Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 226, Jahrgang 1877, Nr. , S. 640 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die gewöhnlichen Centrifugalregulatoren;
von Ingenieur L. Zehnder.
In der Abhandlung gleichen Titels, Bd. 225 S. 1 ff. ist bei der
Besprechung des pseudoparabolischen Regulators S. 8 Z. 20 bis 5
von unten eine Stelle enthalten, zu welcher der Verfasser
nachstehende Ergänzung und theilweise Berichtigung einsendet:
„Daß dieser Regulator, in den richtigen Grenzen
benutzt, wirklich brauchbar ist, läßt sich leicht aus folgender
Ueberlegung erkennen. Mit Wachsen der Abscisse (x) nimmt auch der Krümmungsradius (ρ) stetig zu. Bewegt sich also
ein Punkt aus dem Krümmungskreis, statt auf der Parabel, nach
größeren Abscissen, so gelangt er ins Innere derselben Parabel,
seine Tangente dreht sich viel rascher als die entsprechende
Parabeltangente gegen eine der Y-Achse parallelen Lage; er erreicht sonach immer stärker
ansteigende, also größeren Tourenzahlen entsprechende Parabeln;
bewegt er sich aber in Richtung der abnehmenden Abscissen, dann
dreht sich seine Tangente langsamer als die entsprechende
Parabeltangente, er gelangt demnach wiederum auf größeren
Tourenzahlen entsprechende Parabeln. Benutzt man also diesen
Regulator vom Ausgangspunkte an aufwärts, dann erfüllt er
vollständig die an ihn gestellten Bedingungen, ist somit
brauchbar. Nähme man als Regulatorpendellänge einen größern als
den Krümmungsradius, dann würden zu dessen höheren Stellungen
für Gleichgewicht kleinere, zu den tieferen Stellungen aber
größere Tourenzahlen gehören; ein solcher Regulator würde also
vollständig unbrauchbar sein. Wird hingegen die Pendellänge
kleiner gemacht als der Krümmungsradius, dann entsprechen
höheren Lagen größere, tieferen Lagen geringere Tourenzahlen,
letzteres aber nur bis zu einer gewissen Grenze“.
Vorrichtung zur Verhütung des Zerschlagens
der Ventile und Ventilsitze.
Zu diesem Gegenstand, welcher im vorigen Jahrgang * Bd. 222 S.
216 aufgenommen ist, bringt „Glückauf“
nachstehende Berichtigung.
Die vornehmste Ursache des starken Verschleißes von
Pumpenventilen, welcher hier durch
„Ventilverschlag“ bezeichnet ist, bilden
allerdings die Stöße, welchen dieselben beim Schließen
ausgesetzt sind, und die Verminderung oder Vermeidung derselben
ist bei der Construction einer mit hohem Druck arbeitenden Pumpe
eine Hauptaufgabe. Die sichersten Wege hierzu, welche sich auch
in der Praxis bewährt haben, sind: 1) Die Ventile müssen bei
möglichst geringem Hub einen möglichst großen
Durchgangsquerschnitt öffnen; 2) dieselben müssen schon
geschlossen haben, bevor der Rückgang des Kolbens beginnt. Zur
Erreichung des ersten Zweckes hat sich das Etagenventil gut
bewährt, welches aus mehreren über einander liegenden Ringen
besteht; und um den zweiten zu erreichen, hat man kräftige
Spiralfedern angewendet, welche durch ihren Druck von oben auf
das Ventil ein sofortiges Schließen bewirken, wenn der Kolben
auf dem Hubwechsel still steht.
Eine Feder oder ein Gummikissen, von unten nach oben wirkend,
würde genau den entgegengesetzten Effect bewirken, indem das
Ventil dadurch am Zufallen gehindert ist, also erst durch das
zurücktretende Wasser dazu gezwungen wird, was stets einen
heftigen Stoß erzeugt. Diesen zu vermindern, vermag eine von
unten wirkende Spiralfeder nicht, denn sie darf doch nicht so
stark sein, daß der auf dem Ventil lastende Druck annähernd
aufgehoben wird (der nebenbei bei unterirdischen Wasserhaltungen
bis zu 10000k beträgt
und wofür eine Feder zu construiren wohl schwierig sein dürfte),
und wenn sie nur für einen geringen Theil, etwa für 1/10,
genügt, so ist sie ganz nutzlos. Der Erfinder dieser soweit ganz
zwecklosen Vorrichtung scheint auch nicht daran gedacht zu
haben, daß Gummi oder Kautschuk, in einen geschlossenen Raum
gepreßt (wie auf der Zeichnung angegeben), so unelastisch ist
wie Wasser, also gar keinen Buffer abgibt.
Lufteisenbahn.
Nichts geringeres als diesen stolzen Titel verdient die Idee von
G. Stevenson in Wantage (England),
welche neuestens vor der British Association vorgetragen wurde
und im Engineer, October 1877 S. 244
mit Abbildungen veröffentlicht ist. Um das Pflaster der Straßen
zu schonen, den Verkehr nicht zu hemmen, die Anlagekosten zu
vermindern, die Reibungswiderstände verschwinden zu machen und
sonstige Vortheile zu erringen, gibt es ein einfaches Mittel:
Man bringt die Räder des Wagens, statt unterhalb desselben, über
dem Dach an. Dort laufen sie, eines vorn, eines hinten, auf
einer schwebenden Schiene, von einem
„entsprechenden“ Träger getragen, der in
„entsprechenden“ Distanzen von Säulen
gestützt wird. Die Zugkraft aber, das Pferd, läuft nach wie vor
auf dem gewöhnlichen Pflaster.
M. M.
Das Telephon.
Am 23. November stellte Prof. Dr. Zetzsche und Telegraphen-Oberinspector
Pörsch auf dem in Dresden von der k.
Kommandantur nach dem Arsenale und der Infanteriekaserne
gehenden Kabel von etwa 5km Länge Versuche mit dem
Bell'schen TelephonVgl.
1877 223 647. Nähere Beschreibung des
Apparates folgt im nächsten Hefte. – Vgl. auch PH. Reis, 1863 168
185. 169 * 23. 399. an. In der Kommandantur und in der etwa in der Mitte des
Kabels liegenden Schützenkaserne wurden nach und nach bis je 4
Telephone (je 2 von Siemens und Halske in Berlin und je 2 von L. Rentzsch
in Meißen) gleichzeitig, und zwar hinter einander, eingeschaltet
und in das 5km lange
Kabel auch noch ein künstlicher Widerstand von 1000 S.-E.
(entsprechend einer gewöhnlichen Telegraphenleitung von 100km) aufgenommen. An jeder
der beiden Stellen, zwischen denen fast 1 Stunde lang hin und
her gesprochen wurde, konnten hierbei 4 Personen gleichzeitig
das von der andern Stelle aus Gesprochene ganz deutlich hören
und verstehen. Die Versuche wurden am 24. November wiederholt
und dabei die Schützenkaserne als Zwischenstation zwischen
Commandantur einerseits und Arsenal und Infanteriekaserne
anderseits benutzt, wobei jede der drei gleichzeitig besetzten
Stationen beliebig mit jeder der beiden andern sich zu
verständigen vermochte. Das Kabel enthält blos einen Leiter und
wurde an beiden Enden mit der Erde verbunden.
Protheroe's
patentirter elektrischer Signalapparat für Taucher.
Die in der gewöhnlichen Taucherleine (life
line) liegenden isolirten Leitungsdrähte enden an zwei
Federn, welche an den einander zugewendeten Seiten mit
Platincontacten versehen sind. Diese Federn sind in einer an das
untere Ende der Leine sich anschließenden, unten in einen Ring
endenden Röhre untergebracht und liegen mit ihren freien Enden
in einer Vertiefung eines durch die Röhre hindurchgefleckten und
beiderseits über dieselbe vorstehenden Riegels aus Ebonit oder
einem andern isolirenden Material. Ueber die Röhre und den
Riegel endlich ist ein Kautschukrohr geschoben und wasserdicht
befestigt. Der von allen Seiten gleichmäßig kommende Wasserdruck
drückt zwar das Kautschukrohr ein, verschiebt jedoch den Riegel
nicht und läßt die Contacte fern von einander. Drückt dagegen
der Taucher mit dem Daumen nur von der einen Seite auf den
Riegel, so legt dieser die eine Feder auf die andere, und nun
kann ein elektrischer Strom die beiden Leiter durchlaufen und
auf einem beliebigen, auf dem Schiffe befindlichen Telegraphen,
z.B. einem Morse, Zeichen geben. (Nach Engineering, August 1877 S. 127.)
Elektrisches Licht auf Schiffen.
Der Dampfer Faraday wurde, während er bei Gravesend vor Anker
lag, mittels einer Siemens'schen dynamo-elektrischen
Lichtmaschine beleuchtet, welche ein Licht von 4000 bis 6000
Normalkerzen gab. Diese Maschine wurde von einer besondern
Dampfmaschine an Bord getrieben, welche, während das Licht
leuchtete, etwa 3e
verbrauchte. Die Siemens'sche Lampe befand sich an der Uferseite
der Brücke, so daß das Ufer beleuchtet wurde und nach dem
Faraday gehende Boote ganz sicher waren. In einer Entfernung von
über 400m konnte man im
Lichte Geschriebenes bequem lesen. Auf See wird die Lampe an der
Mastspitze befestigt und macht so das Schiff nicht nur andern
Schiffen besser sichtbar, sondern läßt auch vom Schiff aus
entfernte Gegenstände deutlicher erkennen und gestattet bei
Nacht die verschiedensten Arbeiten an Bord. (Nach dem Telegraphic Journal, 1877 Bd. 5 S. 245.
Vgl. 1876 221 283.)
E–e.
Reinigung des Kesselspeisewassers mittels
Bohlig's Magnesiapräparat.
G. theilt in der Chemikerzeitung, 1877 S. 328 seine Erfahrungen
über Anwendung dieses Mittels (1877 226 94)S. 95 Z.
5 v. u. ist „354“ statt
„341“ zu lesen.D. Red. 527. 530) an zwei großen Dampfkesseln mit.
Nach zweimonatlichem Gange wurde der eine der Kessel, unter dem
täglich 2800k Kohlen
verbrannt wurden, geöffnet. Das Wasser, welches zum Speisen
gedient hatte und bei 50 bis 60° mit dem Magnesiapräparat
behandelt worden war, enthielt in 1l.
Gyps
185mg
Kohlensauren Kalk
100
Kohlensaure Magnesia
63
Chlormetalle
78.
Der Kessel war mit einer 2mm starken Kruste von Kesselstein bedeckt, genau wie
früher, nur machte man die Bemerkung, daß derselbe ganz weiß und
faserig krystallinisch war und leichter absprang, als dies
früher der Fall war.
Ueber Steinkohle vom nördlichen
Polarkreise.
Nach T. Wills (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1877 S. 1764) war eines der Resultate
der jüngsten englischen Nordpol-Expedition die Entdeckung von
Kohle in 81° 44' nördlicher Breite, 65° 3;
westlicher Länge (Greenwich). Analysirt ergibt sie sich als gute
bituminöse Kohle, die ungefähr 77 Proc. Kohle, etwas über 5
Proc. Wasserstoff und weniger als 1 Proc. Schwefel enthält.
Analysen spanischer Lignite.
Lignite aus dem Cenoman der spanischen Provinz Teruel aus den
Becken von Gargallo, Utrillas u.a. hatten nach den
Untersuchungen von Villot (Annales des Mines, 1877 t. 11 p.
339) folgende Zusammensetzung:
BezeichnungderKohlen.
Becken.
Asche.
Koke.
FlüchtigeStoffe.
Schwefel.
Brennwerth.
Los Tajos
Gargallo
2,0
46,0
52,0
1,2
0,617
Pellegrina
„
7,0
45,0
48,0
1,0
0,589
Rosa
„
10,0
36,0
54,0
1,9
0,576
Serrana
„
7,0
41,0
52,0
1,2
0,555
Estrella
„
13,0
40,0
47,0
1,7
0,545
Luciana
„
14,0
40,0
46,0
3,0
0,520
Clemente
Utrillas
2,0
51,0
47,0
0,2
0,689
Madrillena
„
3,0
49,0
48,0
0,7
0,664
Desgl. obere Schicht
„
3,0
53,0
44,0
0,6
0,672
Col
„
4,5
47,5
48,0
0,2
0,658
Deseada
„
4,0
50,0
46,0
0,9
0,696
Pesadilla
„
2,0
53,0
45,0
0,6
0,710
Thal von Arino
Arino
14,0
36,0
50,0
5,3
0,485
Die Holzgewächse der höchsten Punkte der
Erde.
Aus einer Zusammenstellung der Holzgewächse, welche in den
verschiedenen Erdtheilen bis zu 5500m Meereshöhe wachsen,
schließt Göppert (Berichte der
botanischen Section der schlesischen Gesellschaft für
vaterländische Cultur, 1876 S. 152), daß auf der ganzen Erde die
Coniferen oder Nadelhölzer als letzte oder am höchsten
vorkommende Bäume erscheinen, und zwar in der nördlichen
Halbkugel Abietineen, in der südlichen Cupressineen und
Taxineen, wie z.B. in Chili. Als Sträucher spielt diese große
natürliche Ordnung die nämliche Rolle, Abietineen in der
nördlichen und Cupressineen in der südlichen Halbkugel. Es sind
ihnen insgesammt nur die Ericaceen an die Seite zu stellen, die
sie in räumlicher Ausdehnung wegen des so großartigen geselligen
Wachsthums der einzelnen Arten sicher noch weit übertreffen, wie
die Rhododendreen und die Vaccinieen in der nördlichen
Halbkugel, denen sich stellvertretend noch die Thibaudien,
Befarien u.s.w. in der südlichen hinzugesellen. Als ein der
gesammten übrigen hochalpinen Flora ganz fremdes Element treten
nur in den südamerikanischen Anden Compositen als Bäume und
Sträucher auf, wie Stevien, Baccharis und die Espeletien.
Ueber Nickelgewinnung; von H. Lundborg.
Wiewohl an und für sich nur ein Rohmaterial der
Neusilberfabrikation, nennt man doch das mit Kupfer legirte
Nickel raffinirtes Nickel, sobald es von fremden schädlichen
Beimengungen gereinigt ist. Der Nickelgehalt beim galvanischen
Versilbern schwankt von 4 bis 15 Proc.; mit dem Gehalte steigt
die Härte, auch wird die Farbe Heller. Raffinirtes Nickel
erscheint im Handel als sogen. Pulvernickel, als Würfelnickel
und zuweilen als Granulirnickel. Es besteht aus sehr
verschiedenen Legirungen zwischen mehr oder weniger mit Kobalt
gemengtem Nickel und Kupfer, und variirt der Nickelgehalt von 50
bis 95 Proc. Bei der Argentanfabrikation soll schon 1 Proc.
Eisengehalt schädlich sein, nicht minder ein Schwefelgehalt von
0,1 Proc. des Nickelgehaltes.
Die Werke, welche veredeltes Nickel erzeugen, sind sehr wenige;
die meisten derselben gewinnen auch Kobaltpräparate. In
Deutschland und Oesterreich erzeugen Nickel: Fleitmann-Witte zu Iserlohn und Schwerte.
Schneeberg, Oberschlema und Pfannenstiel in Sachsen; Matthes in Schneeberg;
„Victoriahütte“ in Schlesien;
„Editha-Blaufarbenwerk“ in Schlesien;
Schladming in Steiermark und Brixlegg in Tyrol. Von diesen
werden nur die beiden zuerst aufgeführten Werte in großem
Maßstabe betrieben, während die übrigen untergeordnet sind. Alle
diese Werke verarbeiten fast ausschließlich aus dem Auslande
bezogene Rohstoffe, Erze und Steine aus Schweden, Norwegen,
Piemont, Ungarn und Südamerika. Nur ganz ausnahmsweise besitzt
Deutschland Speiskobalt, Kupfernickel, Kobalt- und Nickelglanz;
diese Erze halten aber 15 bis 35 Proc. Nickel und Kobalt.
Obgleich eisenreiche Schwefelmetalle oft fehlen, so wird der
nasse Weg doch nur an einer Localität angewendet. Arsenikhaltige
Erze verschmilzt man auf Speise; für schwefelhaltige Erze
benutzt man das gewöhnliche Suluschmelzen, welches einen mehr
oder weniger nicket- und kobalthaltigen Stein liefert, der durch
wiederholtes Rösten und Schmelzen concentrirt wird, wobei sich
das Eisen verschlackt; oder man röstet den pulverisirten Stein
und löst ihn in Säuren, um dann die oxydirten Bestandtheile nach
einander durch verschiedene Fällungsmittel abzuscheiden. Die auf
diese oder jene Weise erzielten Endproducte können sein:
Granulirtes Nickel; Pulvernickel, beide mit verschiedenem
Nickelgehalt; Würfelnickel, welches auf trockenem Wege mit 60
bis 80 Proc. Nickelgehalt erlangt wird, das aber durch Reduction
des auf nassem Wege gefällten Nickeloxydes mit 95 bis 98 Proc.
Nickelgehalt sich soll erzielen lassen; und endlich Farben von
Nickel- und Kobaltsalzen, die man ausschließlich durch Fallen
aus Lösungen erhält. Von diesen werden viele verschiedene Arten
gewonnen, die in der Glas- und Porzellanindustrie täglich mehr
zur Anwendung kommen. (Nach der Berg- und hüttenmännischen
Zeitung, 1877 S. 300.)
Zur Untersuchung von
Portlandcement.
Die Probestücke von John Grant zur
Bestimmung der Zugfestigkeit der Cemente sind bekanntlich in
ihrer Grundform nach einem Würfel gestaltet und haben in der
Mitte eine Verschwächung, in welcher der Stabquerschnitt auf
14qc,5 reducirt ist.
Die Uebergänge des schwächeren Theiles in die beiden stärkeren
erfolgen scharf, d. J. ohne Benutzung von Ausrundungen. Bei dem
Londoner „Metropolitan Board of Works“ ist
für jene Probekörper eine Zugfestigkeit von 357k, d. i. rund 25k für 1qc vorgeschrieben.
Deacon hat nun mit Probeformen
gearbeitet, die nicht nur geringeren Querschnitt als die
Grant'schen Formen besaßen, sondern von diesen auch dadurch sich
unterschieden, daß die Uebergänge des kleineren Querschnittes in
die beiden großen unter Verwendung von ausrundenden Flächen
hergestellt waren. Deacon's Versuche
haben gezeigt, daß bei Verwendung dieser Probeformen, bei sonst
gleicher Mischung und Behandlung der Körper und Prüfung nach
7tägiger Erhärtungsdauer in Wasser, die Zugfestigkeit des
Cementes um etwa 16 Proc. sich erhöht, und daß nach den
Resultaten, die sich bei einjähriger Fortsetzung seiner Versuche
ergeben haben, bei Probekörpern von 14qc,5 kleinstem Querschnitt
eine Zugfestigkeit nach 7 Tagen von nicht weniger als rund 30k für 1qc verlangt werden kann.
Deacon hat ferner als passende Form
für Erprobung auf relative Festigkeit Stäbe von 263mm Länge und 37mm Seite des Querschnittes
in Vorschlag gebracht; die Unterstützungen des Stabes sind
250mm weit zu legen,
und es ist der Stab in der Mitte mit einem Einzelgewicht von
68k zu belasten. Wenn
von drei belasteten Stäben während der Zeitdauer von 1 Minute
nach Aufbringen der Last mehr als ein Stab zerbricht, soll die
Zurückweisung der Waare erfolgen können. Es ist hierbei ein mit
Sand unversetzter Cement, Pressen des Mörtels in der Form und
7tägige Erhärtung unter Wasser zu denken. (Nach der deutschen
Bauzeitung, 1877 S. 430. Vgl. 1877 225 565.)
Mann bestätigt den Einfluß der feinen
Mahlung auf die Festigkeit des Cementes. (Thonindustriezeitung,
1877 S. 299.)
Gelegentlich eines Besuches der Cementfabrik Amöneburg bei
BieberichDie Portlandcementfabrik von Dyckerhoff und Söhne ist
bevorzugt durch ihre besonders günstige Lage, indem das von ihr
eingenommene 14ha große
Grundstück einerseits vom Rheinstrom, anderseits von der
Nassauischen Bahn begrenzt wird. Das nöthige Rohmaterial von
Kalksteinen, Kalkmergeln und Thon wird auf den der
Fabrik gehörigen Grundstücken direct gewonnen. Das Zerkleinern
des Rohmaterials geschieht theils auf nassem, theils aus
trockenem Wege, auf Kollergängen und anderen
Zerkleinerungsmaschinen. Zum Feinmahlen des Rohmaterials und des
in zwei Hoffmann'schen Ringöfen gebrannten Cementes. dienen 20
Mahlgänge. Die Versendung des fertigen Cementes erfolgt in mit
Maschinenbetrieb auf der Fabrik angefertigten Tonnen. Den
Betrieb sämmtlicher Arbeitsmaschinen vermitteln vier
Dampfmaschinen und zwei Locomobilen von zusammen 480e und finden 350 bis 400
Arbeiter Beschäftigung. Die Einrichtungen gestatten eine
Jahresproduction von 200000t Cement. unter freundlicher
Führung des Hrn. R. Dyckerhoff, hatte
Referent Gelegenheit, sich von der vorzüglichen Beschaffenheit
des Amöneburger Cementes zu überzeugen. Nach 28tägiger
Erhärtungsdauer gab (als Durchschnitt von 10 Proben) 1 Th.
Cement mit 3 Th. Normalsand 13k,8 und bei 5 Th. Sand 8k Zerreißungsfestigkeit für
1qc.
Welch großen Einfluß die Beschaffenheit des Sandes auf die
Festigkeit der Cemente hat, zeigen nach gef. Mittheilung von Dyckerhoff folgende Versuche. Amöneburger
Portlandcement von 1,5 Stunden BindezeitJeder Prüfung auf Festigkeit hat
die Untersuchung auf Volumbeständigkeit und Bindezeit
voranzugehen, da diese von wesentlichem Einfluß auf die
Festigkeit ist. gab mit 3 Th. Normalsand nach 7
Tagen eine Zugfestigkeit von 7k,6, nach 28 Tagen von
13k,8. Derselbe Cement
mit reinem scharfen Rheinsand, der noch viel feines Korn enthält
und aus dem der Normalland für die Fabrik gewonnen wird, ergab
jedoch nur 6k,6 nach 7
und 10k,4 nach 28
Tagen. Die Proben mit Rheinland waren genau nach dem Verfahren
der Normalprobe (vgl. 1877 224 420) hergestellt; um jedoch
dem Mörtel dieselbe Consistenz zu geben als dem mit Normalsand,
mußten auf 1000g
trockne Mischung 110cc
statt 100cc Wasser
genommen werden.
Zum Vergleich der Zug- und Druckfestigkeit wurden in gleicher
Weise Probestücke mit dem erwähnten Mauersand, der durch ein
Sieb mit 7 Maschen auf 1qc gefallen war (gibt etwa 8 Proc. Normalland), und
demselben Cement hergestellt. Nach 28 Tagen wurden folgende
Festigkeiten erhalten:
Zug.
Druck.
1
Th.
Cement,
3
Th.
Sand
10,4
105,6
1
„
„
4
„
„
8,6
82,1
1
„
„
5
„
„
7,6
66,2.
Der Cement hat im Durchschnitt (nach Fresenius) folgende Zusammensetzung:
Rückstand
1,47
Kieselsäure
20,92
Eisenoxyd
3,51
Thonerde
6,41
Kalk
62,12
Magnesia
2,85
Kali
0,88
Natron
0,63
Schwefelsäure
0,76
Kohlensäure
0,40
–––––
99,95.
Schließlich möge noch eine Verbesserung an dem
Zerreißungsapparate erwähnt werden, welche Schickert in Dresden für 20 M. liefert. Um den
persönlichen Fehler bei dem Abschluß der Schrotzufuhr zu
beseitigen, bewirkt das beim Zerreißen der Probe niederfallende
Schrotgefäß mittels Hebel selbstthätig die Unterbrechung des
Schrotzuflusses (vgl. * 1877 224 487).
F.
Verfertigung von Glasspiegeln; nach J. E.
Pratt.
Die Glasplatte empfängt drei Ueberzüge. Der erste, nach
vorhergegangenem sorgfältigem Reinigen, ist eine Lösung von 1
Th. Zinnchlorür in 100 Th. destillirtem Wasser; der zweite ist
eine Lösung von 2 Th. Ammonoxalat, 4 Th. Traubenzucker, 1 Th.
Kalk und 1 Th. Cyankalium in 1000 Th. Wasser; der letzte
Ueberzug ist der übliche von Silbernitrat, Ammoniak und
Weinsteinsäure. (Englisches Patent vom 24. März 1876 nach den
Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S.
1761.)
Ueber das Celluloid.
Einer längern Abhandlung über das sogen. Celluloid (vgl. 1877 225 520). von J. Cloüet (Bulletin de la Société de
Rouen, 1877 p. 36) entnehmen
wir Folgendes über die Herstellung desselben. Ein fortdauernd
abgewickelter Papierbogen wird mit einem Gemisch von 5 Th.
Schwefelsäure und 2 Th. Salpetersäure behandelt, gut
ausgewaschen, abgetrocknet und das so erhaltene Pyroxylin mit
Kampher gemischt und gepreßt.
Bis jetzt bestand nur eine Celluloidfabrik und zwar in Newark
(New-Jersey, Nordamerika); doch wird jetzt auch in Stains bei
St. Denis in Frankreich eine solche errichtet. Dasselbe wird zu
Billardkugeln, Schirmgriffen, Kämmen, Spielsachen,
Messergriffen, Bruchbändern, sogar zu künstlichen Gebissen
verarbeitet. Die amerikanische Gesellschaft benutzt die Masse
auch als Bindemittel für Schmirgelschleifsteine.
Referent hatte neulich Gelegenheit, sich von der
Feuergefährlichkeit des Celluloids zu überzeugen. Eine rothe
Brosche entflammte sofort, bei Berührung mit einem brennenden
Zündhölzchen, glimmte nach dem Ausblasen fort und entwickelte
einen unausstehlichen Kampfergeruch. Vor Anwendung desselben
kann daher nur gewarnt werden.
F.
Zur Kenntniß des Nitroglycerins.
Einer ausführlichen Abhandlung über Nitroglycerin und Dynamit von
A. Brüll (Bulletin de la Société d'Encouragement, 1877
t. 4 p.
493 und 562) entnehmen wir die Angabe, daß die Zersetzung
desselben bei der Explosion nach folgender Gleichung vor sich
geht: C₆ H₂ (NO₆ H)₃ = 6CO₂ + 5HO + 3N + O. Brüll
berechnet hieraus, daß 1k Nitroglycerin 712l permanente Gase und 1321c (vgl. 1874 213 86), 1k
Schießpulver (13S + 30C + 16KO,
NO₅) dagegen nur 225l Gase und 608c gibt. Der Druck, den 1k Nitroglycerin in einem
Raum von 1l Inhalt
ausübt, ist hiernach 6 bis 7 Mal so stark als der von 1k Schießpulver (vgl. 1874
214 249). Die weiteren Ausführungen des Verfassers über
Herstellung (1876 *221 274),
Geschichte und Anwendung (1874 *214
25) dieser Sprengmittel enthält nichts Neues.
Verbessertes Hygrometer.
Nach Alluard (Comptes rendus, 1877 t. 85 p. 568) erkennt man den Thaupunkt viel
leichter und sicherer als bei den bisherigen Apparaten, wenn man
die vergoldete Metallfläche, welche durch Aether abgekühlt wird,
mit einer vergoldeten Silberplatte einrahmt, deren Temperatur
hierbei nicht vermindert wird, auf der sich daher auch kein Thau
niederschlägt. Die abzukühlende Fläche bildet die eine Seite
eines kleineren Gefäßes, in welchem Aether durch einen Luftstrom
in bekannter Weise zum Verdunsten gebracht wird.
Der alkoholische Procentgehalt der
australischen Weine.
Zum richtigen Verständniß der nach Moody (1876 219 471) mitgetheilten
Alkoholgehalte von australischen Weinen ist nachzutragen, daß
die daselbst angeführten Zahlen nicht „absoluten
Alkohol“ bedeuten, sondern den in England bei solchen
Bestimmungen gebräuchlichen „Probespiritus“
(proof spirit), welcher 49,3
Gew.-Proc. oder 57,09 Proc. Tralles hat.
Analyse eines alten Weines.
Textabbildung Bd. 226, S. 647
Berthelot (Comptes rendus, 1877 t. 84
p. 1060) hat einen Wein
untersucht, der sich in einem zugeschmolzenen Glasgefäße von
beistehender Form befand, das im Museum in Marseille
aufbewahrt wurde. Das Gefäß faßte 35, enthielt aber nur
25cc Flüssigkeit.
Es war auf dem römischen Kirchhofe von Aliscamps (Campi Elysei) aufgefunden, also
mindestens 1700 Jahre alt und wahrscheinlich einem Todten in
sein Grab als Opfergabe mitgegeben worden. Die Flüssigkeit
war gelb, etwas getrübt und enthielt in 1l:
Alkohol
45cc,0
Feste Säuren (als Weinsäure
berechnet)
3g,6
Saures weinsaures Kalium
0,6
Essigsäure
1,2,
außerdem weinsaures Calcium und Spuren von
Essigäther. Chlor und Schwefelsäure fehlten.
Zur Verfälschung von Butter.
E. Dieterich erhielt vor einiger Zeit
eine Butter zur Untersuchung mit der Angabe, dieselbe erscheine
deshalb verdächtig, weil sie beim Stehen rothe Flecke bekomme
und sehr unangenehm rieche. In der That hatte die sogen. Butter
Flecke, in der Mitte von mennigrother Farbe und nach außen rosa
verlaufend; die Oberfläche war dagegen mit Schimmel bedeckt. Er
nahm nun die rothgewordenen Stellen in Untersuchung, schmolz sie
und fand in der klar gewordenen Masse häutige Fragmente, die er
sowohl unter dem Mikroskop, als auch beim Kochen in Wasser und
nachherigem Behandeln mit Gerbsäure u.s.w. als leimgebende
Substanz erkannte. Der Fälscher hatte sich also die Erfahrung zu
Nutzen gemacht, daß Rinderfett – hieraus, neben 18 Proc.
Wasser, bestand nämlich die Butter zum größten Theil –
seinen specifischen Geruch erst beim Auslassen erhält. Er nahm
daher den rohen Talg, wie er aus dem geschlachteten Rind kommt,
verarbeitete denselben in der Fleischhackmaschine unter Zusatz
von Wasser, Butterfarbe, Salz und etwas Butter und erhielt eine
Butter, welche von süßlichem Geruch und Geschmack war und dabei
nicht entfernt an Talg erinnerte. Aeußerlich, den Mangel des
Butteraroma abgerechnet, war die Nachahmung eine gelungene zu
nennen, aber sie verdarb rasch und setzte sich dadurch in den
entschiedensten Gegensatz zu dem, was sie war und sein sollte.
(Industrieblätter, 1877 S. 394.)
Eine Bleivergiftung durch Brod.
Ducamp berichtet im Septemberheft der
Annales d'hygiène publique
über eine Bleivergiftung in Paris, von der allein aus seiner
Praxis 66 Personen befallen waren. Es stellte sich heraus, daß
sämmtliche Kranke von ein und demselben Bäcker ihr Brod bezogen,
der seinen Backofen mit altem Bauholze heizte, welches
größtentheils aus alten, mit Bleiweiß gestrichenen
Fensterbekleidungen und Thüren bestand. Mitglieder der Familie
des Bäckers, namentlich aber die Austräger des Brodes, welche
das Abbürsten desselben zu besorgen hatten, sind schwer
erkrankt. Offenbar hatte sich beim Verbrennen des Holzes der
Bleistaub auf dem Boden des Backofens gesammelt und war so in
die Unterkruste des Brodes gekommen.
Arloninschwarz, direct auf Wolle
gefärbt.
Dieses neue, für die Wollfärberei bestimmte Product wird unter
Zusatz von Oxalsäure und Schwefelsäure bei einer Temperatur von
80° in der Farbflotte gelöst, welche dadurch
eine gelbliche Färbung erhält. Auf 100k Wolle kommen 80 bis 90k Arlonin (100k zu 28 M.), 4 bis 5k Oxalsäure, 1k Schwefelsäure und 5k Sumach. Ist man mit der
Waare in das Bad eingefahren, so geht man nach ungefähr 10
Minuten zum Kochen, und läßt 1 Stunde sieden. Sollte die Flotte
eine grünliche, bläuliche oder schwärzliche Färbung annehmen, so
muß mehr Säure zugefügt, gleichzeitig aber ein Ueberschuß
derselben vermieden werden. Dann wird langsam etwas Sodalösung
zugesetzt und noch 1/2 Stunde auf der Temperatur geblieben, bis
die Wolle satt und tiefschwarz gefärbt erscheint.
Dieselbe Flotte kann für weitere Färbungen benutzt werden, welche
alsdann eine geringere Menge Farbmaterial erfordern. Für 100k Wolle werden weiter
hinzugefügt: 60 bis 70k
Arlonin, 2,5 bis 3k
Oxalsäure und 0k,75
Schwefelsäure. Eine dritte Färbung verlangt noch geringere
Mengen Zusatz.
Das neue Schwarz soll sich nach dem Teinturier pratique durch besondere Reinheit der Nüance,
sowie durch Billigkeit und Echtheit auszeichnen; doch empfiehlt
sich seine Anwendung nur für die Färberei im Großen. Im Uebrigen
erinnert es lebhaft an das S. 560 d. Bd. besprochene
„directe Schwarz“.
Kl.
Eine neue Lichteinheit für photometrische
Messungen.
Nach A. Vernon Harcourt (Berichte der
deutschen chemischen Gesellschaft, 1877 S. 1764) soll eine
Mischung von 600 Vol.-Th. Luft und 1 Vol. von bei 50°
destillirendem Petroleum (flüssig), aus einem 4 Zoll (101mm,6) hohen, 1 Zoll (25mm,4) in Durchmesser
fassenden und mit einer 1/4 zölligen (6mm,4) weiten Spalte
versehenen Brenner verbrannt, einen beständigeren Maßstab als
eine Kerze abgeben.
Ueber Desinfection.
Dr. Stanislaus Mierzinski hat eine 92 Seiten lange Schrift: Die
Desinfectionsmittel (Berlin bei J. Springer) veröffentlicht, die im Wesentlichen als
theilweise wörtlicher Abdruck der in diesem Journal (1873 210 120) 1874 211 200) veröffentlichten
Arbeiten anzusehen ist, ergänzt durch F. Fischer's Verwerthung der städtischen und
Industrie-Abfallstoffe (Leipzig bei Quandt und Händel), nur ohne
Sachkenntniß gemischt mit anderen Journalartikeln. Hierbei
erwähnt Mierzinski mit keinem Wort
die Quelle, aus welcher er dies Alles genommen hat – ein
Verfahren, welches sich selbst richtet.
F.
Berichtigungen.
In Pfuhl's Abhandlung „über
Jute und deren Verarbeitung“ sind folgende Fehler zu
berichtigen: Bd. 222 S. 134 Z. 10 v. u. „Weife“ statt
„Weise“. – S. 427 Z. 13 v. u.
„19“ statt „13“ sowie
Z. 9 und 10 v. u. „8 bis 12 Zoll (203 bis 305mm)“ statt
„6 bis 8 Zoll (152 bis 203mm)“. –
Bd. 223 S. 364 in der Tabelle Spalte 5 Z. 3 v. o.
„1/2. 9/16“ statt „3/8 .
9/16“ sowie Z. 4 v. u. „3/8.
9/16“ statt „5/8. 9/16“.
– Spalte 14 Z. 5 v. o. „15 × 1
1/8“ statt „151 × 1/8“.
S. 581 Z. 7 v. u. „erste“ statt „zweite“.
In F. Fischer's Abhandlung
„über Trink- und Brauchwasser“ soll in Bd.
223 S. 598 die Note 44 lauten: „französische, von
welchen 100° = 56° deutsch sind.“
In der Beschreibung von Gray's
elektro-harmonischer Telegraph in Bd. 225 ist S. 48 Z. 10 und 14
v. o. zu lesen „eine“ statt „ein“ bezieh.
„in“.
In Lunge's Abhandlung „über
den Gloverthurm“ in Bd. 225 ist zu lesen: S. 477 Z.
17 v. o., Z. 12 v. u. und S. 483 Z. 15 v. o. „Stickoxydul“ statt
„Stickoxyd“; ferner S. 581 Z. 2 v. o.
„Schwefelsäure“
statt „Salpetersäure“.
In der Tabelle zu Erismann, über
Kosten verschiedener Beleuchtungsart, Bd. 225 S. 587 heißt die
letzte Zahl in der letzten Spalte „299,0“
und nicht „9,0“.