Titel: | Chameroy's Wassermeß- und Regulirungsapparate. |
Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. LIV., S. 184 |
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LIV.
Chameroy's Wassermeß- und
Regulirungsapparate.
Nach den Annales des ponts et
chaussées, 1870 Heft 7, S.
95.
Mit Abbildungen auf Tab. IV.
Chameroy's Wassermeß- und
Regulirungsapparate.
In diesem Journal Bd. CXCIII S.
185 und Bd. CXCIX S.
36 und 86
wurden bereits Chameroy's
Wassermeß- und Druckregulirungsapparate ausführlich
beschrieben. Dieselben besitzen, in einer Wasserleitung
eingeschaltet, den speciellen Vorzug, daß zwei bedeutende
Unzukömmlichkeiten gewöhnlicher Vertheilungshähne behoben
werden, daß sie nämlich
1) eine constante Wassermenge selbst
bei verschiedenem Druck liefern
und
2) Unterschlagungen durch betrügerisches Ableiten von Wasser
verhindern.Bei der bisherigen Einrichtung der Wasserleitung in
Paris, aus welcher gegen entsprechende Vergütung der
consumirten Menge, Wasser an Parteien abgegeben wird,
gelangt das Wasser aus der Hauptleitung zunächst in ein
Bassin auf dem Dachboden des betreffenden Hauses und von
da durch Nebenleitungen zu den einzelnen Consumenten. Es
lassen sich nun an dem Steigrohr, welches von dem
zumeist unter dem Straßenpflaster liegenden
Vertheilungshahn zum Bassin am Dachboden führt, in
trügerischer Absicht heimlich Ableitungsröhren
anstecken. Mit Hülfe der Chameroy'schen Apparate kann eine directe
Zuleitung (ohne Sammelbassin) stattfinden und durch
beliebig viele Anbohrungen kein höheres, unbeachtetes
Ausflußquantum erreicht werden.
Der General-Inspector Belgrand
hat diese Apparate in der Werkstätte zu Chaillot während
längerer Zeit beobachtet und die Angabe bestätigt, daß dieselben
mit großer Regelmäßigkeit functioniren und bei wechselndem
Druck von 1 bis 4 Atmosphären stets dieselbe Wassermenge
liefern.Chameroy will Apparate
herstellen, welche bis zur Ausflußmenge von nur 500
Litern binnen 24 Stunden richtig functioniren.
Indem bezüglich der näheren Einrichtung dieser Apparate auf die
citirten Mittheilungen verwiesen werden kann, sey nachstehend
der neue, ebenfalls von Chameroy
construirte, intermittirende Hahn
beschrieben, welcher recht sinnreich eingerichtet und allgemein
verwendbar ist. Dieser Vertheilungshahn wirkt ohne hydraulischen
Schlag und liefert bei jedesmaligem Aufdrehen eine bestimmte
Wassermenge, wie verschieden auch der Druck in der Leitung seyn
mag, indem er, wenn das gewisse Quantum ausgeflossen ist,
einfach zu laufen aufhört. Soll ein neuerlicher (eben so großer)
Wasserabfluß stattfinden, so muß der Hahn nach vorausgegangenem
Rückdrehen wieder geöffnet werden.
Dieser Meßhahn, welcher in Figur
28 und 29 in
zwei verschiedenen, der offenen und geschlossenen Stellung
dargestellt ist, besteht wie gewöhnlich aus einem Zu- und
Abflußrohr A bez. C, dem Gehäuse B und dem Hahnkegel D. Der letztere ist hohl, d.h. mit
zwei verschieden weiten, kreisförmigen Bohrungen E versehen, in welchen sich das
Metallventil H bewegt.
Bei der in Figur
28 angezeigten Lage tritt Wasser aus dem
Zuleitungsrohr A in den ringförmigen
Ausschnitt im Hahngehäuse durch die Oeffnung F ein, erhält das Ventil H in gehobener Stellung und fließt
durch C ab.
Das Ventil paßt aber nur lose in die Hahnbohrung E; somit wird auch Wasser durch den
ringförmigen Zwischenraum über das Ventil gelangen und dieses
endlich auf seinen Sitz sinken und den weiteren Ausfluß
selbstthätig unterbrechen.
Dreht man alsdann den Hahnkegel halb, d. i. in die Lage der Figur 29 zurück, so wird das über dem Ventil im
oberen Raum der Höhlung E
befindliche Wasser durch die Bohrungen J,
J und K, K ablaufen, das
Ventil H aber in die frühere
Stellung (Fig.
28) steigen. Nachdem aber die Durchlaßöffnung I zufolge der Drehung des Hahnkegels
mit dem Ausflußrohr C nicht mehr
communicirt, so muß der Hahn wieder geöffnet, aufgedreht werden,
um das Spiel neuerdings zu beginnen.
Dieser intermittirende Hahn liefert nach Belgrand ziemlich gleiche
Wassermenge auch bei bedeutend variirendem Druck, wie Versuche
bei 1 Meter bis 4 Atmosphären Druck ergeben haben, wobei
zugleich constatirt werden konnte, daß der Abfluß ohne
hydraulischen Stoß stattfindet. Natürlich erfordert die
Lieferung einer bestimmten Wassermenge bei geringerem Druck eine
längere Zeit. Es scheint sonach dieser Hahn auch die
erheblichsten Mängel zu beseitigen, welchen man bei städtischen
Wasserleitungen wiederholt zu begegnen versucht hat.