Titel: | Ueber das Mühlgold aus Lend bei Gastein; von G. Priwoznik, Chemiker am k. k. Hauptmünzamte in Wien. |
Autor: | G. Priwoznik |
Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. XII., S. 42 |
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XII.
Ueber das Mühlgold aus Lend
bei Gastein; von G.
Priwoznik, Chemiker am k. k. Hauptmünzamte in
Wien.
Priwoznik, über das Mühlgold aus
Lend.
Bei dem Amalgamationsverfahren am k. k. Hüttenwerke zu Lend im
Salzburgischen, wo nur möglichst reiche Schliche auf die
Amalgamirmühlen kommen, bildet sich ein festes Goldamalgam,
welches in heißem Wasser erweicht, gewaschen, vom Quecksilber
abgepreßt und dann ausgeglüht wird.
Das auf diesem Wege erhaltene Mühlgold besteht aus unregelmäßigen
Stücken bis zur Größe einer Faust und ist mit geringen Mengen
von Quecksilber, Schwefelkies, Bleiglanzkörnern, Sand und feinen
Gußeisentheilchen, letztere von der Manipulation herstammend,
verunreinigt.
Dasselbe wird im Graphittiegel unter Zusatz von Borax
eingeschmolzen und in Formen ausgegossen. An der Oberfläche der
Barren bildet sich ein äußerst fest anhaftendes
Lech, welches nur schwer, am besten mit Hammer und Meißel
losgetrennt werden kann. Dasselbe ist schwarz und von deutlich
krystallinischem Gefüge. Dünne Blättchen hiervon sind leicht
zerbrechbar und zeigen glänzende Bruchflächen. Es besitzt ein
hohes specifisches Gewicht und sind darin schon mit freiem Auge
in der Lechmasse eingebettete Goldtheilchen erkennbar. Das Lech
nimmt bei längerem Liegen an der Luft Spuren von Wasser auf und
schmilzt in der Rothglühhitze zu einer zähflüssigen Masse. Vor
dem Löthrohre gibt eine Probe desselben sowohl für sich, als
auch mit kohlensaurem Natron ein Metallkorn und auf der Kohle
einen Beschlag, welcher deutlich Blei und Silber erkennen läßt.
An Wasser gibt es geringe Mengen von Schwefelnatrium und
borsaurem Natron ab. Concentrirte Salpetersäure löst es nur
theilweise und langsam, verdünnte jedoch rasch auf; die Lösung
enthält Silber, Eisen, Blei, Kupfer, Natrium und Schwefel, der
Rückstand enthält Gold, Eisenoxyd, geringe Mengen schwefelsaures
Bleioxyd und schwefelsaures Silberoxyd.
Bei der quantitativen Analyse wurde es am zweckmäßigsten
befunden, die Auflösung der Substanz in verdünnnter
Salpetersäure vorzunehmen, wobei auffallender Weise auch
sogleich der ganze Schwefel oxydirt wird. Die in Lösung
befindlichen Körper wurden nach den allgemein üblichen Methoden
getrennt und im Rückstande das Eisenoxyd mit verdünnter
Salzsäure, das Gold mit verdünntem Königswasser von den geringen
Mengen schwefelsauren Silberoxydes und schwefelsauren Bleioxydes
geschieden. Hierbei gingen nur sehr geringe Mengen der beiden
letzteren in Lösung und waren leicht durch Fällen mit verdünnter
Salzsäure, Abdampfen des Filtrates zur Trockne und Auslaugen des
Rückstandes mit wässerigem Alkohol zu erhalten.
Die quantitative Analyse eines im Jahre 1869 erhaltenen Leches
ergab in 2,680 Grm. Substanz 1,686 Grm. Chlorsilber,
entsprechend 1,268 Grm. Silber, 0,159 Grm. schwefelsaurem
Bleioxyd oder 0,1086 Grm. Blei, 0,620 Grm. Eisenoxyd d. i. 0,434
Grm. Eisen, 0,071 Grm. Kupferoxyd entsprechend 0,0567 Grm.
Kupfer und 0,2485 Grm. Gold.
0,268 Grm. Substanz gaben 0,3807 Grm.
schwefelsauren Baryt d. i. 0,0522 Grm.
Schwefel.
5,685 Grm. Substanz gaben 0,135 Grm.
schwefelsaures Natron oder 0,0437 Grm.
Natrium.
Hieraus folgt, daß in 100 Theilen dieses Körpers enthalten
sind:
Gold
9,27
Silber
47,31
Eisen
16,19
Blei
4,05
Kupfer
2,12
Natrium
0,77
Schwefel
19,47
geringe Mengen vonBorsäure, Wasser
undSpuren von Antimon
–––––
99,18
oder an näheren Bestandtheilen:
Gold
9,27
Schwefelsilber
54,31
Schwefeleilen
25,44
Schwefelblei
4,67
Schwefelkupfer
3,19
Schwefelnatrium (dreifach)
2,30
–––––
99,18
Nach Abzug der zufälligen Beimengungen enthält die eigentliche
Lechmasse in 100 Theilen:
Schwefelsilber
61,99
Schwefeleisen
29,04
Schwefelblei
5,33
Schwefelkupfer
3,64
––––––
100,00
Das Silber, welches als Schwefelsilber in das Lech gelangt, wird
beim Einschmelzen des Mühlgoldes, mit Zusatz von Borax allein,
wie es bisher geschah, nicht gewonnen und vermehrt daher den
Schmelzabgang.
Die k. k. Berg- und Hüttenverwaltung zu Lend stellte
deßhalb an das k. k. Hauptmünzamt das Ansuchen, die geeignetste
Methode zur Verhinderung der Lechbildung ermitteln zu wollen und
übersendete das Erzeugniß vom Jahre 1870, bestehend aus 13,5
Kilogrm. Mühlgold im ungeschorenen Zustande, zur probeweisen
Schmelzung.
Die qualitative chemische Untersuchung desselben ergab außer den
Hauptbestandtheilen an Gold und Silber noch Quecksilber, Eisen,
Kupfer, Blei, Antimon, Schwefel und als zufällige Beimengung
Kieselsäure als Sand.
Bei der quantitativen Analyse geschah die Auflösung der vorher
durch Glühen vom Quecksilber befreiten Substanz am besten in
verdünntem Königswasser, welches nach Prat erzeugt, auf 100 Kubikcentimeter conc.
Salzsäure,Spec. Gew. 1,196. 43 K. C. conc. SalpetersäureSpec. Gew. 1,400. und 143 K. C. Wasser enthielt. Sie erfolgt wohl nicht
auf einmal, weil das sich ausscheidende Silberchlorid die
Substanz endlich vollkommen einhüllt und ein Auslaugen mit Ammon
dazwischen treten muß. Indeß ist nach etwa dreimaliger
abwechselnder Behandlung mit Königswasser und Ammon die
Auflösung beendigt. Die Trennung und Bestimmung der einzelnen
Körper geschah nach den üblichen Methoden, nur wurde das
Schwefelgold von dem Schwefelkupfer durch Kochen mit
Salpetersäure, ohne vorhergehendes Glühen getrennt, wobei das
Gold metallisch und nur mit etwas Schwefel gemengt,
zurückbleibt. Dieser Vorgang empfiehlt sich überhaupt, wenn
Schwefelgold, von jenen Metallsulfiden getrennt werden soll,
welche beim Auflösen in Salpetersäure keine unlöslichen
Verbindungen bilden.
4,3042 Grm. Substanz gaben 2,865 Grm. Gold, 1,3565 Grm.
Chlorsilber oder 1,0209 Grm. Silber, 0,0423 Grm. schwefelsaures
Bleioxyd entsprechend 0,0288 Grm. Blei, 0,047 Grm. Kupferoxyd
oder 0,0375 Grm. Kupfer, 0,070 Grm. Eisenoxyd d. i. 0,049 Grm.
Eisen, 0,149 Grm. schwefelsauren Baryt oder 0,0204 Grm.
Schwefel.
8,214 Grm. Substanz gaben 0,475 Grm. Quecksilber.
100 Theile Mühlgold enthalten daher:
Gold
66,56
Silber
23,69
Quecksilber
5,78
Eisen
1,14
Blei
0,66
Kupfer
0,87
Schwefel
0,47
Antimon
Spur
Kieselsäure
Spur
–––––
99,17
Diese Analyse und die des Leches lehren uns, daß beim
Einschmelzen des Mühlgoldes durch Zusatz geeigneter Flußmittel
die Schwefelverbindungen zerstört und die Oxydationsproducte
entfernt werden müssen. Hierdurch werden auch Metalle
hinweggeschafft, welche, wie Blei, Antimon und Eisen, spröde und
zur mechanischen Bearbeitung unbrauchbare Legirungen
liefern.
Es ist deßhalb begreiflich, daß ein kleiner Schmelzabgang nicht
immer ein Beweis für die Vollkommenheit eines Schmelzverfahrens
ist, denn es kann auch bei einem großen
Schmelzabgang vollkommen seyn, wenn derselbe in der Beseitigung
unedler Metalle seinen Grund hat. Beim Schmelzen eines
derartigen Hüttenproductes soll vielmehr neben dem kleinsten
Verlust an edlen, ein möglichstes Entfernen von unedlen Metallen
stattfinden.
Versuche im Kleinen haben ergeben, daß ein Fluß, bestehend aus
etwa 2 Theilen Salpeter (der Billigkeit wegen ist Natronsalpeter
vorzuziehen) und 1 Theil Borax, geeignet ist, ein blankes und
dehnbares Gold zu liefern. Hierbei wird der Schwefel oxydirt und
die durch Einwirkung des Salpeters auf die unedlen Metalle
gebildeten Oxyde werden von dem borsauren Natron gelöst.
Aus der zuletzt angeführten Analyse berechnet sich der Gehalt an
Schwefel in 13,5 Kilogrm. Mühlgold auf 0,064 Kilogrm. Diese
Menge benöthigt zur Oxydation 0,401 Kilogrm. und die an Schwefel
gebundenen unedlen Metalle 0,43 Kilogrm. Salpeter. Es sind
demnach im Ganzen 0,83 Kilogrm. Salpeter erforderlich. 13,5
Kilogrm. dieses Mühlgoldes wurden daher, weil es zweckmäßig ist
einen Ueberschuß anzuwenden, mit 1 Kilogrm. Salpeter und 1/2
Kilogrm. Borax im Graphittiegel niedergeschmolzen und ergaben
12,083 Kilogrm. mit einem Feinhalte von 723 Thl. Gold und 250
Thl. Silber in 1000. Die Barren waren frei von Lechmasse und an
der Oberfläche vollkommen blank.
Wien, Laboratorium am k. k.
Hauptmünzamte.