Titel: Rist-Kustermann's patentirte Regulir-Füllöfen.
Fundstelle: Band 200, Jahrgang 1871, Nr. X., S. 24
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X. Rist-Kustermann's patentirte Regulir-Füllöfen. Mit einer Abbildung auf Tab. I. Rist-Kustermann's Regulir-Füllöfen. Die Füllöfen haben in jüngster Zeit durch Rist und Kustermann eine wesentliche Aenderung dadurch erfahren, daß das Gefäß – in welchem bekanntlich ein größeres Quantum Brennmaterial auf einmal eingebracht, angezündet und der Brand mittelst eines, von unten durch das Brennmaterial durchgeführten Luftzuges von oben nach unten geführt wird – transportabel gemacht, und mit einer leicht zu handhabenden Regulirklappe in Verbindung gebracht worden ist. Ein solcher Ofen – welchen Bergbaudirector Hailer im bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt, 1870 S. 360 beschreibt – ist in Fig. 12 dargestellt. a, a ist der gußeiserne cylindrische Mantel, der unten am Fuß viereckige Oeffnungen o, o hat, durch welche die kalte Zimmerluft einströmt, um zwischen dem Füllgefäß b, b und dem Mantel aufzusteigen; dabei erwärmt sich die Luft am Füllgefäß und tritt oben beim durchbrochenen Deckel d, d des Mantels in das Zimmer aus. Das cylindrische Füllgefäß kann mittelst eines Henkels ausgehoben und eingesetzt werden, und ruht auf den unten am Mantel angegossenen vier Tatzen t, t. In diesem Füllgefäß liegt der Rost, welcher in dreierlei Höhen eingelegt werden kann, wie dieß in der Zeichnung durch punktirte Linien angedeutet ist. Das Füllgefäß faßt bis zum unteren Rost 19 1/2 bis 20 Pfd., bis zum mittleren Rost 14 bis 14 1/2 Pfd., bis zum oberen Rost 7 bis 7 1/2 Pfd. Kohle. Am Boden des Füllgefäßes gelangt durch die conische Oeffnung e die Zimmerluft unter den Rost, je nachdem man die Klappe k, welche mittelst eines einfachen Mechanismus, der am Mantel befestigt ist und bei m durch einen Schlüssel in Bewegung gesetzt wird, von dieser conischen Oeffnung mehr oder weniger entfernt, oder auch ganz verschließt. Die Asche, welche durch den Rost fällt, sammelt sich am Boden des Füllgefäßes rings um diese conische Oeffnung und kann, weil der Rost oberhalb der letzteren geschlossen ist, durch dieselbe nicht herausfallen. Ist die Kohle verbrannt, so wird die Asche sammt dem Füllgefäß ausgehoben, ausgeleert und letzteres wieder beliebig mit Kohlen gefüllt. Die Verbindung des Füllgefäßes mit dem an den Mantel befestigten Rauchrohransatz R, R ist äußerst einfach und aus der Abbildung leicht ersichtlich. – Auf die Kohlen, welche das Rauchrohr etwas überragen dürfen, werden Holzstückchen und Papier gelegt, angezündet, und nachdem durch die Casserolringe oben nach Bedarf der Verschluß hergestellt worden ist, wird die Klappe geöffnet, und nun durch die letztere der Brand mehr oder weniger beschleunigt, also die Wärme im Zimmer gesteigert oder vermindert. Der wesentliche Vortheil dieser Aenderung der Füllöfen besteht darin, daß man 1) das Brennmaterial nicht im Zimmer einzuschütten und die Asche etc. nicht im Zimmer herauszunehmen braucht, und 2) mit der einfachen Klappe den Brand völlig in seiner Gewalt hat. Schon im Winter 1869/70 erfreuten sich diese Oefen einer sehr bedeutenden Nachfrage; über Effect und Brennmaterialverbrauch derselben theilt Bergbaudirector Hailer eine ausführliche Zusammenstellung mit, nach welcher die Heizungskosten bei Anwendung dieser Oefen sich sehr niedrig stellen (bei Anwendung oberbayerischer Würfelkohlen von mittlerem und kleinem Korn betrugen dieselben für 5 verschiedene Locale von 2815 bis 22830 Kubikfuß Inhalt in den Wintermonaten 1869/70 zwischen 2,4 und 10,5 Kreuzer). In keinem Local war mehr als zweimalige Füllung des Ofens pro Tag nothwendig. Da diese Oefen wegen ihrer geringen Anschaffungskosten gewiß auch den minder bemittelten Classen leichter zugänglich gemacht werden können, so versuchte Hailer die Abfälle von Holz, Torf und Kohle zu ihrer Heizung zu verwenden und bewährten sich dabei Gemenge gleicher Raumtheile Kohlengries, Torfabfälle und Holzsägespäne, sowie von 1/2 Kohlengries, 1/4 Torfabfälle und 1/4 Sägespäne ganz gut, während bei dem Verhältnisse von 3/5 Kohlengries, 1/5 Torfabfälle und 1/5 Sägespäne der Brand nicht durchgeführt werden konnte und die Gluth bald erlosch.

Tafeln

Tafel Tab. I
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