Titel: | Salpeterprobe; von F. Reich. |
Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. CI., S. 357 |
Download: | XML |
CI.
Salpeterprobe; von F. Reich.
Aus der berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1861,
Nr. 21.
Reich's Salpeterprobe.
Erhitzt man trockenen gepulverten Salpeter, mit der 4 bis 6fachen Menge Quarzpulver
gut gemengt, zu dunkler Rothglühhitze, so wird alle Salpetersäure ausgetrieben, und
der Gewichtsverlust gibt den Gehalt des Salpeters an Salpetersäure.
Die Probe ist auf folgende Weise anzustellen:
Der Salpeter wird in einem bedeckten Platintiegel bei möglichst niedriger Temperatur
eingeschmolzen. Der Gewichtsverlust gibt den Feuchtigkeitsgehalt.
Nach wiederholtem Einschmelzen bei eben so niedriger Temperatur gießt man in ein
etwas erwärmtes Porzellanschälchen aus. Dabei ändert sich das Gewicht nicht, und man
könnte das erste Einschmelzen ersparen, wenn nicht beim Ausgießen zu leicht Verluste
entstünden.
Die ausgegossene Salpeterkugel wird gepulvert, und das Pulver vor dem Abwiegen scharf
getrocknet.
In den gereinigten Platintiegel bringt man 2 bis 3 Gramme feines Quarzpulver, glüht
gut und bestimmt das Gewicht nach dem Erkalten. Dazu bringt man etwa 0,5 Grm. des
geschmolzen gewesenen und getrockneten Salpeterpulvers, mengt gut, und überzeugt
sich durch die Waage, daß beim Mengen nichts verloren gegangen ist.
Der bedeckte Tiegel wird einer schwachen, bei Tage eben sichtbaren Rothglühhitze eine
halbe Stunde lang ausgesetzt und nach dem Abkühlen mit dem Deckel gewogen. Der
Gewichtsverlust ist die gesuchte Menge Salpetersäure. Ist diese = d, so hatte man
1,874 . d salpetersaures Kali,
oder 1,574 . d salpetersaures
Natron;
hat man aber n Gewichtstheile von dem Salpeter
eingewogen, so entspricht derselbe
187,4 d/n Procent von salpetersaurem Kali,
oder 157,4 d/n Procent von salpetersaurem Natron.
Schwefelsaure Salze oder Chlorverbindungen werden bei der angegebenen Temperatur
nicht zersetzt; erhitzt man aber stärker, so kann z.B. Chlornatrium sich
verflüchtigen. Auch ist die Einwirkung reducirender Gase zu vermeiden, und es hat
mit die Anwendung einer Spirituslampe mit doppeltem Luftzuge besser geschienen, als
die eines Bunsen'schen Gasbrenners.
Wenn in dem Salpeter Substanzen enthalten wären, welche beim Umschmelzen nicht, wohl
aber mit Quarz bei der dunklen Rothglühhitze verflüchtigt würden, so wäre die
Methode nicht anwendbar. Ueberhaupt wird jeder Verlust bei der Operation den Gehalt
an Salpetersäure zu groß erscheinen lassen; man ist daher eher in Gefahr, den
Salpeter zu gut, als zu schlecht zu taxiren.
Es möge noch erwähnt werden, daß sich das entstehende Silicat theilweise fest an den
Tiegel ansetzt und nicht durch Säuren, wohl aber leicht durch Schmelzen mit
kohlensaurem Natron entfernt werden kann.
Beispiele:
2,402
Quarzpulver nach dem Glühen,
0,500
reines salpetersaures Kali,
––––––
2,902
Summe;
2,6353
nach halbstündigem schwachen Glühen,
––––––
0,2667
Gewichtsverlust, und sonach
1,874 . 0,2667 = 0,4998 oder 99,96 Procent salpetersaures
Kali.
Indessen ist das Resultat nicht immer so genau ausgefallen. So hatten in anderen
Versuchen
0,669 und 0,517 reiner Kalisalpeter,
0,360 und 0,274 Gewichtsverlust gegeben, was
0,6746 und 0,5135 oder
100,8 und 99,3 Proc. salpetersaures Kali gibt.
2,231 Quarzpulver, mit 0,5062 reinem salpetersaurem Kali und 0,3868 geschmolzenem und
gepulvertem Kochsalz gemengt, gab 0,270 Gewichtsverlust, was 0,5060 oder 99,95 Proc.
Kalisalpeter anzeigt.
10,151 Grm. käuflicher Chilisalpeter verloren beim vorsichtigen Schmelzen
0,063
oder 0,62 Proc.
3,843
Quarzpulver wog nach dem Glühen
3,813.
Dazu
0,5236
von obigem geschmolzenen, gepulverten und
getrocknetenChilisalpeter
––––––
4,3366
Summe, nach gutem Mengen
4,3366
unverändert,
4,0176
nach halbstündigem schwachen Glühen
––––––
0,3190
Gewichtsverlust.
Das gibt 1,574 . 0,319 = 0,5021 salpetersaures Natron, d. i.
95,2 Proc.
des geschmolzenen, und
94,6 „
des ursprünglichen Salzes.
Eine Auflösung von salpetersaurem Natron wurde mit Chlorcalcium, Eisenchlorid und
schwefelsaurer Talkerde versetzt, zur Krystallisation gebracht, abgewaschen und
getrocknet. Beim Schmelzen ergab sich ein Gewichtsverluft von 1,33 Proc. Die
geschmolzene Masse wurde analysirt und gab
0,07 Procent
Rückstand beim Auflösen
0,78 „
Chlor
2,35 „
Schwefelsäure
0,23 „
Eisenoxyd
0,55 „
Kalkerde
1,05 „
Talkerde.
Danach kann man in der geschmolzenen Masse berechnen
0,07 Procent
Rückstand
0,53 „
Eisenchlorid
0,75 „
Chlorcalcium
0,41 „
schwefelsaure Kalkerde
3,15 „
schwefelsaure Talkerde
0,02 „
schwefelsaures Natron
––––––––––
4,93 Procent
in Summe,
wobei begreiflich die Gruppirung der Bestandtheile
willkürlich, aber auch gleichgültig, und nur die Annahme des Eisenoxydes als
neutrales Salz fraglich bleibt, was aber keinen wesentlichen Einfluß hat.
Es bleiben daher
95,07 Proc. für salpetersaures Natron.
Von derselben geschmolzenen, gepulverten und getrockneten Masse wurden 0,548 Grm. mit
3,752 geglühtem Quarzpulver gemengt und verloren durch halbstündiges schwaches
Glühen 0,331 Grm. Das gibt 1,574 . 0,331 = 0,521 oder 95,1 Proc. salpetersaures
Natron.