Titel: | Penn's Shapingmaschine für Steuerungscoulissen; beschrieben von Joh. Zeman. |
Autor: | Prof. Johann Zeman [GND] |
Fundstelle: | Band 207, Jahrgang 1873, Nr. CI., S. 363 |
Download: | XML |
CI.
Penn's Shapingmaschine
für Steuerungscoulissen; beschrieben von Joh. Zeman.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Penn's Shapingmaschine für Steuerungscoulissen.
In der renommirten Schiffsmaschinenfabrik von Penn Söhne
und Comp. in Greenwich bei London bemerkte ich eine recht
interessante Vorrichtung zum Ausarbeiten von Coulissen für Dampfmaschinen mit
Coulissensteuerung, zu deren Erklärung ich mich auf Fig. 5 und 6 beziehe, welche mit
Hinweglassung bekannter Theile die vordere Ansicht und den theilweisen Längenschnitt
nach I, II (dabei den Meißel in dieser Ebene liegend gedacht) andeuten. Die zu
bearbeitende Coulisse C ist an der Vorderseite einer
eigens für den angegebenen Zweck gebauten Shapingmaschine in einem festen Support eingespannt, welcher in den Abbildungen
ganz weggelassen
wurde. Der Meißel a erhält sowohl die hin- und
hergehende, in Figur
6 durch einen Doppelpfeil angedeutete Schnittbewegung wie bei allen
Maschinen dieser Art, als auch durch die ruckweise Verschiebung des
Werkzeugschlittens B auf dem Gestelle A mittelst Schraube E und
Schaltmechanismus die successive Fortrückung rechtwinkelig gegen die
Schnittrichtung.
Damit bei der Schaltbewegung aber der Meißel a nicht in
gerader Linie, sondern nach dem Kreisbogen der Coulisse
weiter rückt, erhält derselbe eine besondere Führung in der viereckigen Oeffnung am
oberen Ende des Armes b, welcher in c, dem Mittelpunkte des Coulissenkreises, seine
Drehachse hat. Da der Meißel mit dem Halter D sowohl in
verticaler Richtung verschiebbar, als auch um seine Achse drehbar angeordnet ist, so
wird bei der seitlichen geradlinigen, durch die Schraube E erzielten Fortrückung des Werkzeugschlittens B, der Führungsarm b durch den Meißel jedesmal
mitgenommen, dieser daher stets im unveränderten Abstand vom Coulissenmittelpunkt
verbleiben. Selbstverständlich besitzt der Meißel eine solche Länge und ist derart
im Halter eingesetzt, daß er ohne Behinderung während seines ganzen Ausschlages im
Führungsauge b liegt.
Für Coulissen von verschiedenem Krümmungsradius ist die Stellung des Gleitstückes, in
welchem der Drehbolzen c des Armes a eingelassen ist, sowie die Armlänge mittelst der
Doppelmutter d zu reguliren.
Nach erfolgtem richtigen Einspannen der Coulisse und genauer Einstellung des Meißels
mit der Schneide nach aufwärts oder abwärts, werden die beiden Gleitflächen der
Coulisse ohne weiteres Zuthun des Arbeiters abgehobelt, ebenso einfach wie auf
gewöhnlichen Shapingmaschinen ebene Flächen abgerichtet werden.
Beiläufig kann ich hier anfügen, daß man die Steuerungscoulissen auch auf gewöhnlichen Stoßmaschinen und Hobelmaschinen in der
Weise ausarbeitet, daß der Coulisse von der Maschine aus die zur genauen Vollendung
der Führungsflächen erforderliche Bewegung im Kreisbogen unter dem in üblicher Weise
wirkenden Meißel ertheilt wird.
Bei der Stoßmaschine bringt man auf dem unbeweglich
bleibenden Arbeitssupport einen von dem Schaltmechanismus aus ruckweise bewegten
Tisch zum Einspannen der Coulisse an, welcher außerhalb der Stoßmaschine einen
besonderen Bock zur Unterstützung der Drehachse erfordert. Der Drehpunkt des Tisches
kann selbstverständlich je nach dem Krümmungsradius der Coulisse verstellt werden.
Auf diese Art werden ähnlich wie bei der oben abgehandelten Shapingmaschine die
Coulissenflächen durch
senkrecht neben einander geführte Schnitte mit dem
Meißel abgestoßen.
Bei der Hobelmaschine hingegen nimmt der Stahl Späne längs den Führungsflächen der Coulisse, indem dieselbe zu
diesem Behufe auf einem Drehtisch befestigt ist, welcher von dem Schlitten der
Hobelmaschine hin- und hergenommen wird, und hierdurch eine Drehung mit dem
auf demselben befestigten Arbeitsstück um die außerhalb der Hobelmaschine
angebrachte Drehachse verrichtet. Der Meißel, unter welchem also die Coulisse im
Bogen hin- und hergeht, muß nur selbstthätig senkrecht nachgerückt werden, um
die Coulissenflächen auf die ganze Tiefe abzuhobeln.
In beiden soeben betrachteten Fällen sind die Maschinen nicht von vornherein für die
Bearbeitung der Steuerungscoulissen construirt; aber im Bedarfsfalle ist die
angedeutete Adaptirung der Stoßmaschine oder der Hobelmaschine ein annehmbares, weil
billiges Auskunftsmittel. Technische Blätter, 1872, viertes Heft S. 256.)