Titel: | Ueber eine Verbesserung an den Chubb-Schlössern; von Carl Karmarsch. |
Fundstelle: | Band 174, Jahrgang 1864, Nr. L., S. 177 |
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L.
Ueber eine Verbesserung an den Chubb-Schlössern; von Carl Karmarsch.
Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins,
1864 S. 7.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Karmarsch, über eine Verbesserung an den
Chubb-Schlössern.
Im Jahrgange 1859 der Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins (polytechn.
Journal Bd. CLIII S. 5) habe ich den
verschiedenen Grad von Sicherheit besprochen, welcher den Combinationsschlössern von
Bramah und Chubb unter
gewissen Voraussetzungen beizumessen ist. In Betreff des Chubb-Schlosses namentlich habe ich den Nutzen der Einkerbungen (falschen oder blinden Einschnitte) in den Fenstern der Zuhaltungen auseinandergesetzt. Auf
der Londoner Weltausstellung 1862 hatte Chubb nun eine
Anzahl Schlösser vorgelegt, an welchen das Princip dieser Sicherungsvorrichtung in
ausgedehnterer Weise zur Anwendung gebracht war. Zur Erläuterung hierüber gebe ich
in Fig. 26,
27 u.
28 die
Zeichnungen von dreien der fünf Zuhaltungen eines kleinen Schiebladenschlosses,
welches ich damals in London für die technologische Sammlung unserer polytechnischen
Schule angekauft habe.
In Fig. 26
ist a das Loch, mit welchem die Zuhaltung auf einem
unbeweglichen Stifte des Schloßblechs sich dreht; b eine
unwesentliche Durchbrechung; c das Fenster, in welchem
der auf dem Riegel befestigte Zuhaltungsstift p seinen
Platz findet so lange das Schloß zugeschlossen ist; d
das Fenster, welches den Stift p bei geöffnetem Schlosse
aufnimmt; e der Schlitz zwischen beiden Fenstern, durch
welchen der Stift p beim Schieben des Riegels
hindurchgeht; f die Feder der Zuhaltung. Die hier
zunächst zu besprechende Eigenthümlichkeit besteht in einer Ausfurchung des
Zuhaltungsstiftes p, vermöge welcher derselbe seiner
ganzen Höhe nach mit zwei Leistchen oder vorspringenden Rändern versehen ist. Die
Innenseite des Fensters c enthält zwei (bei großen
Schlössern weit mehr) Kerben wie u, welche – je
nachdem Raum dazu vorhanden ist – sich nur an einer Seite des Schlitzes e (Fig. 26 und 27) oder zu
beiden Seiten desselben (Fig. 28) befinden. Diese
Kerben, welche die Leistchen des Stiftes p einzulassen
geeignet sind, bieten bei den mit dem Schlosse etwa vorgenommenen unbefugten
Oeffnungsversuchen mehr Gelegenheit zum Fangen der Zuhaltungen dar, als die nur
einzeln vorhandenen breiteren Einschnitte, welche erforderlich sind wenn der Stift
p nicht gefurcht ist. Ich glaube indeß, daß dem
Zwecke noch besser genügt seyn würde, falls man die Kerben u und die Leistchen am Stifte p spitzwinkelig
machte, wie ich nach meiner Idee in Fig. 30 vorgestellt habe.
Eine der Zuhaltungen ist jedenfalls ohne Kerben in dem Fenster c,
damit beim regelmäßigen Gebrauche des Schlosses der
uneingekerbte Fensterrand an dem Stifte p hergleiten und
keine der anderen Zuhaltungen zweckwidriger Weise – bei etwaiger kleiner
Verrückung des Riegels – von dem Stifte gefangen werden kann.
Eine zweite Verbesserung des Chubb-Schlosses,
welche ich früher bereits erwähnt habe, besteht in dem umgehenden Rohre mit einer das Schlüsselloch verdeckenden Scheibe; man
setze Fig. 26
und 29.
Dieses Rohr k dreht sich mit seinem kurzen Halse l in einem passenden runden Loche des Schloßdeckels und
steht mit seinem andern Ende auf der inneren Fläche des Schloßbleches, in welchem
der Dorn
z festgenietet ist. Die mit dem Rohre verbundene Scheibe
A, A enthält ein Schlüsselloch y, welches beim Ruhestande des Schlosses (sey dieses
offen oder geschlossen) mit dem Schlüsselloche in dem darüber befindlichen
Schloßdeckel genau correspondirt. Um die zwischen dem Schloßdeckel und der obersten
oder vordersten Zuhaltung liegende und beide berührende Scheibe in dieser normalen
Lage sicher zu erhalten, hat die Scheibe am Rande eine Kerbe n, in welche ein ganz kurzer Stift i jener
Zuhaltung vermöge der Feder f hineingedrückt wird. Sowie
nun der Schlüssel oder ein Stellvertreter desselben eingeschoben ist und dessen Umdrehung (in der einen
oder andern Richtung) beginnt, womit sofort auch die Umdrehung des Rohrs k, l und der Scheibe A, A
eintritt, hebt letztere selbst den Stift i aus –
was eine sehr geringe Erhebung der Zuhaltung zur Folge hat – und versperrt
von da an das äußere Schlüsselloch (in dem Schloßdeckel), so daß kein ferneres
Einbringen eines Sperrwerkzeugs möglich ist. Erst nach vollendeter voller Umdrehung
hält der Stift i wieder die Scheibe an, deren
Schlüsselloch y jetzt wieder auf das äußere
Schlüsselloch trifft, wornach das Ausziehen des Schlüssels gestattet ist.