Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. , S. 74 |
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Miscellen.
Miscellen.
Das Fliegen der Menschen unter Benutzung
besonderer mechanischer Mittel.
Eine ausführliche, mit Versuchen und mathematischen Theorien
begleitete Untersuchung „zur Mechanik des
Fluges“ von Ludwig Kargl, Assistent der mechanisch-technischen
Schule des Züricher Polytechnicums, enthält der
„Civilingenieur“ Bd. XVI S. 451;
nachstehend nur einige Notizen aus dieser Abhandlung.
Erinnert wird in unserer Quelle zuerst, daß schon im Alterthume
der Mensch bestrebt gewesen ist, mittelst künstlicher Flügel den
Flug der Vögel nachzuahmen, daß aber alle diese Versuche an der
unpassenden Construction des Flugapparates, oder an der
ungenügenden Muskelkraft des Menschen scheiterten. Später, als
die Luftballons erfunden wurden, war zwar das Erheben des Menschen in der Luft möglich geworden,
aber die Fortbewegung nach einer beliebigen bestimmten Richtung
blieb unlösbar.
Segel und Steuer sind hier unwirksam, weil das Luftschiff, eben
überall von atmosphärischer Luft umgeben, die Fortbewegung durch
Windflügel, Schraube, Ruderräder, oder was immer für
Mechanismen, aber deßhalb unzulänglich ist, weil die Ballons im
Vergleiche zu ihrer Tragkraft stets eine so riesige Größe
erhalten, daß die Motoren, die man mit ihnen heben kann, nicht
ausreichen.
Erst in jüngster Zeit hat man (besonders in England und Amerika)
den Naturweg wieder eingeschlagen, nämlich ohne Beihülfe eines
Ballons bloß durch Flügelschläge den Flugapparat zu heben, nur
hat man sich auch hier bestrebt, die Muskelkraft durch
Dampfmotoren zu ersetzen.
Die Ursache dieser Erscheinung ist aber keine andere als die, daß
das Gewicht der bisher construirten Flugapparate viel zu groß im
Vergleich mit der Arbeit ist welche von ihnen geleistet
wurde.
Beim fliegenden Vogel findet gerade das Gegentheil statt, d.h.
die mechanische Arbeit, welche derselbe während des Fluges
leistet, ist außerordentlich groß im Vergleich zu seinem
Gewichte.
Herr Kargl hat letztere Annahme durch
vortreffliche mathematische Theorien als richtig nachgewiesen
und seine Rechnungen durch werthvolle Versuche unterstützt.
Schließlich gelangt derselbe zu Resultaten, die in nachfolgender
Tabelle übersichtlich zusammengestellt sind.
Name der Vögel.
GewichtinKilogrm.
Länge einesFlügels
inMetern.
Breite einesFlügels
inMetern.
Fläche einesFlügels
nachQuadrat-Metern.
Anzahl
derFlügelschlägepro Secundebeim Schweben.
Mechan.Arbeit perSecunde
inMeter-Kilogr.
Adler
3,37
0,92
0,37
0,230
3,2
28,4
Saatkrähe
0,52
0,46
0,20
0,061
4,9
3,32
Taube
0,34
0,30
0,13
0,026
9,3
2,69
Sperling
0,03
0,12
0,06
0,0048
15,9
0,16
Aus dieser Tabelle ergibt sich ferner und zwar zunächst für den
Adler, daß ein Apparat, der dasselbe Verhältniß der Flügelfläche
zum Gesammtgewicht hätte, wie der oben angeführte Adler, pro
Pferdekraft nicht mehr als 8,9
Kilogramme wiegen dürfte.
Bedenkt man ferner, daß zur Hebung und Fortbewegung noch mehr
Kraft (als zum Schweben) erforderlich ist, daß eine gute
Nichtcondensations-Dampfmaschine doch 20 Kilogramme
Wasser und Kohle pro Stunde braucht,
ferner daß das Eigengewicht der Maschine gewöhnlich schon allein
das Fünffache dieses Werthes beträgt, und daß endlich auch noch
das Gewicht des eigentlichen Flugapparates hinzutritt, so wird
man wohl zu dem Schlusse gelangen, daß wenig Hoffnung vorhanden
ist, mit den jetzigen Dampfmaschinen
Flugapparate zu betreiben. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum
Hessen, 1871, Nr. 11.)
Transport leicht verderblicher Gegenstände
auf weite Entfernungen.
Die Zunahme und Verbesserung der Verkehrsmittel hat den Transport
leicht verderblicher Gegenstände, namentlich von Fleisch,
Fischen,Gelegentlich mag hier bemerkt werden, daß von der
hannoverschen Staatseisenbahn im Jahr 1868 zehn
Gepäckwagen zum Transport von Fischen eingerichtet
worden sind, wofür 758 Rthlr. 3 Sgr. 10 Pf. aufgewandt
wurden. Gemüsen, Obst etc. in der neueren Zeit auf früher
ungekannte Entfernungen ermöglicht.
Es bleibt jedoch noch immer sehr viel auf diesem Gebiete zu thun
übrig, während eine möglichst vollkommene Lösung der hier
gestellten Aufgaben von größter Bedeutung ist, um einerseits den
Producenten solcher Gegenstände in entlegenen und schwach
bevölkerten Ländern und Gegenden überhaupt einen Markt oder doch
einen weiteren Markt zu verschaffen, andererseits die
Bedürfnisse und Ansprüche dicht bevölkerter Gegenden namentlich
der industriellen Centren und der größeren Städte zu
befriedigen.
Australien und Amerika dürften im Allgemeinen ein größeres
Interesse an dieser Lösung nehmen, als Europa, dessen resp.
Producenten (z.B. Landwirthe, Viehzüchter) einen Mitbewerb jener
Erdtheile in einem kaum vorausgesehenen Umfange zu bestehen
haben werden.
In Nordamerika besonders scheint der Gegenstand Theorie und
Praxis sehr zu beschäftigen und finden sich in den dort
erscheinenden gewerblichen Zeitschriften zahlreiche deßfallsige
Bemerkungen.
Ungewöhnliches Aufsehen scheint neuerdings der „Davis'sche Kühlwagen“
(Davis' refrigerator car) erregt zu
haben, dessen Beschreibung (leider ohne Abbildungen) sich im Scientific American vom 12. November
v. J. findet.
Es mag derselben Folgendes entnommen werden.
Der Davis'sche Wagen, welcher in den
öffentlichen Blättern des Westens Nordamerika's viel genannt,
doch nicht näher beschrieben war, traf zuerst gegen Ende October
v. J. von Californien in New-York ein. Bei dieser
Gelegenheit untersuchte ihn der Berichterstatter unserer
Quelle.
Was zunächst das in Trauben, Pfirsichen und Birnen bestehende
Frachtgut betrifft, so schien sich dieses in völlig frischem
Zustande zu befinden – jedenfalls war an den Früchten,
welche 24 Tage auf der Reise gewesen seyn sollten, weder
Anfaulen, noch Verwelken zu bemerken; es war kein auf irgend
welche Zersetzungsvorgänge hindeutender Geruch oder irgend ein
anderes derartiges Anzeichen wahrzunehmen; die Emballage zeigte
sich vollständig trocken.
Einige beliebig ausgewählte Gepäckstücke wurden geöffnet und der
Inhalt in guter Beschaffenheit und beim Kosten von vollständig
reinem Geschmacke befunden.
Die Construction des Wagens ist sehr einfach. Derselbe besteht
aus einem gewöhnlichen Holzkasten, in welchem ein zweiter
entsprechend kleinerer so eingesetzt wird, daß dadurch oben,
unten und an den Seiten des Wagens ein offener (Luft-)
Raum gebildet wird.
An der Innenseite des zweiten Kastens ist eine etwa zwei Zoll
dicke Lage von Haaren angebracht, auf welche eine Holzwand (und
sodann der innere Raum des Wagens) folgt.
Diese Construction soll die Einwirkung der äußeren Wärme in hohem
Grade ausschließen und ermöglicht es, vermittelst eines sehr
geringen Verbrauches an Eis die wünschenswerthe niedrige
Temperatur (etwa 34–38° F., also etwa
1–3° C.) zu erhalten.
An den Wänden des Wagens sind Blechbehälter angebracht, welche
von der Decke bis zum Boden reichen und oben etwa 5 Zoll, unten
2 1/2 Zoll Durchmesser haben. Mit der oberen Außenseite des
Wagens communiciren diese Blechbehälter durch trichterartige
Oeffnungen, mit dem Boden des Wagens durch Röhren, welche die
Feuchtigkeit ableiten.
Durch die trichterartigen mit luftdicht schließenden Deckeln
versehenen Oeffnungen wird die aus zerstoßenem Eis und Kochsalz
bestehende Kältemischung in die Blechbehälter gegeben.
Man gelangt in den Wagen durch eine Luke in dessen Decke; auf
diesem Wege werden auch die Güter geladen. Die Luke ist mit
einem Verschluß versehen, der ebenso wie die Wände des Wagens
eingerichtet ist.
Der Vorrath an Eis und Salz wird in einer für sich bestehenden
Abtheilung aufbewahrt, von der aus die Blechbehälter mit der
Kältemischung versehen werden können, ohne daß der für die Güter
bestimmte Raum betreten wird.
Das Frachtgut wird auf Bretergestellen gelagert und durch einen
Breterstreifen von den Wänden, an denen sich die Eisbehälter
befinden, getrennt. Die Gepäckstücke werden so angeordnet, daß
der Luftcirculation möglichst viel Spielraum gegeben wird.
An den Eisbehältern setzt die Luft bei ihrer Abkühlung ihre
Feuchtigkeit ab, so daß dieselben mit einer rauhfrostartigen
Schicht von Eis bekleidet werden. So wird der schädliche Einfluß
der Wärme, wie der Feuchtigkeit, thunlichst abgeschwächt.
Der geringe Abgang in der Kältemischung in den Eisbehältern wird
täglich ergänzt und ist es leicht, die Temperatur in der
gewünschten Weise zu regeln, indem man dem Eise je nach den
Umständen mehr oder weniger Salz zusetzt.
Wenn die Eigenthümer dieses Eisschrankwagens nicht bezweifeln,
daß sie mittelst desselben Fleisch oder Früchte etc. in
vollständig frischem Zustande von einem Ende Amerika's zum
anderen bringen können, so hält der Berichterstatter des Scientific American dieses Vertrauen
für wohl berechtigt. (Hannoversches Wochenblatt für Gewerbe und
Handel.)
Ueber den Kalk- und Gypsgehalt der
zur Locomotiv-Speisung zu benutzenden Fluß- und
Brunnenwässer.
In der Februar-Versammlung des Vereines für Eisenbahnkunde machte Herr Reder Mittheilung von durch ihn
angestellten Versuchen über den
Kalk- und Gypsgehalt der zur
Locomotiv-Speisung zu benutzenden Fluß- und
Brunnenwässer, die er nach der von Dr. Trommsdorf erörterten
Methode von Boudron und Boudet ausgeführt hatte.
Diese Methode besteht in der Ermittelung der durch die Salze des
zu untersuchenden Wassers zu zersetzenden Menge einer bestimmten
Seifenlösung. Zur Aufnahme der Seifenlösung dient eine Glasröhre
mit einem Ansatz zum Füllen der Röhre mit der Seifenlösung und
einer zu einer feinen Spitze ausgezogenen Oeffnung zum
Abtröpfeln der Lösung in das zu untersuchende Wasser. Diese
Röhre ist so graduirt, daß der Raum, welchen 2,4 Kubikcentimeter
Seifenlösung darin einnehmen, in 22 gleiche Theile getheilt ist
und die folgenden Abtheilungen diesen Theilen gleich gemacht
sind; jeder Theilstrich bezeichnet einen Härtegrad. Sehr harte
Wässer sind zuweilen durch destillirtes Wasser zu verdünnen, um
die Endreaction sicher erhalten zu können. Der erste Versuch
wird mit 40 Kubikcentimeter des zu untersuchenden oder
entsprechend verdünnten Brunnenwassers in der Art ausgeführt,
daß man aus dem Instrument so viel Seifenlösung zusetzt, bis
nach kräftigem Schütteln sich ein zarter dichter Schaum bildet,
der wenigstens 5 Minuten ansteht und später durch Schütteln
wieder hervortritt. Da für den Locomotivbetrieb nicht die durch
die Magnesiasalze und freie Kohlensäure bedingten Härtegrade in
Betracht kommen, sondern die Härtegrade welche durch die
Kalksalze – schwefelsauren und kohlensauren Kalk –
hervorgerufen werden, so muß die eine oder andere Gruppe dieser
Stoffe entfernt werden; dieses geschieht hier durch Fällung der
Kalksalze. Zu diesem Zwecke werden zu 50 Kubikcentimeter des zu
untersuchenden Wassers 2 Kubikcentimeter einer Lösung von
oxalsaurem Ammoniak zugesetzt, wodurch der schwefelsaure und
kohlensaure Kalk niedergeschlagen wird. Die darüber stehende
Flüssigkeit wird abfiltrirt und darauf mit 40 Kubikcentimeter
derselben der obige Versuch der Bestimmung der Härte wiederholt.
Die ermittelten Härtegrade sind die durch den Gehalt von
Magnesiasalzen und freier Kohlensäure hervorgerufenen; dieselben
von den oben ermittelten Gesammthärtegraden abgezogen, ergeben
die Härtegrade welche dem untersuchten Wasser durch die
Kalksalze gegeben waren.
Hiernach kann nun ermittelt werden, bei welchem Härtegrad die
Grenze der Verwendung der verschiedenen Wässer ohne Anwendung
künstlicher Mittel zur Verhinderung des Kesselsteines erreicht
ist. Die durch oxalsaures Ammoniak gefällten kohlensauren und
schwefelsauren Kalkniederschläge sind sorgfältig gewogen und
ergab sich als Mittel einer großen Anzahl von Versuchen, daß
jeder Härtegrad eines Kubikcentimeters Wasser einen Niederschlag
von 0,000018 Grammen kohlensaurem und schwefelsaurem Kalk oder 1
Kubikfuß Wasser die Bildung von 0,00112 Pfd. Niederschlag pro Härtegrad erzeugt. Wenn nun die
Locomotiven durchschnittlich im Jahre 3500 Meilen zurücklegen
und pro Meile 30 Kubikfuß Wasser
verbrauchen, so bewirkt jeder Härtegrad des Speisewassers pro Jahr einen Niederschlag von
117,6 Pfd. oder 1200 Kubikzoll feste Masse; beträgt die
Heizfläche der Locomotive durchschnittlich 800 Quadratfuß, und
nimmt man an, daß nur 600 Kubikzoll den Heizflächen adhäriren,
während der Rest durch die nach je 100 Meilen Fahrt vorgenommene
Reinigung der Maschine beseitigt würde, so bedeckt jeder
Härtegrad des Wassers die Heizfläche mit einer 0,06 Linien
dicken Kesselsteinschicht. Es ergeben hiernach 10 Härtegrade
eine 0,6 Linien dicke Kesselsteinschicht, 20 Härtegrade 1,2; 30
Härtegrade 1,8 etc. – Die Grenze zwischen gutem und
schlechtem Wasser für den Locomotivbetrieb dürfte darnach
zwischen 20 und 30 Härtegraden liegen. Die Resultate weiterer
Versuche sind in Aussicht gestellt. (Berggeist, 1871, Nr.
24.)
Dynamit als Sprengmittel für artesische
Brunnen.
Der Dynamit, welcher in der neueren Zeit so ausgedehnte
Verwendung zur Sprengung in Bergwerken und zu Torpedos gefunden
hat, ist vor Kurzem in Dänemark mit Erfolg unter Verhältnissen
angewendet worden, unter welchen er schwerlich früher irgendwo
benutzt wurde, nämlich bei Bohrung artesischer Brunnen. Da der
Versuch von allgemeinstem Interesse ist, so theilen wir
nachstehend Näheres darüber mit. Beim Bohren artesischer Brunnen
ist man dem Uebelstande sehr ausgesetzt, auf größere Steine oder
feste Kiesschichten zu stoßen, und je nach der Größe des Steines
oder der Dicke der Schotterlage ist es oft äußerst mühsam auf
die bis jetzt gewöhnliche Weise durch Bearbeitung mit Meißeln
durchzukommen. Ein solcher Zufall trat verflossenen Herbst bei
einer Bohrung ein, welche der Gutsbesitzer J. Valentiner zu Gjeddesdal vornehmen
ließ, um eine reichlichere Wasserversorgung für die neue Maierei
ebendaselbst zu erhalten, welche nach dem Kaltwassersystem
eingerichtet ist. Bei dieser Bohrung war man in einigen Wochen
glücklich in salzhaltigen Kalk hinuntergekommen, aber in diesem
stieß man in 30 Ellen Tiefe auf eine sehr harte Feuersteinlage,
welche durchbrochen werden mußte, eine Arbeit, die allem
Anscheine nach so langwierig und kostspielig wurde, daß man nach
einigen Tagen es schon für nothwendig hielt, den Brunnen
aufzugeben, wodurch die vorgenommene Arbeit verloren gewesen
wäre. Der Wasserinspector B. Paulsen,
welcher die Bohrung leitete, kam auf den glücklichen Gedanken,
der Dynamit möchte hier angewendet werden können, und da der
Ingenieurinspector Arendrup, dessen
Meinung eingeholt wurde, gestützt auf seine Erfahrungen in der
Wirkung dieses Sprengmittels, dem Plane vollständig zustimmte
und seinen thätigen Beistand bei der Ausführung versprach, wurde
beschlossen einen Versuch damit zu machen. Nachdem der Boden des
Bohrloches sorgfältig gereinigt, ließ man vorsichtig eine
Flasche hinunter, welche etwa 2 Pfd. Dynamit enthielt und in
zwei durch den Pfropfen der Flasche geführten Kupferdrähten
hieng, welche nach oben durch Gutta-percha isolirt waren.
Als die Flasche bis auf den Boden niedergelassen war, so daß sie
factisch auf dem Feuersteinlager ruhte, wurden die
Leitungs-Drähte mit einem elektrischen Apparat in
Verbindung gesetzt und in demselben Augenblicke verkündete eine
merkliche Erschütterung die Explosion des Dynamits, während als
sichtbarer Beweis der Kraft, welche sich dort unten entfaltete,
zu gleicher Zeit die Wassersäule, welche im Bohrloch stand,
viele Ellen emporgeschleudert wurde. Das Bohrloch füllte sich
jedoch gleich wieder mit Wasser, aber bald blieb kein Zweifel
mehr, daß man so glücklich gewesen, nicht nur das
Feuersteinlager zu sprengen, sondern den Zugang zu einer
wasserreichen Erdschichte zu erhalten, so daß weitere Bohrungen
überflüssig wurden.
Zur Vervollständigung des Resultates wurde die Sprengung mit noch
zwei Ladungen Dynamit wiederholt, welche für den Fall
mitgebracht waren, daß die erste nicht im Stande seyn würde, das
Feuersteinlager zu durchbrechen, und beide entluden sich mit
derselben Präcision. Auf dem Boden des Bohrloches war der
Feuerstein in kleine Stücke zerschlagen, aber der ganze obere
Theil, welcher mit Eisenrohr ausgesetzt war, stand unberührt von
der Explosion. Nach dem bekannten Charakter des Dynamits hat
seine enorme Kraft sich also nur gegen seine nächste Umgebung
gerichtet und besonders gegen die feste Unterlage. Die durch die
Explosion gleichsam hervorgezauberte Quelle gibt 700 bis 800
Tonnen Wasser pro Tag, so daß die
Maierei auf Gjoddasdal vollauf versorgt ist. Da artesische
Brunnenbohrungen gerade jetzt an vielen Orten eine brennende
Frage sind, man sich aber häufig durch Befürchtung hat abhalten
lassen, in der Tiefe auf große Steine zu stoßen, wodurch nicht
selten Arbeit und Kosten vollständig verloren gehen, so ist die
glückliche Idee, in solchen Fällen Dynamit anzuwenden, von
größter Wichtigkeit, und wird voraussichtlich die Anlegung
artesischer Brunnen wesentlich fördern. (Dagbladet vom 7. Januar 1871; technische Blätter,
1871, erstes Heft S. 56.)
Kubik-Tabellen für
Metermaaß.
Das mit dem 1. Januar 1872 in ganz Deutschland gesetzlich in
Kraft tretende Einheitsmaaß (Metermaaß) bedingt zur kubischen
Berechnung von Körpern, namentlich von Hölzern, ebenso wie das Fußmaaß vollständige und
ausführliche Tabellen, um dem praktischen Geschäftsmanne
mühevolle und zeitraubende Rechnungen zu ersparen und ihn vor
Fehlern und Irrthümern, oft der empfindlichsten Art, zu bewahren
Dieser Umstand veranlaßt uns, auf folgendes kürzlich erschienene
Werk aufmerksam zu machen:
Kubik-Tabellen für Metermaaß.
Ein praktisches Handbuch für Techniker, Forstbeamte,
Waldbesitzer, Holzhändler, Rheder, Schiffscapitäne etc. Vom Marine-Oberingenieur J.
Hildebrandt. Danzig 1871. Druck und Verlag von A. W.
Kafemann. 25 Bogen, hoch
8°, broschirt 1 Thlr. 20 Sgr., gebunden 2 Thlr.
Dieses Werk zerfällt in 7 Tabellen: 2 Kubik-Tabellen für
parallelepipedische Körper, insbesondere für Planken, Dielen,
Breter etc. und für geschnittene resp. beschlagene Hölzer; 1
Kubik-Tabelle für cylindrische Körper, insbesondere runde
Hölzer; 1 Kreisumfangs-Tabelle auf 5, 1
Kreisflächen-Tabelle auf 8 Decimalstellen (die große
Genauigkeit der letzteren macht sie auch zu feineren statischen
Berechnungen dienstbar); 1 Holzgewichts-Tabelle, nach
besten Quellen zusammengestellt, 1 Reductions-Tabelle der
bisherigen Längen- und Körpermaaße aller deutschen Länder
und Englands auf Metermaaß und umgekehrt (die darin aufgeführten
Verhältnißzahlen sind dem Verfasser von den competenten Behörden
amtlich mitgetheilte, bei Umrechnungen sicheren Anhalt bietende
Originalzahlen). Im Werke selbst sind die Bestimmungen, welche
das preußische Marine-Ministerium resp.
Finanz-Ministerium für das Aufmessen von Hölzern etc. mit
dem Einheitsmaaße (Metermaaße) gegeben hat, abgedruckt; ferner
sind in einer höchst praktischen Weise die decimale Zerlegung
des Kubikmeters, sowie die die Basis bildenden
Rechnungsoperationen an in den Text gedruckten Figuren
verdeutlicht und endlich ist an einer Reihe gut gewählter
Beispiele der Gebrauch der Tabellen in den verschiedensten in
der Praxis irgend vorkommenden Fällen leicht verständlich
gemacht. Die Zweckmäßigkeit und Brauchbarkeit des Werkes ist in
der Presse durch das Urtheil namhafter Sachverständiger und
dadurch anerkannt, daß das königl.
preußische Marine-Ministerium die amtliche Einführung
desselben in allen Marine-Etablissements angeordnet
hat.
Da sich das Buch durch seine praktische und übersichtliche
Einrichtung, gute und sachgemäße Ausstattung, handliches Format
und durch die seitens der Verlagshandlung (welche den ersten
Nachweis eines jeden Rechenfehlers mit einem Ducaten prämiirt)
gewährleistete Correctheit vor allen bisher erschienenen
derartigen Tabellen vortheilhaft auszeichnet, so gehört es in
die Reihe der unentbehrlichen praktischen Handbücher und bietet
als solches gleichzeitig ein vorzügliches Hülfsmittel zur
Einführung des metrischen Maaßsystemes.
∆
Hoffmann und
Licht's Patent auf ringförmige
Ziegelbrennöfen.
Der königl. preußische Staatsanzeiger Nr. 204 bringt die
Nachricht, daß das dem königl. Baumeister Friedrich Hoffmann in Berlin und dem
Stadtbaurath Licht in Danzig am 27.
Mai 1858 ertheilte und später zweimal verlängerte Patent auf
einen ringförmigen Ofen zum continuirlichen Brennen von Ziegeln
und anderen Gegenständen aufgehoben
ist.
Grund der Aufhebung dieses für die Ziegeleibesitzer sehr drückend
gewesenen Patentes ist der durch den Privat-Baumeister
Paul Loeff zu Berlin (im polytechn.
Journal, 1870, Bd. CXCVII S. 137) geführte Nachweis, daß die bei
Ertheilung des Patentes angenommene Voraussetzung, der Ofen sey
neu und eigenthümlich, eine durchaus unrichtige gewesen ist. Die
Berliner Baugewerks-Zeitung Nr. 17, 18, 22, 23, 44, 45
und 46, Jahrgang 1870, bringt eine ausführliche Schilderung der
Motive. (Technische Blätter, 1871, erstes Heft S. 55.)
Ueber die Bestimmung der Essigsäure im
essigsauren Bleioxyde; von H. Seward.
Von den chemischen Fabriken (in England) werden gewöhnlich
zweierlei Sorten von essigsaurem Bleioxyd in den Handel
gebracht; die eine bildet dichte, sehr schwere, die andere
hingegen lose, krystallinische Massen; die erstere Sorte ist
basischer und wird zu einem bedeutend niedrigeren Preise
verkauft, als die zweite. Gelegentlich kommen auch Producte von
einer intermediären Zusammensetzung, vielleicht auch Gemenge der
erwähnten zweierlei Sorten vor. Zur Prüfung dieses Salzes auf
seine procentische Zusammensetzung wende ich seit etwa zwei
Jahren folgendes sehr zweckmäßige maaßanalytische Verfahren
an:
Man löst 100 Gran des zu untersuchenden Salzes in einem Kolben
von etwa 12 Unzen Inhalt unter gelindem Erwärmen in 4 Unzen
destillirtem Wasser auf, versetzt die Lösung mit Lackmustinctur
und fügt dann sehr allmählich eine Normallösung von
kohlensaurem Natron hinzu. Man könnte vermuthen, daß die
Gegenwart eines Niederschlages die Reaction undeutlich machen
würde; dieß ist aber nicht der Fall; ein Tropfen der
Natronlösung, im Ueberschuß zugesetzt, ändert die röthliche
neutrale Farbe des Lackmus zu einem blassen Blau um. Wie bei
allen volumetrischen Proben werden die besten Resultate durch
Ausführung einer zweiten Bestimmung erhalten. Dieses Verfahren
dürfte allen Anforderungen genügen. (Chemical News, vol. XXIII p. 102; März 1871.)
Neues Lichtblau aus Diphenylamin.
Diphenylamin wird im Großen dargestellt nach der Vorschrift von
Girard und Delaire, indem man unter starkem Druck
chlorwasserstoffsaures Anilin auf Anilin in dampfdichten
Apparaten einwirken läßt.
Wenn man nun auf Diphenylamin entweder Jodmethyl, oder selbst
Brommethyl, oder (nach Bardy) nur
Holzgeist, augenscheinlich auch unter Druck, reagiren läßt, so
entsteht Methyldiphenylamin.
Dieser Körper ist ein bei 0° noch öliges Liquidum. Er
unterscheidet sich von Diphenylamin, indem dieses in Berührung
mit Salpetersäure sofort blau wird, während das
Methyldiphenylamin eine violette Färbung annimmt.
Unter dem Einfluß von wasserstoffentziehenden Reagentien, z.B.
Arsensäure, Salpetersäure, chlorsaurem Kali,
Doppeltchlorkohlenstoff, Chlorüren, Bromüren und Jodüren von
Metallen, wie Kupfer, Zinn, Eisen, Quecksilber u.s.w., kann das
Methyldiphenylamin nach Belieben in eine violette oder blaue
Farbe umgewandelt werden. Die Darstellungsweise ist nicht
genauer angegeben, aber es scheint jedenfalls zweckmäßig, die
oxydirenden oder wasserstoffentziehenden Reagentien nur
vorsichtig und allmählich einwirken zu lassen.
Es ist anzunehmen, daß das Methyldiphenylamin-Blau an und
für sich in Wasser löslich ist und nicht, wie das gewöhnliche
Anilinblau, diese schätzbare Eigenschaft nur dadurch erhält, daß
man es zuvor durch concentrirte Schwefelsaure in eine
Sulfoverbindung überführt. (Moniteur
scientifique; Musterzeitung, Zeitschrift für Färberei,
Druckerei etc., 1871, Nr. 12.)
Verfahren zur Destillation von
Petroleum.
Zur Destillation von Petroleum wendet R. Kell in Bradford eine Methode an, deren Princip das
folgende ist:
Das zu raffinirende Petroleum wird in eine Kammer gebracht, in
welcher es auf ein erhitztes cylindrisches Gehäuse tröpfelt. Die
leicht flüchtigen Theile des Oeles werden hier in Dampf
verwandelt, der von der Kammer aus in geeignete Kühler geführt
wird. Die so condensirte Flüssigkeit kommt als Naphta in den
Handel. Der in der Kammer noch nicht verflüchtigte Theil des
Petroleums passirt eine zweite Kammer, in welcher er mit
Wasserdampf gemischt wird. Hierdurch wird eine weitere Portion
des Oeles verdampft. Der so erzeugte gemischte Dampf tritt nun
in das oben erwähnte cylindrische Gehäuse der ersten Kammer,
welches so eingerichtet ist, daß die heißen Dämpfe es von einem
Ende zum anderen durchstreichen müssen, ehe sie in die
Kühlapparate gelangen. Der zurückbleibende Theil des Petroleums,
der auch in der zweiten Kammer unverflüchtigt bleibt, wird durch
Hähne abgelassen und kann zu verschiedenen Zwecken,
hauptsächlich als Schmieröl für Maschinenriemen, verwandt
werden. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu
Berlin, 1871, Nr. 2.)
Dorner's
Untersuchung der Luft in mehreren öffentlichen Gebäuden.
In dem betreffenden Aufsatz im polytechn. Journal Bd. CXCIX S. 225 (erstes
Februarheft 1871) lese man bei den
Kohlensäure-Bestimmungen durchweg pro 1000 Vol. statt Proc.