Titel: | Ueber die durch Einwirkung von Sauerstoff auf Chlorwasserstoff freigemachte Wärme; von F. Hurter. |
Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. XXXVII., S. 125 |
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XXXVII.
Ueber die durch Einwirkung
von Sauerstoff auf Chlorwasserstoff freigemachte Wärme; von
F.
Hurter.
Aus den Berichten der
deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871,
Nr. 4.
Hurter, über Chlorbereitung aus
Chlorwasserstoff und Wasserstoff.
In einer Abhandlung, welche Hr. H. Deacon der englischen wissenschaftlichen Gesellschaft
in Liverpool vorlegte, sagte derselbe, die Reaction, nämlich die
Einwirkung von Sauerstoff auf Chlorwasserstoff bei höherer
Temperatur und Gegenwart von gewissen Salzen, namentlich
Kupfersalzen, sey eine Wärmequelle, und bei der Zersetzung eines
Molecüls Chlorwasserstoff würden 10679 Wärme-Einheiten
frei.
Hr. Prof. Julius Thomsen in Copenhagen
erhebt in diesen BerichtenPolytechn. Journal Bd.
CXCIX S. 128 (zweites Januarheft 1871). die Einwendung, daß nicht so viel Wärme entbunden werde,
als der Autor (Hr. Deacon) glaube,
weil bei der Temperatur, bei welcher die Reaction eintritt,
nicht flüssiges, sondern gasförmiges Wasser gebildet werde.
Diese Einwendung, obwohl der Sache nach richtig, beruht auf einem
Mißverständniß des Hrn. Thomsen, wohl
dadurch verursacht, daß er nicht die Originalabhandlung, sondern
nur einen fehlerhaft übersetzten Auszug gelesen hat.
In diesem neuen Chlorbereitungsprocesse, dem ich in den letzten
zwei Jahren in Gemeinschaft mit Hrn. Deacon alle meine Aufmerksamkeit zugewendet habe, und
welcher in kurzer Zeit den Manganproceß zu verdrängen strebt,
werden die Producte, Chlor und Wasser, schließlich bei einer
Temperatur von 15° C. erhalten. Es ist deßhalb klar, daß
nahezu die oben genannte Menge Wärme frei werden muß.
Hr. Deacon war mit der Thatsache
bekannt, daß das Wasser im Zersetzungsofen als Dampf vorhanden
ist, und er sagte auch ausdrücklich, daß das vorhandene Wasser
einen Theil der Wärme absorbire.
Daß die im Zersetzungsofen frei werdende Wärme zur Deckung eines
bedeutenden Antheiles des Verlustes durch Strahlung hinreicht
(und Hr. Deacon hat niemals gesagt:
„vollständig genügt“), beweisen
folgende Zahlen.
Bei der Verbindung von
2 Vol. H mit 1 Vol. O werden frei
68924 Cal.
bei der Zersetzung von 4 Vol HCl werden
absorbirt
47566 „
––––––––
frei werdende
Wärme
21358 Cal.
Die Reaction findet bei ungefähr 300° C. statt.
Zur Erwärmung von
4 Vol. HCl auf 300° C. sind
nöthig
4040 Cal.
1
„
O
„
„
„
„
1047 „
–––––––
Im Ganzen
5087 Cal.
Um die Umsetzungsproducte auf einer Temperatur von 300° C.
zu erhalten sind erforderlich
für 2 Vol. Cl
2585 Cal.
„ 2 Vol.
H²O
13158 „
–––––––––
Im Ganzen
15743 Cal.
Dasjenige Wärmequantum, welches man zur Erwärmung der Producte
mehr bedarf als zur Erwärmung der Reagentien, wird von der durch
die Reaction frei werdenden Wärme ersetzt, und der dann
bleibende Ueberschuß wird zur weiteren Erwärmung der gesammten
Mischung von Gasen verwendet. Dieser Ueberschuß ist:
21358 – (15743 – 5087) = 10702
Cal.
Diese Wärmemenge ist hinreichend, das Gasgemisch auf 347°
C. zu erwärmen, und Hr. Deacon nennt
sie mit Recht einen wesentlichen Beistand zum Ersatz der durch
Strahlung verloren gehenden Wärme.
Laboratorium von Gaskell Deacon und
Comp., Widnes (England).