Titel: | Ueber Verunreinigung des Jods mit Jodcyan; von Dr. G. C. Wittstein. |
Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. LXXXIII., S. 310 |
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LXXXIII.
Ueber Verunreinigung des Jods
mit Jodcyan; von Dr. G. C. Wittstein.
Wittstein, über Verunreinigung des Jods mit
Jodcyan.
Eine in der Gewinnung des Jods aus den Meeralgen selbst
begründete Verunreinigung desselben mit Jodcyan (Cy J)
beobachteten Scanlan
Journal of the Chemical Society,
vol. III p.
321. und F. Meyer,Archiv der Pharmacie, Bd. LI S. 29. dann auch Klobach.Archiv der Pharmacie, Bd. LX S. 34. Letzterer erhielt aus 80 Pfd. solchen Jods durch
Zusammenreiben mit Quecksilber und Sublimiren neben
Quecksilberjodid 12 Unzen (15 Proc.) Jodcyan in zolllangen
Nadeln.
Im vergangenen Sommer kam ich durch die Güte des Herrn J. C. Sticht, Fabrikant chemischer und
pharmaceutischer Producte in Brooklyn bei New-York, bei
seiner Anwesenheit in München in den Besitz einer Quantität
ebenso verunreinigten Jods, welches von weißen Nadeln Jodcyans
reichlich durchsetzt war. (a.)
Hr. Sticht hatte versucht, das Jodcyan
vom Jod durch Sublimation annähernd zu trennen, allein ohne den
gewünschten Erfolg, denn es war dabei auch sehr viel Jod mit
entwichen. Von diesem Sublimat erhielt ich ebenfalls eine
Portion. (b.)
Hr. Semenoff aus St. Petersburg
übernahm die quantitative Bestimmung des Jodcyans in diesen
beiden Präparaten und verfuhr auf nachstehende Weise.
Probe a. – 10 Gran dieser
Handelsware wurden mit 16 Gran metallischen Quecksilbers unter
Zusatz einiger Tropfen Weingeist bis zur Bindung sämmtlichen
freien Jods zusammengerieben, nach dem Verdunsten des
Weingeistes das grünliche Pulver in einem Cylinderglase mit etwa
1 1/2 Unzen Wasser angerührt, nach vollständigem Absetzen auf
einem tarirten Filter gesammelt, gewaschen und bei 50° C.
getrocknet. Es wog 23,125 Gran, mithin betrug der Verlust
(Jodcyan) 26 – 23,125 = 2,875 Gran oder 28,75 Proc. der
Waare!
Die von dem grünlichen Pulver (Gemenge von Quecksilberjodür und
Quecksilber) getrennte wässerige Flüssigkeit lieferte durch
Verdunsten 2,500 Gran Jodcyan, folglich etwas weniger als die
Gewichtsdifferenz ergeben hatte. Da aber bei dieser Verdunstung
sehr leicht Jodcyan verloren gegangen seyn konnte, so verdient
die erst erhaltene Zahl den Vorzug.
Probe b. – 10 Gran mit 16 Gran
Quecksilber verrieben, dann mit Wasser ausgesüßt und getrocknet,
lieferten 20,3125 Gran grünlichen Pulvers. Folglich 26 –
20,3125 = 5,6875 Gran oder 56,875 Proc. Jodcyan.
HerzogArchiv der Pharmacie, Bd. LXI S. 129. hat gefunden, daß jodcyanhaltiges Jod durch Behandeln
mit metallischem Eisen und Wasser eine Flüssigkeit liefert,
welche neben Eisenjodür auch Eisencyanür enthält, daß aber durch
kohlensaures Kali der ganze Cyangehalt mit dem Eisen ausgefällt
wird, weßhalb das in dieser Weise aus jodcyanhaltigem Jod
bereitete Jodkalium frei von Cyankalium ist. – Diese
Erfahrung Herzog's ist um so
beachtenswerther, weil selbst ein kleiner Gehalt des Jodkaliums
an Cyankalium bei der medicinischen Anwendung von den
traurigsten Folgen seyn dürfte. (Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische
Pharmacie, 1871.)