Titel: | Ovaler Schiffs-Dampfkessel von E. Andreae, Oberingenieur der k. k. österreichischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft. |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. XLVII., S. 172 |
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XLVII.
Ovaler Schiffs-Dampfkessel von E. Andreae, Oberingenieur der
k. k. österreichischen
Dampfschifffahrts-Gesellschaft.
Aus Armengaud's Génie industriel, August 1864, S.
57 u. Sept. S. 130.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Andreae's Schiffs-Dampfkessel.
Das Princip, welches dieser neuen Kesselconstruction zu Grunde liegt, beruht auf der
ovalen Form des Feuerraums mit Heizung aller Dampfräume, so daß eine vollkommene
Verbrennung der Oase und Heizung des Speisewassers bewirkt wird.
Die Flammen vereinigen sich bei ihrem Austritt aus den Feuerräumen in einem
besonderen Raume, von wo sie durch Röhren nach dem Kamin gehen und dabei die ganze
obere Wand des Kessels berühren, welche ihrerseits ihre Wärme an den Behälter für
das Speisewasser überträgt und welche den oberen Theil des Dampfraums umgibt, so daß
der Dampf durch die nach dem Kamin ziehenden Feuergase überhitzt wird.
Die Gase in den Röhren und unter dem Ueberhitzungsgewölbe sind mit der Flamme in
Berührung und haben daher Zeit, sich vor ihrem Austritt zu entzünden und vollkommen
zu verbrennen.
Versuche mit diesen Kesseln ergaben eine Brennstoffersparniß von 30 Proc.
Die gewählte ovale Form ist offenbar diejenige, welche die größte Oberfläche für das
Wasser und den größten Dampfraum liefert, so daß eine große Wassermenge verdampft
werden kann, ohne daß der Dampf viel Wasser mitreißt, was bei den gewöhnlichen
Schiffskesseln, namentlich mit schlammigem Wasser, leicht geschieht.
Die Construction dieser Kessel gestattet leichte Reinigung und Instandhaltung; der
Schlamm des Fluß- und das Salz des Seewassers können sich leicht im
Speisewasserbehälter absetzen.
Die erwähnten Vorzüge der in Rede stehenden Schiffskessel dürften genügen, um die
Aufmerksamkeit der Betheiligten darauf zu lenken. Bei Kriegsschiffen hat die ovale
Gestalt der Kessel namentlich noch den Vortheil, daß alle Theile des Schiffes unter
demselben leicht zugänglich und Schäden also leicht überall auszubessern sind; auch
gestattet sie die Weglassung der Querstege, indem einige senkrechte Stege zur
Verstärkung ausreichen.
Das Nähere ist aus den Figuren 34 und 35
ersichtlich, deren erstere einen senkrechten Längendurchschnitt, die andere zur
Hälfte eine Vorderansicht und zur Hälfte einen Querdurchschnitt des Kessels
darstellt.
Der Hauptkörper des Kessels A ist oval; die Enden sind
durch die horizontalen Stege a, die Decke ist mit dem
Boden durch die verticalen Stege a' verbunden, welche
zwischen den Wandungen der vier Feuerräume B
hindurchgehen.
Die Feuergase ziehen nach der hinteren Kammer C, gehen
dann durch die Röhre E nach dem Raume D und von hier in die Esse H. In dem Raume D liegt der Behälter F für den Dampf, welcher durch die beiden Stutzen f, f hineingelangt und daselbst eine Ueberhitzung durch
die Verbrennungsgase erfährt. Letztere erhitzen zugleich die äußere Wand des Raumes
D, welcher den Boden des Speisewasserbehälters G bildet.
Hinter den Rösten b in den Feuerräumen B befinden sich die Feuerbrücken c aus Eisenblech, welches mit feuerfesten Steinen bedeckt ist.
Die beiden Sicherheitsventile d befinden sich auf dem
elliptischen Kesselkörper, und zwischen denselben ist das Mannloch angebracht.
An der Seite der Feuerung liegt das Dampfrohr e mit dem
Regulatorventil f'.
Das Speisewasser wird im Behälter G vorgewärmt; es tritt
bei g (Fig. 35) ein und wird
durch das Rohr h in den Kessel gepumpt.
Die Feuerthüren l haben wie immer doppelte Wandung; m sind die Aschenfallthüren. Die Oeffnungen i zwischen den letzteren gestatten die Reinigung.
Verschließbare Oeffnungen k im Speisewasserbehälter
dienen gleichfalls zur Reinigung. Die Thüren o werden
bei Entfernung der Flugasche aus D benutzt.
Der große Uebelstand der gewöhnlichen Schiffskessel, bei denen die Esse direct über
der Mündung der Feuerrohre steht, daß sie nämlich glühende Asche auswerfen, fällt
bei diesen Kesseln vollkommmen weg.
Folgendes sind die Resultate der Vergleichsversuche, welche auf Dampfschiffen mit
diesen und mit gewöhnlichen Kesseln angestellt worden sind.
Versuche auf den Schraubendampfern
Messina und Malta des österreichischen Lloyd in Triest.
Das Schiff Messina war mit einem ovalen Kessel nach Andreae'-schem System, das Schiff Malta mit einem Kessel nach Lloyd'schem System versehen.
Die Versuche sind in den Berichten des österreichischen Lloyd vom 4. Dec. und 7.
November 1862 aufgeführt und lieferten folgende Ergebnisse:
Die Kohle stammte von Troon.
Der Messina verbrauchte 10,37 österr. Centner (580 Kilogr.) in der Stunde, bei einer
Geschwindigkeit der Maschine von 46,65 Umdrehungen in der Minute.
Der Malta verbrauchte 10,95 Centner (615 Kilogr.) bei
einer Geschwindigkeit der Maschine von 44,4 Umdrehungen in der Minute.
Es ergibt sich hieraus für den Messina eine Ersparniß von
18,1 Procent.
Ein zweiter Versuch mit 1/10 Trooner- und 9/10 Powles-Kohlen ergab eine
Ersparniß von 21,3 Procent.
Versuche auf den Schiffen Donau und
Samson.
Der Schleppdampfer Donau machte am 4. November 1860 eine
Fahrt von Pesth nach Göngö mit 8 Booten im Schlepptau und einer Ladung von 19367
metrischen Centnern nebst 672 Ctrn. Kohlen. Er verbrauchte dabei mit Kesseln nach
Andreae'schem System 1030 Kil. Kohlen in der Stunde.
Die Geschwindigkeit der Maschine war 15 bis 16 1/2 Umdrehungen in der Minute, die
Dauer der Reise 33 Stunden.
Ein Auszug aus den Berichten über dasselbe Schiff, im Jahr 1859, als es noch einen
Lloyd'schen Kessel führte, ergibt einen Verbrauch von 1195 Kil. Kohlen in der
Stunde.
Dasselbe Schiff hatte im Jahr 1854 denselben Weg von Pesth nach Göngö mit 8 Booten
und einer Ladung von 15817 Cntrn. gemacht, und dabei in 43 Stunden 40 Minuten (die
Stunde wie oben angegeben zu 1195 Kil.) 51863 Kil. Kohlen verbraucht.Es erscheint denn doch diese Berechnungs- und Vergleichungsweise sehr
gewagt.A. d. Red.
Der Weg war bei dieser Reise derselbe gewesen wie bei der Fahrt mit dem ovalen
Kessel; allein in letzterem Falle war die Last des Schiffes größer, dennoch hatte
der Kohlenverbrauch nur 33990 Kil. betragen. Ohne Rücksicht auf die vermehrte Last
hatte also die vermehrte Geschwindigkeit eine Kohlenersparniß von 34,5 Proc.
bewirkt.Es erscheint denn doch diese Berechnungs- und Vergleichungsweise sehr
gewagt.A. d. Red.
Am 23. October 1861 fuhr der Samson von Pesth nach Göngö
mit 14000 Ctrn. Fracht in 31 Stunden. Die Maschine (mit einem Andreae'schen Kessel) gieng ohne Expansion, machte 16 Umdrehungen in der
Minute und producirte (bei 1,41 bis 1,57 Atmosphären Druck) 138 Kubikmeter Dampf in
der Minute. Verbraucht wurden stündlich 952 Kil. Kohlen. Der Vergleich des früheren
Verbrauchs auf demselben Schiff bei ebenfalls 14000 Ctrn. Last und einer Fahrzeit
von 34 Stunden 15 Min., während es noch Lloyd'sche Kessel besaß, ergibt folgende
Zahlen:
Alte Kessel.
Zeit.
Stündlicher Verbrauch.
(8 Boote).
34 St. 15 Min.
1372 Kil.
Neue Kessel.
(9 Boote).
31 St. 30 Min.
957 Kil.
Dieß ergibt eine Ersparniß von etwa 30 Proc. an Brennstoff, selbst wenn man von der
vermehrten Last und der vermehrten Geschwindigkeit absieht.Siehe die vorhergehende Bemerkung.
Nach einem Berichte von Legal ist seit dem 15. Januar d.
J. ein Andreae'scher Kessel in der Raffinerie von N. Cezard zu Nantes in Gebrauch. Bei einem Versuche, welcher
mit demselben in Anwesenheit mehrerer Ingenieure angestellt wurde, erhielt man die
befriedigendsten Resultate, indem man mit 1 Kil. Kohle 10,2 Kil. Wasser verdampfen
konnte.
Der Versuch dauerte von 10 Uhr 30 Min. bis 1 Uhr 10 Min. Der Inhalt des
Speisecylinders war 153 Liter; derselbe wurde in der bezeichneten Zeit sechsmal
entleert, mithin betrug die Menge des verdampften Wassers 9180 Liter. Verbrannt
wurden 900 Kil. Kohlen oder 1 Kil. auf 10,200 Kil. Wasser.