Titel: | Albaret's Presse zum Zusammendrücken von Heu, Baumwolle u.s.w. |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 315 |
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Albaret's Presse zum Zusammendrücken von Heu, Baumwolle
u.s.w.
Mit Abbildungen auf Tafel
23.
Albaret's Presse zum Zusammendrücken von Heu, Baumwolle
etc.
Diese liegend angeordnete Presse besteht aus einem auf vier Rädern ruhenden Kasten,
worin eine bewegliche Scheidewand den Kolben bildet (vgl. *1874 213 185). Eine
eigentümliche sinnreiche Zusammenstellung in einander greifender Räder, welche eine
veränderliche Geschwindigkeits- und Kraftübertragung gestattet, setzt zwei Schrauben
in Bewegung und diese wirken auf zwei starke, auf beiden Seiten des Preiskastens
angeordnete Muttern; letztere sind durch eiserne Querstücke, welche durch besondere
Oeffnungen aus dem Kasten hervortreten, mit dem Kolben verbunden.
Die Skizze Fig.
2 und 3 Taf. 23 zeigt die Einrichtung der erwähnten Räder Verbindung. A, B, C sind drei parallele Wellen und C von A und B gleichweit entfernt. Auf die Welle B ist ein Getriebe b
festgekeilt, welches in ein auf A lose sitzendes
Doppelrad (Rad und Getriebe) aa' greift. Das Getriebe
a' greift in das auf B
lose sitzende Doppelrad cc', ebenso das Getriebe c' in das lose Doppelrad dd'. In gleicher Weise steht das Getriebe d'
mit ee', das Getriebe e'
mit ff' und endlich das Getriebe f' mit dem Rade g im
Eingriff. Nimmt man nun das Verhältniſs der Zähnezahl der Getriebe zu dem der Räder
wie 1 : 2 und die Tourenzahl der Welle B zu 200 an, so
gestaltet sich das Geschwindigkeitsverhältniſs für die verschiedenen Eingriffe, wie
folgt: aa' 100, cc' 50,
dd' 25, ee' 12½, ff' 6¼ und g 3⅛ Touren. Da
das Rad h auf der vierkantigen Welle G verschiebbar ist, so kann man es der Reihe nach mit
den leer laufenden Rädern a, c, d, e, f, g in Eingriff
bringen. Die Geschwindigkeits- und Kraftübertragung auf die Welle C ist demnach innerhalb sehr weiter Grenzen veränderlich.
Auf die Enden der Welle B sind zwei kleine Schwungräder
festgekeilt, welche mit Kurbelgriffen versehen sind und von zwei Männern in Bewegung
gesetzt werden. Durch die leicht und rasch zu bewerkstelligende Aenderung des
Rädereingriffes erzielt man, bei beinahe constantem Kraftaufwande an den Kurbeln,
die dem zunehmenden Widerstände des Materials entsprechende
Geschwindigkeitsänderungen des Kolbens. Die Verschnürung oder das Binden der Ballen
nimmt schlieſslich nur noch sehr wenig Zeit in Anspruch.
Wird die Presse durch vier Männer, wovon zwei an den Kurbeln arbeiten, in Betrieb
gesetzt, so nimmt die ganze Operation 18 Minuten in Anspruch, wobei der Apparat
Ballen im Gewichte von je 80 bis 85k liefert,
deren Inhalt bis auf 1/5 des ursprünglichen Volums zusammengepreſst ist. Zum Betrieb der
nämlichen Presse läſst sich übrigens auch ein Pferdegöpel, eine Dampfmaschine oder
ein sonstiger Motor verwenden, in welchem Falle sie stündlich mit Leichtigkeit 7
Ballen, jeden zu ungefähr 85k liefert.
Nach vollendeter Zusammenpressung beschäftigt sich der dritte Arbeiter mit der
Verschnürung der Ballen und der vierte mit der Füllung des Kastens. Durch Drehung
der Kurbeln in entgegengesetztem Sinne erfolgt nun auch die Kolbenbewegung in
entgegengesetzter Richtung. Das Binden der Ballen geschieht mit 6 oder 8 Stricken,
Reifen oder Eisendrähten, und zwar so, daſs diese von einander unabhängig sind –
letzteres, um zu verhüten, daſs der Ballen seine Form verliere, wenn durch irgend
eine Ursache einer der Stricke reiſsen sollte. Nach vollzogener Verschnürung bedarf
es einiger Gewalt, damit der Ballen unter die Presse falle. Einer neueren
Verbesserung zufolge fällt der Ballen, sobald er verschnürt ist, von selbst zu
Boden, indem der Kolben bei seiner rückgängigen Bewegung mittels einer Kette auf
einen Hebel wirkt, welcher den gebundenen Ballen zwischen den Wänden des Kastens
niederfallen läſst. Zur Erleichterung dieser Operation erweitert sich der Kasten ein
wenig nach unten.
Wird die Presse durch einen Motor in Thätigkeit gesetzt, so schiebt eine
selbstthätige Ausrückvorrichtung den Laufriemen auf eine Leerrolle. Der Arbeiter
macht alsdann die Kolbenbewegung mittels eines Hebels und Kuppelungsmuffes
rückgängig, worauf sogleich die Verschnürung des soeben gepreſsten Ballens
vorgenommen wird. Während dies geschieht, füllt man die leere Abtheilung. (Nach der
Revue industrielle, 1878 S.
101.)