Titel: | Ausschleudermaschine (Centrifuge) für fertige Tuche und appretirte Stoffe jeder Art. |
Autor: | S. |
Fundstelle: | Band 180, Jahrgang 1866, Nr. XCV., S. 351 |
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XCV.
Ausschleudermaschine (Centrifuge) für fertige
Tuche und appretirte Stoffe jeder Art.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Ausschleudermaschine für fertige Tuche.
Die Centrifugal-Ausschleudermaschine für nasse Wolle ist als eine nothwendige
Hülfsmaschine allgemein eingeführt; es würde ausfällig erscheinen, wenn Jemand jetzt
noch nasse Wolle mit 120–150 Proc. Wassergehalt zum Abtrocknen nehmen, und dieses ganze
Wasser mit kostspieliger Wärme verdunsten, statt durch die Centrifuge bis auf 30 bis
40 Proc. mechanisch entfernen wollte.
Anders aber ist es noch mit dem Abtrocknen der nassen Tuche oder sonstigen
Wollenwaaren; sind dieselben appretirt und naß in Strich gerauht, so kann man sie
nicht in den Kessel der gewöhnlichen Centrifuge bringen, ohne die Appretur zu
zerstören. Man wickelte bisher die fertig gerauhten Tuche fest zusammen, und ließ
circa 24 Stunden lang so viel als möglich Wasser
daraus ablaufen. Die Tuche in diesem Zustande länger liegen zu lassen, würde ein
Erhitzen derselben, Nachtheile für die Farbe, Stockflecke u.s.w. zur Folge
haben.
Ein Tuch, welches trocken circa 20 Pfd. schwer ist,
enthält aber auch nach dem Ablaufen nach 30–40 Pfd. Wasser (also 150 bis 200
Proc.), welches nun am Trockenrahmen, oder in der seit einigen Jahren in Aufnahme
gekommenen Tuchrähm- und Trocken-Maschine mittelst theurer Heizung
verdunstet werden muß.
Die in Fig. 16
im Längendurchschnitt und in Fig. 17 im
Querdurchschnitt dargestellte Maschine hat den Zweck, die fertig gerauhten Tuche,
ohne deren Appretur zu beschädigen, durch Centrifugalkraft von Wasser zu befreien,
und auf diesem Wege mechanisch gegen 100 bis 150 Proc. Wasser zu entfernen, so daß
dann nur noch circa 40 Proc. auszutrocknen bleiben. In
den beiden durch Querriegel a verbundenen Gestellwänden
A ist die mit Holzleisten belegte Trommel B gelagert; in den oberen Lagern dieser Gestellwände
ruht die Antriebswelle C mit den Riemscheiben D, durch welche die Maschine betrieben wird. An den
Enden dieser Antriebswelle sind die beiden großen, glatt abgedrehten, gußeisernen
Frictionsscheiben E befestigt, welche ihre Bewegung auf
die an beiden Enden der Trommelwelle aufgekeilten ledernen (durch eiserne Scheiben
zusammengeschraubten) Frictionsrollen F übertragen und
damit die Trommel in rasche Umdrehung (circa 1000
Umgänge per Minute) versetzen.
Eine Hemmscheibe mit Bremse G dient zum Anhalten der
Trommel, wenn die Maschine zum Stillstand gebracht werden soll.
Die Kurbel H wird benutzt, um das nasse Tuch auf die
Trommel zu wickeln, während des Betriebes aber abgenommen.
Der Querriegel b ist mit Borsten besetzt, an welchen das
Tuch beim Aufwickeln vorbeistreift und sich glatt bürstet; d ist eine Leitrolle. An der Holzleiste c der
Trommel befinden sich seitlich spitze Stifte (Claviere), in welche das erste Ende
des aufzuwickelnden Tuches eingenadelt wird.
Die Trommel ist, um das Ausbreiten des Wassers zu verhindern, mit einer hölzernen Ummantelung
I umgeben, in welcher sich an der Vorderseite der
Maschine die Thür K befindet, welche sich nach unten
öffnet, und dann gleichzeitig als Unterlage für das auf- oder abzuwickelnde
Tuch dient. Für den Ablauf des Wassers ist die Abpflasterung unter der Maschine
rinnenartig abgeschrägt.
Der Betrieb ist sehr einfach und durch einen Mann zu besorgen: das nasse Tuch wird,
wenn die Thür geöffnet ist, auf diese vor der Maschine gerade hingelegt, das
Hinterende desselben an den Clavieren der Trommel befestigt und mittelst der Kurbel
glatt aufgewunden, dann um die bewickelte Trommel eine grobe Leinwand gelegt und mit
einer starken Schnur festgebunden; nun wird die Thür geschlossen, und die Maschine
durch Ueberleiten des Riemens von der losen auf die feste Betriebsriemenscheibe in
Umdrehung versetzt; nach circa 10 Minuten wird die
Maschine angehalten und das Tuch wieder abgezogen. Der Gang desselben beim
Aufwickeln ist punktirt angegeben.
Eine gute Fundamentirung dieser Maschine ist erforderlich.
Dieselbe gewährt den Vortheil:
1) daß die Tuche gleich nach dem Rauhen ohne Zeitversäumniß ausgeschleudert und abgerähmt werden können, also
nicht erst, wie bisher, eine Zeit lang stehen und ablaufen müssen;
2) daß dieselben durchweg gleichmäßig feucht bleiben, und nicht, wie beim Ablaufen, stellenweise
halbtrocken und stellenweise übernaß werden; man vermeidet daher wasserharte
Stellen und das Dunkeln einer Seite bei hellfarbigen Stoffen; die Farben leiden
nicht und bleiben frischer;
3) daß die Tuche bei milderer Temperatur rascher abgetrocknet werden können als bisher, somit die
Leistungsfähigkeit der theuren Rähmmaschine erhöht wird, und man nicht mit
kostspieliger Wärme das Wasser auszutrocknen hat, welches zum größten Theil auf
billige und rasche
Weise durch diese Centrifugalmaschine entfernt werden kann;
4) daß bei alledem das Haar glatt in
Strich gehalten bleibt, da die Stoffe beim Aufwickeln eingebürstet
werden.
Die Maschine ist für jede Art Stoffe, welche naß appretirt werden, anwendbar.
S.