Titel: | Ueber Kochgeschirre mit bleihaltiger und solche mit bleifreier Glasur. |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 332 |
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Ueber Kochgeschirre mit bleihaltiger und solche
mit bleifreier Glasur.
Gallus, über Kochgeschirre und ihre Glasur.
Nach L. Gallus (Thonindustriezeitung, 1877 S. 51 bis 117) zeigen
die Kochgeschirre mit bleihaltiger Glasur eine ungemeine Mannigfaltigkeit des
Aussehens und Verschiedenheit der Fabrikation. Es gehört nämlich hierzu sowohl der
ordinärste Milchtopf des Hafners, als auch der feinste, geschmackvoll verzierte Topf
der Znaimer Fabrikanten, welcher in der ganzen civilisirten Welt als Küchenzierde
dient. Nichts desto weniger bleibt im Groſsen und Ganzen ihr innerer Werth als
Kochgeschirr derselbe, da sie alle die sehr geschätzte Eigenschaft mit einander
gemein haben, im offenen Feuer nicht zu springen oder unbrauchbar zu werden. Ihre
Masse besteht überall nur aus einem plastischen Thon, der mit Sand so viel gemagert
ist, daſs dadurch derselben die letztgenannte Eigenschaft in vollem Maſse zu eigen
wird. Es wird dies dadurch erreicht, daſs der Hitzgrad beim Brennen nicht über einen
gewissen Punkt der Porosität getrieben wird, wobei also der magernde Sand seine
volle Wirksamkeit in der Masse behalten kann. Derselbe verhindert nämlich beim
Gebrauche dieser Artikel, vorausgesetzt, daſs er gleichmäſsig unter der Masse
vertheilt ist, daſs die locale Einwirkung der directen Flamme sich auf die
benachbarten und weiteren Theile des Gegenstandes erstreckt und dieselben zum
Platzen bringt.
Ein Vermischen des Thones mit Sand oder Chamotte geschieht selten, da sich meist ein
Thon mit 20 bis 40 Proc. Sand findet; ist der Sandgehalt geringer als 20 Proc., so
zerspringen die Gefäſse leicht; ist er höher als 40 Proc., so läſst sich die Masse
schwer bearbeiten. Soll jedoch ein Thon mit 10 bis 20 Proc. Sand (z.B. viele
nassauische Thone) verwendet werden, so darf beim Brennen nicht über angehende
Rothglut gegangen werden, um die erforderliche Porosität zu erlangen. Sonst soll im
Allgemeinen bei ordinären Hafnergeschirren dunkle, bei feinen Kochgeschirren helle
Rothglut nicht überschritten werden. Ersteres wird in einem Brande fertig gestellt,
feinere Geschirre machen dagegen einen Bisquit- und einen Glattbrand, durch,
erfordern daher auch einen gröſseren Sandgehalt. Gewöhnliches Kochgeschirr wird in
liegenden Oefen mit Holzfeuerung gebrannt, feineres Geschirr meist in stehenden
Etagenöfen mit Kohlen- oder Holzfeuerung, und zwar sowohl für Bisquit- wie
Glattbrand in Kapseln.
Das Glasiren des Bisquits bei doppeltem Brande geschieht auf die beim Steingut
gebräuchliche Art des Durchziehens; das Begieſsen und Ausgieſsen ist eine veraltete
Methode und wird jetzt nicht mehr angewendet. Es hat jedoch seine Anwendung beim
einmaligen Brande. Hierbei werden die rohen Geschirre erst von innen und dann von
auſsen mit der Glasur begossen. Selbstredend ist die Consistenz der Glasur in den
beiden Fällen eine ganz verschiedene; das Aus- und Uebergieſsen erfordert eine
consistentere Glasur als das Durchziehen des Bisquits. Da ein jeder Fabrikant von
Kochgeschirren seine eigene, zu seiner Masse streng ausprobirte und ihr angepaſste
Bleiglasur hat, so gibt es so viel verschiedene Kochgeschirrglasuren als
Kochgeschirrmassen. Manche wenden nur gemahlenen Bleiglanz an, erhalten hierdurch
aber eine schlechte Glasur mit geringem Kieselsäuregehalt. Besser sind die Glasuren,
welche durch Auftragen von gemahlener Kieselsäure mit Bleioxyd erhalten werden; man
nimmt meist 1 Th. Sand zu 3 Th. Bleiglätte, zuweilen mit Thonzusatz. Zu feineren
Geschirren wird eine schwerer schmelzbare Glasur aus 1 Th. Sand und 2 Th.
Bleiglätte, nicht selten mit verschiedenen Beimischungen verwendet. Als Beispiele
für letztere Glasuren werden folgende angegeben: 100 Th. Bleiglätte und 50 Th. Quarz
oder 45 Th. Sand, oder 100 Th. Mennige mit 50 Th. Sand. Diese drei Glasuren haben
die Eigenschaft, auf stark sandhaltiger, sowie auf ganz fetter Masse glänz glatt
einzuschmelzen; sie zeigen auf weiſsem Scherben ein hellgelbes Aussehen. Auf stark
kalkhaltiger Masse sind sie nicht zu verwenden, da sie selbst in schwacher Rothglut
von derselben aufgesogen werden und die Oberfläche der Gegenstände rauh und glanzlos
erscheinen lassen. Nur in ganz dicken Lagen ist es mitunter möglich, auf
kalkhaltiger Masse einen Glanz hervorzubringen.
Eine weitere Eigenthümlichkeit dieser Glasuren ist ihre leichte Verflüchtigung in starker Hitze.
Dieselbe zeigt sich auf doppelte Weise. In den starken Feuerstellen, die über helle
Rothglut, also in Weiſsglut gehen, erscheinen sie wie weggeblasen, und ist nur ein
ganz leichter Schimmer an deren Stelle zu bemerken. Dieser Umstand tritt jedoch nur
bei sehr dichten Massen auf. Bei saugenden Massen werden in den stärksten Hitzgraden
die Glasuren, ähnlich wie bei den Kalkmassen in niederer Temperatur, von der Masse
völlig aufgesaugt, und aller Glasurglanz ist verschwunden. Weiter zeigt sich die
starke Verflüchtigung in dem unangenehmen Ansaugen, welches die Kapselwände, wenn
dieselben nicht sorgfältig glasirt sind, auf die Glasur ausüben und das nur in den
starken Feuerstellen vorkommt. Dieses Ansaugen geht mitunter bis zum förmlichen
Aufkochen und Blasigwerden der Glasuren.
Fast alle bleihaltigen Kochgeschirrglasuren geben auf gröberer Masse Glasurrisse, so
daſs ein gutes Kochgeschirr ohne Glasurrisse nicht denkbar ist. Dazu kommt, daſs die
Bleiglasuren während der Fabrikation, beim Mahlen, Mischen, Glasuren u.s.w., sowie
beim Gebrauch gesundheitsschädlich wirken können (vgl. 1877 223 98).
Leider kennt man bis jetzt noch keine Töpferglasuren ohne Bleioxyd, die bei niederer
Einschmelzhitze gestatten, unzerspringbares Geschirr mit glatter Oberfläche und zu
niedrigem Preise herzustellen. Wenn übrigens der Bleigehalt der angegebenen
Mischungen nicht überschritten und die nicht zu dick aufgetragene Glasur bei heller
Rothglut eingeschmolzen wird, so ist dieselbe in gesundheitlicher Beziehung
vorwurfsfrei.
Kochgeschirre mit bleifreier Glasur ebenso
kochfeuerfest, so glänzend, haltbar und billig wie die erwähnten feineren
Kochgeschirre herzustellen, ist bis jetzt nicht möglich gewesen.
Unter den Geschirren mit bleifreier Glasur ist es das Bunzlauer Steingeschirr, auch Gesundheitssteingeschirr genannt, welches die meiste Verbreitung hat; in
manchen Gegenden ist es sogar das ausschlieſslich im Gebrauch befindliche
Kochgeschirr, nämlich dort, wo dasselbe erzeugt wird und seiner groſsen Billigkeit
halber kein Töpfer- resp. feines Kochgeschirr zur Concurrenz kommen läſst, so im
Norden von Böhmen, in Mähren, Schlesien und im Königreich Sachsen; von diesen
Gegenden wird es nach allen Theilen Europas ausgeführt.
Die Bunzlauer Geschirre zeigen nicht alle dieselbe Fabrikationsmethode; es gibt
vielmehr deren zwei ganz verschiedene, die ebenso verschiedene Geschirre liefern,
und welche durch ihr Aussehen auf den ersten Blick von einander zu unterscheiden
sind. Die erstere dieser beiden Methoden benutzt zur Masse einen stark mit
feuerfestem Sand, der mitten zwischen Stecknadelkopf- und Linsengröſse steht,
gemagerten feuerfesten Thon, zur Glasur einen sehr leichtschmelzigen Ziegellehm, mit einem bestimmten
Procentsatz Potaschelösung versetzt, und zum Brennen der Geschirre liegende Steinzeugöfen mit Holz-Feuerung. Die zweite Methode benutzt zur Masse feuerfesten Thon, mit
stecknadelkopfgroſsem Sand gemengt, zur Glasur einen leichtschmelzigen Lehm, mit
Potasche, Soda und Boraxlösung versetzt, und zum Brennen stehende Oefen mit Steinkohlen- oder Braunkohlen-Feuerung.
Die Herstellungsmethode mittels Holzfeuerung ist nur da lohnend, wo sich die
Rohmaterialien mit billigem Holz zusammen vorfinden, da sich bei dem
aufserordentlich niedrigen Preise der Geschirre dieselben nur in holzreichen
Gegenden, welche Lager feuerfester Thone haben, mit Vortheil herstellen lassen. Bei
den allmälig von Jahr zu Jahr sicher höher steigenden Holpreisen ist jedoch auch
dieser Methode ihr Todesurtheil schon gesprochen; man wird aber noch lange an
derselben festhalten, um so mehr, da sie sonstige Fabrikationsvortheile vor der
Steinkohlenfeuer-Methode voraus hat.
Der zur Masse verwendete Thon ist ein feuerfester Thon von bester Qualität, d.h. er
muſs in den höchsten in der Keramik erzeugten Hitzgraden stehen, kann sich jedoch in
diesen mit einer ganz beliebigen Farbe brennen, wie weiſs, hellgrau, grau, gelb.
Thone mit gröſserem Eisen- und Kalkgehalt, als ihn gute feuerfeste Thone besitzen,
sind daher nicht zu verwenden. Die besten Kapselthone gehören hierher. Als häufig
zur Fabrikation der Bunzlauer Geschirre dienende Thone, die in dieser ihrer
Verwendung auch eine gewisse Berühmtheit erlangt haben, sind die Camenzer und
Pilsner Thone zu erwähnen; sie werden auch zu diesem Zwecke, wenn auch nur in die
nähere Umgebung ihrer Fundorte versendet, da stets noch der Thon eher als das Holz
die hohen Transportkosten ertragen kann.
Diese Thone besitzen öfters bis zu 20 Proc. natürlichen mitgeführten Schlemmsand, den
man ihnen läſst. Die Thone werden durch grobe Siebe geschlemmt, welche allen Sand
durchgehen lassen und blos die mitgeführten Beimengungen, wie gröbere Steine, Holz,
Schwefelkiesknollen u.s.w. zurückhalten. Von Hause aus reine Thone, ohne wesentliche
Verunreinigungen, werden sie nach dem Zerkleinern, wobei man diese Unreinigkeiten
entfernt, im Wasser aufgeweicht. Die sich dann noch etwa vorfindenden fremden Stoffe
werden bei der späteren Verarbeitung der Masse, Treten und Schlagen, entfernt. Mag
nun der Thon gesiebt oder blos aufgeweicht werden, stets wird ihm eine bestimmte
Menge Sand, seltener Chamotte, als Magerungs- und feuerfester Stoff beigemischt. Es
hat dies den Zweck, die durch die hohe Einschmelztemperatur der Glasur
(Porzellanofenfeuer) stark beeinträchtigte Kochfeuerfestigkeit der Geschirre in
etwas wieder herzustellen. Sand wird der Billigkeit halber der Chamotte vorgezogen
und zwar, wenn solcher zu haben ist, sogenannter Flötzsand. Dieser hat vor allen
anderen Sandsorten den Vortheil des Mangels fremder Beimischungen, sowie auch noch den, daſs man
ihn durch Anwendung eines Gatters in beliebiger gewünschter Korngröſse haben
kann.
Die Menge des beizumischenden Sandes ist nun eine streng bestimmte. Je mehr man dem
feuerfesten Thone zumischen kann, um so besser und kochfeuerfester wird das daraus
hergestellte Geschirr, und wird die Menge desselben nur beschränkt durch die
Schwierigkeit der Verarbeitung sehr magerer Massen; über 40 Proc. geht man jedoch
nie. Von diesen 40 Proc. entfallen etwa durchschnittlich 20 auf den ursprünglichen
Sandgehalt des Thones und 20 auf den Zusatz. Von diesen letzteren 20 sind
durchschnittlich 10 in der Korngröſse des im Thon enthaltenden Sandes und 10 haben
die Korngröſse zwischen. Stecknadelkopf- und Linsengröſse. Es ist nämlich eine
sowohl hierbei, als auch bei der Kapselfabrikation bekannte Thatsache, daſs man
einem guten plastischen Thon je mehr je besser, bis zu einer gewissen Grenze,
magerndes Material einer gewissen Korngröſse zusetzen kann, daſs sich die Menge
Zusatz genau nach dessen Korngröſse richtet und daſs man von feinerem Korn mehr als
von grobem zusetzen kann. Ebenso bekannt ist es, daſs zur gewünschten Verbesserung
der Haltbarkeit der Kapseln sowie der Kochgeschirre eine stärkere Korngröſse in
bestimmter Menge erforderlich ist, und diese sind die zuletzt bemerkten 10 Proc.
Sand zwischen Stecknadelkopf- und Linsengröſse. Ueber diese 40 Proc. magernde Mittel
hinauszugehen, ist nicht möglich, da sich dergleichen Massen nur mit mit den
gröſsten Schwierigkeiten verarbeiten lassen. Das Untermischen des Sandes oder der
Chamotte unter den Thon geschieht allein durch Treten mit den Füſsen, da dies eine
alt hergebrachte Methode ist, an der man gern festhält, indem die Anlage eines
Thonmischers (Thonschneiders) bei dem kleinhandwerksmäſsigen Betriebe der Bunzlauer
Geschirrfabrikation für den Einzelnen zu hohe Kosten verursachen würde.
Die Glasuren dieser Geschirrsorte bestehen, wie schon bemerkt, aus Ziegellehm mit
Potaschelösung versetzt. Es ist nun nicht jeder Ziegellehm hierzu tauglich, und muſs
man in der Auswahl desselben, da in der Regel verschiedentliche Sorten zur Verfügung
stehen, sehr vorsichtig sein und keinen ohne vorheriges gründliches Durchprobiren
anwenden. Dasselbe geschieht bei eingerichteter und im Gange befindlicher
Fabrikation auf die Art, daſs man die Lehmsorten feinstens schlemmt und damit
ungebrannte und verglühte Stücke in verschiedenen Dicken begieſst und diese nach dem
völligen Durchtrocknen in den verschiedenen Ofenstellen dem Brande unterwirft. Der
reine, unversetzte Lehm, auf den dann die Wahl fällt, muſs spiegelglatt und in
reiner zusammenhängender Schicht von siegellackrother bis rothbrauner Farbe
einschmelzen.
Zum Untersuchen der Lehmsorten, ohne daſs ein Bunzlauer Geschirrbrennofen zur
Verfügung steht, wie z.B. bei Beginn der Einführung der Fabrikation, macht man
dieselben Versuche auf rohen und verglühten Thonstücken, auch auf rohen und
verglühten Porzellanscherben, und setzt diese Proben den starken Feuerstellen des
Porzellanbrennofens aus. Man findet dabei, daſs manche Sorten Lehm bei sonstigen
guten Eigenschaften, als billiger Preis, leichtes Schlemmen bei wenig Verlust,
glattes und glänzendes Einschmelzen, eine dunklere Farbe als die gewünschte zeigen;
sie sind deswegen wohl zu verwenden, da durch den später folgenden Potascheversatz
die Farbe nach dem Einschmelzen schon heller wird. Manche Lehme zeigen bei diesen
Versuchen eine dunkelschwarze Farbe, andere benetzen den Scherben nicht, d.h.
schmelzen in Tropfen, wieder andere zeigen Glasurrisse sogleich nach dem
Einschmelzen, andere sind völlig verschwunden und sind in die Masse eingesaugt. Die
dunkle Farbe verdanken die Lehme ihrer Schwerschmelzbarkeit, wobei die braunrothe
Eisenoxydfarbe nicht zum Vorschein kommen kann. Lehme, die sich vom Scherben
zurückziehen und in einzelnen Tropfen auf demselben einschmelzen, haben eine zu
geringe Schmelzbarkeit, die in dem unzureichenden Kalkgehalt ihren Grund hat. Das
völlige Eingesaugtwerden der Lehmsorten endlich liegt in deren zu groſser
Leichtflüssigkeit, in erster Linie in deren zu groſsem Kalkgehalt. Dieselben
schmelzen in minder hohen Temperaturen spiegelglatt und ganz wasserflüssig ein und
rinnen wie Wasser an den Seitenwänden der Geschirre herunter.
Es ist nun in der That äuſserst selten, daſs eine Lehmsorte keinen dieser besagten
Mängel zeigt; mit nur einem derselben ist sie für sich allein nicht zu verwenden,
und mischt man daher in der Regel mehrere Lehme zum Glasurversatz zusammen, so z.B.
einen schwarz- und schwerschmelzigen mit einem leichtschmelzigen, so daſs dadurch
der nothwendige Kalkgehalt im Mittel erreicht wird. Einige wenige
Versuchsmischungen, in den verchiedenen Ofentheilen gebrannt, führen stets zum
Ziele, und muſs man den so erhaltenen Versatz strenge beibehalten. Bei jeder neuen
Lehmzufuhr und noch mehr bei Lehmbezügen aus neuen Gruben darf man ebenfalls diese
Versuche nie unterlassen, da man sonst leicht in sehr groſse Verluste gerathen
kann.
Wie aus dem Vorhergehenden ersichtlich, schmilzt eine passende Lehmmischung, in der
richtigen Hitze eingebrannt, ohne jeglichen weiteren Zusatz der beliebten rothen,
stark deckenden Glasur ein; trotzdem setzt man eine Potaschelösung zu, und fragt es
sich demnach, welchen Zweck man damit verbindet. Mit dieser Lösung bleibt man
zwischen 10 und 20 Proc. des Lehmes, und wird der geschlemmte, hierauf getrocknete
und zerkleinerte Lehm unter Zusatz von Wasser mit der in kaltem oder heiſsem Wasser
gelösten Potasche gut vermischt. Hin und wieder gibt man auch etwas ganz fein
gesiebte Holzasche dazu, wodurch man neben der Beibringung von Potasche derselben
die Glasur zum Gebrauch körperlicher, d.h. zum Begieſsen mehr geeignet macht. Der Zusatz
der Potasche hat in der That einen doppelten Zweck; dieselbe bewirkt zunächst eine
Verseifung der durch das Berühren mit den Händen und durch sonstige Zufälligkeiten
auf die Oberfläche der zu begieſsenden Stücke gelangten Fette, wodurch die
Glasurschicht eine zusammenhängende, glatte wird, sodann eine Verseifung der von dem
Verglühen der Geschirre herrührenden, in der Oberfläche sitzenden öligen
Rauchproducte. Den besten Beweis hierfür liefert wohl die Thatsache, daſs
dergleichen Geschirr, in Kochgeschirr-, Steingut-, Porzellan- Steinzeugglasur
glasirt, nur mit sogen, zurückgezogener, in einzelnen Tropfen zusammengelaufener
Glasur aus dem Ofen erscheinen, während die Potascheglasur unter fast gleichen
Verhältnissen stets glatt und zusammenhängend einschmilzt.
Sodann hat die Potasche, als ein in Verbindung mit Kieselsäure leichtschmelziges
Material, den wesentlichen Zweck, zur Leichtschmelzbarkeit der Glasur beizutragen.
Ihre Wirkung ist in dieser Hinsicht nicht zu unterschätzen, obschon die unangenehmen
Zufälle, die durch den Potaschezusatz zuweilen eintreten, diese vergröſserte
Leichtschmelzigkeit in pecuniärer Hinsicht wieder gänzlich ausgleichen können. Man
sollte nämlich glauben, daſs man durch allmälig vergröſserten Potaschezusatz die
Leichtschmelzigkeit der Glasur immer mehr vergröſsern könnte, um schlieſslich zu
einer Glasur gelangen zu können, die in gleicher Temperatur wie die bleihaltigen
Kochgeschirrglasuren einschmilzt. Dem ist bei weitem nicht so. Die Potasche, als ein
in Wasser gelöster Stoff, geht bei den Glasuren zu einem beträchtlichen Theil in den
Scherben des Geschirres ein, bewirkt in demselben eine sehr frühe Sinterung während
des Brennens und schadet demnach der Güte des Geschirres ganz gewaltig. Durch eine
genaue Untersuchung der auf dem rohen oder verglühten Stück völlig eingetrockneten
Glasur auf ihren Potaschegehalt ist dies leicht nachzuweisen. Aber auch durch das
blose Anschauen des gebrannten Scherbens kann man sich schon von der Richtigkeit des
Gesagten überzeugen. Die von den beiden Glasurflächen berührten Scherbenflächen
zeigen dem blosen Auge eine viel dunklere Schicht, als die Mitte des Scherbens
selbst; letztere ist weiſs bis grau, während die mit der Glasur in Berührung
stehenden Flächen schwarz gesintert und unter der Loupe glänzend geschmolzen
erscheinen. In diesen Flächen ist demnach die Potasche blos bis zu einer gewissen
Tiefe von beiden Seiten eingedrungen und hat die Scherbenmitte nicht erreicht, daher
ihre Oberflächenwirkung. Glasuren mit mehr als oben angegebener Potaschelösung
verlieren selbstredend noch mehr Potasche an den Scherben, und diese Scherben sind
dann in ihrer ganzen Dicke schwarz geschmolzen und springen bei der leisesten
Berührung des Feuers. Selbst bei regelrechter Glasurzusammensetzung kann dieser
vergröſserte Potaschegehalt sich leicht von selbst einstellen, da die ruhende Glasur
sich in ihre beiden
Theile sondert; der geschlemmte Lehm geht zu Boden und die Potaschelösung ist oben.
Wird nun nicht durch langes Umrühren bei Beginn des Glasirens eine ganz
gleichmäſsige Mischung von Lehm und Potasche hergestellt, so wird also ein Theil des
Geschirres in einer lehmigen Potaschelösung, der andere Theil fast in reinem Lehm
glasirt und demnach ein gleichmäſsiges Geschirr unmöglich gemacht. Eine zu
Potasche-reiche Glasur zeigt auſserdem alle Nachtheile einer zu leicht flüssigen
Glasur, d.h. sie wird in den starken Feuerstellen von der Masse eingesaugt und durch
förmliches Aufkochen leicht blasig, zeigt also hierin die Eigenschaften aller
anderen zu leichtflüssigen Glasuren. Ein Mehr schadet also hierin erheblicher als
ein zu Wenig. Bei porös bleibendem, mit viel grobem Sand bezieh. Chamotte versetztem
Scherben geht man bis zur äuſsersten Grenze, 20 Proc., da ein solcher Scherben schon
mehr Potasche einsaugen darf, wie ein leicht sinternder, bei dem man nicht über 10
Proc. gehen kann.
Das Glasiren selbst geschieht theilweise auf rohem, ungebranntem, lederhartem
Geschirr, theilweise auf verglühtem Geschirr. Als Regel hierbei gilt, daſs die
kleineren Stücke, die sich mit einer Hand bequem fassen, drehen und schwenken
lassen, im lederharten Zustande, alle gröſseren Stücke dagegen im verglühten
Zustande glasirt werden. Das eigentliche Glasiren geschieht nun stets durch
Ausgieſsen des Innern der Gefäſse und durch Eintauchen mit der Oeffnung nach unten
zum Glasiren der Auſsenseite derselben, selbstredend in wohlgemischte Glasur. Bei
dem Ausgieſsen des Innern gieſst der Glasirer eine Quantität Glasur in das Stück und
dreht dasselbe, es mit der linken Hand haltend, so, daſs sie die ganze Innenseite
des Stückes benetzt, hält dabei die Oeffnung etwas nach unten geneigt, damit während
des Drehens die überschüssige Glasur in den Glasurbottich zurückläuft. Bei dem
unmittelbar hierauf folgenden Eintauchen behufs Glasirens der Auſsenseite hält der
Glasirer das Stück am Fuſs und drückt es in die Glasur mit der Oeffnung nach unten,
so daſs der Boden selbst nicht von Glasur benetzt wird, dieselbe jedoch bis gerade
an den Boden herangeht. Hierauf greift er mit der einen Hand in die Glasur, erfaſst
mit einem Finger derselben den Rand und hebt mit ihm und mit Hilfe der anderen den
Fuſs greifenden Hand das Stück in schräger Lage heraus. Die von beiden Händen
angegriffenen und von Glasur entblösten Stellen des Randes und Fuſses werden dann
mit dem in Glasur getauchten Finger betupft, und das Stück ist so fertig glasirt.
Diese Operation ist sehr einfach und geht bei einiger Uebung und Anwendung der
richtigen Handgriffe sehr rasch von Statten. Bei dem Glasiren des rohen Geschirres
ist der richtige Feuchtigkeitsgehalt desselben sehr zu beachten. Wie schon bemerkt,
ist der lederharte Zustand der beste; weichere Geschirre weichen gern völlig auf und
senken sich, trockene
lassen die Glasur gern vom Scherben abfallen. Es liegt dies daran, daſs die
Geschirre das Wasser der Glasur aufsaugen, und daſs nur bei langsamem Aufsaugen sich
letztere fest auf den Scherben auflegt und von demselben nicht leicht wieder
losgelöst werden kann, ähnlich den erdigen Begüssen, daſs sie sich aber bei
trockneren Scherben und rascher Wasseransaugung nur lose anlegt, und wenn nicht vor
dem Brennen, so doch während des Brennens sich losblättert. Die Glasurdicke ist
diejenige, in der die Porzellanglasur auf verglühtes Porzellan aufgetragen wird; die
roh glasirten Geschirre verlangen wegen der langsamen Wasserabsorption dieselbe
dicker eingestellt, als die verglühten Geschirre.
Nach dem völligen Trocknen der Geschirre, d.h. der Glasur und des Scherbens, folgt
das Einsetzen derselben in den Ofen. Bei demselben ist besonders zu beachten, daſs
die auf den mit feuerfestem Sand oder Chamotte bestreuten Boden gesetzten einzelnen
Geschirrsäulen sich bei der starken Schwindung, der der ganze Ofeninhalt unterworfen
ist, nicht legen bezieh. senken; zu dem Ende verbindet man stets drei oder vier
solcher benachbarten Säulen durch ein auf die zu oberst befindlichen Stücke
gesetztes gröſseres Stück, welches dieselben bedeckt und sie am Auseinandergehen
hindert. Wie hieraus ersichtlich werden die Geschirre, immer gleiche Gröſsen, auf
dieselbe Säule direct, ohne Kapseln in den Ofen gesetzt und so im freien Holzfeuer
gebrannt. Die Construction eines solchen Holzofens ist folgende. Ein länglich
viereckiger eigentlicher Ofenraum von den gleichen Proportionen wie die
Steinzeugöfen und die der ordinären Fayence hat zwischen sich und der Feuerung eine
sogenannte Aschenfangschicht, die aus einer doppelten Schicht kreuzweise gestellter
feuerfester Steine besteht. Es werden hierzu gewöhnlich rohe, noch nicht gebrannte
Steine verwendet, die dann so zu sagen kostenfrei gebrannt werden. Beide Schichten
reichen bis zum Gewölbe des Ofens und haben den Zweck, die mit der Flamme
mitgerissene Asche zum groſsen Theil in sich zurückzuhalten. Die Asche erzeugt
nämlich an ihren Anflugstellen schwarze Punkte in der sonst rothbraunen Glasur,
welche Wirkung in deren Mangangehalt liegt. Die Ofensohle liegt mit der Feuerung in
einer Horizontalen, und geht die Flamme durch den ganzen Ofenquerschnitt durch.
Die Feuerung ist eine Rostfeuerung und wird, wie bei den Holzöfen allgemein, das fein
gespaltene Holz durch eine vordere Oeffnung, nicht von oben, auf den Rost gebracht.
Der Ofen endet in einen Schornstein, der in der Regel auch noch bis zu Mannshöhe mit
zu brennendem Geschirr besetzt wird; auch besetzt man den zwischen den
Aschenfangschichten und Rost bleibenden schmalen Raum mit dem gröſseren Geschirr.
Das Feuern geschieht in der Weise, daſs man zu Anfang des Brandes sehr allmälig und
zu dem Ende dicke Holzstücke auflegt, weil das rohe, nicht verglühte Geschirr bei zu stark
einwirkender Flamme leicht Risse erhält. Man fährt mit dem langsamen Feuern bis zur
erreichten dunklen Rothglut fort und beginnt dann, mit fein gespaltenem trockenen
Holz anzulegen. Bei beginnender Weiſsglut überzeugt man sich von dem Stande der
Hitze durch das Herausnehmen von Probetassen, welche letztere ebenfalls in der
Lehmpotascheglasur glasirt sind und bei beendetem Brand eine vollkommen glatt
ausgeschmolzene Glasur zeigen müssen, die durch und durch schwarz gefärbt, jedoch an
einzelnen Stellen durchsichtig hell und farblos zu werden beginnt. Dieser Punkt
liegt über der Weiſsglut und ist ausgesprochene Orangegelbglut; dabei ist mit blosem
Auge nur schwierig und nur bei groſser Uebung den Ofeninhalt noch zu erkennen, und
bedient man sich allenthalben sowohl zum Herausnehmen der Probetassen, als auch zum
Beurtheilen des gleichmäſsigen Standes der Ofentemperatur der gefärbten Brillen,
die, nebenbei bemerkt, einen wirksamen Schutz der Augen dieser blendenden Hitze
gegenüber bilden. Zeigen die Probetassen die oben verlangte Eigenschaft, so läſst
man den Rostinhalt bis zum völligen Abgehen der Flamme verbrennen und vermauert die
Rostöffnung sehr sorgfältig, so daſs der Ofen nur ganz allmälig abkühlt. Bei
Beobachtung letzterer Maſsregel, die für das Gelingen des Brandes sehr wesentlich
ist, erhält man dann ein schön rothbraun gefärbtes Geschirr mit sattem Glänze.
(Schluſs folgt.)