Titel: | Ueber das Perugummi hinsichtlich seiner Verwendbarkeit als Verdickungsmittel für den Zeugdruck; von Eugen Dollfus und Armand Dollfus. |
Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. LXXXVII., S. 318 |
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LXXXVII.
Ueber das Perugummi
hinsichtlich seiner Verwendbarkeit als Verdickungsmittel für den
Zeugdruck; von Eugen Dollfus und Armand Dollfus.
Aus dem Bulletin de la
Société industrielle, t. XL p. 375;
Juli 1870.
Dollfus, über das Perugummi als
Verdickungsmittel beim Zeugdruck.
Das sogenannte Perugummi ist die gepulverte Wurzel einer
Asphodelusart, einer Liliacee, welche namentlich im
Libanongebirge häufig vorkommt. Diese Wurzel wird nach einer
besonderen Methode gepulvert und dabei weiden durch Sieben so
viel wie möglich die braunen äußeren, sowie die inneren holzigen
Theile entfernt, welche sich nicht verwerthen lassen. Das so
gewonnene Pulver ist bräunlich; in kaltem Wasser schwillt es
außerordentlich an, löst sich aber nur unvollständig; in Wasser
gekocht, liefert es einen Schleim, welcher in seinen
Eigenschaften dem Traganthschleime ziemlich ähnlich, jedoch
etwas mehr bindend und stärker gefärbt ist. Dieser Schleim
enthält stets mindestens 30 Proc. unlöslicher holziger Stoffe,
welche sich in einer schwachverdickten Farbe zum Theil, in einer
dicken Farbe aber gar nicht absetzen; beim passiren durch ein
Sieb werden zwar die gröbsten dieser Stoffe mit einem
beträchtlichen Farbeverlust zurückgehalten, aber die
zurückgebliebenen sind hinreichend um die Gravirung der
Druckwalzen nach einiger Arbeitszeit zu verschmieren.
Um das Perugummi verwenden zu können, muß man es beiläufig zwei
Stunden lang in Wasser kochen und erhält dann in gewissen Fällen
einen Schleim, welcher sich ziemlich lange conservirt. Wir sagen
in gewissen Fällen, denn dieses Gummi, wie es bisher in den
Handel kam, war hinsichtlich seines Verdickungsvermögens und der
Conservirungsfähigkeit seiner Lösung sehr ungleichmäßig.
Wir haben zahlreiche Versuche angestellt, das Perugummi beim
Wolldruck statt des Senegalgummis zu verwenden. Die besten
Resultate gaben uns dabei die Anilinfarben, und unter diesen das
Violett und das Solferino; sie wurden mit diesem
Verdickungsmittel intensiv, fielen aber streifig und
ungleichmäßig aus, wenn sie als Grund (Boden) dienten; das
Gelingen hieng viel zu sehr von der Geschicklichkeit des
Druckers ab. Das Anilinblau lieferte uns Nüancen welche jedesmal
in Lebhaftigkeit und Intensität sehr verschieden waren. Alle
diese Farben schäumten in den Druckrahmen und verloren dann
ihre Consistenz. Beim Walzendruck auf Wolle gaben sie ein
ziemlich gutes Resultat, jedoch war der Druck nicht rein
genug.
Beim Walzendruck auf Baumwolle kann das Perugummi in einzelnen
Fällen gute Dienste leisten, da es ein fast zehnfach größeres
Verdickungsvermögen als Senegalgummi besitzt und dabei nur wenig
theurer ist als die beste Sorte desselben. So waren die
ökonomischen Ergebnisse bei Mattirung glatter Böden in
Modenüancen, Grau, Catechubraun, Rostgelb, Krappviolett und
Chromorange befriedigend, denn mit 35 bis 40 Grammen
Verdickungsmittel per Liter erhält
man hierfür genügend dicke Farben. Diese Farben haben überdieß
den Vortheil, sich leicht zu degummiren, die Degummirungsbäder
wenig zu verunreinigen und auf die Farbstoffe nicht reducirend
einzuwirken, ein Vortheil der namentlich bei Catechu, welches
chromirt werden soll, hervortritt, da dieses intensiver wird als
bei Verwendung von Senegalgummi. Aber die Böden werden doch
niemals so gleichmäßig wie bei Anwendung anderer
Verdickungsmittel, namentlich auf etwas dichten Geweben.
Man kann das Perugummi auch als Verdickungsmittel der vorher
erwähnten Farben anwenden, wenn dieselben zum Drucken breiter
Streifen bestimmt sind, aber man erhält einen geflossenen Druck,
sobald man sich derselben für etwas complicirte Muster bedienen
will. Da man ferner für derartige Muster dickere Farben anwenden
muß, so setzen sich aus denselben die unlöslichen Theile nicht
mehr ab, welche beim passiren durch ein Sieb nicht gänzlich
abgesondert werden können und die Gravirung sehr bald
verschmieren.
Der Hauptübelstand des Perugummis, wie dasselbe der Lieferant
– Strilack in Hamburg –
anfänglich in den Handel brachte, bestand in der
Ungleichmäßigkeit der einzelnen Partien. Auf Gustav Schaffer's Rath versuchte Strilack daher das Pulver seiner
Wurzel schwach zu rösten und dieses Product liefert er jetzt
unter dem Namen Bassorabin. Dasselbe
ist etwas mehr gefärbt als das ursprüngliche Perugummi und
liefert mehr lösliche Theile. Mit Wasser gekocht setzt es nach
einigen Stunden etwa 20 Proc. unlösliche Theile ab; nach zwei
Tagen setzen die nicht sehr dicken Lösungen noch etwas ab, und
man erhält alsdann eine ziemlich dicke Flüssigkeit, welche sich
einige Tage sehr gut conservirt (was von der Temperatur
abhängt), dann aber sauer und dadurch dünner wird.
Beim Wolldruck gibt das Bassorabin, da es mehr gefärbt ist als
das Perugummi, etwas trübere Farben, dagegen drucken sich die
Farben etwas besser.
Auf Baumwolle erhält man mit beiden Verdickungsmitteln gleiche
Resultate, das Bassorabin verdickt aber und bindet etwas besser;
30 Grm. desselben per Liter sind zum
Verdicken der Farben für den Druck glatter Böden hinreichend.
Man kann es bei allen Beizen verwenden, ausgenommen für
basisch-essigsaures Bleioxyd, durch welches es gerinnt.
Neutrale Thonerde-, Eisen- und Bleibeizen, sowie
die zum Chromiren bestimmten Catechufarben werden bei Anwendung
desselben intensiver als mit den gewöhnlichen
Verdickungsmitteln, degummiren sich leicht und beschmutzen die
Degummirungsbäder fast gar nicht. Violett mit Eisenbeize wird
jedoch etwas weniger lebhaft, ebenso Indigblau und Catechu für
das Garancinfärben. Beim Drucken von complicirten Mustern tritt
der Nachtheil des Fließens und der Mangel an scharfen Contouren
beim Bassorabin fast ebenso stark auf wie beim Perugummi; will
man aber dickere Farben verwenden, so setzen sich die
unlöslichen Theile nicht ab, und verschmieren bald die Walzen.
Mischungen dieses Verdickungsmittels mit anderen, um es zu
verbessern, lassen sich nicht ausführen.
Im Ganzen genommen läßt sich das Bassorabin als ein Fortschritt
gegen das Perugummi bezeichnen, weil seine Ergiebigkeit eine
regelmäßigere ist, und weil es klebrigere Farben liefert welche
sich länger conserviren. Man kann dasselbe für gewisse
Druckarten, wie glatte Böden auf leichten Geweben und wenig
complicirte Muster, z.B. breite Streifen, verwenden, namentlich
wenn keine besonders vollkommene Ausführung verlangt wird, für
die meisten Zwecke steht es aber dem Senegalgummi bedeutend
nach; wegen seiner Billigkeit (gegenwärtig kostet das Kilogrm. 2
1/2 Francs) kann es den Traganth, sowie geröstete Stärke und
Leiogomme für einzelne Zwecke vortheilhaft ersetzen.
Um die Anwendung des Bassorabins zu dicken Farben zu ermöglichen,
welche die Walzen nicht verschmieren, müßte es unbedingt von den
unlöslichen Theilen befreit werden; dieß würde sich durch
Ausziehen mit kochendem Wasser und Abdampfen der Lösungen
erzielen lassen, dadurch aber würde der Preis des Productes
beträchtlich erhöht werden; auch hat sich herausgestellt, daß
beim Trocknen der Gummimasse und Wiederauflösen derselben
beiläufig 20 Proc. an Verdickungsvermögen verloren gehen. Ein
mechanisches Verfahren zur vollständigen Abtrennung der
unlöslichen Theile wäre das einzige praktische Mittel, um dem
Bassorabin eine vortheilhafte industrielle Verwendung zu
ermöglichen.