch für den Handdruck. Die mit ihr verdickten Farben hatten nicht
die nöthige Consistenz, man konnte keinen scharfen Druck mit ihnen ausführen, und
die Farben waren sehr geneigt, auszulaufen und dünn zu werden, namentlich die
verdickte essigsaure Thonerde.
Schäffer wendete die Roßkastanienstärke ferner
versuchsweise zum Appretiren von Geweben (Jaconet und Organdy) an, indem er die
Stärkemischung je nach der Qualität des Gewebes aus 40 bis 60 Grm.
Roßkastanienstärke per Liter Wasser machte; er gelangte
hiebei zu einem günstigen Ergebniß und überzeugte sich, daß man beim Appretiren des
bedruckten Kattuns und der gebleichten Baumwollenwaaren die Kartoffel- und
Weizenstärke durch Roßkastanienstärke vollständig ersetzen könne. Die mit letzterer
Stärke appretirten Waaren bieten sogar den Vorzug dar, daß sie einen weicheren Griff
haben und auf dem Lager sich nicht verändern, wie es sonst zuweilen vorkommt. (Bulletin de la Société industrielle de
Mulhouse, Nr. 149; württembergisches Gewerbeblatt, 1860, Nr. 19.)
Ueber das Schwarzfärben der Perlmutter.
Zu verschiedenen Gegenständen, hauptsächlich zu Knöpfen wird in neuerer Zeit eine
sehr große Menge von schwarzer Perlmutter verarbeitet; da diese aber selten ist, so
hat man gelernt, weiße und ziemlich werthlose gelbe Perlmutter zu beizen. Es gelingt
dieß nur mit Silbersalz, und zwar am besten mit einer Mischung von Chlorsilber und
salpetersaurem Silberoxyd, indem man die fertigen Knöpfe in eine ziemlich
concentrirte Lösung von Höllenstein etwa 12 Stunden einlegt, auf einem großen
Glastrichter oder einer umgekehrten großen Flasche mit engem Halse, deren Boden
abgesprengt worden ist, gut abtropfen läßt, mit etwas destillirtem (oder
Regen-) Wasser mehrmals abspült, mit einer Kochsalzlösung übergießt, die in 1
Pfund Wasser 1/4, Loth Kochsalz enthält, und mindestens 1 Stunde stehen läßt. Darauf
wäscht man die Knöpfe mit viel Regenwasser, läßt dasselbe gut ablaufen, übergießt
sie nochmals mit einer sehr verdünnten Lösung von Höllenstein, wozu die letzten
Abwaschwasser von der ersten Operation dienen, und setzt sie, so befeuchtet, dem
Sonnenlichte oder einige Stunden dem directen Tageslichte aus. Dann wäscht man sie
ab und polirt fertig. Man hat wohl auch empfohlen, ammoniakalische Lösungen von
Chlorsilber oder salpetersaurem Silberoxyd anzuwenden, erhält aber keine so guten
Resultate. Es ist gerade der geringe Antheil salpetersauren Silberoxyds neben dem
Chlorsilber, welches die Schwärzung wie bei den Photographien sehr befördert.
(Handwörterbuch der rein und angewandten Chemie, Bd. VII S. 402.)
Eine Gutta-percha-Composition von besonderer
Härte und Dauerhaftigkeit.
Vor Kurzem hatten wir Gelegenheit, ein Gutachten über die Güte einer zu
Messer- und Gabelheften verarbeiteten Composition abzugeben, welche die
größte Beachtung verdient. Dieselbe ist tief schwarz, zeigt sehr große Härte und
nimmt die höchste Politur an; weder Druck, Stoß, Wurf oder Temperaturveränderung
üben einen Einfluß auf dieselbe aus. Beim Kochen in Wasser, in schwachen Säuren und
in kohlensauren alkalischen Laugen blieb sie unverändert glänzend und hart. Die Fabricate waren aus der
Fabrik von Rob. und Heinrich Böcker in Remscheid, und
sollen daselbst aus einer, aus Amerika eingeführten Masse angefertigt werden, welche
man bisher vergebens versucht hat nachzumachen.
Die starke Elektricität, welche die Hefte beim Reiben entwickeln, wodurch sie dann
leichte Körper wie Zündhölzer, Papierkügelchen mit Leichtigkeit anziehen, setzt ihre
Gutta-percha-Natur außer Zweifel. Es scheint uns nach allen
vorgenommenen Proben nicht zweifelhaft, daß diese vortreffliche Composition sehr
bald in chemischen Laboratorien, in Künsten und Gewerben ausgebreitete Verwendung
und Verbreitung finden wird.
L.
Benützung der Erdwärme mittelst Drainirung.
In dem Garten des Geometers Franz in Ilshofen ist die
Erdwärme auf eine eigenthümliche Weise zur Durchwinterung empfindlicher Pflanzen
benützt, so daß die Sache einer Veröffentlichung nicht unwerth erscheint.
Das betreffende Grundstück ist auf etwa 4 Fuß Tiefe drainirt. Nun ist ein viereckiger
Breterkasten in der Art in den Boden eingelassen, daß ein Drainstrang in ihn mündet.
Es ist klar, daß die Erdwärme des Grundstücks, wie sie sich bei 4 Fuß Tiefe
vorfindet, durch die Röhre in den von oben erkälteten Kasten strömt, resp. sich
auszugleichen strebt, und da sämmtliche Drainstränge durch einen Kopfdrain mit
einander verbunden sind, so ist zu dieser Speisung des Kastens ein nicht
unbedeutendes Quantum an Wärme vorräthig. Der Kasten ist oben mit einem Glasfenster
geschlossen, welches, je nach dem Temperaturgrade der äußeren Luft, mehr oder
weniger gelüftet werden muß. In dem abgelaufenen milden Winter war das völlige Schließen desselben nur nöthig, als im December
das Thermometer mehrere Tage hintereinander auf – 12 bis 16° R. fiel;
die ganze übrige Zeit konnte der Kasten theilweise offen bleiben und die Pflanzen
befanden sich in der frischen, feuchten Luft augenscheinlich in ganz behaglichem
Zustande. Ein völliges Schließen des Fensters bei
milderer Witterung verursacht eine zu große Erwärmung, ein übermäßiges Schwitzen der
Pflanzen und ein Vergeilen derselben.
Die ganze Einrichtung ist so einfach und ergibt sich so ganz von selbst, daß es
unnöthig erscheint, etwas Weiteres darüber zu sagen. Jettinger. (Württemb. Wochenblatt für Land- und Forstwirtschaft,
1860, Nr. 14.)
Die Erhaltung der Kartoffeln.
Bekanntlich enthält jeder größere Haufen Kartoffeln, je nachdem sie eingebracht
werden, mehr oder weniger Feuchtigkeit, welche die Kartoffeln naßfaul und dadurch
meist unbrauchbar macht. Dieser Uebelstand wird dadurch leicht beseitigt, daß man
die Kartoffeln ebnet und mit einer 6'' hohen Schichte
Stroh bedeckt. Nach 6 bis 8 Tagen ist das Stroh ganz naß; man nimmt es ab und
bedeckt die Kartoffeln mit einer trockenen frischen Lage Stroh und erneuert dieß so
lange, bis diese Strohbedeckung ganz trocken bleibt. – Um die Kartoffeln im
Frühjahr, wo sie gewöhnlich zu keimen beginnen und dadurch einen seifenartigen
Geschmack annehmen, schmackhaft zu erhalten, schneidet man vor dem Kochen von einer
jeden ein Stückchen ab.
Der unangenehme Saft und Geschmack der Kartoffel dringt dann beim Kochen an dieser
Stelle heraus, an welcher sich während des Kochens eine hornartige Haut bildet; die
Kartoffel selbst bleibt schmackhaft und mehlig. Das abgeschnittene Stückchen wird
als Viehfutter oder später als Samen benützt.
Um die bei jeder Mahlzeit übrig bleibenden Kartoffeln auch für die Folge nutzbar zu
machen, werden dieselben geschält und mit etwas Wasser in Brei verwandelt, welchem
auf 1 Pfd. Kartoffeln 1/4 Pfd. Mehl zugesetzt wird. Aus dieser Masse wird ein
steifer Teig bereitet, derselbe zu dünnen Kuchen ausgetrieben und in Streifen
zerschnitten, welche auf Papier auf dem Ofen getrocknet werden. Dieser vorzügliche
Nahrungsstoff läßt sich jahrelang aufbewahren und gibt mit Milch. Fleischbrühe, Wein
oder Bier gekocht eine wohlschmeckende Suppe, in Salzwasser gekocht und mit Butter
und Käse angerichtet, ein den italienischen Macaroni nicht nachstehendes Gericht.
Auch kann man diese getrockneten Bandnudeln mahlen lassen und erhält daraus ein
gelbliches, zu dem feinsten Gebäcke geeignetes Mehl. (Artus' Vierteljahresschrift für technische Chemie etc.)