Titel: | Ueber einen Apparat mit constantem Niveau zur Pipetten-Füllung bei der Silberprobe auf nassem Wege; von G. Sire, Probirer am Bureau de garantie zu Besançon. |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. LXII., S. 203 |
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LXII.
Ueber einen Apparat mit constantem Niveau zur
Pipetten-Füllung bei der Silberprobe auf nassem Wege; von G. Sire, Probirer am Bureau de
garantie zu Besançon.
Aus den Annales de Chimie
et de Physique, 4. série, t. XXVIII p. 108; Januar 1873.
Mit Abbildungen.
Sire, über einen Apparat zur Pipetten-Füllung bei der
Silberprobe auf nassem Wege.
Bekanntlich wurde das ältere Verfahren zum Probiren silberhaltiger Substanzen auf
trockenem Wege mittelst Kupellation, durch eine von Gay-Lussac im Jahre 1830 veröffentlichte neue Probirmethode auf
nassem Wege, mit großem Vortheile verdrängt.
„Dieses Verfahren,“ sagt Gay-Lussac, „besteht in der Bestimmung des Gehaltes
silberhaltiger Substanzen durch das Volum titrirter Kochsalzlösung welches zur
genauen Fällung des in einem gegebenen Gewicht Legirung enthaltenen Silbers
erforderlich ist.“
„Die vorher in Salpetersäure aufgelöste Legirung wird mit einer titrirten
Kochsalzlösung vermischt, wodurch das Silber als Chlorsilber, einer in Wasser
und selbst in Säuren ganz unlöslichen Verbindung niederfällt.“
„Die Menge des gefällten Chlorsilbers wird nicht durch Wägung desselben
bestimmt, welche nicht sicher genug und besonders viel zu langwierig wäre,
sondern durch das Gewicht oder das Volum der zur genauen Ausfüllung des in der
Salpetersäure aufgelösten Silbers erforderlichen Kochsalzlösung.“
„Angenommen, man habe mit 1 Grm. reinem Silber zu operiren, so muß die
Kochsalzlösung so bereitet seyn, daß von derselben 100 Grm. – wenn man
die Waage anwendet – oder 100 Kubikcentimeter – wenn man
volumetrisch verfährt – zur genauen Fällung des Silbers erforderlich
sind.“
Das Verfahren, die Menge der Kochsalzlösung dem Gewichte nach
zu bestimmen, bietet folgende Vortheile dar: 1) dasselbe eignet sich zum
Probiren aller Legirungen, denn man braucht nur eine dem vermutheten Gehalte der
Legirung entsprechende Gewichtsmenge Kochsalzlösung zu nehmen; 2) man erzielt damit
den Grad von Genauigkeit welchen die Waage gestattet; 3) man ist von der Temperatur
unabhängig; 4) man hat bei Anwendung dieses Verfahrens keine Correction nöthig.
Gleichwohl hat dasselbe nur wenig Eingang gefunden, weil es einen ziemlich
complicirten Apparat erfordert und die Operationen einen immerhin nicht
unbedeutenden Zeitaufwand erheischen.
Die Bestimmung des Silbers mittelst des Volums der verbrauchten
Kochsalzlösung bietet die angegebenen Vortheile nicht dar, denn man kann
das Volum der titrirten Lösung nicht abändern wie eine Gewichtsmenge. Dieser
Uebelstand ist jedoch, wie Gay-Lussac bemerkt,
keineswegs sehr groß; denn indem man das Volum der Salzlösung constant beibehält,
braucht man nur das Gewicht der zu probirenden Legirung abzuändern, und von
derselben in jedem besonderen Falle eine Quantität zu nehmen, welche annähernd 1
Grm. Feinsilber enthält. Wenn nun auch dieses Verfahren einige Correctionen
hinsichtlich der Temperatur erfordert, so hat es dagegen den Vorzug, bei
hinreichender Genauigkeit rascher ausführbar und für täglich wiederkehrende
zahlreiche Proben verwendbar zu seyn. Aus diesen Gründen ist es erklärlich, daß das
volumetrische Verfahren allein in der Praxis die Oberhand gewonnen hat und von Gay-Lussac im Pariser Controlbureau (Bureau de garantie) eingeführt worden ist, wo es seine
Dienste bisher stets mit vollkommener Regelmäßigkeit und Sicherheit geleistet
hat.
Hinsichtlich der Apparate zur Ausführung dieser Proben muß ich den Leser auf die von
Gay-Lussac veröffentlichte Anleitung
verweisenVollständiger Unterricht über das Verfahren Gay-Lussac's Silber auf nassem Wege zu probiren, bearbeitet
von J. Liebig. Braunschweig, 1833. und werde hier nur die von ihm erfundene Vorrichtung zur Bestimmung des
Volums der Salzlösung nebst einigen nach und nach eingeführten Vereinfachungen des
ursprünglichen Apparates für die nasse Silberprobe besprechen.
Gay-Lussac'sche Pipette. – Wie schon
bemerkt, muß der Titer der Kochsalzlösung so gestellt werden, daß 100
Kubikcentimeter derselben genau 1 Grm. reines Silber aus dessen salpetersaurer
Lösung niederschlagen. Dieses Volum läßt sich nun mit einer graduirten oder
Meßpipette durch bloßes Ansaugen abmessen; obgleich aber dieses Verfahren sehr
einfach ist und gar keinen besonderen Apparat erfordert, so wurde doch von Gay-Lussac eine andere Methode empfohlen und
schließlich eingeführt, welche er als zuverlässiger und noch leichter ausführbar
betrachtete und in folgender Weise beschrieb.
Fig. 1., Bd. 207, S. 205
„Bei diesem Verfahren wird die Pipette wie eine Flasche von oben her
gefüllt, anstatt durch Ansaugen, und ist auch ganz feststehend; sie ist in
Fig. 1 dargestellt. D und D¹ sind
zwei durch einen Hahn R getrennte Metallhülsen.
Die obere ist innen mit einem Schraubengewinde versehen; in derselben ist
mittelst eines Korkpfropfes L das die
Kochsalzlösung zuführende Rohr T befestigt. Die
untere Hülse oder Fassung D' ist an die Pipette
festgekittet und mit einem Lufthahne R' und
einer Schraube V versehen; durch letztere wird
eine kleine Oeffnung regulirt, welche dazu dient, in die Pipette ganz
langsam die Luft zurücktreten zu lassen. Unterhalb des Hahnes R' ist ein silbernes Rohr N von engem Durchmesser an die Hülse gelöthet; dasselbe führt die
Kochsalzlösung in die Pipette, wobei die durch die Flüssigkeit verdrängte
Luft durch den Hahn R' entweicht.“
„Beim Füllen der Pipette verfährt man in nachstehender ganz einfacher
Weise. Zunächst legt man die Spitze des Zeigefingers der linken Hand auf die
untere Oeffnung C; dann öffnet man die beiden
Hähne R und R'.
Sobald die Flüssigkeit bis in die Nähe des Halses der Pipette gelangt ist,
mäßigt man ihren Zufluß und nachdem sie einige Millimeter über den Strich
a, b gestiegen ist, schließt man sogleich
beide Hähne und nimmt den Zeigefinger weg. Nun hat man noch den Inhalt der
Pipette zu reguliren; die Lösung muß nämlich genau bis zu dem Striche a, b reichen und von derselben darf Nichts an
der Ausflußspitze der Pipette hängen bleiben.“
„Zu diesem Behufe läßt man mittelst Lösens der Schraube V sehr langsam Luft in die Pipette einziehen,
beseitigt mit Hülfe eines Schwämmchens rasch den an der Spitze der Pipette
hängenden Tropfen und bringt ebenso schnell das zur Aufnahme des Reagens
bestimmte Gefäß unter diese Oeffnung; hierauf öffnet man den Hahn R', und das Ausfließen der Kochsalzlösung
beginnt.“
Dieß ist in Kurzem die Handhabung der Gay-Lussac'schen Pipette.
Ungeachtet ihrer scheinbaren Einfachheit bieten die Construction und die Handhabung
dieses Apparates doch gewisse Schwierigkeiten dar; erstens sind zwei gas- und
wasserdicht schließende Hähne erforderlich, weil sonst die Pipette nicht voll
bleiben würde wenn man den Zeigefinger wegnimmt; zweitens geht das Ablassen der
Flüssigkeit bis zum Striche nur langsam von Statten, und bei der geringsten Unaufmerksamkeit fließt zu
viel ab, so daß ein nochmaliges Auflegen des Zeigefingers und die Einführung einer
kleinen Menge Lösung nöthig wird; endlich kommt es leicht vor, daß man in Folge der
geringen Entfernung der beiden Hähne R und R' dieselben verwechselt und den falschen Hahn schließt
oder öffnet, wodurch Verzögerungen entstehen, welche die rasche Ausführung der
Operationen in hohem Grade beeinträchtigen.
Fig. 2., Bd. 207, S. 206
Stas'sche Pipette. – Bei der von Stas construirten Pipette fallen sowohl die Hähne,
als die Unsicherheiten beim Ausfließenlassen der Salzlösung bis zum Striche weg.
Die gewöhnliche Form der von ihm eingeführten Pipette ist in Figur 2 dargestellt. Wie man sieht, ist sie an den
beiden Enden a und b
ausgezogen, und zwar das untere Ende b zu einer
Ausflußöffnung von 3 bis 4 Millimeter Durchmesser, das obere a hingegen zu einer stumpfen Spitze mit einer viel
engeren Oeffnung.
Streng genommen ist es nicht nöthig daß die Pipette genau den Inhalt von 100 K.
C. hat, weil es genügt daß das Volum der aus ihr ausgelassenen Flüssigkeit genau
1 Grm. reines Silber niederschlägt. Um jedoch ein zum Umschütteln geeignetes
Flüssigkeitsvolum zu haben, und damit nach dem Klarwerden der Flüssigkeit die
Fällung von 1/2 und selbst von 1/4 Milligrm. Silber eine leicht wahrnehmbare
Trübung hervorbringt, ist es gut, wenn der Inhalt Fig.
2. dieser Pipette nicht zu sehr von 100 K. C. abweicht.
Die Stas'sche Pipette wird von unten her gefüllt; deßhalb
muß ihr Ende b cylindrisch geformt seyn, so daß ein
Kautschukrohr über dasselbe geschoben werden kann, welches die Kochsalzlösung
zuführt.
Nachdem man die Pipette in einen feststehenden Halter eingespannt hat, befestigt man
an ihrer Oeffnung b das Ende einer Kautschukröhre welche
die Pipette mit dem die Salzlösung enthaltenden Gefäße verbindet; dieses Gefäß ist
in der Regel bedeutend oberhalb der durch die Oeffnung a
gehenden Horizontalebene angebracht. Zwischen der Pipette und dem Vorrathsgefäße ist
ein Hahn angeordnet, mittelst dessen man die Verbindung zwischen beiden Behältern
herstellen oder absperren kann. Da das Kautschukrohr in Folge seiner Elasticität an
der Oeffnung b befestigt bleibt, so braucht man nur den
Hahn zu öffnen, worauf die Kochsalzlösung allmählich in der Pipette aufsteigt. Wenn
das Niveau derselben den Hals erreicht, so mäßigt man den Zufluß der Lösung und läßt
dieselbe aufsteigen, bis sie etwas über die Oeffnung a
reicht; dann schließt
man den Hahn. Auf diese Weise ist die Pipette vollständig gefüllt, weil ein geringer
Ueberschuß der Lösung in das zu diesem Behufe angebrachte Schälchen C läuft. Nach erfolgtem Schließen des Hahnes steht über
der Oeffnung a ein mehr oder weniger convexer Meniscus
von Flüssigkeit, welchen man mittelst eines angefeuchteten Schwämmchens
beseitigt.
Um den Inhalt der Pipette auslaufen zu lassen, legt man den Zeigefinger der linken
Hand auf die Oeffnung a, während man mit der rechten
Hand das Kautschukrohr von b abstreift. Diese kleine
Operation läßt sich bei einiger Uebung mit aller Sicherheit ausführen. Die Oeffnung
b der Pipette wird unten durch eine ziemlich ebene
Flüssigkeitsfläche begrenzt und die Lösung wird in der Pipette so lange
zurückgehalten, als die Mündung a vom Zeigefinger
verschlossen wird. Auf diese Weise hat man Zeit genug, das die Auflösung der zu
prüfenden Silberlegirung enthaltende Gefäß gerade unter die Oeffnung b zu stellen und entfernt man hernach den Zeigefinger
von a, so läuft die Salzlösung frei ab.
Es kann zuweilen vorkommen, daß bei zu raschem Abstreifen des Kautschukrohres von der
Spitze b, an deren Oeffnung eine Art von Saugen
entsteht, in Folge dessen eine mehr oder weniger große Luftblase eindringt, in der
Pipette aufsteigt und sich in dem oberen Theile derselben festsetzt. In einem
solchen Falle ist man genöthigt, das Kautschukrohr wieder über die Spitze b zu ziehen und eine kleine Quantität Salzlösung
zufließen zu lassen, um die Pipette wieder vollständig zu füllen; aber ich
wiederhole es, bei einiger Uebung läßt sich diese Ursache von Verzögerung leicht
vermeiden.
Aus dieser kurzen Beschreibung ersieht man, daß die Anordnung der Stas'schen Pipette viel einfacher als die der Gay-Lussac'schen ist und sich insbesondere mit
derselben viel rascher arbeiten läßt. Die vortreffliche Probirmethode von Gay-Lussac ist in dieser Weise in ihrem
instrumentalen Theile beträchtlich vereinfacht worden, weßhalb auch die alte Pipette
von der neuen in allen Probirlaboratorien wo der nasse Weg angewendet wird,
verdrängt wurde.
Ungeachtet dieser Vereinfachungen ist mit den beiden beschriebenen Pipetten der
Uebelstand verbunden, daß nach dem Füllen die eine Hand des Operirenden, und
meistens beide Hände desselben das Ausfließen des Reagens zu reguliren und das
Einstehen der Lösung auf der Marke zu vermitteln haben, daher es dem Probirer
unmöglich ist, während dieser Zeit irgend eine andere Manipulation auszuführen. Man
wird demnach zugeben, daß eine Einrichtung bei welcher das Füllen der Pipette ohne die Gegenwart und
Ueberwachung des Operirenden geschähe, zur Beschleunigung der Proben beträchtlich
beitragen würde.
Apparat mit constantem Niveau. – Bei allen
Einrichtungen zur Ausführung der nassen Silberprobe ist das die Kochsalzlösung
enthaltende Vorrathsgefäß ziemlich hoch über der Pipette angebracht; dieß gewährt
einerseits den Vortheil eines rascheren Füllens der Pipette, ist aber andererseits
mit dem Uebelstande verbunden, daß die ununterbrochene Aufmerksamkeit des Probirers
erforderlich ist, damit von der Lösung Nichts verloren geht. Trifft man hingegen die
Einrichtung so, daß nach erfolgter Füllung des Instrumentes der Druck auf der durch
die Marke der Pipette und durch das Vorrathsgefäß gelegten horizontalen Ebene
derselbe ist, so wird in der flüssigen Masse Gleichgewicht stattfinden; folglich
wird sich die Pipette füllen, ohne daß die Ueberwachung derselben durch den Probirer
nothwendig und ohne daß irgend ein Verlust an Salzlösung zu befürchten ist.
Fig. 3., Bd. 207, S. 208
Um dieß zu erreichen wende ich eine sehr einfache Vorrichtung an, welche Figur 3 versinnlicht. Bei derselben functionirt das
Vorrathsgefäß für die Kochsalzlösung als Mariotte'sche
Flasche und wird so hoch gestellt, daß die Oeffnung des das Abfließen regulirenden
Rohres T und die Marke der Pipette in derselben
Horizontalebene xy liegen.
Bekanntlich ist es von Vortheil, eine ziemlich große Quantität der Kochsalzlösung auf
einmal zu bereiten, welche gewöhnlich in Glasballons von 50 bis 60 Liter Inhalt
aufbewahrt wird. Wenn sich diese Ballons zu Mariotte'schen Gefäßen umwandeln lassen, ist dieß am besten, denn in diesem
Falle ist das ganze System sehr einfach. Es ist aber nicht immer leicht, derartige
geräumige Gefäße in der geeigneten Höhe und der Pipette genügend nahe aufzustellen,
ohne daß sie irgendwie hinderlich werden; aus diesen Gründen wende ich als
Vorrathsgefäß vorzugsweise eine am Boden mit Tubulus versehene Flasche von 4 bis 5
Liter Inhalt an, so daß die darin enthaltene Salzlösung für mindestens vierzig
Proben hinreicht. Diesen sehr bequemen und tragbaren Behälter, welchen man frisch
füllt, so oft es nothwendig ist, stellt man auf eine Platte welche mittelst
Zahnstange zwischen zwei verticalen Ständern a, b
beweglich ist und sich durch in diesen angebrachte Löcher in jeder, der Größe der
Pipetten entsprechenden Höhe mit Hülfe von Bolzen feststellen läßt.
Der Behälter R steht mit der Pipette P durch ein Kautschukrohr in Verbindung, welches mit
einem Glasrohre s und einem Hahn r versehen ist. Das Glasrohr dient zur Aufnahme eines Thermometers behufs
Beobachtung der Temperatur der in die Pipette fließenden Salzlösung. Bei geöffnetem
Hahn füllt sich die Pipette von unten her und das Niveau der Flüssigkeit steigt im
Inneren derselben allmählich, bis es die Höhe der Horizontalebene xy erreicht; in diesem Momente tritt Gleichgewicht
ein. Während des Füllens der Pipette wird der Abfluß der Lösung durch das Eindringen
der Luft am Ende des Rohres T regulirt; dieser
Luftzutritt hört vollständig auf, sobald die Flüssigkeit bis an die obere Mündung
der Pipette, gestiegen ist. Unter diesen Bedingungen stellt sich in Folge des
Gleichgewichtes der Flüssigkeiten von gleicher Dichtigkeit in communicirenden
Gefäßen, die Lösung bald auf die Marke ein. Das Füllen der Pipette erfolgt auf diese
Weise ganz von selbst mit aller Genauigkeit, ohne daß die Gegenwart des Probirers
erforderlich ist, welcher unterdessen andere Manipulationen ausführen kann.
Die Ausflußgeschwindigkeit darf nicht zu groß seyn, denn sobald die Flüssigkeit in
den verengten Theil der Pipette gelangt, wird ihre Bewegung beschleunigt in Folge
der Verminderung des Querschnittes dieses Recipienten, wodurch leicht ein Spritzen
der Flüssigkeit entstehen könnte, was man nothwendig vermeiden muß. Zu diesem Behufe
vermindert man den Querschnitt des Kautschukrohres, namentlich durch Benutzung eines
Hahnes mit Durchbohrung von geringem Durchmesser, welcher letztere durch Versuche zu
bestimmen ist; man gelangt jedoch leichter zum Ziele, wenn man das Rohr T mit einem Loche versieht, dessen Durchmesser von 1 bis
1 1/2 Millimet. variirt.
Andererseits ist es vorzuziehen, das Einstehen der Flüssigkeit auf der Marke in der
Weise zu bewirken, daß auf der oberen Oeffnung der Pipette ein kleiner convexer
Meniscus entsteht, den man stets mit Hülfe eines feuchten Schwämmchens wegnehmen
kann, welchen man aber besser stehen läßt, weil er beim Auflegen der
Zeigefingerspitze auf die Pipettenmündung zerdrückt wird und nun keine Luftblase
einschließen kann, daher die Pipette vollkommen gefüllt bleibt. Die Entstehung eines
solchen Meniscus erzielt man durch Probiren, indem man die untere Mündung des Rohres
T allmählich so lange erhöht oder erniedrigt, bis
derselbe erscheint.
Nachdem der Probirer die Pipette gefüllt hat, legt er den Zeigefinger seiner linken
Hand auf die obere Mündung derselben, mit der rechten Hand dagegen schließt er den
Hahn r und streift das Kautschukrohr ab; dann schiebt er
den Schlitten E, auf welchem die die Silberlösung
enthaltende Flasche steht, unter die Ausflußöffnung der Pipette, und entfernt in
diesem Augenblicke den Zeigefinger von der oberen Mündung derselben, worauf die
Salzlösung in einem continuirlichen Strahle abfließt. Wenn die Pipette leer ist,
schiebt er den Schlitten in dessen erste Stellung zurück, bringt das Kautschukrohr
wieder an, und öffnet den Hahn; sofort beginnt das Füllen der Pipette von Neuem und
dauert fort, ohne daß der Probier sich darum zu kümmern braucht.
Inzwischen nimmt der Probirer die Flasche welche soeben die Kochsalzlösung empfangen
hat, weg, setzt mit der erforderlichen Sorgfalt den Stopfen auf, stellt sie an ihrem
numerirten Platz auf den Schüttelapparat und ersetzt sie auf dem Schlitten durch
eine neue Flasche. Während er mit diesen verschiedenen Manipulationen beschäftigt
ist, hat sich die Pipette von Neuem gefüllt, so daß er dieselben Manipulationen
sogleich wieder beginnen kann, und so geht es fort. Auf diese Weise kommen die
einzelnen Proben rasch hinter einander, jedoch ohne alle Ueberstürzung zur
Ausführung, weil das Füllen der Pipette gewissermaßen automatisch erfolgt. Die im
Vorstehenden beschriebene Einrichtung functionirt mit vollkommener Regelmäßigkeit;
sie verkürzt die Zeitdauer der Operationen beträchtlich, dabei jeden Mißgriff
ausschließend und jeden Anlaß zu Unaufmerksamkeit beseitigend. Sie nimmt überdieß
wenig Raum ein, denn der ganze Apparat ruht auf einem 80 Centimet. langen und 40
Centimet. breiten Brete, daher er sich leicht transportiren und auf jedem Tische
aufstellen läßt.
Endlich beschränkt sich die Anwendbarkeit dieses Apparates nicht auf die Silberprobe,
denn er läßt sich bei allen Probirmethoden benutzen, welche auf die titrirten
Reagenslösungen gegründet sind.