Titel: | Friedmann's Dampfpumpen und Kesselspeisepumpen. |
Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. LXXII., S. 268 |
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LXXII.
Friedmann's Dampfpumpen und
Kesselspeisepumpen.
Mit Abbildungen auf Tab. VI.
Friedmann's Dampfpumpen und
Kesselspeisepumpen.
Der in Fig. 9
und 10
abgebildete Injector des Ingenieur Friedmann besitzt nach der Patentbeschreibung im
bayerischen Industrie- und Gewerbeblatt, 1871 S. 47, die
Eigenthümlichkeit daß die Zuleitung des Förderwassers
stufenweise geschieht. Friedmann
sucht nachzuweisen, daß bei dieser Einrichtung die Verluste
durch den Stoß, welche beim Zusammentreffen des Dampfstrahles
mit dem Förderwasser entstehen, geringer seyen als bei irgend
einer anderen Construction, somit der Nutzeffect seines
Injectors ein besserer sey. Die Unhaltbarkeit dieser Ansicht ist
durch den Ingenieur Jacob Stocker
nachgewiesen worden;Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1871 S.
51. trotzdem aber dürfte der Friedmann'sche Apparat mehrfache Vortheile bieten,
namentlich – wie Stocker
hervorhebt – insofern, als die Wiederholung der
Zuflußcanäle im Verein mit der bei denselben gewählten ovalen
Form der Canäle, eine größere Berührungsoberfläche zwischen
Dampfstrahl und Wasser bedingt und dadurch die Speisung mit
wärmerem Wasser gestatten dürfte.Nach englischen Angaben (Engineer, März 1871, S. 142) ist die Wirkung
noch bei 122° F. (50° C.) eine vollständig
gute.
Fig. 9 stellt den verticalen Querschnitt einer Friedmann'schen Dampfpumpe in 1/3 der
natürlichen Größe dar, welche eine Wassermasse von 200 Eimern
pro Stunde bis zur Höhe von 36
Fuß bei einer Kesselspannung von 2 1/2 Atmosphären heben soll.
A ist das Dampfrohr, wodurch der
Dampf vom Kessel zur Pumpe gelangt. Im Verlauf des Dampfrohres
muß ein Hahn oder irgend eine andere Vorrichtung angebracht
seyn, welche es möglich macht, den Dampf abzusperren, sobald man
die Pumpe außer Thätigkeit setzen will. r ist das Mundstück, durch welches der gespannte
Kesseldampf ausströmt, um die beabsichtigte Wasserhebung zu
bewerkstelligen. Bei der Wahl der Form des Mundstückes r ist auch die Fabrication zu
berücksichtigen. Mit der Form desselben müssen auch die Formen
der sämmtlichen Zwischenrohrquerschnitte übereinstimmen. Ist das
Dampfmundloch r rund, so müssen auch
die Querschnitte der Zwischenrohre rund seyn und man wird
dieselben durch eine einfache Bohrung erhalten. Ist das
Dampfmundloch länglich, wie in
Fig. 10, so müssen die Querschnitte der Zwischenrohre
gleichfalls länglich seyn und werden, vorausgesetzt daß die
Rohre weder zu lang noch zu enge seyen, mittelst der
Langlochbohrmaschine hergestellt werden können. Diese sind aber
auch die einzigen wirklich praktischen Formen, welche zu
empfehlen sind. Für die Pumpe Fig. 9
ist ein rundes Mundloch gewählt, da für eine so kleine Oeffnung,
als die Dampfausströmungs-Mündung von Fig.
9, die relative Länge des Umfanges hinreichend groß ist,
daß, nach dem Durchgange des Strahles durch das erste
Zwischenrohr, wo derselbe aufs Neue mit dem Wasser in Berührung
kommt, die Condensirung genügend sey. Für Pumpen welche mehr
Wasser emporzuschaffen haben, würde das Mundloch und demgemäß
auch die Querschnittsöffnungen der Zwischenrohre länglich seyn.
r', r'', r''' sind drei
aufeinanderfolgende Zwischenrohre, welche nach den oben
angedeuteten Grundsätzen Friedmann's
die Arbeit unter sich vertheilen sollen. Um ihre Achsen
vollkommen im Centrum zu erhalten, was sehr wichtig ist,
bekommen die Rohre an ihrer Außenseite vier Rippen u, wodurch sie in den Körper P der Pumpen eingefügt werden und
sich gegenseitig im Mittel und auf entsprechende Distanz
festhalten können. R ist das letzte
Rohr, welches die letzte Partie der Arbeit zu leisten hat. Das
Rohr R schließt sich an das
Druckrohr C an, durch welches das
Wasser sich in das Reservoir ergießt, das zum Wasseransammeln
bestimmt ist. B ist das Saugrohr,
welches in das Wasser reicht, das angesaugt werden soll, und an
dessen Ende zweckmäßig eine Klappe oder ein Saugventil
angebracht wird, obgleich schon das Ventil s die Function eines Saugventiles
versieht. v ist ein Deckel, welcher
gestattet dieses Ventil s zu
untersuchen.
Die Pumpe wirkt in folgender Weise. Der Dampf, welcher durch die
Mündung des Mundstückes r ausströmt,
saugt bei seinem Eintritt in das erste Zwischenrohr r' Wasser an und condensirt sich zum
Theil, so daß er beim Austritt aus dem Rohre r' einen aus sehr heißem Wasser
bestehenden, stark mit Dampf vermischten Strahl bildet. Dieser
Strahl saugt beim Eingang in das Zwischenrohr r'' abermals Wasser an, wird dadurch
abermals abgekühlt und vollständiger condensirt und stärker,
indem er seinen Durchmesser bis zu jenem von r'' erweitert. In gleicher Weise
durchströmt der Strahl alle folgenden Zwischenrohre und nach dem
Durchgange durch das letzte Rohr R
gelangt das Wasser in das Druckrohr c, um daselbst auf eine, seiner bei der Passage des
Rohres R noch vorhandenen lebendigen
Kraft entsprechenden Höhe zu steigen. Sämmtliche Zwischenrohre
müssen etwas conisch geformt seyn und zwar das erste und zweite,
r' und r'', etwas mehr als die anderen, weil sich die
Condensirung während des Durchganges durch diese Zwischenrohre
rascher bewerkstelligt und also der Strahl
seinen Durchmesser während dieses Durchganges rascher
vermindert; aber auch die übrigen Zwischenrohre müssen etwas
conisch seyn, damit der Strahl bei seinem Uebergang von einem
Zwischenrohr in das andere compact sey. Die innere Fläche der
Zwischenrohre muß vollkommen glatt seyn, um nicht große
Reibungsverluste zu veranlassen; endlich müssen die
trompetenförmigen Erweiterungen der Zwischenrohre nach hinten
gut gearbeitet seyn, um Contractionsverlusten möglichst
vorzubeugen, und derart dimensionirt seyn, daß das Product aus
der Multiplication der freien Section zwischen dem
Erweiterungsende und dem hinein mündenden Zwischenrohre mit der
Geschwindigkeit des Wassers in dem Körper der Pumpe mindestens
ein eben so großes Volumen gebe, als das Wasservolumen welches
der Strahl bei der Passage des betreffenden Zwischenrohres mit
sich fortzunehmen vermag. Es ist endlich gut, das letzte Rohr
R aus Metall (Bronze, Messing,
Rothguß) zu machen, welches besser als das Gußeisen der
Zerstörung durch den Rost widersteht.
In Fig.
10 sind in 1/3 der natürlichen Größe die Querschnitte
des Dampfmundloches und der Zwischenrohre dargestellt, wie Friedmann dieselben für eine zur
Hebung von stündlich 800 Kubikfuß auf die Höhe von 36 Fuß
bestimmte Pumpe in Vorschlag bringen würde.
Fig. 15 und 16
stellen eine Kesselspeisepumpe nach
Friedmann's Construction dar. Die
Grundform des Hauptrohres R ist die
zweier abgestutzten Kegel, welche mit ihren kleinsten
Durchmessern zusammenstoßen, und von welchen der gegen das
Zwischenrohr r₁ zu gelegene
ganz nahe bei seinem kleinsten Querschnitt von einem Cylinder im
rechten Winkel durchbohrt wird, welcher an einem Ende offen, am
anderen aber geschlossen ist. An das offene Ende wird der
„Saugkopf“ angeschraubt, dessen Zweck
ist, das Wasser in den Körper der Pumpe, bevor dieselbe in Gang
gesetzt wird, anzusaugen. (Die Abbildungen zeigen, wie unten
erwähnt, eine etwas andere Anordnung.) Der Saugkopf besteht aus
einem kleinen cylindrischen Rohr, dessen eines Ende offen ist
und in dessen anderes Ende ein kleines Blasrohr einmündet,
welches durch einen Hahn mit einem Röhrchen correspondirt,
welches letztere mit dem stets offenen Ende des Dampfhahnes in
Verbindung steht. Am Ende des Rohres R gegen die Seite des Druckloches C ist ein Loch gebohrt, in das ein
kleiner Hahn (Sicherheitshahn) befestigt wird. Es ist dieß ein
gewöhnlicher kleiner, mit einem von Innen nach Außen sich
öffnenden Ventilchen versehener Hahn. Die Handhabe des kleinen
Sicherheitshahnes läßt sich mit derjenigen des Saugkopfhahnes
kuppeln, so daß sich beide gemeinsam öffnen und schließen.
Die Functionirung der Pumpe ist folgende: Zuerst wird der
Wasserhahn geöffnet, dann öffnet man den
Sicherheitshahn und den Saugkopfhahn; hierdurch wird bewirkt,
daß der durch das Röhrchen ankommende Dampf durch den verticalen
Cylinder des Saugkopfes strömt, die Luft aus der ganzen
Rohrleitung saugt und ein Vacuum erzeugt, wodurch das Wasser in
das Innere der Pumpe getrieben wird. Ist einmal das Wasser in
die Pumpe gestiegen, was man leicht bemerkt, weil dann das
während der Aufsaugung der Luft stattfindende Geräusch aufhört,
so wird der Dampfhahn geöffnet und einige Secunden später werden
die beiden kleinen zusammengekuppelten Hähne geschlossen, und
die Pumpe ist damit im Gang. Der aus dem Dampfmundloch r entweichende Dampf condensirt sich
theilweise im Wasser, welchem derselbe im Augenblick seines
Austrittes aus dem Mundloche bis zum Eintritt in das
Zwischenrohr r₁ begegnet. Die
Einmündung des Zwischenrohres ist etwas kleiner, als die darauf
folgende Oeffnung des Rohres R, in
welches das Zwischenrohr einmündet und von welchem dasselbe um
einige Millimeter zurücksteht. Bei der Passirung des im
Zwischenrohr gebildeten Gemenges vom Zwischenrohr r₁ in das Endrohr R vollzieht dieses Gemenge den
zweiten Theil der erforderlichen Gesammtarbeit, indem es
neuerdings Wasser ansaugt. Hierdurch kann auch das Gemenge seine
Condensation während des Durchlaufens des ersten Theiles des
Druckrohres in gewünschter Weise vollenden und gelangt als
Wasserstrahl in den zweiten Conus des Endrohres und durch das
Druckrohr hindurch in den Wasserraum des Kessels. Der gegen das
Druckrohr gerichtete Theil des Endrohres ist deßhalb ebenfalls
conisch, damit während des Ganges der Pumpe aus dem Cylinder
kein Wasser seitlich entweiche, da es bekannt ist, daß in einem
Rohre, welches in seinem Verlaufe eine nach beiden Seiten
successiv zulaufende Verengung enthält und durch welches eine
Flüssigkeit mit großer Geschwindigkeit sich bewegt, in nächster
Nähe vor der Verengung kein Druck, sondern ein Vacuum vorhanden
ist, man also, wenn man nahe vor dieser Verengung eine Oeffnung
im Rohre macht, nicht zu fürchten hat, daß die Flüssigkeit des
Rohres seitlich entweicht. Das Zwischenrohr bietet nebst dem
bisher Gesagten auch den großen Vortheil, daß sich durch
dasselbe der Zufluß der für den besten Gang der Pumpe
erforderlichen Wassermasse von selbst regelt, indem der Strahl
bei seinem Eintritt aus dem Zwischenrohr in das Rohr gerade so
viel Wasser aufnimmt, als er benöthigt, nicht mehr und nicht
weniger, und so Ursache bietet, daß die Pumpe mit ganz derselben
Genauigkeit arbeitet, ob der Kesseldruck 1 oder 8 Atmosphären
beträgt.
Wenn das Niveau des Speisewasserreservoirs (gleichviel ob
Condensator oder Vorwärmer) höher liegt als die Achse der Pumpe,
oder sobald die Pumpe derart gestellt werden kann,
daß das Dampfmundloch sich tiefer befindet als das Niveau des
Speisewassers, so zwar, daß bei geöffnetem Wasserhahn das Wasser
von selbst in das Innere der Pumpe gelangen kann – dann
bedarf man des Saugkopfes nicht und statt des Sicherheitshahnes
bedient man sich alsdann eines ganz gewöhnlichen kleinen Hahnes
ohne Ventil, welcher am Ende des Rohres in der Verlängerung des
gebohrten Loches angeschraubt wird.
Die Pumpe wird alsdann folgenderweise in Thätigkeit gesetzt: Man
öffnet zuerst den kleinen Sicherheitshahn, dann den Wasserhahn
und zuletzt den Dampfhahn. Einige Secunden später wird der
kleine Sicherheitshahn wieder geschlossen und die Pumpe ist in
vollem Gang. Die Wirkung des kleinen Sicherheitshahnes ist von
großer Wichtigkeit; derselbe gestattet dem nach vorwärts
gedrückten Wasser bei der Ingangsetzung der Pumpe allmählich zu
dem erforderlichen Grade von Druck zu gelangen, um das
Druckventil zu heben, da im Anfang eine Partie Wasser durch das
kleine, am Ende des Rohres angebrachte und mit dem kleinen Hahne
correspondirende Loch entweichen kann. Es werden dadurch nicht
nur die Stöße bei dem Ingangsetzen der Pumpe vermieden, sondern
es wird auch auf diese Art eine zu heftige Rückwirkung auf den
Dampfstrahl verhindert, weßhalb auch, in Folge des geöffneten
Sicherheitshahnes, der Dampf bei der Ingangsetzung der Pumpe
niemals zurückschlägt, um in das Speisewasserreservoir zu
dringen, anstatt das Wasser in den Kessel zu schaffen.
Es tritt bisweilen der Fall ein, daß man Kessel durch zwei
Reservoirs zu speisen wünscht, wovon das eine kaltes, das andere
warmes Wasser enthält. In diesem Falle befestigt man an die
dreieckige Flantsche der Pumpe ein Kreuzrohr, an dessen zwei
Enden man zwei Wasserhähne anbringt, wovon der eine durch eine
Rohrleitung mit dem Kaltwasserreservoir, der andere mit dem
Reservoir für warmes Wasser in Verbindung steht. Man kann dann
je nach Belieben den einen oder den anderen Hahn öffnen oder
schließen, je nachdem man kalt oder warm speisen will. Dieß ist
besonders wichtig, wenn man die Kesselspeisepumpe für
ausbrechende Feuersgefahr als augenblicklich wirkende
Dampffeuerspritze benutzen will, was man ganz gut thun kann, da
diese Pumpe einen großen Ueberdruck hat und einen
continuirlichen Wasserstrahl liefert.
Bei den Kesselspeisepumpen genügt für die meisten Fälle ein
Zwischenrohr, da schon bei diesem die Temperatur des
Speisewassers über 60° C. betragen kann und höhere
Speisewassertemperaturen in der Praxis wohl nicht vorkommen.
Selbstverständlich kann man übrigens statt eines einzigen auch
zwei Zwischenrohre anwenden und müßte der Effect hierdurch wachsen, aber die Pumpe wird dann auch bedeutend kostspieliger
in der Herstellung. – Fig.
11 stellt eine besonders für Locomotiven geeignete Speisewasserpumpe dar. Es
unterscheidet sich diese Modification von der eben beschriebenen
Pumpe durch die Anordnung des Cylinders L, der den Conus des Hauptrohres R durchkreuzt. Anstatt daß nämlich
an dem offenen Ende dieses Cylinders ein Saugkopf behufs des
Wasserablaufes während der Ingangsetzung der Pumpe angebracht
wird, ist derselbe mit einer Klappe oder einem Ventil S versehen, welches sich von Innen
nach Außen öffnet, sobald die Verschlußstange N gehoben wird, und welches das
besagte offene Ende des Cylinders L
hermetisch verschließt, sobald die Stange N entweder mittelst einer Schraube oder eines zur Hand
des Maschinisten oder Heizers zu diesem Behuf angebrachten
Hebels herabgedrückt wird. Die Pumpe ist unterhalb des
Wasserniveau's des Tenders oder sonstigen Speisewasserreservoirs
anzubringen. Ist die Stange N
gehoben, dann functionirt die Pumpe und wird genau wie die
vorbeschriebene Pumpe gehandhabt. Man öffnet nämlich wie vorher
den kleinen Sicherheitshahn, hierauf den Wasserhahn und dann den
Dampfhahn, und schließt dann den Sicherheitshahn wieder. Ebenso
wird, um die Pumpe abzustellen, zuerst der Dampfhahn und dann
der Wasserhahn abgeschlossen. Wird die Stange N herabgestoßen, so zwar, daß das
Ventil S das Ende des Cylinders L, welches zugleich den Ventilsitz
des Ventiles bildet, hermetisch schließt, so kann die Pumpe
nicht speisen, wohl aber den Vorwärmhahn bei Locomotiven in
seiner Function ersetzen. Sobald nämlich das Ventil S geschlossen ist und man den
Wasserhahn und hierauf den Dampfhahn öffnet, so schlägt der
durch das Dampfmundstück ausströmende Dampf, anstatt vorwärts zu
dringen und Wasser mitzuführen, zurück und durch den Wasserhahn
und das Saugrohr in den Tender oder das Wasserreservoir und
heizt das Wasser in demselben. Die Ventilstange N wie das Ventil S haben daher den einzigen Zweck,
die Pumpe auch als Vorwärmhahn verwenden zu können, wo es an
besonderen Vorwärmhähnen mangelt.