Titel: | Ueber Brönner's neuen Sparbrenner für Steinkohlengas. |
Fundstelle: | Band 180, Jahrgang 1866, Nr. LXXIX., S. 298 |
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LXXIX.
Ueber Brönner's neuen Sparbrenner für
Steinkohlengas.
Aus Böttger's polytechnischem Notizblatt, 1866, Nr.
9.
Ueber Brönner's Sparbrenner für Steinkohlengas.
Hr. Fabrikant Julius Brönner in Frankfurt a. M. hat eine
Erfindung gemacht, welche wahrhaft epochemachend im Beleuchtungswesen zu werden
verspricht. Dr.
Kohlrausch hielt darüber in der am 24. März d. Is.
stattgehabten Sitzung des physikalischen Vereines einen Vortrag, dem wir Folgendes
entnehmen. Zunächst stellte der Genannte einige vergleichende Versuche über die
Leuchtkraft des Brönner'schen Patentbrenners und der
gewöhnlich in Anwendung kommenden Gasbrenner an, und hob im Anschluß daran besonders
die Grundlagen einer rationellen Beleuchtung hervor. Die Aufgabe dabei besteht
darin, den Kohlenstoff des Leuchtgases, soweit dieß ohne Rußen der Flamme geschehen
kann, zur Ausscheidung in fester Form gelangen zu lassen, ehe derselbe zu dem
gasförmigen Endproduct, zu Kohlensäure, verbrennt. Denn insofern Gase, auch in der
höchsten Temperatur, mit sehr wenig Lichtentwickelung glühen, ist es fast nur die
glühende fein vertheilte Kohle, welche das Leuchten einer Flamme bedingt. Wie schon
Dumas und Regnault
gefunden, ist deßwegen ein geringerer Gasdruck und eine verhältnißmäßig größere
Ausströmungsöffnung für die Ausnutzung der Leuchtkraft vortheilhaft, weil das sehr
rasche Ausströmen aus kleiner Oeffnung viel atmosphärische Luft in die Flamme
hineinreißt, und dadurch ein Theil des Kohlenstoffes sofort vollständig zu
Kohlensäure verbrennt. Diese geringe Ausströmungsgeschwindigkeit wird in dem neuen
Sparbrenner dadurch bewirkt, daß eine enge Oeffnung vorhanden ist, durch welche das
Gas in den Brenner einströmt, während es durch einen breiten Spalt austritt. Der
angestellte Versuch erwies denn auch eine ungefähr vierfache Lichtstärke des Brönner'schen
Patentbrenners gegenüber dem gewöhnlichen Brenner von gleichem Gasconsum. Die
gefundene vierfache Lichtstärke bezieht sich indessen nur auf kleinere Brenner; im
Mittel stellt sich die Ersparniß ungefähr auf 50 Procent; immerhin ein sehr
erheblicher Fortschritt, welcher noch dadurch an Bedeutung gewinnt, daß natürlich
der halbe Gasverbrauch auch nur die Hälfte der Wärmemenge entwickelt, durch welche
das Steinkohlengas bekanntlich so lästig werden kann. Nur auf das letztere (das
Steinkohlenleuchtgas) findet der neue Patentbrenner Anwendung, weil bei dem aus
Bogheadkohle und Harz oder harzhaltigem Holz erzeugten Leuchtgase der Kohlenstoff an
sich viel reicher
vertreten ist. Wenn die Flamme in die richtige Höhe der wegen der geringeren
Ausströmungsgeschwindigkeit nothwendigen Glasglocke gestellt wird, so ist ihr Licht
gleichmäßig und scheint sich noch dadurch vortheilhaft auszuzeichnen, daß das den
Augen nachtheilige Flimmern verringert wird.
Die geringere Hitze der Brönner'schen Flamme bedingt
übrigens ein etwas gelberes Licht, welches aber die gewöhnlichen Beleuchtungszwecke durchaus nicht beeinträchtigt. Helligkeit
und Farbe sind bekanntlich von einander unabhängig, und die Meinung, daß gelbliches
oder röthliches Licht an sich dunkler sey, beruht auf einem Trugschluß. Indessen
wird man den neuen Patentbrenner nicht gerade da anwenden, wo es auf die
Unterscheidung feiner Farbennüancen ankommt, wo freilich Steinkohlengas überhaupt
nur in einem Argandbrenner verwendet werden sollte. Der angestellte Vergleich mit
dem gewöhnlichen Brenner zeigte, daß der Unterschied in der Deutlichkeit, mit
welcher die Farben hervortreten, fast unmerklich ist.
Schießlich ward in der genannten Sitzung eine verstellbare Schreibtischlampe
vorgezeigt, in welcher der neue Patentbrenner ohne
Glasglocke verwendbar ist.