Titel: | Maschine zum Trocknen von Rauh-Kardenstäben, gebaut von Carl Körner in Görlitz. |
Autor: | C. Körner |
Fundstelle: | Band 185, Jahrgang 1867, Nr. XXXIII., S. 105 |
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XXXIII.
Maschine zum Trocknen von
Rauh-Kardenstäben, gebaut von Carl Körner in Görlitz.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Körner's Maschine zum Trocknen von Kardenstaben.
Trotz der mannichfachen Fortschritte, die man überall in der Tuchappretur machte, hat
sich noch immer bis heute die alte unvollkommene Art und Weise die Rauhstäbe zu
trocknen, in ihrer ganzen Schwerfälligkeit und Kostspieligkeit erhalten.
Aus Mangel an anderen geheizten Localitäten, wird in den meisten Appretur Anstalten
das Kesselhaus zum Trocknen der Kardenstäbe benutzt, und da man wegen der örtlichen
Verhältnisse oft nur auf großen Umwegen in dieses oder zu anderen Trockenplätzen
gelangen kann, so sind eine Menge von Arbeitern nöthig, um das Hin- und
Herschaffen der Rauhstäbe zu besorgen.
Daß bei einem solchen Transport über Treppen und Corridoren oft für Minuten jede
Passage unmöglich und überall durch den Transport der Stäbe der Putz von den Wänden
gestoßen wird, ist von den vielen Uebelständen dieser Trockenmethode bei weitem der
kleinste.
Seit vielen Jahren ist man schon bemüht gewesen, durch Erfindung einer
Kardentrockenmaschine diesen Mängeln abzuhelfen; da jedoch keine der bisher bekannt
gewordenen Maschinen sich in der Praxis bewährt hat, so wird den Tuchfabrikanten die
Mittheilung erwünscht seyn, daß alle Schwierigkeiten, welche sich der Einführung
einer Kardentrockenmaschine entgegenstellten, durch die von mir construirte und
mehrfach ausgeführte Maschine auf das Vollständigste beseitigt sind.
Diese Maschine erfordert für ihre Aufstellung und den zur Bedienung nöthigen Raum
eine Bodenfläche von circa 11 Fuß Länge und 8 Fuß
Breite, kann in jedem beliebigen Locale von entsprechender Größe aufgestellt und
deßhalb in die unmittelbare Nähe der Rauhmaschinen gebracht werden.
Hierdurch werden die durch das Hin- und Herschaffen der Stäbe verursachten
Kosten auf ein Minimum gebracht, da sowohl an Zeit als auch Arbeitskraft bedeutend
gespart wird.
Das Trocknen der Stäbe nach der alten Methode erfordert eine ganz bedeutende Zeit,
während die nassen Stäbe auf der Rauhmaschine nach circa
jeder halben Stunde durch trockene ersetzt werden müssen.
Um einen geordneten Betrieb in der Rauherei mit dem alten Trockensystem überhaupt zu ermöglichen, ist es
nöthig für jede Kardentrommel eine große Anzahl Reserve-Rauhstäbe
anzuschaffen, was bei Anwendung meiner Maschine viel weniger erforderlich ist, da
dieselbe in einer Stunde mindestens 160 Kardenstäbe trocknet.
Die Menge der bis jetzt für eine Rauhmaschine nothwendigen Stäbe läßt sich um mehr
als die Hälfte reduciren. Außerdem gewährt meine Maschine den Vortheil, daß die in
den Stäben befindlichen Karden keiner Reibung und Berührung mit harten Gegenständen
während des Trocknens ausgesetzt sind und sich deßhalb viel länger conserviren.
Neben den angeführten Vortheilen, welche die besprochene Maschine bietet, ermöglicht
sie, wie schon erwähnt, auch bedeutende Ersparnisse an Arbeitslöhnen und denjenigen
Kosten, welche durch das Trocknen der Kardenstäbe in geheizten Localen bisher
erwuchsen. Diese Ersparnisse sind so beträchtlich, daß kein Fabrikant oder Appreteur
die Ausgabe für eine derartige Maschine zu scheuen braucht, um so weniger, als
dieselbe einem wahren Bedürfnisse zu genügen und mancherlei Unbequemlichkeiten zu
beseitigen vermag.
Beschreibung der Maschine.
In dem achteckigen Gehäuse H der in Fig. 26 und 27
dargestellten Maschine befindet sich eine stehende Welle W, die an ihrem oberen und unteren Ende eine gußeiserne Scheibe I', I'' von circa 44 Zoll
Durchmesser trägt.
Die nassen Stäbe P werden nach dem Oeffnen einer Thür T¹, T² in
verticaler Richtung in die Maschine hineingestellt und zwar so, daß dieselben in
Vertiefungen des unteren Kranzes I¹ gehalten,
durch den oberen I² am Fallen verhindert
werden.
Hat man die Maschine mit Stäben gefüllt, so wird die Thür T, durch deren guten Schluß der Zutritt der äußeren Luft ganz verhindert
ist, geschlossen und durch Einrücken des zur Maschine gehörigen Vorgeleges diese in
Thätigkeit versetzt.
Am oberen Ende der Welle W befindet sich eine conische
Scheibe C, die von zwei anderen conischen Lederscheiben
D¹, D²
betrieben wird. Durch die mit D¹, D² auf einer Welle E¹, E² sitzenden Riemscheiben S¹, S² werden
D¹, D² und
sonnt auch die Welle W und die in H befindlichen Kardenstäbe P in Rotation
versetzt.
Oberhalb H befindet sich ein Blechkasten K, an dessen mit einer kegelförmigen Oeffnung versehenen
Seite ein Exhaustor-Rad R in schnelle Umdrehung
versetzt wird. Hierdurch wird sowohl in H, als auch in
dem Canal N, in den Heizrohren des Cylinders O und im Mantel M in der
Richtung der eingezeichneten Pfeile eine starke Luftströmung bewirkt.
O ist ein durch Dampf geheizter, mit vielen in der
Richtung seiner Achse durchgehenden Röhren versehener Kessel; sobald daher die
äußere Luft zwischen den Mantel M und den Cylinder O tritt, wird sie erwärmt und nimmt auf dem Wege
zwischen M und O hinauf und
durch die Heizrohre in O wieder herunter, eine hohe
Temperatur an. Durch den Canal N gelangt die so erhitzte
Luft nach H, verdampft hier das in den Karden enthaltene
Wasser und wird mit dem Wasserdampf zusammen durch K von
R abgeführt.
Nach Verlauf einer halben Stunde werden die getrockneten Kardenstäbe aus der Maschine
herausgenommen und dem Kardenfeger zur Reinigung übergeben.
Da man die Kardenfeger in unmittelbare Nähe der Maschine setzen kann, wird jedes
weite Tragen der Stäbe vermieden, und da der zur Bedienung der Maschine nöthige
Arbeiter während des Ganges derselben die geputzten Stäbe an Ort und Stelle tragen
und die nassen herbeiholen, oder auch zur Bedienung des Kardenfegers benutzt werden
kann, so wird außer schnellem regelmäßigen Betriebe eine nicht unbedeutende
Ersparniß an Arbeitskraft erzielt.
C.
Körner.