Titel: | Theoretische Werthbestimmung der feuerfesten Thone; von Dr. Carl Bischof. |
Autor: | Carl Bischof [GND] |
Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. XXXIV., S. 110 |
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XXXIV.
Theoretische Werthbestimmung
der feuerfesten Thone; von Dr. Carl Bischof.
Bischof, theoretische Werthbestimmung der
feuerfesten Thone.
Bei Beurtheilung des pyrometrischen Werthes eines feuerfesten
Thones aus der Analyse kommt es im Großen und Ganzen auf zwei
Verhältnisse an, die in's Auge zu fassen sind:
1)das Verhältniß der Thonerde zu den
Flußmitteln, und
2)das der Thonerde zu der
Kieselsäure.
Die genaue Feststellung, wie viel Thonerde auf eine gewisse Menge
oder 1 Theil Flußmittel, sowie zugleich, wie viel Kieselsäure auf eine gewisse Menge
oder ebenso 1 Theil Thonerde kommt, gibt den Maaßstab zur
pyrometrischen Beurtheilung des Thones. Je mehr Thonerde ein
Thon auf 1 Theil Flußmittel enthält, um so mehr schwerschmelzbar
ist er, wie andererseits umgekehrt
die Feuerflüssigkeit eines Thones zunimmt mit der größeren
Kieselsäuremenge.
Enthält z.B. unter zwei Thonen in gedachter Beziehung der eine
mehr Thonerde und zugleich weniger Kieselsäure, so ist dieser
nothwendig der strengflüssigere;
umgekehrt ist der thonerdeärmere wie kieselsäurereichere,
gleiche oder ähnliche physikalische Eigenschaften vorausgesetzt,
unbedingt der leichtflüssigere.
Ist bei zwei Thonen das Thonerdeverhältniß zu den Flußmitteln
ein gleiches, so ist der relativ weniger kieselsäurehaltige der
feuerfestere, wie umgekehrt. Sind von zwei Thonen die in Rede
stehenden Verhältnisse dieselben, so wird im Allgemeinen
– nur vereinzelte bestimmte
Fälle, bedingt durch gewisse äußere Kennzeichen, ausgenommen,
wovon weiter unten die Rede – das pyrometrische Verhalten
ein gleiches seyn.
Ist unter zwei oder mehreren Thonen bald das eine Verhältniß
vorwiegend, bald das andere zurücktretend, so läßt sich durch
eine einfache Rechnung ermitteln, welcher der pyrometrisch höher
stehende ist. Einige concrete Beispiele mögen das Gesagte
bestätigen.
Gehen wir zu dem Zwecke die Analysen der von mir aufgestellten
Normalthone durchPolytechn. Journal, 1870, Bd. CXCVI S. 438 und Bd.
CXCVIII S. 407., resp. die daraus abgeleiteten Formeln, welche die
bezeichneten Verhältnisse veranschaulichen.
I. Classe.
Normalthon Nr. I
von Saarau in Nieder-Schlesien.
a. Durchschnittsprobe aus
einigen tausend Centnern vom Jahre 1863.
Repräsentant der als beste bekannten feuerfesten Thone.
Grad der Feuerfestigkeit = 100.
Bindevermögen = 2.
Die analytische Zusammensetzung gibt die chemische
Formel:
16,39 (Al²O³, 1,69
SiO³) + RO
oder auf
1) 16,39 Thonerde kommt 1
Flußmittel;
2) 1 Theil Thonerde kommt auf 1,69
Kieselsäure.
Derselbe
Thonb, ausgesuchte reine Probe aus einigen
Centnern.
Die Zusammensetzung gibt die chemische Formel:
19,25 (Al²O³, 1,38
SiO³) + RO
oder auf
1) selbst 19,25 Thonerde kommt erst 1
Flußmittel;
2) 1 Theil Thonerde kommt auf 1,38
Kieselsäure.
Das letztere Material ist ohne allen
Zweifel das bessere, das noch vorzüglichere in
feuerfester Hinsicht; nicht allein hat die Thonerde
den Flußmitteln, sondern auch der Kieselsäure gegenüber
zugenommen.
Geht man noch einen Schritt weiter und reducirt die beiden
Zahlenwerthe 19,25 und 1,38 auf einen einzigen, durch Division, und zwar von letzterem
in ersteren, so gibt uns dieser Quotient eine ganz einfache
Norm für die pyrometrische, aus der Analyse eines Thones
abgeleitete Werthstellung.
19,25 : 1,38 gibt 13,95.
In derselben Weise wird für die Formel der Probe a gefunden 16,39/1,69 = 970.
Ebenso ließe sich ein solcher Quotient ermitteln z.B. durch
Umkehrung des Bruches, durch Division des größeren Divisors
in den kleineren Dividenden. Es werden aber alsdann
selbstredend kleinere Werthe gefunden, welche die
Differenzen bei verschiedenen Thonen sehr bedeutend
geringer, an sich, wie unter sich, hervortreten lassen, und
findet dabei das Umgekehrte statt, daß mit dem Größerwerden
des Quotienten die Feuerfestigkeit abnimmt.
Wird der erwähnte Quotient gefunden durch die Division dieses
meist kleineren Werthes in den größeren, so ist mit der
größeren Zahl auch die Feuerfestigkeit proportional.
Wir erhalten also für den Saarauer Thon:
Probe. a den
QuotientenSauerstoffquotient der Kieselsäure innerhalb
der Klammer, in die Thonerde außerhalb der
Klammer.
9,70
bessere
Probe. b „
„
13,95
Umgekehrt die Division ausgeführt:
Probe a den Quotienten
(nur)
0,103
Probe b den Quotienten
(abnehmend)
0,072
II. Classe.
Normalthon, geschlämmter Kaolin von
Zettlitz in Böhmen.
Repräsentant einer natürlich reinen,
geschlämmten Kaolinerde.
Grad der Feuerfestigkeit = 70–60 Procent.
Bindevermögen = 3.
Berechnete Formel:
12,82 (Al²O³, 1,35
SiO³) + RO
oder auf
1) 12,82 Thonerde kommt 1
Flußmittel;
2) 1 Theil Thonerde kommt auf 1,35
Kieselsäure.
Das erstere Verhältniß, welches ich kurzweg als das
Thonerdeverhältniß bezeichne, hat abgenommen, das der
Kieselsäure hat sich ein wenig gebessert.
Gibt Quotient 12,82/1,35 = 9,49.
III. Classe.
a.Normalthon, weißer ungeschlämmter,
sehr kieselsäurereicher von Saarau.
Grad der Feuerfestigkeit
= 50 Procent.
Bindevermögen
= 2–2 1/2.
Formel nach der Analyse von E. Richters:
14,15 (Al²O³, 5,01
SiO³) + RO
oder auf
1) 14,15 Thonerde kommt 1
Flußmittel;
2) 1 Theil Thonerde kommt auf 5,01
Kieselsäure.
Das Thonerdeverhältniß hat zugenommen, aber das Verhältniß
der Kieselsäure auch zugleich sehr bedeutend.
Gibt Quotient 14,15/5,01 = 2,82.
b. Normalthon unter den durch größte
Fettigkeit wie Bildsamkeit am meisten hervorragenden
Thonen – der beste und
vorzüglichste Thon bei Andennes.
Grad der Feuerfestigkeit
= 50 Procent.
Bindevermögen
= 10–11.
Chemische Formel:
6,86 (Al²O³, 1,63
SiO³) + RO
oder auf
1) 6,86 Thonerde kommt 1
Flußmittel;
2) 1 Theil Thonerde kommt auf 1,63
Kieselsäure.
Im Vergleich zu Classe II hat das Thonerdeverhältniß sich
beträchtlich vermindert und das Verhältniß der Kieselsäure
gleichzeitig zugenommen. Der Thon gehört nothwendig in eine
tiefere Classe als I und II.
Gibt Quotient 6,86/1,63 = 4,21.
IV. Classe.
Thon von Mühlheim bei Coblenz (beste Durchschnittsqualität), Ersatzthon für den belgischen.
Grad der Feuerfestigkeit
= 45 Procent.
Bindevermögen
= 9–10.
Chemische Formel:
5,96 (Al²O³, 1,51 SiO³)
+ RO
oder auf
1) 5,96 Thonerde kommt 1 Flußmittel;
2) 1 Theil Thonerde kommt auf 1,51
Kieselsäure.
Das Thonerdeverhältniß hat (im Vergleich zu dem belgischen Thone)
abgenommen, das Verhältniß der Kieselsäure aber auch zugleich.
Welcher Thon der bessere ist, der von Andennes oder der
Mühlheimer, geht aus den bezeichneten Verhältnissen nicht unmittelbar deutlich hervor.
Berechnen wir den in Rede stehenden Quotienten 5,96/1,51 = 3,95,
so erhalten wir also eine geringere Zahl, welche die gefundene
geringere pyrometrische Werthstellung mit einem Blick
verdeutlicht.
V. Classe.
Grünstädter Hafenerde, Repräsentant
kaolinartiger Thone auf secundärer Lagerstätte.
Grad der Feuerfestigkeit
= ca. 30 Procent.
Bindevermögen
= 8.
Chemische Formel:
3,65 (Al²O³, 1,54 SiO³)
+ RO
oder auf
1) 3,65 Thonerde kommt 1 Theil
Flußmittel;
2) 1 Theil Thonerde kommt auf 1,54
Kieselsäure.
Das Thonerdeverhältniß hat abgenommen, das Verhältniß der
Kieselsäure ein wenig zugenommen. Die tiefere Stellung springt
sofort in die Augen.
Gibt Quotient 3,65/1,54 = 2,37.
VI. Classe.
Thon von Oberkaufungen bei
Cassel.
Repräsentant mittelmäßiger feuerfester Braunkohlenthone.
Grad der Feuerfestigkeil
= 20 Procent.
Bindevermögen
= 9.
Chemische Formel:
4,41 (Al²O³, 2,37 SiO³)
+ RO
oder auf
1) 4,41 Thonerde kommt 1 Flußmittel;
2) 1 Theil Thonerde kommt auf 2,37
Kieselsäure.
Das Thonerdeverhältniß ist zwar gestiegen, aber auch das
Verhältniß der Kieselsäure. Unmittelbar schätzbar ist der Werth
durch Berechnung des Quotienten 4,41/2,37 = 1,86.
VII. Classe.
Thon von Niederpleis an der
Sieg.
Repräsentant der gewöhnlichen, aber feuerfesten
Braunkohlenthone.
Grad der Feuerfestigkeit
= 10 Procent.
Bindevermögen
= 8–9.
Chemische Formel:
3,89 (Al²O³, 2,37 SiO³)
+ RO
oder auf
1) 3,89 Thonerde kommt 1 Theil
Flußmittel;
2) 1 Theil Thonerde kommt auf 2,37
Kieselsäure.
Das Verhältniß der Thonerde hat abgenommen, das der Kieselsäure
ist constant geblieben. Die tiefere Stellung ist erklärt.
Berechnen wir den Quotienten 3,89/2,37 = 1,06, so findet sich der
pyrometrische Werth dieses wenigst feuerfesten Normalthones bis
auf fast 1 hinabgerückt.
Ein Ueberblick der so für die sieben Normalthone gefundenen
Quotienten läßt mit aller Bestimmtheit drei Resultate
constatiren:
1. Mit der Abnahme der Feuerfestigkeit werden auch die Quotienten
stets kleiner. Bei den verhältnißmäßig geringeren Thonen nehmen
die Zahlenwerthe nur wenig ab, bei
den mittelmäßigen um eine mehr mittlere, und bei den hervorragend feuerfesten Thonen
um eine progressive Größe.
2. Der Rohkaolin von Saarau Nr. III macht eine alleinige und
auffällige Ausnahme in der bezeichneten Stellung. Der ermittelte
Quotient weist den Thon zwei Classen tiefer. Entweder müssen
daher hier Ausnahmsverhältnisse vorliegen, oder gar eine
Unrichtigkeit in der Bestimmungsweise.
Um diesem Widerspruche auf den Grund zu kommen, wiederholte ich
die pyrometrische Bestimmung auf das Sorgfältigste. War der
mittelst des Quotienten gegebene Fingerzeig richtig, so mußte
schon ein directer pyrometrischer Vergleich mit dem Normalthone
der nächstgeringeren Classe, einen zur Aufklärung führenden
Anhalt geben.
Zu dem Zwecke wurden von beiden Thonen, a. dem Saarauer Nr. III wie b. dem Mühlheimer, gleiche kleine Pyramiden geformt
und dieselben der Schmelzhitze des Schmiedeeisens
ausgesetzt.
Der Thon a hielt sich, wie bisher,
unveränderter und besser, wie Thon b.
Die Glühhitze wurde daher noch höher gesteigert, bis zur
Schmelzhitze des Platins (ein Platinblech in einer
Thonerdekapsel eingeschlossen, war zur Kugel
zusammengeschmolzen), und doch verhielt sich wiederum a strengflüssiger als b.
Die Saarauer Probe war stark glasirt, aber die
Kanten der Pyramidenform noch erhalten und namentlich das Innere
dicht; es ließen sich nur mit Hülfe der Loupe vereinzelte
Bläschen wahrnehmen.
Dagegen war der Mühlheimer Thon von einer
gelben, ein wenig schaumigen Masse umflossen, die Kanten
abgerundet und das Innere durch und durch mit größeren Bläschen
erfüllt.
Als derselbe Versuch nochmals wiederholt und die Temperatur über die Schmelzhitze des Platins
hinaus gesteigert wurde, soweit als der Prüfungstiegel eben noch
aushielt, waren
beide Thone erweicht: der Saarauer zu einer
glänzenden, theils feinblasigen, aber theils auch noch unverkennbar dichten Masse; dagegen
bildete der Mühlheimer einen durch und durch porigen Kuchen.
Ganz entsprechend wie in meiner Aufstellung der Normalthone
geschehen, erscheint daher der Saarauer in dem wiewohl heftigst
gesteigerten bezeichneten Hitzegrade mehr
schwerschmelzbar, als der Thon der nächst tieferen
Classe.
Dieses Resultat wurde erhalten bei Anwendung der beiden Thone in
gewissermaßen natürlichem Zustande ihres Vorkommens, nur zerdrückt, wobei freilich der
Saarauer Thon stark knirscht in Folge Beimengung gröberer
Quarzkörnchen bis zur Größe eines Stecknadelkopfes, wogegen der
Mühlheimer eine fast unfühlbare Thonmasse bildet. Es lag daher
der weitere Versuch nahe: beide Thone gleich fein mechanisch zu
zertheilen, resp. äußerst fein bis zu
einem ähnlichen Grade der Unfühlbarkeit zu zerreiben, wie der
Mühlheimer gewissermaßen ursprünglich schon ist.
Als beide Thone in feinster
Beschaffenheit dargestellt, daraus kleine Pyramiden geformt und
der Hitzegrad bis zu obigem höchsten Punkte, völliger
Platinschmelzhitze, gesteigert wurde, war
der Saarauer Thon zu einem Tropfen zerflossen, dagegen war bei
dem Mühlheimer Thon die Form noch
erkennbar, wenn auch die Kanten stark
abgeschmolzen.
Als ganz derselbe Versuch nochmals wiederholt und gleichzeitig
eine Probe des unzerriebenen Saarauer
Thones beigefügt wurde, hatte sich
derselbe noch scharfkantig erhalten, während
er feinst zerrieben wieder
zerflossen war.
Die bekannte Erscheinung, daß grobe QuarzstückchenRichters' Dissertation, S.
42. die Schmelzbarkeit eines Thongemenges
relativ stets, und in diesem Falle sogar in absolutem Sinne,
ungleich größer erscheinen lassen, als wenn derselbe Quarz in
feiner Pulverform angewendet wird, wiederholt sich also bei dem
Saarauer Thon, welcher wesentlich verschieden strengflüssig ist,
je nachdem er den Sand als Körnchen oder als feinstes Mehl
enthält – ein Beweis daß äußere,
physikalische Verhältnisse eine nicht zu übersehende Rolle
mitspielen können.Man vergleiche meine Werthbestimmung des Kaolins bei
Strehlen, im polytechn. Journal Bd. CXCIX S. 307
(zweites Februarheft 1871). Für diesen Fall ist die Abhängigkeit von der gröberen
oder feineren Beschaffenheit des dem Saarauer Thone beigemengten
Sandes eine so große, daß darin der
Grund der Abweichung zwischen dem pyrometrischen und
analytischen Resultate zu suchen ist. Die pyrometrische Prüfung
weist den Rohthon in eine höhere
Classe als die Analyse; wird jedoch derselbe Thon feinst
zerrieben angewendet, so sinkt seine Feuerfestigkeit unter die
des Normalthones der nächst tieferen Classe hinab und beginnt
damit in Uebereinstimmung zu treten mit dem Ergebniß der
Analyse.
Weiter unten werden wir sehen, daß bei den pyrometrischen
Bestimmungen von Richters dieses anomalische Verhältniß gleichfalls zu
Tage tritt.
3. Umgekehrt vermögen uns die Normalthone der beiden ersten
Classen zu belehren, wie Thone von chemisch sehr ähnlicher Zusammensetzung pyrometrisch
einen wesentlichen Abstand
zeigen.
Bei genauer Beobachtung dürfte aber auch hier die Erklärung in
nichts Anderem als gewissen charakteristischen physikalischen
Verhältnissen zu suchen seyn. Die Analyse des Saarauer Thones
Nr. I, Durchschnittsprobe aus einigen tausend Centnern, gibt den
Quotienten 9,70, hingegen die Analyse des Zettlitzer
geschlämmten Kaolins den Quotienten 9,49; und doch ist in
demselben hohen Feuersgrade, wo ersterer Thon keine Zeichen von
Schmelzung zu erkennen gibt (noch ein körniges Ansehen zeigt),
letzterer Thon zu einer porzellanähnlichen Masse erweicht.
Betrachten wir jedoch die beiden Thone in ihrer äußeren
Beschaffenheit, ehe sie geglüht werden, so bildet der
Schieferthon ein festes, dichtes, steinartiges, specifisch weit
schwereres Material, dessen feinere Zertheilung auch nicht so
leicht zu bewirken ist; während die Kaolinerde bei leisem
Zerdrücken ein höchst zartes, feines, lockeres, unfühlbares
Pulver darstellt, bei welchem Einwirkungen durch die Hitze sich
eher und vollständiger
geltend machen. – Der äußerst
feine Aggregatzustand bedingt die pyrometrisch erhebliche
Differenz.
Um auch anderweitig die Frage der Bedeutung des bezeichneten
Quotienten in maaßgebender Hinsicht einer Prüfung zu
unterwerfen, führe ich noch diese Quotienten an, berechnet aus
den Analysen von Richters und dessen
Formeln. Geordnet nach den von Richters mittelst Titrirung mit Thonerde ausgeführten
sehr schätzenswerthen pyrometrischen Bestimmungen, beginne ich
mit den strengflüssigsten Thonen und lasse stufenweise die
leichter schmelzbaren folgen, bis hinab zu dem leichtflüssigsten
und geringsten, kaum noch feuerfesten Thone.
Thon von
SaarauNr. I.
Thon von
SaarauNr. II.
Thon von
Valendarbei
Coblenz.
Formel für
dieZusammensetzungdes Thones
14,30
(Al²O³, 1,32 SiO³)
4,85
(Al²O³, 1,71 SiO³)
3,16
(Al²O³, 1,57 SiO³)
+ RO
+ RO
+ RO
gibt Quotient
10,83
2,84
2,01
Grad derFeuerbeständigkeit
+ 2
± bis –
1
– 1
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Thon von
SaarauNr. III.
Thon von
Mirow(Polen)
Thon von
Tillendorf(Bunzlau)
Formel für
dieZusammensetzungdes Thones
14,21
(Al²O³, 4,85 SiO³)
3,57
(Al²O³, 2,43 SiO³)
6,32
(Al²O³, 3,67 SiO³)
+ RO
+ RO
+ RO
gibt Quotient
2,93!
1,47
1,27
Grad derFeuerbeständigkeit
– 2
– 3
– 3
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Thon von
Grojece(Polen).
Thon von
Poremba(Polen).
Thon von
Bielschowitz(Oberschlesien).
Formel für
dieZusammensetzungdes Thones
2,85
(Al²O³, 2,64 SiO³)
2,80
(Al²O³, 3,54 SiO³)
2,46
(Al²O³, 3,63 SiO³)
+ RO
+ RO
+ RO
gibt Quotient
1,08
0,79
0,68
Grad derFeuerbeständigkeit
– 3 bis –
4
– 4
– 4
Thon
vonComprachczütz Nr. I.(Oberschlesien).
Thon von
BriegNr. II.
Thon von
Czielze(Polen).
Formel für
dieZusammensetzungdes Thones
3,32
(Al²O³, 5,14 SiO³)
1,72
(Al²O³, 4,87 SiO³)
1,76
(Al²O³, 3,23 SiO³)
+ RO
+ RO
+ RO
gibt Quotient
0,63
0,35?
– 0,54?
Grad derFeuerbeständigkeit
– 4 bis –
5
– 5
– 5 bis –
6
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
Thon
vonComprachczütz Nr. II(Oberschlesien).
Thon von
BriegNr. I.
Schlief
vonMettkau(Schlesien).
Formel für
dieZusammensetzungdes Thones
1,42
(Al²O³, 4,46 SiO³)
1,35
(Al²O³, 4,53 SiO³)
1,99
(Al²O³, 13,12 SiO³)
+ RO
+ RO
+ RO
gibt Quotient
0,32
0,30
0,15
Grad derFeuerbeständigkeit
– 6
– 6
– 7
Im Ganzen finden sich obige Resultate ausreichend entschieden bestätigt.
Mit der Abnahme der Feuerbeständigkeit werden, bis auf zwei
Ausnahmen, die Quotienten kleiner, und findet diese Verminderung
nicht stets gleichmäßiggeichmäßig oder regelmäßig statt, so ist zu berücksichtigen, daß
die betreffenden Thone, ausgenommen die drei ersten, bei Weitem
vorherrschend zu den besonders kieselhaltigen resp. sandreichen gehören. Einestheils kann
– wie die wiederholten Versuche mit dem Saarauer Thon Nr.
III evident darthun – bei derartigen Thonen das
pyrometrische Resultat schwanken, je nachdem der beigemengte
Sand mehr oder weniger zerrieben ist; andererseits ist bei
diesen Thonen die genaue analytische Bestimmung eine unsicherere
und dürften die Fehlerquellen größere seyn.Wie ich weiter unten zeigen werde.
Ein anomalisches Verhalten des höchst kieselreichen Saarauer
Thones Nr. III tritt uns hier gleichfalls entgegen – ein
Beweis mehr für dessen erschwerte correcte pyrometrische
Bestimmung. Der berechnete QuotientUnter Zugrundelegung der von Richters benutzten, theilweise älteren
Aequivalentgewichte. weist dem Thone eine um einen bis zwei Grade höhere
Stellung in der Richters'schen Scala
an, als die pyrometrische Bestimmung hat finden lassen.
Jedenfalls dürfte zu schließen seyn, daß Richters den Thon fein
zerrieben anwendete.
Nicht genügend zutreffend sind nur noch die Thone von Brieg Nr.
II und von Czielze. Für ersteren, ebenfalls sehr sandreichen
Thon weist der Quotient eine tiefere Stellung als die gefundene
an; während für letzteren das Umgekehrte der Fall ist. Wollte
man etwa sich versucht fühlen, bei der sonst bis auf den
Saarauer Thon allgemeinen
Uebereinstimmung, an eine Verwechselung der pyrometrischen
Werthe zu denken, so steht durchweg
das berechnete Ergebniß mit dem gefundenen pyrometrischen in
Einklang.
Wiesbaden, im April 1871.
(Der Schluß folgt).