Titel: | Theoretische Werthbestimmung der feuerfesten Thone; von Dr. Carl Bischof. |
Autor: | Carl Bischof [GND] |
Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. LXXX., S. 289 |
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LXXX.
Theoretische Werthbestimmung
der feuerfesten Thone; von Dr. Carl Bischof.
(Schluß von Seite 120 dieses
Bandes.)
Bischof, theoretische Werthbestimmung der
feuerfesten Thone.
Bei der Berechnung des bezeichneten, aus der chemischen Formel
abgeleiteten Quotienten,Wie ich oben dargelegt habe, wird derselbe erhalten durch
Division des Sauerstoffquotienten der Thonerde in die
Kieselsäure, in den Sauerstoffquotienten der Flußmittel
in die Thonerde. um erwünscht einfach den pyrometrischen Werth eines feuerfesten Thones zu bestimmen, wurde das Verhältniß
zwischen den Flußmitteln und auch der Kieselsäure außer Acht
gelassen, für dessen nicht unabsichtliche Uebergehung ich
versuchen werde, in Folgendem die Begründung beizubringen.
Daß mit den bezeichneten beiden Thonerdeverhältnissen, –
der Thonerde zu den Flußmitteln wie zur Kieselsäure –
dasjenige zwischen Kieselsäure und
Flußmittel, nicht gleichzeitig in Correlation zu
bringen ist, geht ohne Schwierigkeit aus der Verschiedenheit der
Rolle hervor, welche die Kieselsäure einerseits der Thonerde,
und andererseits den Flußmitteln gegenüber bei den Thonen
spielt. Ein Thonerdezusatz wirkt auf die Kieselsäure, wie sie
reichlich genug in der Regel in den Thonen vorkommt,
pyrometrisch erhöhend, dagegen wirkt ein Flußmittelzusatz
pyrometrisch erniedrigend. Was die Thonerde verbessert,
verschlechtern die Flußmittel, – die Wirksamkeit beider
ist eine entgegengesetzte, und es
erklärt sich daher von selbst, daß, die Thonerdeverhältnisse als
maaßgebend gesetzt, nicht zugleich
das Verhältniß zwischen Kieselsäure und Flußmittel damit in
Beziehung zu bringen ist.
So wichtig es auch überhaupt ist, die Menge der Flußmittel wie
die der Kieselsäure mit strengster
analytischer Schärfe festzustellen, so hat dieß doch
für deren Verhältniß zur Thonerde eine ganz andere gewichtige
Bedeutung, als für dasjenige unter sich.
Vergleichen wir zu dem Behufe zwei Thone von demselben charakteristisch
geognostischen Vorkommen, welche beide unverkennbar von derselben Art sind, von demselben eigenthümlichen Habitus der
Schieferthone, – von denen jedoch der eine eine reinere Varietät als der andere ist.
Unter diesen Thonen, welche in dem Steinkohlengebirge bei
Saarbrücken vorkommen, und daselbst das Hangende eines
bestimmten Kohlenflötzes bilden, findet sich die eine mehr
unvermischte Qualität in der kgl. Grube bei Wellesweiler, und
die andere unreinere, resp. mehr sandige und namentlich
eisen- wie magnesiahaltigere, in der kgl. Grube
Duttweiler bei Saarbrücken.
Erstere Varietät, vorzüglich feuerfest, ist ganz wesentlich
schwer schmelzbarer als letztere. Die Analyse dieser Thone
ergab:
Thon von
Wellesweiler.
Thonerde
35,19
16,399 O³
Kieselsäure,„
chem. geb.Sand
38,05 11,50Behufs der Sandbestimmung war, wie bei den
früheren Analysen, vor dem Auskochen mit
kohlensaurem Natron die Gesammtkieselsäure geglüht
worden..
49,55
26,427 O³
MagnesiaKalkEisenoxydAlkalienStets als Oxydul berechnet.
0,31 0,45 0,31 1,13
0,1240,1290,062Vorherrschend Kali und stets als solches
berechnet.0,192
0,507 =
1521 O³
Glühverlust
13,70
––––––
100,64
Daraus berechnet sich die chemische Formel:
10,78 (Al²O³, 1,61 SiO³)
+ RO
oder auf
1) 10,78 Thonerde kommt 1 Theil Flußmittel;
2) 1 Theil Thonerde kommt auf 1,61 Kieselsäure.
Gibt den oben bezeichneten Quotienten 10,78/1,61 = 6,70
und ergibt sich fernerhin
3) 17,36 Kieselsäure kommen auf 1 Theil Flußmittel.
Thon von
Duttweiler.
Thonerde
25,13
11,711 O³
Kieselsäure,„
chem. geb.Sand
29,3529,25
58,60
31,253 O³
MagnesiaKalkEisenoxydKali
1,490,502,171,70
0,5960,4620,4340,289
1,462 =
4,386 O³
Glühverlust
10,90
–––––
100,49
Gibt die chemische Formel:
2,67 (Al²O³, 2,67 SiO³)
+ RO
oder auf
1) 2,67 Thonerde kommt 1 Flußmittel;
2) 1 Theil Thonerde kommt auf 2,67 Kieselsäure, und
3) 7,13 Kieselsäure kommen auf 1 Flußmittel.
Trotzdem also und obgleich das Verhältniß zwischen
Kieselsäure und Flußmittel sich sehr auffällig verminderte, hat gleichzeitig die
Schwerschmelzbarkeit sehr abgenommen.
Dagegen bekunden die beiden ersten bezeichneten Verhältnisse
ebenso entscheidend wie zutreffend die gefundene
pyrometrische Inferiorität. Berechnen wir den Quotienten
2,67/2,67 = 1, so tritt der bedeutende Abstand in feuerfester
Hinsicht eclatant hervor. Während
ersterer Thon zu denen der ersten Classe gehört, ist letzterer
zu den Thonen der von mir angenommenen letzten und niedrigsten,
resp. VII. Classe zu rechnen. Das Thonerdeverhältniß ist von
10,78 auf 2,67 herabgesunken, und das Verhältniß zur Kieselsäure
von 1,61 auf 2,67 gestiegen.
Nicht so auffallend zeigen uns in umgekehrter Ordnung die Analysen des Saarauer Thones
I, a., ausgesuchte beste Probe und b. die wenig geringere Durchschnittsprobe, mit dem Sinken
der Feuerfestigkeit ein Steigen des besprochenen
Kieselsäureverhältnisses.
a.
mit
der
Formel
19,25
(Al² O³,
1,38 SiO³)
+ RO
b.
„
„
„
16,39
( „
1,69 „ )
+ RO
oder
bei a.
kommen
27,70
Kieselsäure auf 1 Flußmittel, und
bei b.
„
26,57
„
„
1
„
Dagegen führen die beiden Thonerdeverhältnisse, wie die
Quotienten: 13,95 und 9,70, ganz
correct, in Uebereinstimmung mit dem pyrometrischen
Resultate, außer allen Zweifel wie aller Irre.
In dem einen Falle hat also mit der pyrometrischen Abnahme das
Verhältniß der Kieselsäure zu den Flußmitteln abgenommen, und in
dem anderen Falle für dasselbe Resultat umgekehrt
zugenommen.
Ziehen wir noch zwei schon länger von mir analysirte belgische
ThonePolytechn. Journal, 1863, Bd. CLXIX S. 455. in Betracht, welche pyrometrisch beträchtlich verschieden, analytisch (im jeweiligen
Mittel aus Doppelanalysen) keine so bedeutenden Unterschiede
zeigten.
Für den Thon Nr. 1 von Namur fand ich damals nach der
Quarzmethode die Strengflüssigkeit = weniger als 2, das
Bindevermögen = 8.
Die Doppelanalyse ergab im Mittel:
Thonerde
29,65
13,817 O³
Kieselsäure,„
chem. geb.Sand
32,8025,40
58,20
31,040 O³
MagnesiaEisenoxydAlkalienGlühverlust
0,200,040,451,14
0,0800,0110,0900,194
0,375 =
1,125 O³
9,30
–––––
98,98
Chemische Formel: 12,28 (Al² O³, 2,25 Si O³)
+ RO
oder auf
1) 12,28 Thonerde kommt 1 Flußmittel;
2) 1 Theil Thonerde kommt auf 2,25 Kieselsäure.
Gibt den Quotient 12,28/2,25 = 5,46.
Ferner 3) 27,63 Kieselsäure kommen auf 1 Theil Flußmittel.
Thon Nr. 6 von Namur.
Strengflüssigkeit = 6 (er ist also erheblich weniger
feuerfest),
Bindevermögen = 7–8.
Die Doppelanalyse ergab im Mittel:
Thonerde
27,40
12,769 O³
Kieselsäure,„
chem. geb.Sand
33,7026,45
60,15
32,080 O³
MagnesiaKalkEisenoxydEisenoxydulAlkalienGlühverlust
0,340,100,720,211,408,00
berechnetals
Oxydul
0,1360,0280,1910,238
0,593
= 1,779 O³
–––––
98,32
Chemische Formel: 7,18 (Al²O³, 2,51 SiO³) +
RO
oder auf
1) 7,18 Thonerde kommt 1 Flußmittel;
2) 1 Theil Thonerde kommt auf 2,51 Kieselsäure.
Gibt den Quotient 7,18/2,51 = 2,86.
Ferner 3) 18,02 Kieselsäure kommen auf 1 Theil Flußmittel.
Während somit die Schwerschmelzbarkeit sich vermindert, ist auch
gleichzeitig das Verhältniß zwischen Kieselsäure und Flußmittel
gesunken.
Wollte man aus den angeführten Thonen, denen von der Saar wie den
belgischen von Namur, wobei jedesmal die geringere feuerfeste
Sorte auch eine geringere Menge Kieselsäure im Verhältniß zu den
Flußmitteln aufweist, einen Schluß ziehen, so würde man zu einem
Resultate kommen, welches dem schon länger ausgesprochenen ganz
entgegengesetzt ist, und erst
durch die oben erwähnten sehr dankenswerthen pyrometrischen
Bestimmungen von Richters seinen
bestimmten, meßbaren Ausdruck gefunden hat. Richters setzte bekanntlich dem
Saarauer Thon Nr. I zwei Zehntel Quarzpulver hinzu und drückte
dadurch die Feuerbeständigkeit dieses Thones um mehrere Grade
seiner Scala hinab, um ihn mit seiner
angenommenen Controlprobe vergleichen zu können.
Auch unterscheiden sich die in Bezug auf das Verhältniß zwischen
Thonerde und Flußmittel nahe gleichen Thone, Richters' Saarau Nr. I wie Nr. III,
in der Formel durch den bedeutend größeren Kieselsäuregehalt des
letzteren. Letztgenannter Thon aber ist der wesentlich weniger
feuerfeste.
Was somit hier die durch die bestimmten Versuche bewiesene Regel
ist, das kehrt sich in obigen Fällen auf einmal um, woraus,
zuverlässige Untersuchungen selbstredend vorausgesetzt,
hervorgeht, daß das Verhältniß zwischen Kieselsäure und
Flußmittel nicht nur nicht als ein maaßgebendes, entscheidendes, sondern im Gegentheil
als ein verwirrendes zu bezeichnen
ist, welches mit den erwähnten Thonerdeverhältnissen in keiner
Verbindung steht.
Vollends aber für sich allein, ohne
Beziehung aufgefaßt, liefert das Verhältniß zwischen Kieselsäure
und Flußmittel gewiß keinen Maaßstab
und ist hierbei wie immerhin festzuhalten, was Richters ebenso richtig wie evident
dargelegt hat, daß wir es bei den feuerfesten Thonen mit Doppelverbindungen zu thun haben.
Deßwegen sind denn auch die oben bezeichneten Verhältnisse
zwischen Thonerde und Flußmittel einerseits, wie zwischen
Thonerde und Kieselsäure andererseits, wie ich bereits dort
schon bemerkt, stets strengstens in
combinirter Beziehung in's Auge zu fassen.
In der Einseitigkeit liegt der
Irrthum. So läßt sich z.B. durch einen Versuch
constatiren, daß Verhältnisse zwischen Kieselsäure und Thonerde
aufstellbar sind, bei denen, was sonst paradox erscheint, mit
der Zunahme der Thonerde die Strengflüssigkeit abnimmt!
Mengt man 100 Theile feinstes, chemisch reines Quarzpulver
innigst mit 1, 2 und 4 Theilen Thonerde, und setzt die Gemenge
einem heftigen Feuersgrade aus, so zeigt das mit 4
Proc. eher Zeichen der Schmelzung als das mit 2 Proc., oder
wieder das mit 2 Proc. eher, als das mit 1 Procent.
Vermengt man andererseits ebenso 100 Th. Quarz mit 1, 2 und 4
Proc. Magnesia, so findet in längst bekannter Weise mit dem
größeren Flußzusatz auch die größere Schmelzbarkeit statt; aber
gleichzeitig läßt sich auch vergleichungsweise beobachten, daß
die Thonerdeproben mehr und stärker erweichen als die
entsprechenden Flußmittelproben.
Vermischt man die Theile von jeder der vorstehenden 8 Proben,
feuchtet sie an, durchknetet sie innigst, formt daraus kleine
Cylinder und setzt dieselben einmal der Schmiedeeisen-Schmelzhitze aus und ein anderesmal der Platin-Schmelzhitze, so ist:
in
Schmiedeeisen-Schmelzhitze
in
Platin-
Schmelzhitze
die einprocentige Magnesiaprobe
noch ritzbar mit
nicht mehr ritzbar, aber
einer Nadel und
noch von mattem
stäubt dabei ab
Ansehen
die
zweiprocentige
„
eben noch ritzbar
deßgl. deßgl.
die
vierprocentige
„
nicht mehr ritzbar
deßgl. zeigt
glänzende Punkte
dagegen
die einprocentige Thonerdeprobe
eben noch ritzbar
bereits leise glasirt
die
zweiprocentige
„
nicht mehr ritzbar
stärker glasirt
die
vierprocentige
„
verdichtet
bis
zur
beginnenden
Glasur
deutlich
glasirt
In diesem Falle tritt dann, was fast noch mehr paradox erscheint,
die Thonerde als kräftigeres
Flußmittel auf, wie die Magnesia. Kommen derartige
Verhältnisse eines so bedeutenden Vorwiegens der Kieselsäure bei
den Thonen im Allgemeinen nicht vor (oder vielmehr bezeichnet
man sie dann richtiger als thonhaltigen Sand), so lehren sie uns
doch, wie gesagt, daß vor einer Auffassung, welche nur eine Beziehung abgesondert in
Betracht zieht und nicht stets das
Doppelverhältniß, nicht genug gewarnt werden kann.
Der Versuch weist uns auch auf die wesentlich größere
Empfindlichkeit der Kieselsäure gegenüber der Thonerde als
gegenüber den Flußmitteln hin, wenn es sich um kleine Mengen von beiden letzteren,
namentlich der Thonerde handelt, was nach anderweitiger
Darlegung in der verschiedenen Sättigungscapacität seine
Begründung findet. Führt man, beiläufig bemerkt, den Versuch
noch weiter fort und setzt ganz denselben Gemengen je 2 Proc.
Thonerde zu, nähert sich also damit möglichen natürlichen
Sandvorkommnissen, so zeigen sich wiederum die Thonerdegemenge
mehr erweicht als die
Magnesiagemenge.Aehnliche Beobachtungen, wenn man die Gemenge wiederholt demselben sehr
hohen Hitzegrade aussetzt, sprechen dafür, daß auch für
bereits eingegangene
chemische Verbindungen unter gleichen Bedingungen dasselbe der Fall ist; wenn
auch die alsdann auftretenden Erscheinungen mehr
beschränkt an Intensität wie Ausdehnung seyn
dürften.
Als jeder der obigen acht Proben je 2 Proc. Thonerde hinzugemengt
und ebenso kleine Cylinder daraus geformt und völliger
Platin-Schmelzhitze ausgesetzt wurden:
war a die einprocentige
Magnesiaprobe(+ 2 Proc. Thonerde)
noch ritzbar mitder
Nadel
Dieselben Probennochmals demselbenhöchsten
Hitzegradeausgesetzt
b die zweiprocentige
Magnesiaprobe(+ 2
Proc. Thonerde)c die vierprocentige
Magnesiaprobe(+ 2 Proc. Thonerde)
kaum noch
ritzbarnicht mehr ritzbar
nicht glasirt
ferner auch
d eine achtprocentige
Magnesiaprobe(+ 2 Proc. Thonerde)
verdichtet undbeginnt
porig zuwerden; doch imGanzen körniges
Ansehen.
homogen verdichtet
Dagegen
a' die ein- resp.
dreiprocentige Thonerdeprobeb'
die zweiprocentige Thonerdeprobec' die vierprocentige
Thonerdeprobe
homogen
verdichtetdeßgl.deßgl.
verdichtet oder
glasirt
d' die
achtprocentige (resp. zehnprocentige)
verdichtet zurhomogenen,porzellanähnlichenMasse
lebhaft
glasirt.
Die an sich äußerst schwerschmelzbare Kieselsäure (Quarzpulver)
wirkt, je unvollständiger sie in chemische Verbindung tritt, um
so mehr erhöhend auf die Strengflüssigkeit der bezüglichen
Gemenge, was dann für die Magnesia in augenscheinlich höherem Grade der Fall ist, als für
die Thonerde.
Endlich ist es recht günstig und nicht wenig werthvoll, daß die
beiden bezeichneten Thonerdeverhältnisse zur pyrometrischen
Beurtheilung vollkommen ausreichen.
Die Hinzunahme eines dritten Verhältnisses würde den Ueberblick
erschweren und compliciren.
Selbstredend setzten die gefundenen Verhältnisse und die darauf
begründeten Schlußfolgerungen voraus, daß die Analyse mit aller erreichbaren Genauigkeit
ausgeführt ist.Unzweifelhaft ist in diesem Punkte viel und häufig
gefehlt werden. Bei der keineswegs leichten Aufgabe der
scharfen Scheidung schon
zwischen Kieselsäure und Thonerde, der Bestimmung der
letzteren im reinen Zustande
ohne Verlust, der correcten Gewichtsermittelung der
einzelnen, oft sehr unbedeutenden Flußmittelmengen ist
eine längere, andauernde Uebung zur Erwerbung
hinreichender Zuverlässigkeit erforderlich. Schon kleine Unrichtigkeiten in der Bestimmung der
Flußmittel, welche auf die Gesammtmenge nicht von compensirendem Einflusse sind, geben
der Formel einen anderen Charakter, wodurch pyrometrisch schon
auffällige Differenzen völlig verwischt werden können. Um
einen annähernden Anhalt in dieser Beziehung zu geben, lasse ich
die bereits früher angeführte Doppelanalyse des Garnkirker
Thones folgen, mit der Berechnung der Formel aus jeder Einzelanalyse.Den Gang der Analyse sehe man in diesem Journal Bd. CXCVI S.
438.
In dem bei 100° C. getrockneten Thone wurde gefunden:
Probea.
Thonerde
36,20
16,870 O³
Kieselsäure„
chem. geb.Sand
39,044,76
43,80
23,360 O³
MagnesiaKalkEisenoxydAlkalien
0,820,460,901,80
0,3280,1310,1800,306
0,945 =
2,835 O³
Glühverlust
14,99
–––––
98,97
Diese Analyse gibt die Formel 5,95 (Al²O³ 1,388
SiO³) + RO
oder auf
1) 5,95 Thonerde kommt 1 Flußmittel;
2) 1 Theil Thonerde kommt auf 1,38 Kieselsäure,
und
3) 8,21 Kieselsäure kommen auf 1 Flußmittel.
Quotient = 4,31.
Probeb.
Thonerde
35,76
16,665 O³
Kieselsäure„
chem. geb.Sand
40,204,50
44,70
23,840 O³
MagnesiaKalkEisenoxydAlkalien
0,870,381,101,40
0,3480,1090,2200,238
0,915 =
2,745 O³
Glühverlust
15,00
–––––
99,21
Diese Analyse gibt die Formel 6,07 (Al²O³, 1,43
SiO³) + RO
oder auf
1) 6,07 Thonerde kommt 1 Flußmittel;
2) 1 Theil Thonerde kommt auf 1,43 Kieselsäure,
und
3) 6,68 Kieselsäure kommen auf 1 Flußmittel.
Quotient = 4,24.
Am größten tritt uns die mögliche Differenz bei der Kieselsäure
entgegen, geringer bei der Thonerde wie bei den Flußmitteln.
Nehmen wir dieses Resultat als herrschende Regel an, wofür
analytische Erfahrungen sprechen, so ist es gerade ein günstiges
für die maaßgebenden Thonerdeverhältnisse. – Für die
Formelberechnung fällt entsprechend gleichfalls die Differenz
auf die Kieselsäure, wobei sich dann ein eventueller Fehler
multiplicirt.
Für den durch Division erhaltenen Quotienten dividiren sich auch
die eventuellen Fehler, wodurch die Differenz sich mehr
ausgleicht, wenigstens in dem vorliegenden Falle.
Kurze
Zusammenfassung.
Zur Beurtheilung oder Berechnung des pyrometrischen Werthes eines
Thones aus der Analyse, sind zu beachten die beiden ebenso maaßgebenden und zutreffenden wie ausreichenden
Thonerdeverhältnisse:
1) das Verhältniß der Thonerde zu den
Flußmitteln, und davon unzertrennlich
2) das Verhältniß der Thonerde zu der
Kieselsäure.
Ist bei zwei oder mehreren Thonen bald das eine, bald das andere
Verhältniß vorwiegend oder zurücktretend, so läßt sich durch
eine einfache Rechnung, – durch Division des
Sauerstoffquotienten der Thonerde in die Kieselsäure, in den
Sauerstoffquotienten der Flußmittel in die Thonerde,Oder des Quotienten der Kieselsäure innerhalb der
Klammer, in die Thonerde außerhalb der Klammer der
Formel. – der pyrometrische Werth, ausgedrückt in einer
ganz bestimmten Zahl,
feststellen.
Der so gefundene Quotient steigt und fällt mit der Zunahme wie
Abnahme der Schwerschmelzbarkeit eines Thones und zeigt uns die
unfehlbare Uebereinstimmung zwischen
pyrometrischem und analytischem Resultate.
Ausnahmen von diesem Gesetz finden ihre Erklärung in charakteristischen, physikalischen
Umständen, deren nicht zu unterschätzende Bedeutung
dadurch in's rechte Licht gesetzt
wird.
Der bezeichnete Quotient gibt nicht allein ein Maaß, sondern er bildet das
eigentliche Kriterium für die
Genauigkeit der Gesammtbeobachtungen, sey es daß wir
dadurch ein correctes oder ein zu modificirendes Bild erlangen.
Mittelst dieses Quotienten controlliren
sich das analytische und pyrometrische Resultat
wechselweise.
Wiesbaden, im Mai 1871.