Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 200, Jahrgang 1871, Nr. , S. 335 |
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Miscellen.
Miscellen.
Beitrag zur Goldprobe; von J. M. Merrick in Boston.
Eine elegante Methode zur Reduction des Bleiköniges zu einer für
die Kupellation geeigneten Größe ist, wie ich bei zahlreichen
Goldproben fand, die Verschlackung mit
Salpeter.
Dieses Verfahren erfordert einige Uebung, es dürfte aber ein sehr
werthvolles Hülfsmittel für die jetzt üblichen Methoden seyn.
Ich verfahre gewöhnlich in folgender Weise: Man bringt den zum
Kupelliren zu großen – vielleicht 100 bis 180 Gramme schweren – Bleikönig in einen hessischen Tiegel und
erhitzt diesen zum Rothglühen, bis das Blei gut in Fluß gerathen
ist. Dann fügt man eine etwa der halben Gewichtsmenge des Bleies
entsprechende Quantität Kalisalpeter hinzu und steigert die
Hitze bis der Tiegel, welcher ziemlich geräumig seyn muß, bis
zum Rande weißglühend ist. Nun rührt
man den Inhalt mit einem spitzen Eisenstabe um, und nimmt den
Tiegel aus dem Feuer, bevor er vom Bleioxyde durchgefressen
wurde, läßt ihn erkalten und zerschlägt ihn; nöthigenfalls
wiederholt man die Verschlackung noch zwei- oder dreimal.
Die einzigen Vorsichtsmaßregeln, welche besonders beachtet
werden müssen, bestehen darin, den Tiegel in voller Weißgluth zu
erhalten und ihn aus dem Ofen zu nehmen, bevor er Schaden zu
leiden droht.
Dieses Verfahren läßt sich natürlich noch einen Schritt weiter
treiben, so daß man als Resultat der letzten Verschlackung den
Goldkönig erhält, und ich kenne einen Probirer, welcher den
Werth von Golderzen häufig auf diesem Wege bestimmt und das
Kupelliren gänzlich unterläßt. (American
Chemist, vol. I p. 359;
März 1871.)
Verfahren zur Extraction von Metallen, die
mit Schwefel, Arsenik oder Antimon verbunden vorkommen.
Der Proceß welchen sich O. Chalandre
sen. in Paris zu diesem Zweck für
England (am 9. August 1870) patentiren ließ, gründet sich auf
den Umstand, daß Eisenchlorid in Gegenwart von Luft und Wasser
die Schwefel-, Arsen- und Antimonverbindungen von
Metallen, wie Eisen- und Kupferpyrit, Kobalt- und
Nickelschwefelarsen, Schwefelantimon, Blei- und
Silberschwefelantimon u.s.w. sehr gut zersetzt. Das Eisenchlorid
wird zu Eisenchlorür reducirt und die Metalle werden in Chloride
verwandelt. Das Eisenchlorür wird durch den Einfluß des
atmosphärischen Sauerstoffes wieder zu Chlorid, und so fort.
Sind unter den zu verarbeitenden Erzen nur wenig Schwefelerze,
so ist es vortheilhaft von Zeit zu Zeit etwas freie Säure, etwa
Salpetersäure, zuzusetzen um die Wiederherstellung des
Eisenchlorides zu bewerkstelligen. Sind aber Eisen- oder
Kupferpyrite vorhanden, so ist es bloß nöthig Kochsalz
zuzufügen, da durch das Eisenchlorid und die atmosphärische Luft
der Schwefel der Erze zu Schwefelsäure oxydirt wird, was dann
die Bildung von schwefelsaurem Eisenoxyd (beziehentlich
schwefelsaurem Kupferoxyd) zur Folge hat. Dieses letztere wird
unter dem vereinigten Einflusse von Kochsalz und Wasser in
Eisenchlorid übergeführt, welches sodann den Proceß der
Reduction der Erze weiter fortführt. Bei der letzterwähnten
Reaction bildet sich natürlich auch schwefelsaures Natron, und
somit ist diese Methode der Erzscheidung gleichzeitig auch eine
vortheilhafte Darstellungsart für dieses Salz. (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 6.)
Englische Patente auf Fabrication von
Schwefelsäure.
Die patentirte Erfindung von C. Wigg
in Liverpool (datirt 18. August 1870) besteht in dem Einleiten
eines Gemisches von atmosphärischer Luft und Wasserdampf in die
Bleikammer, in welcher das Schwefligsäuregas sich befindet.
Die als neu beanspruchte Verbesserung von D.H. Lowry in Runcorn, England (datirt 19.
August 1870), ist wie im vorigen Falle die Oxydation der
schwefligen Säure mittelst des atmosphärischen Sauerstoffes,
welcher gleichzeitig mit einem Dampfstrahle in die Bleikammern
und auch in den Verbrennungsraum des Schwefels geführt wird. Der
Vortheil besteht in der bedeutenden Ersparniß an Salpeter.
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871,
Nr. 6.)
Gewinnung von Kali und Natron aus ihren
wässerigen Lösungen.
Die Erfindung welche sich W. R. Lake
in London (für Fr. M. Bachet in
Paris) am 2. September 1870 für England patentiren ließ, hat den
Zweck, die Alkalien aus ihren wässerigen Lösungen zu erhalten,
ohne die umständliche und kostspielige Verdampfung
der großen Massen von Flüssigkeit vorzunehmen. Dieß wird
bewerkstelligt durch Ueberführung der Alkalien in
doppelt-kohlensaure Salze – lange fortgesetztes
Einleiten von Kohlensäure bringt dieß zu Stande – und
Verdrängen dieser Salze aus der Lösung durch löslichere
Natronsalze, speciell durch Kochsalz. Man trennt sodann die
niedergeschlagenen doppelt-kohlensauren Salze von der
Flüssigkeit, wäscht dieselben und reducirt sie durch Erhitzen zu
einfach-kohlensauren Alkalien. (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1871, Nr. 7.)
Ueber das Vorkommen von Baryt in
Silicaten; von Dr. G. C. Wittstein.
A. Mitscherlich hat bekanntlich in
mehreren Feldspäthen einen bis zu 2 1/3 Proc. steigenden Gehalt
an Baryt nachgewiesen.
Für das Jahr 1869/70 stellte die philosophische Facultät der
Universität München als Preisfrage: die Prüfung einer Anzahl
Silicate auf Baryt (und Mangan). Der Preisträger, Dr. Ludwig Raab, hat 50 Silicate, unter welchen auch einige
Feldspäthe, auf Baryt untersucht, aber mit vollständig negativem
Resultate.
Da man hiernach versucht seyn könnte, den Barytgehalt mancher
Silicate, namentlich Feldspäthe, wieder in Zweifel zu ziehen, so
sehe ich mich veranlaßt, auch meine darüber gemachten
Erfahrungen zur Veröffentlichung zu bringen. In den Jahren
1862–64 analysirte ich nämlich in besonderem Auftrage
gegen 50 Silicate aus der Oberpfalz und dem bayerischen Walde,
worunter 10 Feldspäthe, von denen nicht weniger als 6 sich
barythaltig erwiesen. Die procentische Zusammensetzung derselben
ergab sich wie folgt:
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
Kieselsäure
72,006
65,750
65,874
63,825
64,031
69,531
Alaunerde
10,849
18,220
19,183
19,125
19,323
11,416
Eisenoxyd
–
–
–
–
–
3,070
Eisenoxydul
–
0,300
0,134
0,262
0,092
–
Kalk
1,932
0,837
0,600
0,974
0,437
2,734
Baryt
2,518
0,500
0,424
0,322
Spur
Spur
Natron
1,758
3,774
2,836
1,775
2,350
1,142
Kali
10,837
10,325
10,850
13,450
13,650
11,988
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
99,900
99,706
99,901
99,733
99,883
99,875
Von den übrigen Mineralien, welche keine reinen Species, sondern
Gemenge von Silicaten, Kiesen etc. waren, enthielten nur drei
Baryt und diese auch nur in Spuren. (Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische
Pharmacie, 1871.)
Der Einfluß chemischer Fabriken,
Hüttenwerke u.s.w. auf die benachbarte Vegetation.
Von dem Magistrat der Stadt Köpenik (bei Berlin) wurde Professor
Dr. Sonnenschein aufgefordert, den Einfluß festzustellen,
welchen die gasartigen Ausströmungen der auf dortigen
Domanialgrundstücken errichteten chemischen Fabrik auf die Vegetation der in der Nähe liegenden Grundstücke
ausüben. Derselbe begab sich in Ausführung dieses Auftrages zu
verschiedenen Zeiten an die ihm bezeichnete Oertlichkeit, um den
Zustand der Vegetation, sowie die auf dieselbe einwirkenden
Einflüsse zu studiren.
Oestlich von der Fabrik fand er im Monat Juni auf einem Felde den
Roggen zum größten Theil krankhaft afficirt. Die Halme waren bis
einige Zoll unter der Aehre noch grün; höher hinauf aber hatten
sie eine graue Farbe angenommen. Das Kraut der Kartoffeln war,
obgleich die sogenannte Kartoffelkrankheit nicht herrschte,
stellenweise angefressen und zerstört. Die in dem benachbarten
Gewässer stehenden Elsen waren zum größten Theile abgestorben.
Ebenso waren die Weiden theilweise zerstört. Die weiter nach
Osten an einem Wege angepflanzten Obstbäume trugen deutlich die
Merkmale eines krankhaften Zustandes. Am äußersten östlichen von
ihm beobachteten Punkte stand in der Nähe eines Waldeinschnittes
eine Linde, welche an der Seite, die von der Fabrik abliegt,
eine gedeihliche Entwickelung zeigte, während auf der
anderen der Fabrik zugekehrten Seite die Blätter theilweise
zerstört, theilweise mit rothen Flecken bedeckt waren. Bei der
mikroskopischen Untersuchung aller dieser angegriffenen
Pflanzentheile zeigte sich keine Parasitenbildung.
Bei einem späteren Besuch des Roggenfeldes fand er
durchschnittlich die Aehren ohne Körner, da die Blüthe durch
fremde Einflüsse zerstört worden war.
Nachdem Prof. Sonnenschein vorstehende
Thatsachen genügend constatirt hatte, suchte er die Ursachen und
den Zusammenhang mit dem Betrieb der Fabrik festzustellen.
Da nach bisherigen Beobachtungen die Vegetation hauptsächlich
beim Westwind litt, so begab er sich bei dieser Windrichtung an
Ort und Stelle und fand, daß man in einer Entfernung von 100 bis
200 Schritt von der Fabrik den aus den Sodarückständen
entweichenden Schwefelwasserstoff durch den Geruch wahrnehmen
konnte. Bei feuchter Atmosphäre war diese Wahrnehmung besonders
deutlich; mit Bleilösung getränkte Papierstreifen wurden alsdann
deutlich gebräunt. Die Anwesenheit saurer Dämpfe wurde sodann
noch durch directe chemische Analyse festgestellt, indem Luft
mittelst eines Aspirators in mehrere Kugelapparate mit
destillirtem Wasser geleitet wurde. Die sauren Dämpfe zeigten
sich als Salzsäure und theilweise als schweflige Säure. Da nun
der Westwind der in jener Gegend herrschende Wind ist, so geht
daraus hervor, daß die Vegetation in östlicher Richtung von
solchen Fabriken lange Zeit unter dem Einfluß der angeführten
Gase steht. Daß aber Salzsäure und schweflige Säure einen
nachtheiligen Einfluß auf die Vegetation ausüben, ist allgemein
bekannt. Die in diesem Falle erhobenen Thatsachen sind nun in
ganz gleicher Weise in anderen Ländern, namentlich in Belgien
und England, erhoben worden, und es erübrigt uns noch zu
bemerken, was in diesen Ländern auf Grund der Untersuchungen der
Fachmänner verfügt worden ist.
Die von den verschiedenen Commissionen der gedachten Länder
gemachten Vorschläge zur Abhülfe der erwähnten Uebelstände,
welche sich in einem Umkreis von 1800 bis 6000 Fuß erstrecken,
bestehen einestheils darin, daß von Seiten der Fabrikbesitzer
die Bildung von Gesellschaften empfohlen wird, welche die in der
Nähe befindlichen Grundstücke ankaufen sollen; dann beziehen sie
sich meistens auf Einrichtungen, welche eine vollständige
Absorption der entwichenen Gase ermöglichen. Die Erfahrung hat
aber in den meisten von der erwählten Commission beobachteten
Fällen gelehrt, daß die besten und vollkommensten
Absorptionsvorrichtungen, welche theoretisch ihrem Zweck
entsprechen, in der Praxis deßhalb nicht immer genügen, weil die
Arbeiter kein Interesse an der vollständigen Absorption der Gase
haben, sondern vielmehr, um den Proceß zu beschleunigen, den Zug
durch Oeffnen der Register zu vermehren suchten und so ein
Entweichen der Dämpfe, namentlich der fast werthlosen
Salzsäuredämpfe befördern. So befinden sich solche
Condensations-Vorrichtungen, die von Prof. Sonnenschein für ganz zweckmäßig
erkannt wurden, auch in der Köpniker Fabrik, und nichts
destoweniger fand er bei seinen Beobachtungen das oben
angegebene Resultat. (Landwirthschaftliches Centralblatt für
Deutschland, 1870, Heft 10.)
Werthbestimmung des Chloralhydrates; von
Carl Müller.
Der Werth des Chloralhydrates wird bekanntlich durch die Menge
des durch Aetzalkalien daraus abgeschiedenen Chloroforms
bestimmt. Es kommt also darauf an, eine für Jeden leicht
ausführbare und dabei scharfe Methode zu finden, um das aus
obige Weise gebildete Chloroform genau zu bestimmen.
Zu dem Zwecke wendet man eine vom Boden aus in 1/10
Kubikcentimeter getheilte Glasröhre an, füllt in dieselbe 25
Grm. Chloralhydrat und schichtet vorsichtig unter Abkühlung eine
Lösung von etwas mehr, als der berechneten Menge Aetzkali darauf
und schließt dieselbe durch einen guten Pfropfen. Nach einigen
Augenblicken ist die erste heftigere Reaction vorüber und man
kann ohne Gefahr durch vorsichtiges Neigen und schließliches
Schütteln die Reaction vollenden. Nach Verlaus ewiger Stunden
haben sich die Flüssigkeitsschichten scharf und klar von
einander getrennt. Man braucht jetzt nur die Kubikcentimeter des
gebildeten Chloroforms abzulesen und mit dem specifischen
Gewicht desselben zu multipliciren (mit Berücksichtigung der
Temperatur), um daraus durch einfache Rechnung die Procente des
gebildeten Chloroforms zu finden. Ich habe auf diese Weise
vermittelst dieses sogenannten Chlorometers unter einander gut
übereinstimmende und von der theoretischen Menge wenig
abweichende Resultate erhalten, und kann diese Methode für die
Praxis ihrer Einfachheit wegen empfehlen. Zum Belege
nachstehende Analysen.
1) Chloralhydrat in
Kuchenform:
2) In
Krystallen:
a) 71,6 Proc.b) 71,9
„c)
72,0 „a) 71,2 Proc.b) 71,4
„
Theoretisch
berechnet:72,2 Proc.
(Zeitschrift für Chemie, 1871 S. 66.)
Sonderbare Eigenschaft der
Schießbaumwolle.
Mit Versuchen beschäftigt, die Schießbaumwolle durch den
elektrischen Funken zu entzünden, dachte Bleekrode die Explosion zu beschleunigen, wenn er die
Schießbaumwolle mit einer leicht entzündlichen Flüssigkeit
benetze, z.B. mit Schwefelkohlenstoff. Aber es fing nur diese
letztere Substanz Feuer, während die Schießbaumwolle nicht
explodirte, sondern inmitten der brennenden Flüssigkeit den
Anblick einer kleinen, langsam schmelzenden Schneemasse bot.
Dieser Versuch wurde öfters wiederholt, und die Schießbaumwolle
außer mit Schwefelkohlenstoff auch mit Aether, Benzin oder
Alkohol befeuchtet. In allen Fällen, wie man auch die Masse
entzünden mochte, war das Resultat dasselbe, und man kann ohne
Gefahr selbst große Massen Schießbaumwolle anwenden.
Diese Wirkung kann nicht der Gegenwart von Wasser zugeschrieben
werden, denn man kann Schwefelkohlenstoff oder Benzin anwenden,
welche keine Spur von Wasser enthalten. Vielmehr liegt die
Erklärung dieses eigenthümlichen Verhaltens der so leicht
explodirbaren Substanz in den vom Professor Abel ermittelten Thatsachen über die
Verbrennung der Schießbaumwolle (polytechn. Journal, 1870, Bd.
CXCV S. 364). Dieser Chemiker hatte nämlich gefunden, daß, wenn
selbst für eine sehr kurze Zeit die Gase welche bei der ersten
Einwirkung der Wärme auf Schießbaumwolle sich entwickeln,
verhindert sind, vollständig das entzündete Ende der
Schießbaumwolle einzuhüllen, die Entzündung derselben nicht
weiter stattfinden kann. Und da es die bei ihrer Verbrennung
entstehende verhältnißmäßig hohe Temperatur ist, welche die
schnelle und vollständigere Verbrennung der Schießbaumwolle
veranlaßt, so macht das momentane Verlöschen der Gase und die
fortwährende Entziehung von Wärme, wenn die Gase von dem Orte
des Brennens entweichen, es unmöglich, daß die Schießbaumwolle
anders als unvollkommen und langsam verbrenne, wobei sie eine
ähnliche Umwandlung erleidet, wie bei der Destillation.
Man kann diese sonderbare Eigenschaft zur Sicherung der
Schießbaumwolle gegen Feuersgefahr verwerthen. Man bedeckt sie
mit einer Schicht von Schwefelkohlenstoff oder Benzin, die man
wenn man die Schießbaumwolle braucht, abdunsten kann. (Philosophical Magazine, Januar 1871;
Naturforscher, 1871, Nr. 20.)
Der Gold- und Silberdruck auf
Zeugen.
Seit dem Aufblühen des Oeldruckes, besonders durch die
Lappenfärberei, bedient man sich für denselben auch der
Metallfarben. Besonders sind es Gold- und Silbermuster, welche in neuerer Zeit
ziemlich beliebt sind.
Das Verfahren zur Herstellung dieser Muster besteht einfach
darin, das Muster bei Gold mit gelber, bei Silber mit weißer
Oelfarbe vorzudrucken, und auf die noch nassen Farben nachher
Bronzepulver aufzustäuben. Die
Zeuge werden dann getrocknet, das überschüssige Bronzepulver
wird abgestäubt, und schließlich mangelt man die Waare, um die
Bronzestäubchen fester anzudrücken, und bürstet sie nachher ein
wenig.
Da die so befestigten Bronzeblättchen nicht sehr fest an den
Zeugen haften, so fing man an, der Oelfarbe Klebmittel
zuzufügen, und benutzte als solches besonders eine
Auflösung von Kautschuk in Benzin. Der so bereiteten Farbe
haftet jedoch ein Uebelstand an, welcher die Anwendung derselben
im größeren Maaßstabe unmöglich machte. Sobald man nämlich die
Farbe auf das Chassis strich und einige Male die Form aufgesetzt
hatte, wurde die Farbe wegen der Verdunstung des Benzins immer
zäher, bis schließlich das Chassis gar nichts mehr abgab. Man
schlug dann vor, die Bronze direct mit der Oelfarbe mit oder
ohne Zusatz von Kautschuklösung zu vermischen und diese
eigentliche Bronzefarbe aufzudrucken. Der Lüster, welchen man
sich von Metallfarben unzertrennlich denkt, ist jedoch bei
dieser Art des Druckes nicht zu erreichen.
Erst die neueste Zeit hat die Art und Weise kennen gelehrt, in
welcher auf Stoffen ein vollkommen
gold- und silberähnlicher Druck hergestellt
werden kann.
Man verfährt so, wie die Buchbinder beim Vergolden der Bücher;
man druckt nämlich mit einer geeigneten Masse vor und legt auf
die noch feuchten Stellen Blattgold
oder Blattsilber, worauf eine
Pressung vorgenommen wird.
Zum Vordruck benutzt man eine Mischung von Gummischleim und
Eiweiß. (Man kann indessen auch mit Oelfarbe Vordrucken.) Mit
dieser druckt man genau so, als handelte es sich um Oeldruck,
und legt auf die noch feuchten Stellen das Blattgold oder
Blattsilber auf. Die schönsten Effecte erzielt man mit dem
ächten Blattmetall, welches aber natürlich für die gewöhnliche
Anwendung zu theuer ist. Die Effecte mit unächtem Blattmetall
stehen jedoch auch noch weit über denen welche man mit
Bronzepulver jemals erreicht hat. Bei kleinem Betriebe wird der
Zeug nach dem Trocknen mit einem Plätteisen überplättet. Handelt
es sich um größeren Betrieb, so kann man ihn durch einen
geheizten Kalander gehen lassen, wodurch das Metall vollkommen
fixirt wird. Schließlich entfernt man das überschüssige Metall
mit einer nicht zu scharfen Bürste.
Diese Art der Vergoldung und Versilberung hat sich für Druck auf
Confections-Artikeln,
Baschlicks, Beduinen aus Wollenstoff etc. bis jetzt
sehr gut bewährt. Sie steht, was Effect sowohl, als
Dauerhaftigkeit anbelangt, allem Bisherigen weit voran und läßt
kaum etwas zu wünschen übrig. Das Verfahren ist jedoch nicht
ganz billig, besonders wenn es sich um nicht volle Muster
handelt. In diesem Falle wird der Aufwand an Blattmetall sehr
groß, weil das Meiste dann fortgebürstet werden muß, und, da
gebürstetes Blattmetall nachher schwierig zu verwenden ist,
eigentlich verloren geht. (Reimann's
Färberzeitung, 1871, Nr. II.)
Ueber Verfälschung des Fuchsins.
Unlängst wurde mir ein Fuchsin mit der Bemerkung zur Untersuchung
übergeben, daß sich dasselbe in Spiritus nicht löse. Das
angebliche Fuchsin war gröblich gestoßener weißer Candiszucker, welcher mit einer concentrirten
Fuchsinlösung oberflächlich gefärbt war und bei flüchtiger
Betrachtung wirklichem Fuchsin ähnlich sieht. Es soll dieses
Fabricat aus einer deutschen Fabrik
stammen. Alb. Ungerer, Chemiker in
Simmering bei Wien.
Wasserdichtmachung leinener und
baumwollener Stoffe.
W. Grüne stellt eine Appreturmasse und Schlichte, welche dem Wasser und
Waschen widersteht, dadurch her, daß er die Stoffe mit einer
Lösung von Gummi oder Gelatine, welcher circa 1/10 bis 1/50 doppelt-chromsaures Kali
zugesetzt ist, tränkt, dann trocknet und eine kurze Zeit lang
in's Tageslicht bringt. Die Appreturmasse wird dadurch so fest
an den Stoff gebunden, daß es fast kein Mittel gibt, sie davon
wieder zu trennen. Durch dasselbe Mittel lassen sich leinene und
baumwollene Stoffe wasserdicht
machen, und wenn man die Leim- oder Gelatinelösung
gehörig starr aufträgt, so daß die Zwischenräume vollständig
ausgefüllt werden, werden die Stoffe auch undurchdringlich für Luft. Bei groben Stoffen, wie
Planen u. dergl. setzt man füllende Mittel, z.B. Kreide,
Schwerspath, Thon, Kieselerde u. dergl. zu. Anstriche von
Oelfirniß haften auf so präparirten Zeugen besonders gut.
Endlich lassen sich auch durch Anwendung einer
Chromgelatinelösung mit Leichtigkeit Doppelstoffe
herstellen, welche durch Waschen nicht wieder zu trennen sind.
(Musterzeitung, Zeitschrift für Färberei etc., 1871, Nr. 8.)
Ueber das Wasserdichtmachen der
Leinwand.
Die Zeit rückt jetzt heran, wo man sich mittelst Zelte und
anderer Vorrichtungen gegen Sonnenstrahlen und Regen, Schutz zu
verschaffen bemüht ist. Die gewöhnliche Leinwand leistet nun
aber gegen den Regen nur schlechte Dienste und ist es daher eine
Aufgabe, diese Leinwand gegen Wasser, nicht aber gegen Luft zu
dichten, und zwar ohne große Kosten und Mühe, und auch ohne
Beeinträchtigung des gefälligen Ansehens derselben, also mit
Ausschluß der Benutzung von Oelfirniß oder Kautschuklösung.
Jedenfalls kommt es hier darauf an, die Leinwandfaser mit einem
Körper zu umhüllen, welcher sich nicht in Wasser löst, dabei
schwer netzt – der gleichsam wasserscheu ist. Ein solcher
Körper ist nun die fettsaure oder harzsaure Thonerde, oder
besser ein Gemisch von beiden, womit die Leinwandfaser sich sehr
leicht in der Weise überziehen läßt, daß man die Leinwand
zunächst durch ein Bad von schwefelsaurer Thonerde, alsdann
durch ein Seifenbad und schließlich durch ein gewöhnliches
Wasserbad nimmt, worauf dieselbe getrocknet und mittelst einer
Rolle geglättet wird. Die Präparirung der Leinwand in gedachter
Weise wäre zumeist eine lohnende Nebenindustrie für Leimsieder
und Wachstuchfabrikanten, wo die nöthigen Räumlichkeiten und
Geräthschaften schon vorhanden sind. Solche gedichtete Leinwand
würde nicht bloß zu Gartenzelten, Marquisen und Wetterrouleaux,
sondern auch zu Marktbuden, Wagenplänen und Lagerzelten eine
vortheilhafte Verwendung finden, und um so mehr, als dieselbe
aus handgreiflichen Gründen viel dauerhafter seyn muß als die
gewöhnliche Leinwand, welche hier bekanntlich sehr bald stockig
wird und nur einige Jahre vorhält. – Zur Sache bemerke
ich hier noch speciell:
1) Zum Alaunbade benutze man nur die neutrale schwefelsaure
Thonerde (Al²O³, 3SO³ + 18HO), wie solche
jetzt sehr billig im Handel vorkommt, und löse 1 Theil davon in
10 Theilen Wasser, was ohne Hülfe von Wärme sehr bald
geschieht.
2) Das Seifenbad wird am besten in der Weise hergestellt, daß man
1 Theil helles Colophonium, 1 Theil krystallisirte Soda und 10
Theile Wasser, bis zur Lösung des Harzes kocht, die sich
bildende Harzseife durch Zusatz von 1/3 Th. Kochsalz abscheidet,
und diese dann nebst 1 Theil weißer Kernseife in 30 Theilen
Wasser durch Kochen auflöst. Die schon im Handel vorkommende
Harzseife, welche etwa aus 1/3 Harzseife und 2/3 Palmseife
besteht, wäre wohl ganz gut, wenn sie die Leinwand nicht so
bräunen würde. Nach meiner Erfahrung, ist die Harzseife deßhalb
nicht zu empfehlen, weil die harzsaure Thonerde zu trocken wird
und mit der Zeit abstäuben möchte, während die reine fettsaure
Thonerde wieder etwas schmierig bleibt und den Staub zu sehr
annehmen würde. Diese Uebelstände werden durch die angegebene
Mischung aufgehoben, und kann ich dieselbe nur empfehlen. Noch
bemerke ich, daß das Seifenbad während der Benutzung heiß
erhalten werden muß.
Um nun diese Operation im größeren Maaßstabe auszuführen,
empfiehlt sich die Benutzung von drei hölzernen Wannen (etwa
Badewannen), welche neben einander zu stellen sind und der Reihe
nach mit Alaunlösung, Seifenlösung und Wasser gefüllt werden.
Alsdann ist eine Vorkehrung zu treffen, durch welche die
durchpassirende Leinwand in den Flüssigkeiten niedergehalten
wird, wobei man noch besonders darauf achten muß, daß die
Leinwand in dem Alaunbade vollkommen durchnäßt wird. – In
kleinen Verhältnissen kann man die Leinwand in einem Gefäße mit
der Alaunlösung tränken, alsdann ausbreiten und die heiße
Seifenlösung mittelst eines Pinsels auftragen. Man kann auch
beide Lösungen nach und nach mittelst eines Pinsels auf Leinwand
bringen, wie dieß bei schon fertigen Sachen auch nicht gut
anders möglich ist, und überläßt es dann dem Regen, die
überflüssige Seife und das Natronsulfat fortzuspülen.
A. Kuhr.
(Bemerkung von
Dr. Hager
und
Dr. Jacobsen.) In Berlin werden seit ein paar Jahren von
C. Hiller Gegenstände aus Leinwand
und Seilerarbeiten ganz vortrefflich und zu mäßigen Preisen
wasserdicht gemacht Wie man uns mittheilt, besteht die
Imprägnation aus kieselsaurer Thonerde und kieselsaurem Kupfer,
vielleicht auch mit noch etwas fett- oder harzsauren
Verbindungen genannter Basen. Eine
Imprägnirung der Leinwand mit diesen Substanzen wird
wahrscheinlich so zu machen seyn, daß man, wie oben angegeben,
zuerst die Leinwand mit einer Lösung von schwefelsaurer Thonerde
und Kupfervitriol tränkt, und sie dann in ein Bad aus Wasserglas
und Harz-Fett-Seifenlösung bringt. Der Zusatz von
Kupfersalz soll jedenfalls dazu dienen, die Leinwand, besser als
es die Thonerde allein vermag, vor dem Verrotten und Verstocken
zu schützen. (Industrieblätter, 1871, Nr. 20.)
Das Petroleum in den Jahren 1869 und
1870.
Die größten Quellen lieferten im Jahre 1869 nicht mehr als
250–300 Barrels täglich, und gab es solcher Quellen
überhaupt nur vier. Am Schlusse des Jahres war es sogar nur eine
einzige, welche es auf 200
Barrels brachte, und nur etwa vierzig lieferten 50–100
Barrels den Tag.
Der Pennsylvania Oil District
producirte
Barrels
1868
1869
1868
1869
Januar
9700
10192
Juli
10698
11697
Februar
9200
9767
August
11981
12157
März
8621
9791
SeptemberSepiember
11033
12645
April
8837
11067
October
10133
13071
Mai
9700
10153
November
10275
13317
Juni
10102
11334
December
9737
12844
sowie
1859
82000
1865
2497700
1860
500000
1866
2597700
1861
2113600
1867
3347300
1862
3056600
1868
3715700
1863
2611300
1869
4215100
1864
2116100
zusammen 27853100 Barrels.
Die Production in Ohio und West-Virginia betrug 1869
täglich nahe 1000 Barrels, also rund 365,000, wovon etwa zwei
Drittel auf West-Virginia kommen. Canada erzeugte durchschnittlich die Woche 4000, im
Jahre 210,000 Barrels; Kentucky 27,000; Montana, Californien, Peru nur unbeträchtliche
Mengen.
Zusammen ergaben
1868
1869
Faß
Faß
Pennsylvanien
3,715,000
4,215,000
Ohio und
West-Virginia
125,000
365,000
Canada
100,000
310,000
Kentucky
25,000
27,000
––––––––––––––––––––
3,965,000
4,917,000
Ueber den Gesammt-Vorrath am 1.
Januar und den Gesammt-Consum in
allen Ländern der Erde liegt folgende Zusammenstellung vor:
Vorrath am 1.
Januar.
1871
1870
Faß
Faß
In den Vereinigten Staaten
1,190,000
878,000
In Canada
400,000
360,000
In sämmtlichen Häfen des Auslandes incl. der nach denselben am 1.
Jan. in Transit befindlichen
Ladungen
1,283,000
622,000
–––––––––––––––––––
Gesammtvorrath
2,873,000
1,800,000
Durch Feuer, Schiffbruch etc. wurden im Laufe des Jahres 1870
232,000 Faß zerstört, incl. der von
französischen Kreuzern genommenen Schiffe – über die
Hälfte des Verlustes resultirte aus Feuersbrünsten in den
Vereinigten Staaten.
Consum in sämmtlichen Ländern der
Erde:
Faß
Production im Jahre 1870
6,535,000
Abz. Zunahme des
Vorrathes
Faß
1013600
Abz. Verlust durch Feuer
etc
„
232000
–––––––––
Gesammt-Consum im Jahre 1870
5,290,000
„
„
„
„ 1869
4,800,000
–––––––––
Zunahme des
Consumbedarfes
490,000
Am bedeutendsten war die Zunahme des Consumes während des Jahres
1870 in den Mittelmeerhäfen, welche in einigen Fällen 50 Proc.
betrug. Der Bedarf norddeutscher Häfen war um 12 Proc. größer
als im Vorjahre, während sich derselbe in Großbritannien
wesentlich verringert hat, da Oele heimischer Fabrication dort
substituirt wurden. In den Vereinigten Staaten belief sich der
Consumbedarf von rohem Petroleum im Jahre 1870 auf ca. 1,500,000 Faß gegen 1,400,000
Faß im Jahre 1869, eine Zunahme von 7 1/2 Proc. aufweisend,
während der Consumbedarf sämmtlicher Länder der Erde sich um 10
1/5 Proc. gesteigert hat. (Berggeist, 1871, Nr. 25.)
Veränderungen des Mehles bei längerer
Aufbewahrung.
Die bekannte Thatsache, daß Mehl welches längere Zeit in Fässern
aufbewahrt gewesen, einen „Faßgeruch“
annehme, bildete das Thema einer wissenschaftlichen Untersuchung
des Professors Poleck, über welche er
in der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur
Bericht erstattete. Es sollte festgestellt werden, ob der
Faßgeruch des Mehles schon den Anfang einer für die
Brodbereitung nachtheiligen Veränderung bezeichne. Das Resultat
war ein positives. Der Kleber der Mehlsorten, welche den
erwähnten Geruch zeigten, war zum Theil in eine lösliche
Modification übergegangen, und das Mehl hatte an seiner
teigbildenden Kraft verloren.
Von den fünf untersuchten Mehlsorten war das Mehl Nr. 2 in
Säcken, und die anderen vier Sorten in Fässern aufbewahrt; und
die Analyse ergab im normalen schönen Mehl Nr. 2 11,06 Proc.
Kleber und 1,44 Proc. lösliche Eiweißstoffe, während in den vier
anderen das Verhältniß dieser beiden Bestandtheile war: 1) 8,37
Proc. zu 2,14 Proc.; 3) 7,40 Proc. zu 6,90 Proc.; 4) 7,23 Proc.
zu 4,44 Proc.; und 5) 6,54 Proc. zu 6,46 Proc. Die Mehlsorten
Nr. 3 und Nr. 5 mit dem höchsten Gehalt an löslichen
Eiweißstoffen reagirten zugleich sauer, während die drei übrigen
neutral waren.
Die Ursache dieser chemischen Umwandlung findet Prof. Poleck in dem Umstande, daß in den
Fässern das Mehl seine Temperatur nicht ausgleichen kann und mit
der Atmosphäre in keinem Verkehr steht. Daher erhalte sich das
Mehl in Säcken viel länger ganz frisch. Ferner ist es eine
Thatsache, daß das Sauerwerden einer Mehlmasse sich mehr in der
Mitte und viel schwächer nach Außen hin entwickelt, was offenbar
gleichfalls von dem erschwerten
Luftzutritt nach dem Inneren herrührt. (Naturforscher,
1871, Nr. 20.)
Ueber Prüfung der Kartoffeln.
Prof. Dr. J. Neßler hat im „badischen Wochenblatt für
Landwirthschaft“ über den obigen Gegenstand und
über verschiedene Güte des oberen und unteren Endes derselben
Kartoffel eine Mittheilung gegeben, welcher wir in Nachstehendem
das angegebene Verfahren zur Prüfung der Kartoffeln
entnehmen.
Im Wasser sinken alle Kartoffeln unter, weil sie durch den Gehalt
an Trockenmasse schwerer sind als dieses. Lösen wir aber in dem
Wasser Kochsalz auf, so erhalten wir eine Flüssigkeit, die
schwerer ist als Wasser und wir können durch Zusatz von genügend
Kochsalz eine Lösung darstellen, die ebenso schwer ist, als
irgend eine Probe Kartoffeln, das heißt eine Lösung, in welcher
die Kartoffeln nicht recht sinken und nicht recht obenauf
schwimmen, sondern sich meist in der Mitte der Flüssigkeit
halten. Je mehr Kochsalz hierzu nöthig ist, um so besser ist die
Probe Kartoffeln. Für den gewöhnlichen Gebrauch dürfte sich
folgendes Verfahren, weil es einfach und genügend genau ist,
empfehlen.
Man nimmt 4, auf 1 1/2 Schoppen geeichte Weinflaschen, bringt in
eine derselben 5, in die zweite 6, in die dritte 7 und in die
vierte 8 Loth Kochsalz, füllt die Flaschen fast ganz mit Wasser,
schüttelt zuweilen, bis das Salz gelöst ist, füllt dann die
Flaschen bis an die Eichmarke mit Wasser und schüttelt nochmals
um. Diese 4 Flaschen Kochsalzlösung bezeichnet man mit 1, 2, 3
und 4, und hält sich dieselben zum Gebrauch vorräthig. Will man
nun Kartoffeln prüfen, so nimmt man vier Schoppengläser oder
sonst geeignete Gefäße, gießt in dieselben je von einer jener 4
Flaschen Kochsalzlösung und bringt eine gut abgewaschene und mit
einem Tuch wieder abgetrocknete Kartoffel in Nr. 2; sinkt
dieselbe unter, so nimmt man diese Kartoffel heraus, trocknet
sie mit dem Tuch ab und bringt sie in 3; sinkt sie auch hier, so
bringt man sie in gleicher Weise in 4. Schwimmt die Kartoffel in
2, so prüft man sie in Nr. 1. Die Kartoffel, die in 3 sinkt und
erst in 4 zu schwimmen beginnt, ist selbstverständlich besser,
als eine solche, die schon in 2 oder gar in 1 schwimmt. Um einen
richtigen Durchschnitt zu erhalten, muß man bei jeder Sorte oder
Probe die Prüfung mit mehreren Kartoffeln vornehmen, da die
Kartoffeln derselben Probe unter sich ziemlich verschieden seyn
können.
Bei sehr großen Kartoffeln wird es nöthig, dieselben zu
zerschneiden. Da aber die Kartoffeln an dem einen Ende
wesentlich anders sind, als an dem anderen, so muß man hierin
vorsichtig seyn. An jeder Kartoffel kann man das vordere, bezw.
jüngere und das hintere oder ältere Ende unterscheiden; an
ersterem befinden sich mehrere Augen ziemlich nahe bei einander
und die Haut ist hier meist erheblich weicher und frischer
aussehend; am hinteren Ende befindet sich der Stielansatz, oft
noch kleine Theile des Stieles, dagegen verhältnißmäßig weit
weniger Augen. Dieser hintere Theil ist immer etwas, je nach der
Reife der Kartoffeln zuweilen viel besser als der vordere Theil.
Wurden die Kartoffeln zu früh ausgemacht, so sind oft die
vorderen Theile sehr schlecht und der hintere Theil ist ganz
erheblich besser. Bei der angeführten Prüfung der oder solcher
Kartoffeln muß man daher entweder ganze Knollen Schnitze
anwenden, an welchen sich vom vorderen und vom hinteren Theil
der Kartoffel befindet.
Die oben angeführten Lösungen werden nicht immer vollkommen
gleich ausfallen, da das Salz bald etwas trockener, bald etwas
feuchter, bald etwas unreiner, bald etwas reiner ist und auch
nicht immer ganz genaue Waagen zur Verfügung stehen. Bei
möglichst richtigem Wägen und bei gewöhnlichem Kochsalz haben
aber doch immer die Lösungen annähernd folgendes spec. Gewicht,
beziehungsweise Grade der Ochsle'schen Mostwaage, und die Kartoffeln, die in den
Lösungen nicht obenauf schwimmen und sich nicht zu Boden setzen,
haben ungefähr folgenden Gehalt an Stärkemehl und
Gesammttrockenmasse.
Spec.Gewicht.
Grade nachOechsle
Gehalt der
Kartoffelnan
der Lösung.
Stärkemehl.
Trockenmasse.
1) 5 Loth Salz in dem 1 1/2
Schoppen2)
6 „ „ „ „
„
„3)
7 „ „ „ „
„
„4)
8 „ „ „ „
„
„
0,069 0,08250,09640,1111
69 82
1/296
1/2111
11,514,617,821,4
19,022,125,529,1
Für den gewöhnlichen Hausgebrauch, besonders zum Genießen als in
der Schale gekocht, dürfen die Kartoffeln wohl nicht leichter
seyn, als die Lösung Nr. 3, deßhalb ist für diesen Zweck die
Prüfung sehr einfach und habe ich mich selbst davon überzeugt,
daß man beim Einkaufen auf dem Markt in der Weise die guten von
den schlechten Kartoffeln leicht unterscheiden kann. Meine Frau
nahm in einem Körbchen eine Schoppenflasche voll der Salzlösung
Nr. 3 und ein leeres Schoppenglas mit; auf dem Markt wurde die
Lösung in letzteres gegossen, die zu prüfenden Kartoffeln
möglichst sauber mit einem Tuch abgewischt und in die Lösung
getaucht; wir prüften so in wenigen Minuten die Kartoffeln
mehrerer Wagen und konnten uns überzeugen, daß man schlecht
fahren kann, wenn man sich auf die Angabe, es seyen
Gebirgskartoffeln, oder auf den hohen Preis verläßt, der von
einzelnen Verkäufern verlangt wird, denn
wir fanden angebliche oder wirkliche Gebirgskartoffeln und auch
solche zu sehr hohem Preis, die eben doch schlecht waren.
Wir sowohl, als andere Leute, die auf Grundlage dieser Prüfung
Kartoffeln kauften, waren sehr zufrieden damit, und der
Landwirth, von dem wir kauften, war erfreut darüber, daß man
seine Kartoffeln als gute herausfand.
Möge diese Prüfungsmethode dazu beitragen, daß die Landwirthe,
wenigstens für den Markt, gute Sorten anbauen. Für den
Hausgebrauch sind schlechte Kartoffeln immer theuer, wenn sie
auch billig scheinen. Werden wirklich gute Kartoffeln theuer
bezahlt, so befindet sich sowohl der Käufer als der Landwirth
besser dabei.
Ueber Professor Böttger's desinficirendes Verbandmittel für
übelriechende Wunden etc.
Dieses Mittel, mitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CXCIX S. 247 (erstes
Februarheft 1871), ist Schießwolle
– oder Collodiumwolle (wie sie
die Photographen gebrauchen, die zum Unterschiede von
Schießwolle sich im Aetherweingeist auflöst) – welche mit einer Lösung von
übermangansaurem Kali getränkt, auf die, die eiternde Wunde
deckende Compresse gebracht und dort fixirt wird.
Professor Dr. M. Schwanda in Wien hat dieses Mittel
bei einer seiner Kranken der Privatpraxis angewandt, welche
sowie ihre sie pflegende Umgebung schon über drei Jahre von den
entsetzlich stinkenden, durch 13 Wundöffnungen in der linken
Thoraxoberfläche erfolgenden massenhaften Ausflüssen eines
Empyem (Ausgang einer Pleuropneumonie) unendlich zu leiden
haben. Dieses Empyem war vor dem Durchbruche nach Außen von
kolossalem Umfange. Von dem Augenblicke an, wo das Böttger'sche (mit Collodiumwolle
dargestellte) Verbandmittel aufgelegt wurde, hörte die üble
Ausdünstung der Wundöffnungen auf, und blieb fort bis eine
größere Menge der empyematischen Jauche unter dem Verbandmittel
hervorquoll und weiterfloß, und jetzt freilich wieder
pestilenzialischen Geruch verbreitete; allein wurde dieses
Uebermaaß entfernt und das Verbandmittel erneuert, so war der
Gestank wieder vollständig beseitigt Emsiges Wiederholen dieses
Verfahrens ermöglicht es der Kranken, sich von dem entsetzlich
stinkenden Geruche ihrer Wunden zu befreien, worüber sie und
ihre Angehörigen sich schon überglücklich fühlen. Auch die von
der empyematischen Jauche imprägnirten Compressen etc., welche
früher bei der im Hause vorgenommenen Manipulation des Waschens
erst recht grauenhaften Gestank entwickelten, so daß
außerordentlich schwer eine Magd dazu zu bewegen war, entwickeln
seitdem das Böttger'sche
Verbandmittel angewendet wird, beim Reinigen gar keinen, oder
einen im Vergleich gegen früher nur sehr schwachen Geruch.
– Professor Dr. Schwanda hegt die Hoffnung, daß durch
das Aufhören der continuirlichen Einathmung der
pestilenzialischen Ausdünstung ihrer Wunden auch die Vegetation
der Kranken sich wesentlich bessern werde, und fühlt sich zu dem
Ausspruche gedrängt, daß Prof. Böttger mit diesem Verbandmittel der leidenden
Menschheit und den sie Behandelnden und Pflegenden eine
unschätzbar große Wohlthat erwiesen hat, wofür ihm von allen
Betheiligten gewiß der innigste Dank fort und fort gezollt
werden wird.
Auf mehrseitige Anfragen: „ob die einmal angewandte
Collodiumwolle auch noch fernerhin anwendbar sey, und wie
die als Compresse dienende Leinwand, welche nach erfolgter
Zersetzung der Hypermanganatlösung, resp. der Bildung von
Manganoxyd und Mangansuperoxydhydrat, sich intensiv
gelbbraun färbt, wieder nutzbar gemacht werden
können?“ bemerkt Prof. Böttger: daß die Collodiumwolle nach erneuetem
Auswaschen und Tränken mit übermangansaurer Kalilösung unausgesetzt sich wirksam erweist,
und daß die beschmutzte Wäsche durch Benetzung mit einer
Auflösung von saurem schwefligsauren Natron (Natrum bisulfurosum) oder wässeriger
schwefliger Säure (Acidum
sulfurosum) wie durch einen Zauber, d.h. blitzschnell
wieder in den normalen Zustand übergeht und schließlich dann nur
noch einigemale mit Wasser ausgewaschen zu werden braucht. (Böttger's polytechnisches Notizblatt,
1871, Nr. 9.)