Titel: | Ueber die B.Kröncke'sche Methode der Amalgamation von Silbererzen in Copiapo in Chile; von Louis Eich. |
Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. LX., S. 214 |
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LX.
Ueber die B.Kröncke'sche
Methode der Amalgamation von Silbererzen in Copiapo in Chile; von
Louis
Eich.
Kröncke's Methode der Amalgamation von
Silbererzen.
Die seit Anfang des verflossenen Jahrzehntes von B. Kröncke in Copiapo ausgebildete und
demselben in Chile privilegirte Methode zur Zugutemachung von
Silbererzen hat in den betreffenden technischen Kreisen der
ganzen Westküste Südamerikas, besonders seit dem Bekanntwerden
der ausgezeichneten Resultate, außerordentliches Aufsehen
erregt. Die daselbst durch Amalgamation zu gute gemachten Erze
bestehen hauptsächlich aus gediegenem Silber, Chlor-,
Jod- und Bromsilber, lichtem und dunklem Rothgiltigerz, Polybasit, Silberglanz und seltener aus
Kupfersilberglanz und Schilfglaserz, und kommen mit Jurakalk und
Juramergel, Diabas, Porphyr, Kalkspath, Baryt, Gyps, Amianth,
Kaolin und in oberen Teufen mit eisenschüssigem Thone als
Gangmasse vor. Die erstgenannten Erze, als gediegen Silber,
Chlor-, Jod- und Bromsilber – sogenannte
metales calidos, – haben
natürlich nie Schwierigkeiten für eine vollständige Amalgamation
geboten; dagegen verursachten die übrigen Erze, die
Schwefel-, Arsen- und Antimonverbindungen –
die sogenannten metales frios,
– bei allen den vielen Verfahrungsweisen in der
Zugutemachung immer bedeutende Verluste in den Rückständen. Auf
die Zugutemachung dieser reichen Rückstände – relaves – und später ganz
allgemein auf die schwefel-, arsen- und
antimonhaltigen reinen Silbererze basirte Kröncke sein Verfahren.
Da der Verf. Kenntniß von den Materialien hatte, die Kröncke in seinen Etablissements
anwendet, so stellte er eine Reihe von Versuchen an, welche
hinlänglich über die Theorie des Processes aufklären, wie aus
Nachstehendem hervorgeht.
a) Wenn man Rothgiltigerz im fein
gemahlenen Zustande mit einer heißen concentrirten Lösung von
Kupferchlorür und Chlornatrium digerirt, so bemerkt man alsbald
eine chemische Reaction: das Pulver wird schwarz. Die Analyse
des Pulvers ergibt die Bildung von Schwefelsilber und
Unterschwefelkupfer, während Antimonchlorid sich in Lösung
vorfindet. Die Reactionen, welche bei diesem Processe
stattfinden, entsprechen folgender Gleichung:
3AgS, SbS³ + 3
Cu² + NaCl
= 3AgS + SbCl³ + 3Cu²S +
NaCl.
b) Behandelt man das so erhaltene
Schwefelsilber mit denselben Reagentien, d.h. Kupferchlorür und
Chlornatrium, in heißer Lösung, und bringt Zink hinzu, so
erfolgt die fast augenblickliche Bildung von metallischem
Silber. Die Reactionen sind folgende:
AgS + Cu²Cl + Zn + NaCl = Ag +
Cu²S + ZnCl + NaCl.
Wahrscheinlich wirkt das Zink als elektropositives Metall
prädisponirend auf den gegenseitigen Austausch der Atome des
Schwefelsilbers und des Kupferchlorürs, der Art, daß sich
Unterschwefelkupfer und Chlorsilber bilden, welches letztere im
Entstehungszustande durch das Zink unter Bildung von Zinkchlorür
und Silber zersetzt wird.
Operirt man mit dem im ersten Versuche erhaltenen, sehr fein
zertheilten Schwefelsilber, so ist die Wirkung der Agentien eine
fast momentane, und nirgends eine vorhergehende Bildung von
Chlorsilber zu beobachten. Macht man jedoch den Versuch mit einem
Stückchen Silberglanz in Contact mit einem Stückchen Zink, so
bildet sich auf den Schnittflächen des Silberglanzes eine matte,
weiße Schicht, welche für Chlorsilber zu halten ist und erst bei
längerer Einwirkung des Zinkes ein metallisches Aussehen
annimmt.
c) Wird bei dem unter b) beschriebenen Versuche zugleich
noch Quecksilber angewendet, so geht die Silberreduction unter
gleichzeitiger Bildung von Amalgam noch rascher von statten.
Statt Zink kann auch Blei dienen, und beide wirken in Form von
Amalgam am kräftigsten.
In der Praxis stellen sich manche Schwierigkeiten ein, welche
jedoch, sobald man sich klar darüber geworden ist, ob der Proceß
auf die Erze, Zwischenproducte oder Rückstände überhaupt a priori anwendbar ist, leicht
überwunden werden können.
Als Hauptpunkte dieser Zugutemachungs-Methode sind
hervorzuheben:
1) Die Anwendung von heißer concentrirter Lösung von
Kupferchlorür und Kochsalz, von letzterem hauptsächlich, um eine
größere Menge von Kupferchlorür in Lösung zu halten und die
Bildung basischer Kupfersalze zu vermeiden.
2) Die Anwendung völlig trockenen, fein gemahlenen Erzes, damit
es die Lösung leicht einsauge und von derselben vollständig
imprägnirt werde. Nasses Erz und Erzschlamm verursachen die
Bildung von basischen Salzen und dadurch Verlust an wirksamem
Kupferchlorür, und endlich auch eine unvollständige
Imprägnation.
3) Anwendung von Kupferchlorür und von Blei und Zink in
Verbindung mit Quecksilber als Amalgam in solchen Quantitäten,
daß die unter a und b angeführten Reactionen vollständig
stattfinden können, ohne daß zu viel Ueberschuß an den letzteren
Metallen vorhanden ist. Da gewöhnlich Kupferchlorür im
Ueberschusse anzuwenden ist, so wird ein Theil desselben durch
Zink oder Blei zersetzt, und Kupfer abgeschieden, welches in das
Amalgam geht, und dessen Entfernung bei Anwesenheit größerer
Mengen immer lästig ist. Kröncke
behandelt sehr kupferreiches, durch einen Centrifugalapparat
stark ausgepreßtes und gemahlenes Amalgam mit heißer
Kupferchloridlösung, um das Kupfer zu extrahiren. Dieses
Verfahren gründet sich auf folgende Reaction: CuCl + Cu =
Cu²Cl.
4) Sehr wichtig ist ferner, so viel als möglich immer gleiches
Material zu verarbeiten, da bei veränderlichem Erze immer vor
der eigentlichen Zugutemachung einige Versuche mit kleinen
Quantitäten gemacht werden müssen, indem selbst geringe
Veränderungen in der Qualität der Erze, z.B. das Auftreten
anderer Schwefelungen, die Anwendung anderer Mengen der
wirksamen Agentien bedingen. Die Gegenwart von nur wenig
Zinkblende vertheuert den Proceß schon sehr, und größere Mengen
davon würden ihn ganz unmöglich machen, da die
Kupferchlorürlösung von Zinkblende augenblicklich zersetzt wird.
(Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1871, Nr. 4.)