Titel: | Neues Verfahren zur Behandlung von Gold- und Silbererzen, von L. E. Rivot. |
Fundstelle: | Band 201, Jahrgang 1871, Nr. CVI., S. 417 |
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CVI.
Neues Verfahren zur Behandlung von Gold-
und Silbererzen, von L. E.
Rivot.
Rivot's Verfahren zur Behandlung von Gold- und
Silbererzen.
Von dent der Wissenschaft zu früh durch den Tod entrissenen Professor Rivot liegt über obigen Gegenstand, welcher die
Zugutemachung der californischen Gold- und Silbererze betrifft, eine
unvollendet gebliebene Arbeit vor, welche von Moissenet
nach dem vorhandenen Rivot'schen Material vervollständigt
und in den Annales des mines, 4. livraison de 1870, p. 1–104
veröffentlicht wurde; sie zerfällt in folgende Abschnitte:
Einleitung. Diese Arbeit soll sich nur mit den
silber- und goldführenden Gängen, nicht mit dem im Seifengebirge vorkommenden
und durch Waschen gewonnenen Gold befassen. Die Goldgänge
sind entweder quarzig oder gleichzeitig schwefel- und arsenkieshaltig. Die
Silbererzgänge kommen mit Schiefer, Quarz,
Schwerspath und Kalkspath vor und enthalten das Silber in Verbindung mit Schwefel, mit Arsen und Schwefel,
mit Antimon und Schwefel, und sind in variablen Mengen von Blende, Bleiglanz,
Schwefelkies, Arsenkies, Bournonit, Fahlerz, Schwefelantimon etc. begleitet. Die
Gänge von Austin sind z. B. 15 bis 20 Centimet. mächtig und halten 3 bis 12 Proc.
Silber, häufig auch Gold, namentlich die schwefel- und arsenkieshaltigen. Zur
Zeit werden in Amerika zur Zugutemachung der Gold- und Silbererze aus Gängen
angewandt: der Patioproceß oder die Haufenamalgamation, die heiße
Amalgamation in kupfernen Kesseln bei 100° C. und
die directe Amalgamation
in
Pfannen mit Wasser (letztere wenig kostspielig, fast ohne
Quecksilberverlust, aber von nicht besonderem Ausbringen an Gold und Silber), dann
die Kochsalz-Amalgamation für rebellische Erze,
welche einer Röstung mit Kochsalz unterworfen und dann in Tonnen mit Quecksilber
behandelt werden. Das Ausbringen an Gold und Silber aus kiesigen Erzen beträgt nicht
über 65 Procent gegen die Probe, welche letztere aber mit Verlusten behaftet ist.
Nach vielen synthetischen Versuchen sind die Verluste bei der Probe bei reicheren
Erzen gewöhnlich größer als bei armen; niemals war bei den angestellten Versuchen
der Gold- und Silberverlust unter 30 Proc., oft bei Fahlerzen und Arsenkiesen
über 50 Proc. Im Großen sind die Verluste geringer, als bei Laboratoriumsversuchen.
Die Differenz zwischen dem Ausbringen im Großen und dem durch die Proben angegebenen
Gehalt kann 30 Proc. übersteigen, wenn die metallurgische Methode ganz vollkommen
ist. Da die amerikanischen Methoden solches aber nicht sind, so ist die Differenz
noch größer. Dieses gab Rivot Veranlassung, einen neuen
vollkommeneren Proceß anzugeben, welcher in Californien ausgeführt gute Resultate
gab, nach dem Tode desselben aber wieder außer Anwendung gekommen ist. Der Proceß
soll für Erze aller Art geeignet seyn und bei nicht großen Kosten leicht nahezu
alles Metall ausbringbar machen.
Erstes Capitel. Der Proceß besteht in einer Röstung der
Erze mit Wasserdampf und darauf folgender Amalgamation; Arsen und Antimon
enthaltende Erze erfordern einen Zusatz von geröstetem Schwefelkies. Es werden
zunächst die Erfahrungen von Regnault und Cumenge über das Rösten mit Wasserdampf mitgetheilt, dann
die zahlreichen Laboratoriumsversuche von Rivot für alle
möglichen Erze, sowie die Erfahrungen welche man bei Ausführung der Rivot'schen Röstmethode mit überhitztem Wasserdampf in
Californien und Mexico gemacht hat. Dieselben ergaben, daß man überhitzten
Wasserdampf mit Vortheil zur Ausziehung von Gold und Silber aus allen Erzen anwenden
kann, nur wirkt derselbe auf Kiese und damit gemengte Erze langsamer ein. Es läßt sich aber der Proceß
beschleunigen, wenn man oxydirende Agentien (Eisenoxyd, Braunstein, geröstete Kiese)
beimischt, was die Vollständigkeit der Ausziehung des Goldes und Silbers begünstigt.
Nur bei Arsen und Antimon enthaltenden kupferigen Erzen ist der Proceß unvollkommen,
indem sich die schädlichen Stoffe in großer Menge in den Amalgamirrückständen
befinden; das darin vorhandene Kupfer ist als verloren anzusehen.
Zweites Capitel. In demselben werden die Operationen im
Detail nebst den Apparaten beschrieben, wie sie im Laboratorium ausgeführt worden,
nämlich das Vermengen des Erzes mit geröstetem Schwefelkies, die Behandlung
desselben mit überhitztem Wasserdampf, die Amalgamation des Erzes und die
Nacharbeiten der Amalgamation. Dann werden hinsichtlich der Amalgamation noch einige
Bemerkungen gemacht, namentlich die Hauptschwierigkeiten dabei — Ausziehen
des gesammten Gold- und Silbergehaltes, welcher sich im Erz metallisch
vorfindet und Vereinigung des gesammten Amalgames in dem flüssigen Quecksilber
— sowie der Einfluß der Steinkohlen, des Kalkes und der fremden Metalle näher
beleuchtet.
Drittes Capitel. Dasselbe behandelt ausführlicher die
Operationen und Apparate, welche bei Ausführung des Processes im Großen in Anwendung
kommen, nämlich:
1) Röstung der Zuschlagkiese in Haufen, Stadeln oder
Flammöfen, wobei die Schwefelmetalle fast vollständig oxydirt werden sollen und eine
Sulfatbildung auf das Minimum beschränkt werden muß.
2) Zerkleinern und Mengen der gerösteten Kiese mit den
Erzen, um demnächst die Wirkung des überhitzten Wasserdampfes zu
beschleunigen.
3) Röstung mit überhitztem Wasserdampf in einem rotirenden
Ofen. Ein mit Erzmischung rotirender Cylinder aus Gußeisen oder Eisenblech liegt zur
Seite der Feuerung in einem Flammofen, vor dem Cylinder liegen Röhren behufs
Ueberhitzung des Wasserdampfes, welcher an der einen aus dem Ofen hervorragenden
Seite des Cylinders eintritt und an der anderen mit den flüchtigen Producten
entweicht. Luftzutritt zum Erz ist hierbei vollständig ausgeschlossen.
4) Amalgamation in verticalen Mühlen, welche große
Production liefern, naß und trocken arbeiten, je nach Wunsch, das Quecksilber gut
vertheilen und wegen des Druckes der Mühlsteine die Amalgamation beschleunigen und
vollständig machen.
5) Trennung des Quecksilbers von den Rükständen. Die Masse
fließt zunächst in einen Bottich, auf dessen Boden sich das weiße Amalgam absetzt, dann durch
einen hölzernen Canal in zwei große Cylinder mit rotirenden Rechen und Zapflöchern,
von wo die Trübe noch in Absatzbassins gelangt.
6) Pressen des Quecksilbers in Zwillichbeuteln oder durch
Holzcylinder.
7) Destillation des Amalgames in gußeisernen Röhren mit
durch Wasser gekühlten Recipienten.
8) Umschmelzen des Amalgamirmetalles in Graphittiegeln und
Ausgießen in Zainformen.
(Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1871, Nr. 32.)