Titel: | Ueber einige durch Elektricität verursachte Effecte; von Jul. Cauderay. |
Fundstelle: | Band 193, Jahrgang 1869, Nr. LXXVII., S. 287 |
Download: | XML |
LXXVII.
Ueber einige durch Elektricität verursachte
Effecte; von Jul. Cauderay.
Aus dem Bulletin de la
Société vaudoise des sciences naturelles, 1868, vol. X p. 141.
Mit Abbildungen auf Tab. V.
Cauderay, über einige Elektricitäts-Effecte.
1. Umwandlung der Bewegung in Elektricität und Regeneration der
Bewegung durch die erzeugte Elektricität.
Bekanntlich ist die bewegliche Scheibe der Holtz'schen
Influenz-Elektrisirmaschine viel schwieriger zu drehen, wenn die beiden
Conductoren (resp. die beiden Elektroden) getheilt sind, als wenn sie es nicht sind;
indem die beiden entgegengesetzten Elektricitäten, welche sich auf den Conductoren
und den metallenen Kämmen angehäuft haben, einander anziehen, ziehen sie auch die
beiden Glasscheiben stark die eine gegen die andere, wodurch sich der vom
Beharrungsvermögen entgegengesetzte Widerstand vergrößert.
Bei einem Versuche bemerkte mein Bruder (Telegraphen-Inspector in Lausanne)
überdieß, daß wenn man aufhört die Scheibe zu drehen, während die Maschine und ihr
Condensator geladen sind, sich im Augenblicke des Aufhörens eine entgegengesetzte
Wirkung entwickelt, welche von dem sich entladenden Apparate herrührt und die
Scheibe nöthigt sich zurückzudrehen (in entgegengesetztem Sinne sich zu bewegen),
ein Effect, welcher nicht eintritt, wenn die beiden Elektroden der Maschine nicht
getheilt sind.
Verschiedene Versuche, welche wir hernach anstellten, zeigten uns, daß dieser Effect
des Zurückdrehens bedeutend vergrößert werden kann, wenn man zwischen die beiden
Conductoren der Maschine eine oder mehrere Leydener Flaschen einschaltet, deren
äußere Belegung mit dem einen Conductor, die innere Belegung mit dem anderen
Conductor metallisch verbunden wird; dreht man alsdann die Scheibe der Maschine bei
getheilten Conductoren, so laden sich die Leydener Flaschen, sobald man aber die
Bewegung einstellt, entladen sie sich langsam durch die Conductoren und die
metallenen Kämme; die Elektricität wirkt durch Repulsion auf die bewegliche Scheibe
der Maschine, welche sich alsdann im entgegengesetzten Sinne (bezüglich der ersteren
Bewegung) dreht.Holtz hat bekanntlich in Poggendorfs's Annalen Bd. CXXX S. 170 die Beobachtung
veröffentlicht, daß, wenn man die Pole zweier Influenzmaschinen mit einander
verbindet und die eine derselben in Bewegung setzt, dann die bewegliche
Scheibe der anderen Maschine von selbst sich zu drehen beginnt (Reaction
zweier Influenzmaschinen auf einander). Er bediente sich bei diesem Versuche
zweier ungleichen Influenzmaschinen. Später hat Poggendorff (in seinen Annalen Bd. CXXXI S. 495 und 655) gezeigt,
daß dieselbe Wirkung eintritt, wenn man die Pole von zwei gleichen
Influenzmaschinen mit einander verbindet; statt der treibenden
Influenzmaschine kann man auch eine gewöhnliche (Reibungs-)
Elektrisirmaschine verwenden, deren Conductoren und Reibzeug man mit den
Elektrodenkämmen der Influenzmaschine verbindet, von welcher man, um den
Versuch zu vereinfachen, außer dem Schnurlaufe auch die feste Scheibe
entfernt hat.Für diese eigenthümliche Art von elektrischer Rotation, welche die Scheibe
der nicht angeregten Maschine erfährt, hat Poggendorff a. a. O. eine Erklärung gegeben, welche im polytechn.
Journal Bd. CLXXXVIII S. 9 mitgetheilt wurde.
Diese Bewegung in entgegengesetztem Sinne vergrößert sich im Verhältnisse der Größe
der Belegung der Leydener Flaschen und der Elektricitäts-Menge, womit sie
geladen sind.
Mit bloß dem Condensator der Maschine beträgt die Rückbewegung 4 bis 5 Umdrehungen,
mit einer Leydener Flasche (von 1 Liter Inhalt) aber 40 bis 45 Umdrehungen. (Mit
zwei verbundenen Flaschen erhielten wir 64 Umdrehungen, wenn wir die Reibung
möglichst verminderten, so daß sich die Scheibe bloß auf ihren beiden Zapfen rieb.)
Die Resultate weichen übrigens von einem Tage zum anderen nach dem hygrometrischen
Zustande der atmosphärischen Luft sehr von einander ab.
Wir haben außerdem beobachtet, daß wenn eine zweite Elektrisirmaschine mit der Holtz'schen Maschine geeignet verbunden wird (entweder
direct, oder durch Einschaltung einer Leydener Flasche in vorher angegebener Weise),
man nach Belieben die bewegliche Scheibe der ersten Maschine mittelst der durch die
zweite Maschine entwickelten Elektricität in dem einen oder anderen Sinne sich
drehen lassen kann; diese Bewegung würde Stunden, Monate und Jahre andauern, wenn
man während dieser ganzen Zeit die Scheibe der zweiten Maschine drehen würde.
Wir konnten auch beobachten, daß bei dieser Umwandlung der Bewegung in Elektricität
und bei der Regeneration der Bewegung durch das elektrische Fluidum nur ein sehr
geringer Kraftverlust stattfand, wenn man bei trockener Witterung operirte und dabei
Vorsorge traf, daß alles erzeugte Fluidum sich anhäufen konnte, ohne daß eine
bemerkliche Menge desselben in die Atmosphäre verloren ging.
2. Charakteristisches Geräusch, verursacht durch die
Elektromotoren eines Zink-Kohlenelementes.
Wenn ein aus einer gut amalgamirten Zinkplatte und einer Retortenkohle-Platte
bestehendes Element in eine in einem Glasgefäße enthaltene (wässerige) Lösung von
zweifach-chromsauren Kali getaucht wird, so hört man unter gewöhnlichen
Umständen kein Geräusch; wenn man aber die Elektromotoren so anordnet, daß sie an ihrem
unteren Theile (am Punkt a, Fig. 19) in Berührung
gebracht werden können, so hört man dann sogleich ein charakteristisches Geräusch,
ähnlich dem Zischen beim Eingießen von Schwefelsäure in Wasser. Dieses Geräusch
dauert 3 bis 5 Minuten an, indem es allmählich schwächer wird, und hört dann auf;
man kann es nach Belieben wieder hervorbringen, indem man die beiden Platten kurze
Zeit von einander entfernt und dann wieder einander nähert; der Versuch gelingt
besser mit einem neuen Element, welches im Maximum stromerzeugend wirkt; ist das
Element etwas abgenutzt, so ist das Geräusch viel schwächer.
Ein eigenthümlicher Umstand, welcher annehmen läßt, daß dieser Effect wirklich durch
die Elektricität verursacht wird, ist der, daß das Geräusch sich vermindert und
meistens aufhört, wenn die Kette geschlossen wird; um das Geräusch zu erhalten, muß
die Kette geöffnet, d.h. die Leiter c und d (Fig. 19) dürfen nicht
durch einen Metalldraht verbunden seyn.
Uebrigens entsteht keine stürmische Gasentbindung, und beim Auflegen des Fingers auf
den Rand des Glasgefäßes hört dieser Effect nicht auf, woraus man schließen kann,
daß er nicht in der Flüssigkeit erzeugt wird und daß er nicht den Schwingungen des
Glases zuzuschreiben ist; es ist viel wahrscheinlicher, daß er von einer molecularen
Modification der Elektromotoren herrührt, oder von einer Modification welche in den
den Elektromotoren anhaftenden Gasblasen eintritt.
3. Schwingungen, an einer Glocke aus Gußeisen durch die directe
Einwirkung eines Elektromagneten erzeugt.
Befestigt man einen Elektromagnet in 1 bis 2 Millimeter Entfernung von einer
gußeisernen Glocke, welche ebenfalls unbeweglich gemacht ist (Fig. 20), so wird
jedesmal, wenn ein elektrischer Strom in der Drahtspirale circulirt, die
elektromagnetische Wirkung sich an der Glocke fühlbar machen, indem der
Elektromagnet das Bestreben hat dieselbe anzuziehen, ohne daß zwischen ihm und der
Glocke eine Berührung stattfindet, da beide in der angegebenen Entfernung von
einander befestigt sind. Wenn man nun den Strom unterbricht, so wird die Anziehung
rasch aufgehoben und die Glocke läßt einen Ton erschallen, dessen Stärke mit der
Intensität des elektrischen Stromes und der Anzahl der Drahtumwindungen des
Elektromagneten in Verhältniß steht; er wird auch stärker seyn, wenn die
Unterbrechung mittelst eines Apparates geschah, welcher dieselbe in kürzerer Zeit
und vollständiger zu bewerkstelligen gestattet.
Man könnte nach diesem Princip Glocken durch den directen Einfluß des Stromes in
Schwingung versetzen, d.h. ohne Hülfsmechanismus, welcher den auf die Glocke
schlagenden Hammer in Thätigkeit setzt.
J. Wsly.