Titel: | Verfahren zur Behandlung von altem Stabeisen und von Roheisen; von J. Chatelain, Civilingenieur zu Monpont-sur-l'Isle. |
Fundstelle: | Band 181, Jahrgang 1866, Nr. CXII., S. 446 |
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CXII.
Verfahren zur Behandlung von altem Stabeisen und
von Roheisen; von J.
Chatelain, Civilingenieur zu
Monpont-sur-l'Isle.
Aus Armengaud's
Génie
industriel, Juli 1866, S. 32.
Chatelain's Verf. zur Umwandlung alten Eisens in
Stabeisen.
J. Chatelain ließ sich am 1. December 1865 in Frankreich ein Verfahren zur vortheilhaften
Umwandlung von altem Schmiede- und von Kohksroheisen in verkäufliches
Stabeisen patentiren.
Das alte Schmiedeeisen wird zu seiner Umwandlung in Stabeisen gewöhnlich mit zwei
Hitzen auf die nachfolgende Weise behandelt.
Nachdem es packetirt worden, wird es kalt in den Schweißofen gebracht und erhält hier
Schweißhitze, worauf es zu Rohschienen ausgewalzt wird; diese werden in noch mehr
oder weniger heißem, meist aber in kaltem Zustande in Stücke von einer bestimmten,
der zu erzielenden Sorte entsprechenden Länge zerschnitten; zuweilen werden mehrere
Stücke aufeinander gelegt und zu Packeten geformt. Nach dieser Vorbereitung kommt
das Eisen zum zweiten Male in den Schweißofen und erhält hier die zweite
Schweißhitze; dann wird es zu Stäben fertig gewalzt.
Es sind demnach zur Umwandlung von altem Schmiedeeisen in verkäufliches Stabeisen
vier Hauptoperationen erforderlich: zwei Hitzen und zweimaliges Walzen.
Chatelain's Verfahren bezweckt mit einer verhältnißmäßig
sehr geringen Vermehrung des Arbeiterpersonals die Productionskosten des Stabeisens
durch die Beschränkung der zu jeder der gedachten Operationen erforderlichen Zeit
auf die Hälfte, mit anderen Worten durch Erhöhung der Production auf das Doppelte,
bei gleichbleibendem Aufwande an Zeit und Brennmaterial, bedeutend zu
vermindern.
Zu diesem Zwecke müssen Doppelglühöfen, den schon seit
langer Zeit üblichen ähnlich, angewendet werden, welche entweder als Windöfen oder
aber, und besser, als Gebläseöfen (mit Ventilatorgebläse versehen) eingerichtet werden können. Die
verschiedenen Operationen werden dann auf diese Weise um die Hälfte abgekürzt.
Die erste wird insoferne abgekürzt, als die Alteisenpackete in kaltem Zustande in die
Ofenhälfte gebracht werden, welche mit der Ueberhitze der anderen Hälfte geheizt
ist, und schon hier bis zur Hellrothgluth erhitzt werden, so daß sie, wenn sie in
den Schweißofen kommen, nur die Hälfte der sonst erforderlichen Zeit nöthig haben,
um bis zu der gewünschten Temperatur erhitzt zu werden.
Die zweite Operation, das Auswalzen zu Rohschienen, geschieht gleichfalls in der
Hälfte der bei dem bisherigen Verfahren nöthigen Zeit, indem die Zahl der
Walzenstraßen verdoppelt und die doppelte Eisenmenge mit Hülfe einiger Arbeiter mehr
bei dieser doppelten Arbeit gleichzeitig ausgewalzt wird.
Der dritte Theil des Processes, das Anwärmen der Rohschienen, geschieht, indem die
letzteren in den mit Ueberhitze geheizten Ofen, sobald sie die Walzen verlassen,
also in noch heißem Zustande, zurückgebracht werden und hier bereits Hellrothwärme
annehmen; werden sie dann in den Schweißofen gebracht, so erlangen sie die
erforderliche Temperatur binnen sehr kurzer Zeit.
Die vierte und letzte Operation endlich, das Auswalzen zu Stäben, geschieht wie das
Auswalzen der Rohschienen, in mehreren Walzenstraßen, indem auf einmal nur eine oder
auch mehrere Stabeisensorten angefertigt werden.
Die durch das größere Arbeiterpersonal verursachte Kostenvermehrung wird durch die
Verminderung des Abbrandes vom Eisen, welches letztere nur die Hälfte der sonst
erforderlichen Zeit in den zur höchsten Temperatur erhitzten Oefen bleibt,
ausgeglichen. Das Chatelain'sche Verfahren bietet demnach
alle Vortheile einer bei gleich bleibendem Aufwande an Zeit und Brennmaterial
verdoppelten Fabrication dar. Es eignet sich auch gleich gut zur Fabrication von
Stabeisen mit einer Hitze, wobei die gleiche Methode
befolgt, d.h. das Eisen zunächst in dem mit der verlorenen Flamme geheizten Ofen
gewärmt und gleichzeitig auf mehreren Walzenstraßen weiter bearbeitet wird.
Was das Roheisen anbelangt, so wird dasselbe zunächst in
den kleinen Ofen eines Doppelpuddelofens chargirt, und hier durch die Ueberhitze zur
Rothgluth, bis etwas unterhalb der Temperatur, bei welcher es in Fluß gerathen
würde, erhitzt. In diesem Zustande wird es in einen mit Holzkohlen geheizten
Kupolofen aufgegeben, in welchem es sehr bald zum Schmelzen kommt; wie leicht
ersichtlich, erlangt es bei dieser Operation alle Eigenschaften, die es in Folge der Einwirkung der
Holzkohle anzunehmen vermag.
Nach Verlauf der gehörigen Zeit wird es aus dem Kupolofen in den Puddelofen
abgestochen und in demselben sofort auf die gewöhnliche Weise verpuddelt.
Die Ersparniß, welche durch die Beschleunigung der Arbeit erzielt wird, indem das
Roheisen bereits in flüssigem Zustande in den Puddelofen gelangt, gleicht die Kosten
des Kupolofens mindestens aus.