Titel: | Rotirende Dampfmaschine von Ed. Scheutz in Stockholm. |
Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. CXI., S. 401 |
Download: | XML |
CXI.
Rotirende Dampfmaschine von Ed. Scheutz in Stockholm.
Aus dem Practical
Mechanic's Journal, Juni 1861, S. 59.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
[Rotirende Dampfmaschine von Ed. Scheutz in Stockholm.]
Diese, in England patentirte Maschine zeichnet sich durch einfache und sinnreiche
Construction aus. Fig. 4 und 5 stellen sie im
horizontalen und verticalen Durchschnitt dar; Fig. 6 und 7 geben einige
Details.
Eine wesentliche Eigenthümlichkeit dieser Maschine ist die schwach conische Form des
Cylinders und Kolbens, statt der bisher angewandten genau cylindrischen; vermöge
dieser Anordnung wird bei unverändert dichtem Schluß die Reibung und Abnutzung auf
ein Minimum herabgezogen. Der Cylinder oder das Kolbengehäuse A (Fig.
4) ruht auf der Grundplatte B mittelst der
Flantschen C. Die Deckel D,
D sind dampfdicht auf dasselbe aufgeschraubt und enthalten in den
Stopfbüchsen die Kolbenstange E. Auf dieser ist der
Kolben F befestigt, welcher mit vier radialen Schiebern
aa, a'a' versehen ist; diese bewegen sich in
Schlitzen, die in den Armen des Kolbens angebracht sind, welcher hohl und durch die
Deckplatten b, b verschlossen ist.
Die Schieber a liegen einander diametral gegenüber und
werden gegen die Wand des Kolbengehäuses durch die im Innern des Kolbens
befindlichen Federn c, c gedrückt. Nur die beiden
Deckplatten des Kolbens sind in unmittelbarer Berührung mit dem Cylinder, indem der
zwischenliegende Kolbentheil einen kleineren Durchmesser hat und ringsum einen Raum
für den Dampf freiläßt, wie aus Fig. 5 ersichtlich
ist.
An zwei einander diametral gegenüber liegenden Stellen des Cylinders oder
Kolbengehäuses sind fest liegende Vorsprünge d, d
angebracht, welche mit der Oberfläche des Kolbens seiner ganzen Länge nach einen
dampfdichten Schluß bilden. Zu beiden Seiten dieser Vorsprünge befinden sich schwach
gekrümmte Platten e (Fig. 6), welche den
Uebergang der Schieber a, a' aus ihrer äußersten
Stellung in ihre innerste und umgekehrt vermitteln, hauptsächlich also zur
Vermeidung von Stößen dienen. Durch die Rohre H, H' tritt
der Dampf in das Kolbengehäuse ein, durch die Rohre G,
G' aus demselben aus. Sie münden, einander gegenüber liegend, in das
Kolbengehäuse ein, das eine hinter, das andere vor je einem Vorsprung d. Die gekrümmten Platten e
sind durchlöchert und gestatten dadurch dem Dampf Ein- und Austritt. An ihren
entgegengesetzten Enden stehen die genannten vier Rohre mit dem Schiebergehäuse I in Verbindung. Der Schieber K, welcher durch den Dampf gegen seinen Spiegel angedrückt wird, hat an
seiner unteren Fläche eine Höhlung, deren Länge so bestimmt ist, daß je zwei
einander diametral gegenüber liegende Rohrleitungen durch dieselbe mit einander in
Verbindung gesetzt werden können. Wie Fig. 7 zeigt, sind durch
diese Höhlung die Rohrleitungen G, G' für den
austretenden Dampf mit einander und zugleich (Fig. 5) mit dem
Ausblaserohr M verbunden. Der durch das Dampfrohr L zuströmende Dampf gelangt durch zwei in den Schieber
gebohrte Canäle f in die beiden Dampfzuführungsrohre H, H'. Durch seinen Druck auf die Schieber a setzt der durch die Rohrleitungen H, H' in den ringförmigen Raum zwischen Kolben und
Kolbengehäuse eintretende Dampf den Kolben in eine nach der Richtung des Pfeils
drehende Bewegung, indem gleichzeitig der verbrauchte Dampf durch die Rohrleitungen
G, G', die Höhlung im Schieber K und das Ausblaserohr M
entweicht. Dreht man den Schieber K um eine
Viertelwendung, wozu man sich der Schieberspindel N
bedient, so wechseln die Functionen der Rohrleitung um, die Rohre G, G' werden zu Zuführungs- und die Rohre H, H' zu Ableitungsrohren, und die Maschine nimmt die
entgegengesetzte Bewegungsrichtung an. Durch Drehen des Schiebers um eine
Achtelwendung wird die Maschine angehalten.
Die Maschine von Scheutz, welcher durch die von ihm
erfundene Rechenmaschine rühmlich bekannt ist, wird in Schweden bereits mit Erfolg
angewendet und jetzt in mehreren Exemplaren von 6 bis 7 Pferdekräften gebaut.