Titel: | Neue Nähmaschine für den Hausgebrauch. |
Autor: | W. |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 115 |
Download: | XML |
Neue Nähmaschine für den
Hausgebrauch.
Mit Abbildungen.
Neue Nähmaschine für den Hausgebrauch.
Von der Firma Johnson, Clark und Comp. in New-York (30
Union Square) wird eine Familien-Nähmaschine gebaut, welche einige vortheilhafte
Neuerungen zeigt und deshalb mit Hilfe der beigedruckten Figuren hier beschrieben
werden soll.
Die Triebwelle 3 (Fig. 1)
wird mit der Schnurscheibe O und dem Schwungrade R durch eine Schraube U
gekuppelt, wenn die Maschine von einem Fuſstrittrade im unteren Gestell getrieben
werden soll. Diese Verbindung kann aber durch Zurückziehen der Schraube U gelöst werden; dann läuft O und R leer auf der Welle 3 und in diesem Falle nur rückt man den Spulapparat 11 so an die Treibschnur, daſs seine Spulenhülse Q von ihr mit gedreht wird; dann erfolgt das Garnspulen
auf die Schiffchenspule, während die ganze übrige Maschine still steht, es ist also
der unnöthige Leergang und die Abnutzung dabei vermieden.
Von der Antriebwelle 3, welche den Nadelstab N und den
Stoffdrücker K bewegt, wird auch eine vertical nach
unten gehende Welle gedreht, welche unterhalb der Gestellplatte die Kurbelscheibe X (Fig. 2) trägt und mit
dieser die Schiffchen- und Stoffrückerbewegung hervorbringt.
Fig. 1., Bd. 228, S. 116
Erstere, die Schiffchenverschiebung, erfolgt in einer kreisförmigen Bahn, wie bei der
Howe'schen Nähmaschine; der Schiffchenkorb sitzt an
dem einen Ende eines Winkelhebels V, dessen anderes
Ende durch die Zugstange Y mit der Kurbelscheibe X verbunden ist. Die Schwingungsbogen des Kurbelzapfens
in der Nähe von dessen höchster und tiefster Stellung, welche den Hebel V nur wenig verschieben, werden für den Stillstand des
Schiffchens auf jeder Seite seines Weges benutzt. In dem Schiffchen ist die Spule
nur an einem Ende mit dem vorstehenden Zapfen ihrer Achse in ein Lager eingelegt,
welches durch eine Feder schnell geöffnet und geschlossen werden kann; am anderen
Ende dreht sich die Spule direct mit ihrem Würtel in einer Nuth der
Schiffchenwandung. Dadurch ist der Raum für das Lager am anderen Ende gespart und
zur Verlängerung der Spule benutzt worden, welch letztere deshalb mehr Garn, als in
anderen Maschinen, fassen kann. Die Reibung, welche durch das Schleifen der Spule
mit ihrem Endwürtel entsteht, bildet zugleich einen Theil der Spannung für den
unteren Faden. Letzterer wird nicht, wie gewöhnlich, durch mehrere Oeffnungen der
Schiffchenwand hin und her gezogen, sondern tritt nur durch eine einzige derselben
nach auſsen, und diese ist behufs des leichten Einfädelns innen trichterförmig
erweitert. Die Spannung des Unterfadens wird in der Hauptsache durch eine Feder
erzeugt und kann, auch während die Waare in der Maschine liegt, durch eine Schraube
regulirt werden, wenn man den Schieber J (Fig. 1) in der Gestellplatte, welche die Schißchenbahn
überdeckt, etwas zurückzieht und dann mit einem Schraubenzieher die Schraube im
Schiffchen ein wenig dreht. So ist es möglich, die Spannung für den Unter- und
Oberfaden (letztere ist von der bisher üblichen nicht verschieden) gleich schnell
und leicht zu reguliren – ein Vorgang, welcher in anderen Maschinen nicht möglich
ist.
Fig. 2., Bd. 228, S. 117
Der Stoffrücker 16 (Fig.
2) wird durch den Hebel w von der
Kurbelscheibe X bezieh. von einem an letzterer
befestigten Excentertücke bewegt. Der Drehbolzen dieses Hebels steht auf einem Arme
des Schiebers z und von diesem reicht eine Schraube
durch einen Langschlitz AA (Fig. 1) der Gestellplatte nach oben, so daſs z längs dieses Schlitzes verschoben und durch eine Mutter p festgeklemmt werden kann. Mit der Verschiebung von
z erfolgt aber auch eine solche des Hebels w, dessen Armlängen dadurch offenbar verändert werden,
so daſs der Stoffrücker 16 mehr oder weniger weit
ausgeschoben wird und die Stichlänge danach sich ändert. Die Enden des Hebels bei
b und 12 müssen lang
genug sein, um nicht auſser Verbindung mit 16 und X zu kommen. An den Kanten des Schlitzes AA (Fig. 1) sind auf
einer Seite fortlaufende Nummern und auf der anderen Zahlen angebracht, welch
letztere angeben, wie viel Stiche bei der betreffenden Stellung von p auf eine Maſseinheit, einen Zoll engl., gehen. Man
kann also hiermit die Stichlänge von vornherein feststellen, ohne sie erst durch
Nähen ausprobiren zu müssen.
Alle Theile, durch deren Abnutzung todter Gang entstehen könnte, sind nachstellbar,
wie z.B. die Nadelstange, die Zugstange Y für die
Schiffchenbewegung u. dgl. Drehbolzen oder andere schmiedeiserne Theile, welche sich
abnutzen, sind durch Einsatz gehärtet. Alle bewegten Theile über der Gestellplatte
sind durch ein Armgehäuse umschlossen, also geschützt und auch verhindert, mit der
Waare zusammen zu kommen. Das Armgehäuse ist hoch und weit, so daſs groſse
Arbeitsstücke unter ihm Platz finden. Die Maschine näht und säumt lockere und dichte, sowie
dünne und dicke Stoffe, ist deshalb nicht blos für den Familiengebrauch, sondern bis
zu einem gewissen Grade auch für industrielle Zwecke zu verwenden.
W.