Titel: | Das Bier- oder Stirlinger-Moos bei Lambrechtshausen im Herzogthume Salzburg, und dessen Ausbeute für industrielle Zwecke; Bericht von Dr. Georg Thenius, Director des Torfverkohlungs-Etablissements daselbst. |
Autor: | Georg Thenius [GND] |
Fundstelle: | Band 169, Jahrgang 1863, Nr. XCVI., S. 362 |
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XCVI.
Das Bier- oder Stirlinger-Moos bei
Lambrechtshausen im Herzogthume Salzburg, und dessen Ausbeute für industrielle Zwecke;
Bericht von Dr. Georg Thenius, Director des
Torfverkohlungs-Etablissements daselbst.
Thenius, über den Biermoostorf und dessen Ausbeute für industrielle
Zwecke.
Die große Bedeutung der Torfmoore in der gegenwärtigen Zeit und ihre Wichtigkeit für
die Zukunft bei dem immermehr fühlbaren Holzbedarf sowohl für die Eisenbahnen als
auch andere industrielle Zwecke veranlaßt mich, gegenwärtigen Bericht der
Oeffentlichkeit zu übergeben, in der Hoffnung, daß man in weiteren Kreisen die
Wichtigkeit der Ausbeutung dieses Hochmoores, welches so vortheilhaft gelegen ist,
einsehen möchte; da es sich hier nicht allein um die Erzeugung von gewöhnlichem
Stichtorf, Maschinentorf oder Baggertorf handelt, sondern auch um die Fabrication
einer Torfkohle, welche in ihren Eigenschaften nicht bloß der Holzkohle vollkommen
gleichkommt, sondern sie auch übertrifft.
Dieses große Moor, welches den Namen Biermoos erhalten hat, und einen Flächenraum von
750 niederösterreichischen Jochen umfaßt, liegt im Herzogthum Salzburg in der Mitte
des Stirlinger Waldes und gehört seiner äußeren Oberfläche nach zu den sogenannten
Hochmooren, welche in der Regel eine außerordentliche Mächtigkeit besitzen und deren
Torfmaterial ein ganz vorzügliches ist, indem dasselbe sich durch einen sehr
geringen Aschen- und sehr großen Kohlenstoffgehalt auszeichnet. Die
hauptsächlichsten Pflanzen, welche die Oberfläche des Biermooses bedecken, sind: Eriophorum vaginatum, Calluna vulgaris, Erica tetralix
und die vielen Sphagnum-Arten, welche zu den
hauptsächlichsten torfbildenden Pflanzen gehören. Es findet sich außerdem die
sogenannte Zwergkiefer und stellenweise auch kleine Birken; erstere befestigt durch
ihre weitverbreiteten Wurzeln den Boden einigermaßen, indem man sonst stellenweise
fast versinken
würde. Diese sehr zahlreichen, über einen Raum von circa
600 Joch verbreiteten, größtentheils ziemlich gedrängt stehenden Zwergkiefern, deren
mittlere Höhe 3 bis 5 Fuß und der kleinsten von 1 bis 2 Fuß Höhe beträgt, wachsen
außerordentlich langsam, indem dieselben erst nach 60 bis 80 Jahren den Durchmesser
von 1 bis 1 1/4 Zoll im Stamme erreichen. Bei der Ausrottung von einem
niederösterreichischen Joche erhält man im Durchschnitte 15 bis 20 Klafter sehr
gutes, überaus harzreiches Prügelholz, dessen Verwendung zur Bettung der Moosstraßen
bemerkenswerth ist. Die auf dem Hochmoor bereits angelegten Straßen sind durch
Einbettung von diesem Prügelholz, Ziehung zweier Gräben an beiden Seiten und
Ueberführen von dem sogenannten Abraumhaufen des Torfes, gemischt mit Letten und
obenauf Schotter hergestellt. Die übrigen sich vorfindenden Pflanzen sind
hauptsächlich Vaccinium myrtillus, Vaccinium vitis
Idæa, sowie mehrere Gräser, welche namentlich nach der Ausrottung
der Zwergkiefer in großer Masse auf der Oberfläche erscheinen. Die durchschnittliche
Mächtigkeit des ganzen Torflagers schwankt zwischen 18 bis 27 Fuß
niederösterreichischem Maaß, und zwar sind diese Tiefen-Verhältnisse durch 37
im Auftrage der k. k. österreichischen Regierung vom Prof. Lorenz unternommene Bohrversuche festgestellt. Die Entwässerung des ganzen
Hochmoores ist durch dessen natürliche Lage sehr erleichtert, indem das Moor nach
allen Seiten hin und namentlich nach der Salzach einen natürlichen Abfall hat, und
durch verschiedene das ganze Torfmoor umgürtende Bäche das Wasser vollständig
abgeführt wird. Demgemäß kann das ganze Moor ohne Wasserhebungsmaschinen abgebaut
werden. Das südwestliche Ende des Moores ist in gerader Linie nur eine halbe Stunde
von der Salzach entfernt, so daß ohne große Transportkosten die erzeugten Producte
in Schiffen nach Passau, Linz und Wien abgesetzt werden können. Die Qualität des
Torfes ist im allgemeinen gleichförmig, jedoch ist der in der Mitte des Torflagers
befindliche der beste, während an den Rändern im Westen und im Osten die Qualität
des Torfes eine mindere, und derselbe unbedingt jüngerer Natur ist. Die chemischen
Eigenschaften des Biermoostorfes wurden bereits durch mehrere Analysen erhoben. Die
erste wurde im Laboratorium des k. k. Professors Dr. Redtenbacher in Wien, die zweite durch Hrn. Professor v.
Liebig in München vorgenommen. Die nachfolgenden
Analysen sind von dem Berichterstatter selbst ausgeführt.
I. Analysen von
Biermoostorf.
Gehalt
an
Nutzbare Heizkraft, ausgedrücktin Pfunden Wasser,
welches durch
Benennung.
Wasser
Asche
Wärmecoefficient.
1 Pfd. Brennstoff von
0°–80°
in Procenten.
Reaum. erhitzt wird.
1. Biermoostorf, nach Redtenbacher
13,0
3,18
0,499
38,99
2. Biermoostorf, nach Liebig
12,43
1,25
0,508
39,76
3. Condensirter
Biermoostorf bei 100° C. 6 Stund.
getrocknet, nach G. Thenius.
12,65
1,12
0,506
39,52
Analysen des Biermoosstichtorfes von G.
Thenius;
3 Stunden im Lufttrockenbade bei 100° C. getrocknet.
Nummer.
Fundort.
Beschaffenheit.
Auf 100 Theileberechnet
Durchschnittsresultat.
Asche.
Wasser.
Asche.
Wasser.
I.II.III.
StichtorfErster
StichMittlerer StichUnterer Stich
von röthlich brauner Farbe, hie
und da von
Wurzelfasern durchzogenvon brauner
Farbe, ganz
freie Wurzelfasernvon
dunkelbrauner Farbe
1,121,131,23
18,718,518,9
1,16
18,7
Quantitative Analysen der Asche von
Biermoostorf von G. Thenius.
In 100 Theilen Asche sind enthalten:
Bestandtheile.
Erster Stich.
Mittlerer Stich.
Unterer Stich.
CondensirterTorf.
Kalk
28,52
29,12
30,05
29,52
Magnesia
1,54
1,63
1,55
1,45
Eisenoxyd
13,93
14,15
14,23
14,59
Thonerde
5,46
4,95
5,20
5,15
Kieselerde
36,92
37,50
36,29
36,52
Phosphorsäure
0,12
0,13
0,14
0,13
Schwefelsäure
1,53
1,60
1,59
1,45
Kohlensäure
11,25
10,12
10,10
10,50
––––––––––
–––––––––––
––––––––––
–––––––––
99,27
99,20
99,15
99,31
Verlust
0,73
0,80
0,85
0,69
––––––––––
–––––––––––
––––––––––
–––––––––
100,00
100,00
100,00
100,00
Trockene Destillation des Biermoostorfes,
von G. Thenius.
100 Theile bei 100° Cels. getrockneter Biermoostorf ergaben bei der trockenen
Destillation:
Theer
5,20
Ammoniakwasser
38,57
Kohks
41,20
Gas und Verlust
15,03
––––––
100,00.
Dieser Versuch wurde mit Quantitäten von 5 Pfd. Torf vorgenommen.
II. Untersuchung des Biermoostorfes auf
Theer, Ammoniakwasser und Kohlen, von G. Thenius.
Dieser Versuch wurde in schmiedeeisernen Retorten bei einer Ladung von 120 Pfd. Torf
vorgenommen. Die Destillation erfolgte bei angehender Rothglühhitze. 100 Pfd.
künstlich vollkommen getrockneten Torfes ergaben:
Theer
4,5
Ammoniakwasser
36,9
Kohlen
40,5
Gas und Verlust
18,1
–––––
100,0
Untersuchung der Torfkohle.
I. Nach Lichtenberger: 100 Theile
Torfkohlen ergaben
4,65 Proc.
Asche
95,35 Proc. Kohlenstoff
––––––––––––––––––
100,00 Proc.
aus der Differenz.
II. Nach Thenius: 100 Theile bei
100° C. getrockneter
Torfkohle ergaben
4,35 Proc. Asche
95,65 Proc. Kohlenstoff
––––––––––––––––––
100,00 Proc.
aus der Differenz.
Untersuchung des Theeres von G.
Thenius.
100 Thle. wasserfreien Theeres ergaben bei der trockenen Destillation:
rohes
leichtes Oel
16 Proc.
von
0,850
spec. Gewicht
„
schweres Oel
30 „
„
0,890
„
„
Schmieröl
15 „
„
0,950
„
rohe
Paraffinmasse
12,5 „
roher
Asphalt
16 „
Gase
und Verlust
10,5 „
––––––
100,0.
Bei wiederholter Destillation und Reinigung der Producte wurde von 100 Theilen Theer
erhalten:
rohes
leichtes Oel
8 Proc.
von
0,815
spec. Gewicht
„
schweres Oel
20 „
„
0,835
„
„
Schmieröl
10 „
„
0,890
„
„
Paraffin
1 „
Resultate der vom Hrn. Ingenieur
Gräserunternommenen Untersuchung des Biermoostorfes auf Gas und
Torfkohle.
Derselbe nahm die Untersuchung mit zehn Centnern lufttrockenen Biermoostorfes vor,
welcher mit etwas Wasser angefeuchtet und nachher comprimirt wurde, wobei derselbe
auf ein Drittel seines früheren Volumens sich reducirte. Nach Comprimirung des
Torfes trocknete er denselben künstlich, wobei die ursprünglichen zehn Centner sich
auf 886 Pfd. reducirten. Die Vergasung des getrockneten Torfes nahm derselbe in
einem Apparat für Steinkohlengas-Erzeugung vor. Bei acht auf einander
folgenden Füllungen oder Ladungen der Retorte mit je 100 Pfd. comprimirten und
getrockneten Torfes erhielt derselbe folgende Resultate:
Retorten-Beschickung.
Zeitder Destillation.
Gewichtdes zur Verglasunggebrachten
Torfes.
Gas-Erzeugungin Kubikfußenglisch.
GewonneneTorfkohle.
Pfund.
Pfund.
1.
Ladung2. „3. „4. „5. „6. „7. „8. „
1 1/4
Stunde 1
1/4
„ 1
„ 1
„ 3/4 „ 1
„ 1
„ 3/4 „
100100100100100100100100
465486502498489507509511
4743434347414340
Summe
–
800
3967
347
Sohin aus 100 Pfd. Torf 496 Kubikfuß englisch oder 445 Wiener Kubikfuß.
Außer den obenangeführten 3967 Kub. F. gereinigten Torfgases wurden 347 Pfund sehr
vorzügliche Torfkohle erhalten, welche vollkommen die Form des zur Vergasung
gebrachten Torfes beibehalten hatte, mithin compact und zum Transport ganz
vorzüglich geeignet ist; außerdem erhielt man 54 Pfund Theer und 24 bis 25 Procent
ammoniakalisches Wasser. Das gereinigte Torfgas wurde bezüglich seiner Lichtstärke
einer Prüfung unterzogen. In nachstehender Tabelle sind die photometrischen
Resultate zusammengestellt:
Gattung des Gasbrenners.
Druck in derBrennerröhrein
Millimetern.
Gas-Consumper
Stundein engl. Kubikfuß.
Gefundene Lichtstärkein Stearinkerzen, 4
Stückauf 1 Pfd.
Schnittbrenner
9 Millim.
4
28
Schottischer Brenner
11
„
4
33
Manchester-Brenner
8
„
5
46
Argandbrenner mit 20
Löchern und
Glascylinder
10
„
5
51
Manchester-Brenner
10
„
1
1/2
4
Bei den Lichteffects-Versuchen wurde der Bunsen'sche Photometer angewandt.
Diese photometrischen Versuche wurden mit aller möglichen Vorsicht und Genauigkeit
vorgenommen, und es können sohin oben angeführte Lichtstärken, soweit als die
Verläßlichkeit des Instrumentes reicht, auch als die richtigen bezeichnet
werden.
Was die Brauchbarkeit der bei der Vergasung erhaltenen
Torfkohle betrifft, so wurden in verschiedenen Werkstätten Versuche damit
angestellt, welche angeführt zu werden verdienen.
Versuch I.
Das zum Schweiße erhitzte Eisen blieb rein, die beiden Eisenstücke verschweißten
sich sehr leicht und vollkommen; zum Schluß wurden zwei Stücke Rundeisen von 1
1/2 Zoll Durchmesser in 3 Minuten vollständig erhitzt, stumpf
zusammengeschweißt, und zwar von der Schweißung so vollkommen, daß man nicht im
Stande war, das Eisen noch in der Weißwarmhitze an seiner Schweißstelle
auseinander zu brechen.
Versuch II.
Zum Vergleich der gewöhnlichen Holzkohle mit der Torfkohle, im Beiseyn von
mehreren Schlossern und Schmieden:
Es wurde ein 2 Zoll dickes, 4kantiges Stangeneisen genommen und zum Schweißen
desselben mit Holzkohle 3 Pfd. und ein Zeitaufwand von 10 Minuten gebraucht,
während ein Stück Eisen derselben Gattung und Dicke, mit Torfkohle geschweißt,
nur 1 1/2 Pfund und 6 Minuten Zeit erforderte.
Versuch III.
Es wurde ein Gesenkhammer von 5 Pfund Gewicht mit Torfkohlen in einer Zeit von
zehn Minuten in volle Schweißhitze gebracht und dazu nur 2 1/4 Pfund Torfkohlen
verwendet, während ein gleicher Gesenkhammer mit 4 Pfund Holzkohlen zwölf
Minuten Zeit zur Schweißhitze brauchte.
Versuch IV.
Vergleich der Biermoostorfkohle mit englischer Rußkohle.
Es wurde ein Eisen von 3 Zoll im Quadrat mit 16 Pfd. englischer Rußkohle in zwölf
Minuten zur Schweißhitze gebracht, während ein gleiches Eisen mit 11 Pfd.
Biermoostorfkohle nur neun Minuten Zeit erforderte.
Versuch V.
Er wurde in der k. k. Feilenfabrik zu Stadt Steyer angestellt.
In einem Zeitraume von 60 Minuten wurden mit 5 Pfund Holzkohle 39 Feilen
geschmiedet, während in einem gleichen Zeitraume 56 Feilen mit 3 Pfd. Torfkohle
geschmiedet wurden. (Diese Feilen waren dreieckige sechszöllige).
Beschaffenheit der
Torfkohlen.
In ihrer äußeren Form entsprechen die Torfkohlen den zur Destillation verwendeten
Torfstücken, jedoch ist ihr Volumen bedeutend verringert. Sie sind von faseriger
Textur mit mattschwarzer Farbe, ziemlich leicht, jedoch compact genug, um sie im
Schmiedefeuer gut verwenden zu können. Sie entzünden sich leicht und glimmen, einmal
in Brand gesetzt, bei gegeringem Luftzuge fort, und hinterlassen eine weißgelbliche
sehr leichte Asche. Die Menge der Asche schwankt zwischen 4,35 bis 4,65 Proc. des
Gewichtes der verbrannten Torfkohks. Bei mehrfachen Versuchen hat sich
herausgestellt, daß die Wärmeleistungsfähigkeit 6620 Calorien entspricht, indem ein
Gramm Kohks 29,296 Gramme Bleioxyd reducirt. Nach diesen Resultaten stellt sich der
Werth der Torfkohlen dem der Holzkohlen fast gleich. Bei dem geringen Aschengehalt
und den Spuren von Schwefel und Phosphor sind die Torfkohlen zum Hohofenproceß sehr
vortheilhaft zu verwenden. Es ist daher nur zu verwundern, daß man in Deutschland
nicht schon längst der Torfkohlen-Fabrication im Großen eine größere
Aufmerksamkeit zugewendet hat, während in Irland diese schon lange im Gange ist; es
würde die Eisenindustrie dadurch einen neuen Hebel erhalten.
Die von dem condensirten Torf, dessen Fabrication ich später besprechen werde,
gewonnene Torfkohle ist fester, dichter und noch transportfähiger als die von
Stichtorf erzeugte; sie ist den Steinkohlenkohks hinsichtlich des äußeren Ansehens
sehr ähnlich.
Es folgen hier noch zur Vergleichung der Resultate des Hrn. Ingenieurs Gräser die von Hrn. Chemiker Körner ausgeführten Untersuchungen des Biermoostorfes auf Gas und
Torfkohle. Der Torf wurde auf dem Retortenofen und in der Trockenkammer künstlich
getrocknet, wobei sich ein Gewichtsverlust von 14 Proc. ergab. Nach 10 bis 12
Stunden war der Torf vollkommen aufgetrocknet, und es zeigte sich keine weitere
Gewichtsabnahme bei längerer Belassung auf dem Ofen. Es wurde eine Retorte zehnmal
nacheinander ohne Unterbrechung mit getrocknetem Torf geladen, mit nachstehendem
Ergebniß:
1.
Ladung
mit
56
Pfund
Torf
gab
300
Kubikfuß
Gas
2.
„
„
60
„
„
„
250
„
„
3.
„
„
71
„
„
„
325
„
„
4.
„
„
65
„
„
„
300
„
„
5.
„
„
60
„
„
„
300
„
„
6.
„
„
60
„
„
„
325
„
„
7.
„
„
60
„
„
„
325
„
„
8.
„
„
60
„
„
„
275
„
„
9.
„
„
60
„
„
„
350
„
„
10.
„
„
60
„
„
„
325
„
„
–––
––––
612
Pfund
Torf
3075
Kubikfuß
Gas.
Zu obigen 3075 Kubikfuß Gas kommen noch circa 32
Kubikfuß, welche während den Versuchen consumirt wurden und 25 Kubikfuß, welche im
Zwischengasometer blieben, nach gänzlicher Füllung des großen Gasometers. Aus 612
Pfund Torf wurden also 3132 Kubikfuß Leuchtgas erzeugt, mithin circa 510 Kubikfuß aus 1 Centner Torf. Aus einem Centner
Torf wurden durchschnittlich erhalten 44 bis 45 Pfd. Torfkohle oder Kohks von guter
Qualität. Das Ergebniß an Theer konnte nicht genau bemessen werden, da er sich mit
dem in der Vorlage befindlichen Holztheer vermengt hatte. Auffallend stark war die
Lichtintensität dieses aus Torf erzeugten Leuchtgases. Die Messungen wurden mit dem
Bunsen'schen Photometer gemacht, und mit einer
Stearinkerze, deren sechs Stück auf ein Pfund gehen, sowie mit einem Holzgasbrenner,
der bei einem Druck von 1 Zoll per Stunde fünf Kubikfuß
Gas consumirt. Bei den ersten Messungen ergab sich eine Lichtstärke von 17 bis 18
Kerzen, bei den am zweiten Tag vorgenommenen Messungen, nachdem in den Reiniger ein
Zusatz von frischem Kalk gekommen war, sogar eine Lichtstärke von 22 bis 23 Kerzen
für eine Gasflamme von fünf Kubikfuß Gasconsum per
Stunde, was ein höchst günstiges Ergebniß genannt werden muß, denn Unternehmer von
Steinkohlen- und Holzgasbeleuchtungen garantiren in der Regel nur eine
Lichtstärke von höchstens 10 bis 12 Kerzen für eine Gasflamme, welche fünf Kubikfuß
per Stunde an Gas consumirt.
Schließlich verdienen noch die Resultate des Hrn. F. Schuppler in der k. k. Flachsspinnerei in Lambach erwähnt zu werden,
wobei
1
Centner
lufttrockener Torf
400
Kubikfuß
Gas
1
„
übertrockener Torf
470
„
„
ergab.
Stellen wir nun die Resultate aller drei Untersuchungen zusammen, so finden wir das
nachfolgende Durchschnittsresultat:
A.
aus 100 PfundTorfaus 100 PfundTorfaus 100
PfundTorf
Gräser
erhieltKörner
erhieltSchuppler
erhielt
445 Wiener Kubikfuß.510 Wiener
Kubikfuß.470 Wiener Kubikfuß.
Durchschnittsresultat.45
Kubikfußaus100 Pfund Torf.
Diese Resultate in Bezug auf die Gasausbeute des Biermoostorfes kann man gewiß
als sehr vorzügliche bezeichnen, wenn man dieselben mit denjenigen der aus
englischen Steinkohlen erzeugten Gasmengen, welche in der nachfolgenden Tabelle
zusammengestellt sind, vergleicht:
B.Bericht von Fr. Versmann.
Ausbeute von einer Tonne oder 20
Centnern Steinkohle.
Nummer.
Kohlen.
EnglischeKubikfuß Gas.
Lichtstärke inSpermacetikerzen.
Kohks
1 2 3 4 5 6 7 8 9101112131415
StaffordshireDerbyshireHimwichRavensworthLochgellyPelton,
NewcastleRamsey, NewcastleDerbyshire
CannelWearmouthWigard CannelNewcastleWemys
CannelLesmahayr's CannelBoghead Cannel IBoghead Cannel
II
7,100 7,600 9,30010,100 8,000 9,700 9,700 8,50011,90010,000 9,80011,60010,50012,50013,500
12,4211,7111,5013,2018,0015,1016,6020,6015,9620,0025,0031,9540,0040,0048,00
13 1/2 17 14
1/4 13
1/2 13 14 13
1/2 15 13
1/2 13 1/4 13
1/4 14 10 8 6
Diese 15 Sorten Kohlen
ergeben zusammen
149,800
340,04
191 3/4
Durchschnittsergebniß von
20 Ctrn. Steinkohle
9,986
22,66
12,7
Lichtstärke inSpermacetikerzen
1 Ctr. Steinkohle ergibt demnach
499englische Kubikfuß
–
63,5 Pfd.Kohks.
C.Bericht von Fr. Versmann.
Ausbeute von einer Tonne oder 20
Centnern Torf.
Nummer.
Torf.
Kubikfußenglisches Gas.
Lichtstärke inSpermacetikerzen.
Kohks.
1234567
Caithneß, lufttrocken
I „
„
II „
„ IIIBelfast,
condensirt I „
„ IICrewelea,
condensirtWelscher, condensirt
10,800 9,20013,200 8,80010,500 9,24011,000
14,1018,5016,5015,5015,6518,7522,50
5 1/4 5 1/4 6
3/4 6 8 8
3/4 7
Zusammen
72,740
121,50
47
Im Durchschnitt geben 20 Centner
Torf
10,390
17,3
Lichtstärke inSpermacetikerzen
1 Centner Torf gibt
519englische Kubikfuß
–
33,5 Pfd.Kohks.
Aus diesen Zusammenstellungen A, B, C ersieht man,
daß
1)
1 Centner Biermoostorf circa
475 Wiener Kubikfuß,
2)
1 Centner englischer Torf
519 englische Kubikfuß,
3)
1 Ctr. englische Steinkohle
durchschnittlich
499 engl. Kubf. Leuchtgas gibt.
Obige 499 englische Kubikfuß repräsentiren circa 447
Wiener Kubikfuß, folglich kann der Biermoostorf einer guten englischen
Steinkohle wohl an die Seite gestellt werden; wenn auch die Gewichtsmenge der
von 1 Centner Steinkohle erzeugten Kohks durchschnittlich eine größere ist, als
die von einem gleichen Gewichte Biermoostorf erzeugte Kohle, so stellt sich das
Verhältniß folgendermaßen:
Steinkohle, englische
63,5 Pfd. Kohks,
Biermoostorf
44,5 Proc. Kohle,
englischer Torf
33,5 Proc. Kohle.
Dieses ungleiche Verhältniß wird jedoch dadurch vollkommen ausgeglichen, daß die
Biermoostorf-Kohle fast gar keinen Schwefel enthält und in Folge dessen
der Preis der Holzkohlen für die Biermoostorf-Kohle angenommen werden
kann.
Bei diesen verschiedenen Versuchen, welche mit dem Biermoostorf behufs der Gasgewinnung angestellt wurden, hat sich
herausgestellt, daß bei der Reinigung des Rohgases durch die darin enthaltene
größere Menge Kohlensäure mehr Kalk als bei der Reinigung des Steinkohlengases
nothwendig ist. Man kann jedoch die größere Menge Kohlensäure dadurch
verringern, daß man den zur Gaserzeugung bestimmten Torf auf den Retortenöfen
und in der Vortrockenkammer möglichst stark erhitzt, um die in den Poren des
Torfes enthaltene atmosphärische Luft auszutreiben. Bei dem gewöhnlichen
Stichtorf muß dieser Gehalt an atmosphärischer Luft unbedingt größer seyn als
bei dem comprimirten oder condensirten Torf, indem der erstere viel mehr Poren
als der letztere hat. Die Bereitung und die Fabrication des condensirten Torfes
ist daher bei der Verwendung des Torfes zur Gasfabrication unbedingt nothwendig,
um den Torf überhaupt und in größeren Massen nach entfernteren Orten absetzen zu
können.
Die Bereitung des condensirten
Torfes.
Condensirten Torf hat man in neuerer Zeit ein Product benannt, welches in England
mittelst einer besonderen, von Fr. Versmann in London
construirten Maschine erzeugt wird. Der Hauptzweck dieser Maschine ist, den
durch sie passirenden Rohtorf in eine völlig zerkleinte und gleichmäßige Masse
zu verwandeln, und namentlich die der Trocknung so nachtheiligen, langen
Röhrengefäße des Torfes in so kurze Stücke zu zerschneiden, daß das Wasser zu
beiden Enden dieser Faserstückchen ohne Schwierigkeit austreten kann, so daß die
Masse nach der hierauffolgenden Trocknung das Wasser gänzlich verliert, und sich
zu einem dichten Stoffe von steinartigem Gefüge zusammenzieht. Aehnliche
Maschinen sind bereits in Deutschland von Schlickeysen in Berlin construirt worden und in mehreren Torfwerken in
Betrieb; die durch letztere Maschinen erzeugte Torfmasse gibt ebenfalls ein ganz
vorzügliches Product.
Fr. Versmann hat nun der Trocknung des Torfes eine
ganz besondere Aufmerksamkeit zugewendet.Ueber Versmann's Methode der Torfpräparation
oder Condensation wurde bereits von R. Jacobi
im polytechn. Journal Bd. CLXVIII S. 306 berichtet.A. d. Red. Er trocknet den Rohtorf, bevor er ihn in seine Maschine gelangen läßt,
in einem Vortrockenhause, dessen innerer Raum mit einem Dawison'schen Ventilator bis auf 150° C. erhitzt wird. Erst
nachdem die so vorgetrocknete Masse durch seine Torfmaschine gegangen ist, läßt
er durch eine besondere Formmaschine regelmäßige Stücke bilden. Diese Stücke
werden in besonderen Trockenhäusern, deren innerer Raum durch Zuführung von
heißer im Anfang feuchter Luft, später trockener Luft mittelst eines Dawison'schen Steam-heat-Diffuser bis auf 30° C. erhitzt wird,
getrocknet. Nachdem der größte Theil der Feuchtigkeit ausgetrieben worden ist,
läßt er mittelst desselben Ventilators acht Stunden lang bis auf 150° C.
erhitzte Luft hineinblasen.
Der Verfasser dieses Berichtes hat nun die verschiedenartigsten Maschinen zur
Erzeugung sowohl von comprimirtem als auch condensirtem Torf genau studirt, und
ist zu der Einsicht gekommen, daß alle diese Maschinen hinsichtlich ihrer
Construction, Bedienung und Heizung zu kostspielig sind, und das erzeugte
Torfmaterial einen zu hohen Preis hat. Namentlich werden diese Kosten durch die
von Fr. Versmann ausgeführte Trocknung bedeutend
vergrößert, und es ist wohl einleuchtend, daß eine einfachere billigere Methode
obige bald verdrängen würde. Der Verfasser hat sich daher jahrelang damit
beschäftiget, eine solche Methode aufzufinden, und es ist ihm gelungen, auf
einem einfachen mechanischen Wege unter Mitwirkung von chemischen nicht
kostspieligen Stoffen dieselbe Wirkung zu erzielen, wie bei den theuersten
Maschinen. Namentlich wird durch seine Methode eine sehr schnelle Trocknung der
erzeugten Masse hervorgerufen, ohne daß die Oberfläche der Torfstücke zerreißt.
Da der Verfasser gesonnen ist, sein Verfahren patentiren zu lassen, oder es
einer größeren Gesellschaft abtreten will, so kann derselbe natürlich hierorts
nicht nähere Aufschlüsse darüber geben.
(Die Fortsetzung folgt.)