Titel: | Durand und Marais' Ziegelmaschine; beschrieben von T. Ramdohr. |
Fundstelle: | Band 218, Jahrgang 1875, S. 297 |
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Durand und Marais' Ziegelmaschine; beschrieben von T. Ramdohr.
Mit Abbildungen auf Taf.
VII [a/4].
Ramdohr, über Durand und Marais' Ziegelmaschine.
„Engineering“ bringt in seiner
Nummer vom 1. October d. J. S. 268 eine Beschreibung und Zeichnung einer
Ziegelpresse, welche wegen des neuen Princips, nach welchem sie construirt worden
ist, alle Beachtung verdient. Es läßt sich freilich nicht verkennen, daß die
Maschine einige Constructionstheile enthält, welche hinsichtlich einer schnellen
Abnützung zu Bedenken Veranlassung geben könnten; indeß würde eine Verwendung von
Gußstahl für die betreffenden Theile jene Bedenken so weit zu vermindern im Stande
sein, daß die Presse ihrer Einfachheit und Uebersichtlichkeit wegen wohl empfohlen
zu werden verdient.
Das Princip der Construction bezweckt die Bildung eines einzelnen Steines aus
ziemlich trockenem Thon innerhalb eines Raumes, welcher durch ein festes,
rahmenförmiges, den vier kleineren Flächen des Steines entsprechendes Stück, den
Formkasten, und durch zwei bewegliche, die Lagerflächen des Steines begrenzende
Theile eingeschlossen wird. Die eine der Lagerflächen wird durch einen die äußere
Oeffnung des Formkastens dicht verschließenden Schieber, die andere durch den glatten Kopf des Preßstempels
gebildet. Letzterer ist in seinem rückwärts gelegenen Theile rahmenartig geformt,
und trägt innerhalb dieses Rahmens die einfache Vorrichtung, welche ihn vor-
und rückwärts bewegt. Der wesentlichste Theil der Vorrichtung zur Bewegung des
Kolbens ist eine eigenthümlich geformte Daumenscheibe, deren Gestalt darauf
berechnet ist, bei der Vorwärtsbewegung des Preßstempels
1) das Material zu ballen und allmälig
zusammenzudrücken, also zunächst den Stein zu formen;
2) letzteren durch einen kurzen, letzten Druck angemessen zu
comprimiren und
3) ihn nach einer kurzen Pause, während welcher die
Verschlußplatte des Mundstückes durch eine besondere Vorrichtung entfernt wird,
auszustoßen.
Fig. 8 zeigt
einen senkrechten Längenschnitt und Fig. 9 die obere Ansicht
der ganzen Maschine, Fig. 10 eine
Vorderansicht des Formkastens und Fig. 11 einen senkrechten
Durchschnitt durch eine verbesserte Form des letzteren mit beweglichem
Bodenstück.
Die ganze Presse wird auf eine solide, auf Steinfundament ruhende Grundplatte a montirt und besteht im Wesentlichen aus einem
Rädervorgelege, dem beweglichen Preßstempel und dem Formkasten. In den vier
Lagerstühlen b, b und c, c
sind zwei Wellen rechtwinkelig gegen die Arbeitsrichtung gelagert; auf der ersten
(f) sitzen die feste und die lose Riemenscheibe g und g₁, das
Getriebe h und das Schwungrad h₂, während die andere Welle d in der
Mitte des Preßstempelrahmens die große Daumenscheibe i
und an beiden Seiten des Maschinengerüstes zwei kleinere Daumenscheiben n, n trägt, welche letzteren auf die beiden in d₂ drehbaren Hebel d₁ wirken, an deren Ende die Verschlußplatte des Formkastens befestigt
ist.
Der Kopf des Preßstempels j wird zwischen zwei Backen k₂ geführt. Der Stempel erhält seine hin-
und hergehende Bewegung, wie bereits erwähnt, mittels der Daumenscheibe i, welche auf die beiden innerhalb des
Preßstempelrahmens angebrachten Rollen k und k₁ einwirkt und so den Stempel vor- und
rückwärts schiebt.
A ist der Raum zur Aufnahme des rohen Thones. Die
Bestimmung der übrigen, bis jetzt noch nicht erwähnten Theile wird sich bei der
Beschreibung der Wirksamkeit der Maschine ergeben.
Wenn der Rumpf mit Thon gefüllt ist und der Preßstempel bei herabgelassener
Verschlußplatte d₃ sich vorwärts bewegt, so
schiebt er eine
bestimmte Menge Thon vor sich her und formt ihn zu einem parallelepipedischen Körper
von der Größe eines ungebrannten Mauersteines, indem er den Thon in den Formkasten
hinein drückt. Nun tritt in der Bewegung des Stempels eine kurze Pause ein, während
welcher die beiden Hebel d₁ und mit ihnen die
Verschlußplatte d₃ durch die Scheiben n, n gehoben werden, wodurch die Mündung des Formkastens
frei und dem fertigen Stein die Möglichkeit geboten wird, bei der nun wieder
eintretenden Einwirkung der Daumenscheibe und der dadurch herbeigeführten
Vorwärtsbewegung des Preßstempels aus dem Formkasten auszutreten. Sobald der Stein
ausgestoßen worden ist, senkt sich unmittelbar vor dem
Zurückgehen des Stempels die Verschlußplatte d₃
(welche, wie wir hier gleich noch bemerken wollen, nicht allein durch die Hebel d₁ gehalten, sondern auch durch die Knaggen p, p bei dem dichten Verschluß des Formkastens
unterstützt wird), die Form füllt sich wieder mit Thon, und es erfolgt sogleich die
Bildung eines neuen Steines. Inzwischen aber, nämlich in
einem sehr kurzen Zeitraume, welcher zwischen der erfolgten Ausstoßung eines Steines
und dem Zurückgehen des Preßstempels liegt, hat sich noch ein anderer, aber nicht
unwichtiger Vorgang vollzogen. Der fertige Stein klebt nämlich leicht am Stempel
fest und würde von diesem häufig wieder mit zurückgezogen werden, wenn nicht eine
einfache Vorrichtung ihn von demselben ablöste. Es geschieht diese Ablösung durch
eine unbedeutende Hebung des Steines mittels eines Rahmens q, welcher an beiden Seiten die mit verstellbaren Schraubenmuttern t versehenen Stangen r
trägt. Diese Stangen sind durch die mit einem Schlitz versehenen oberen Schenkel der
beiden Winkel s, s geführt, welche an der
Verschlußplatte befestigt sind. Bei Hebung der letzteren wird, nachdem der fertige
Stein den Formkasten bereits verlassen hat und in den Rahmen q getreten ist, dieser ebenfalls um ein Geringes gehoben und dadurch der
Stein vom Stempel abgelöst. Beim Niedergange der Platte d₃ senkt sich auch der Rahmen q und
setzt sich wieder auf die Streckhölzer o, o. Der Stein
verbleibt zunächst in dem Rahmen q, bis er durch einen
neuen Stein heraus geschoben wird.
Da ein und dasselbe Material im Laufe der Arbeit in seiner Beschaffenheit wechselt,
so könnte häufig der Fall eintreten, daß es sich nicht um so viel zusammendrücken
läßt, wie der durch die Gestalt der Daumenscheibe beschriebene Hub es verlangt. Die
unmittelbare Folge eines solchen Vorkommens würde entweder ein Bruch in der Maschine
oder mindestens ein Stillstand derselben durch Gleiten des Treibriemens sein. Um
beides zu verhüten, ist, wie aus Fig. 8 ersichtlich, einem
Ueberschuß von Thon Gelegenheit zum Entweichen dadurch gegeben, daß kleine
Oeffnungen in der
unteren Fläche des Formkastens sowohl, als auch in dem Kopfe des hohlen Preßstempels
gelassen worden sind.
Bei Anwendung der neuerdings in Fig. 11 dargestellten
Construction wird der Austritt eines Ueberschusses von Thon auf andere Weise
ermöglicht. Hier ist nämlich der untere Theil des Formkastens in einer Breite,
welche beinahe der Steindicke entspricht, beweglich, also einem bestimmten
Ueberdruck nachgebend hergestellt worden. Das bewegliche Bodenstück wird durch ein
an dem Hebelarm v, welcher in v₁ drehbar ist, wirkendes Gewicht y
hochgehalten und senkt sich erst bei einem Druck, welcher den durch das Gewicht
ausgeübten übertrifft.
Die Ausführung dieser von den französischen Ingenieuren Durand und Marais entworfenen Ziegelpresse hat
die Firma Whieldon und Cooke
in London übernommen.