Titel: | Ueber das Brennen von Ziegelsteinen im Ringofen; von Ferd. Fischer. |
Autor: | Ferd. Fischer |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 432 |
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Ueber das Brennen von Ziegelsteinen im Ringofen;
von Ferd. Fischer.
(Schluſs von S. 249 dieses Bandes.)
F. Fischer, über das Brennen von Ziegelsteinen im
Ringofen.
Die in beiden Oefen gebrannten Thone gehören, wie die eingelagerten Belemniten und
Ammoniten zeigen, der Kreideformation, und zwar der Thon bei Stöcken dem Gault, der
am Lindener Berge dem Hils an. Die bei 120° getrockneten Thone hatten folgende
Zusammensetzung:
Bestandtheile
Stöcken
Lindener Berg
Gesammt
Unlöslichin H2SO4
Gesammt
Unlöslichin H2SO4
Kieselsäure (SiO2)
54,01
18,81
59,91
37,17
Thonerde (Al2O3)
27,98
0,68
17,96
1,79
Eisenoxyd (Fe2O3)
2,10
Spur
1,09
Spur
Kalk (CaO)
2,85
–
8,21
Spur
Magnesia (MgO)
0,65
–
0,41
–
Alkalien
0,68
–
0,41
–
Kohlensäure (CO2)
1,94
–
6,02
–
Schwefelsäure (SO3)
0,56
–
0,46
–
Wasser
9,03
–
5,64
–
––––––
––––––
–––––––
––––––––
99,80
19,69
100,11
39,30
Berechnet man nach dem Vorschlage von Seger den in
Schwefelsäure löslichen Theil als Thonsubstanz, bei dem unlöslichen Theile aber für
je 1 Th. Thonerde 3,51 Th. Kieselsäure als den feldspathartigen Mineraltrümmern
entstammend, so ergibt sich folgende Zusammensetzung:
Bestandtheile
Stöcken
LindenerBerg
Quarz
16,42
30,90
Feldspathartige Mineraltrümmer
3,27
8,40
Thonsubstanz
80,31
60,70
Thonsubstanz
KieselsäureThonerdeEisenoxydKalkMagnesiaAlkalienKohlensäureSchwefelsäureWasser
43,8333,99 2,61 3,55 0,80 0,84 2,42 0,7011,26
37,2126,46 1,7713,43 0,67 0,67 9,83 0,73 9,23
Da das kohlensaure und schwefelsaure Calcium doch wohl nicht zu der eigentlichen
Thonsubstanz gehört, da ferner das kohlensaure Calcium einen unverkennbaren Einfluſs
auf den Brennproceſs ausübt, so sind diese besonders aufzuführen. Es ergibt sich dann
für beide Thone folgende Zusammensetzung:
Bestandtheile
Stöcken
LindenerBerg
Quarz
16,42
30,90
Feldspathartige Mineraltrümmer
3,27
8,40
Kohlensaures Calcium
4,45
14,10
Schwefelsaures Calcium
0,95
0,82
Thonsubstanz
74,91
46,78
Thonsubstanz
KieselsäureThonerdeEisenoxydMagnesiaAlkalienWasser
46,9636,42 2,80 0,87 0,9112,04
48,8334,81 2,37 0,89 0,8912,21
In der Thonsubstanz des ersten Thones kommen demnach auf 1 Mol. Al2O3 2,22 SiO2, in der des zweiten sogar 2,41; beide sind somit
Kieselsäurereicher als die Thonsubstanz der Kaoline, entsprechen dagegen den von Seger (S. 68) untersuchten Ziegelthonen. Der erste Thon
ist sehr fest und erfordert besonders starke Maschinen, erträgt dafür aber auch ein
rasches Brennen. Der zweite Thon erfordert beim Brennen ein langsameres Ansteigen
der Temperatur; in gleicher Weise wie der erste gebrannt, gibt er ungemein viel
Bruch, wohl in Folge seines wesentlich höheren Gehaltes an Kalk und Quarz.Ein Ziegelthon, der diese Eigenschaft, beim Brennen zu zerfallen oder doch zu
reiſsen, so hochgradig zeigte, daſs die Menge der brauchbaren Steine selbst
bis auf 5 Proc. herunterging, hatte nach C.
Holthof (Thonindustriezeitung, 1877 S.
447) folgende Zusammensetzung:Unzerlegbarer Rückstand, Sand 47,88Chemisch gebundene Kieselsäure 8,89Thonerde 3,71Eisenoxyd 1,23Eisenoxydul 0,86Kalk 17,91Magnesia 1,28Kali 0,68Natron 0,17Phosphorsäure 0,16Schwefelsäure 0,06Kohlensäure 14,39Wasser 2,88––––––100,00.Derselbe enthielt demnach 46 Proc. Quarz und
Mineraltrümmer, 31 Proc. kohlensaures Calcium und nur 12 Proc. Thonsubstanz.
In Folge des hohen Gehaltes an Quarz, der sich beim Glühen bekanntlich
ausdehnt, zeigten diese Steine auch keine Schwindung beim Brennen, sondern
eine Längenausdehnung von 1 Proc. Durch Zusatz von 10 bis 20 Proc. fetten
Thon wurde dieser Uebelstand gehoben.
Obgleich die Temperatur nicht bis zur eigentlichen Sinterung gesteigert wird, die
pyrometrische Stellung der Thone daher von geringerem Werthe ist, so zeigt doch das Verhalten des
Thones und der dem Ofen entnommenen Steine gegen Wasser und 2proc. Salzsäure, daſs
das Eisenoxyd vollständig, der Kalk aber wenigstens gröſstentheils durch den
Brennproceſs unlöslich geworden sind; das durch Austreiben der Kohlensäure gebildete
Calciumoxyd hatte demnach bereits mit der Kieselsäure und der Thonerde Verbindungen
gebildet, die in verdünnter Salzsäure nur noch theilweise löslich waren. 100 Th.
Thon vor (I) und nach dem Brennen (II) gaben an die genannten Lösungsmittel ab:
Stöcken
Lindener Berg
I
II
II
Wasser
1,42
0,41
1,49
0,31
Salzsäure
Thonerde (SiO2-haltig)EisenoxydKalkSchwefelsäureUnlöslich
2,120,322,760,56–
1,230 1,10 0,4596,90
2,380,208,190,48–
3,080 1,14 0,4895,16
–––––
–––––
99,68
99,86
Ein wesentlicher Gehalt des Ziegelthones an kohlensaurem Kalk in Stücken oder groben
Körnern ist bekanntlich sehr schädlich; an fein vertheiltem Kalk soll derselbe nach
Sauerwein (1862 165 38) nicht mehr als 25 Proc.
betragen. Nach II. Seger (Thonindustriezeitung, 1877 S. 139) werden aber selbst Thone mit 30 Proc.
kohlensaurem Kalk verwendet; doch zeigen diese stark kalkhaltigen Thone, namentlich
nach schwachem Brande, eine groſse Neigung zum Verwittern. Hieraus erklärt sich
auch, weshalb für Dachziegel die rothbrennenden, von kohlensaurem Kalk freien oder
doch daran sehr armen Thone vorzugsweise Verwendung finden, während die kalkreichen,
meist gelbbrennenden Thone sich hierzu gewöhnlich als völlig untauglich erweisen.
Zwar haben kalkreiche Thone die schätzenswerthe Eigenschaft, daſs sie sich leichter
verarbeiten lassen; da sie aber im Feuer nicht nur Wasser, sondern auch Kohlensäure
verlieren, so geben sie bei geringer Schwindung einen porösen Stein, aus dem aber
nur schwierig Klinker herzustellen sind. Die Thone stehen eben nicht im Feuer, d.h.
die Temperatur, bei welcher eine Erweichung, ein Schlieſsen der Poren und Bildung
einer porzellanartigen, dichten Masse entsteht, und diejenige, bei welcher eine
völlige Verflüssigung zu einer Schlacke erfolgt, liegen nahe bei einander, so daſs
im Allgemeinen eine gröſsere Uebung als bei andern weniger schnell erweichenden
Ziegeln dazu gehört, um Schmolz zu vermeiden und gerade vollkantige Klinker zu
erzeugen. Dieser Umstand erschwert sehr die Fabrikation wetterfesten Ziegelmaterials
aus kalkreichen Thonen; man ist deswegen vielfach gezwungen, um richtige Formate
einhalten zu können, bei Temperaturen stehen zu bleiben, welche den Steinen zwar die
charakteristische gelbe Farbe ertheilen, wodurch die Versinterung des Kalkgehaltes
mit den übrigen Bestandtheilen angezeigt wird, denselben aber noch ihren erdigen,
stark wassersaugenden Bruch zu lassen. Derartige Fabrikate, vielfach fälschlich
„Verblendklinker“ genannt, bilden die Hauptmenge des in Norddeutschland
zur Facaden-Verblendung benutzten hellfarbigen Ziegelmaterials, wiewohl die groſse
Porosität desselben es gerade für diesen Zweck sehr wenig geeignet macht. Soll aus
solchen Thonen ein wirklich wetterfester Stein hergestellt werden, so darf nach Seger der Gehalt an kohlensaurem Kalk 10 bis 15 Proc.
nicht wohl überschreiten.
Wichtig ist oft die Eigenschaft des Calciumcarbonates, den gewöhnlichen Ziegelthon
gelb oder gelbgrün zu färben. Während sich die reine Thonsubstanz weiſs brennt, wird
sie durch Eisenoxyd ziegelroth gefärbt, und zwar um so dunkler, je höher die
angewendete Temperatur ist, wie dies schon Remele (1868
189 388) gezeigt hat. Wird die Hitze noch weiter gesteigert, so wird die Färbung
grünlich, schlieſslich schwarz, nach Remele durch
theilweise Bildung von Oxydul (vgl. 1876 183 141). Enthält der eisenhaltige Thon
aber zugleich kohlensaures Calcium, so wird er bei schwachem Brande ebenfalls roth,
bei beginnender Sinterung aber fleischroth, weiſslich bis dunkelgelb, durch Bildung
eines gelblichen basischen Silicates von Kalk und Eisenoxyd; bei vollständiger
Verglasung tritt auch hier grüne bis schwarze Färbung ein (vgl. 1873 207 380). Nach
Versuchen von Seger tritt diese Gelbfärbung in
deutlicher Weise noch ein, wenn der Thon auf je 1 Proc. darin enthaltenes Eisenoxyd
wenigstens 3 bis 3,5 Proc. kohlensauren Kalk enthält. Die Gelbfärbung tritt bei um
so niedrigerer Brenntemperatur ein und ist um so heller, je mehr der Gehalt an
kohlensaurem Kalk dieses Minimum übersteigt, entsteht erst bei um so höherer
Temperatur und ist um so dunkler, ins Gelbrothe oder Gelbbraune fallend, je mehr
sich derselbe dem angegebenen Verhältnisse nähert. Ist der Kalkgehalt ein
geringerer, so vermag er zwar die rothe Färbung des Thones abzuändern, es gelingt
jedoch nicht, reine gelbe Färbung aus dem Brande hervorgehen zu lassen, und es
entstehen die unentschiedenen, wenig beliebten Zwischenfarben, welche die meisten
ordinären Ziegelfabrikate zeigen, und welche für die Zwecke des Rohbaues ganz
unbrauchbar sind. Dem entsprechend sind denn auch die Ziegel aus Stöcken hell
ziegelroth, die vom Lindener Berge an der Oberfläche fast weiſs, auf dem Bruche
hellroth.
Nicht selten zeigen Ziegelsteine nach einiger Zeit weiſsliche, gelbe, grüne, selbst
schwarze Ausschläge. Nach mehrfachen Untersuchungen von Seger (1873 207 385) 1877 224 231. 461)
bestehen die weiſsen Anflüge, namentlich bei schwachem Brande, aus den Sulfaten von
Magnesium, Calcium
und Natrium, aus Chlornatrium oder Natriumbicarbonat, welche schon im Thon
enthalten, oder auch durch das Wasser, den angewendeten Kalkmörtel oder Cement
zugeführt sind.Notizblatt des Vereines für Fabrikation von
Ziegeln, 1876 S. 39. 158. Thonindustriezeitung, 1877 S. 367. 423. 1878 S. 37.
Cohn fand in einem derartigen Thon 1,2 Proc. Gyps,
AronThonindustriezeitung, 1877 S. 147. in
einem rothen Stein, der einen dichten, weiſsen Anflug zeigte, 0,6 Proc. lösliche
Salze, bestehend aus 14,80 Proc. Aetzkalk, 10,96 Gyps, 16,20 Bittersalz, 16,34
Kochsalz und 42,21 Glaubersalz.
Grüne Ausschläge auf hellfarbigen Steinen an feuchten Stellen bestehen meist aus
Algenbildungen, oder sie sind bedingt durch einen Gehalt des Thones an Chrom.
Verblendsteine aus Braunkohlenthon aus der Nähe von Wittenberg zeigten nach Seger theils über ganze Flächen sich ausdehnend, theils
nur als Flecken, vornehmlich an Ecken und Kanten, nachdem sie einige Zeit den
Einflüssen der Witterung ausgesetzt waren, sehr intensive goldgelbe, unter der Loupe
als warzige Salzanhäufungen zu erkennende Ueberzüge, welche stellenweise in ein
lebhaftes Gelbgrün bis Grasgrün übergingen. Einige derartig gefärbte Steine
enthielten 0,16 Proc. in Wasser lösliche Salze bestehend aus:
Kali
19,82
Natron
3,17
Kalk
3,24
Magnesia
3,34
Thonerde und Eisenoxyd
0,77
Vanadinsäure
29,43
Molybdänsäure
1,12
Schwefelsäure
15,70
Kieselsäure
2,07
Chlor
2,63
Wasser
18,25
Unlösliches
0,46
––––––
100,00.
Diese gefärbten Ausschläge bestanden somit im Wesentlichen aus
vanadinsaurem Kalium, dessen gelbe Farbe durch Molybdänsäure theilweise in Grün und
Blau verwandelt war. Reducirende Verbrennungsgase und hohe Temperaturen machen diese
Vanadinverbindungen unlöslich und damit unschädlich.
Wie R. BiedermannDeutsche Töpfer- und Zieglerzeitung, 1878 S.
91. berichtet, ist ein Theil des Mauerwerkes der
Synagoge in Berlin mit schwarzen Flecken bedeckt. Die schwarze Masse besteht aus
Pilzen, die sich nur da angesetzt haben, wo der Mauerstein Auswitterungen von
kohlensaurem und schwefelsaurem Calcium zeigt. Die Flecke enthalten ferner Spuren
von Coniferenholz, selbst geringe Reste menschlicher Epidermis.
Bei den hier in Rede stehenden beiden Ziegelsteinen sind diese Untugenden nicht
bekannt, sie geben dem entsprechend an Wasser nur wenig Salze ab, vorwiegend Gyps; die Brenntemperatur
ist auch in dieser Hinsicht hoch genug gewesen.
Auſser der Zusammensetzung des Thones und der Brenntemperatur ist auch die
Beschaffenheit der Rauchgase von Einfluſs, namentlich auf die Farbe der Ziegel.
Seger (1873 207 382) hat bereits gezeigt, daſs die
dunkelrothe Färbung der Oberfläche gelber Steine durch die Aufnahme von
Schwefelsäure bedingt wird, welche aus dem Schwefel des Brennmaterials entsteht. Bei
hoher Temperatur und unter Einwirkung reducirender Gase wird die Schwefelsäure
wieder ausgetrieben, und die normale Färbung wieder hergestellt.Thonindustriezeitung, 1877 S. 22.
Diese Beobachtung wird von R. Biedermann und S. GabrielBerichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1877 S. 1548. bestätigt. Ein
rothgeflammter gelber Ziegelstein zeigte im Innern eine gleichmäſsige gelbe Farbe,
war aber an denjenigen Stellen der Oberfläche, die dem Anschein nach hauptsächlich
von den Feuergasen getroffen waren, dunkelroth gefärbt. Die Rothfärbung war bis zur
Dicke von höchstens 2 bis 3mm in die Masse
eingedrungen. Die Analyse des rothgefärbten und des gelben Theiles ergab folgende
Resultate:
Rother Theil
Gelber Theil
Kieselsäure
53,96
57,55
Thonerde
10,29
11,98
Eisenoxyd
6,25
10,05
Magnesia
1,76
1,51
Kalk
16,70
17,85
Schwefelsäure
11,10
0,88
––––––––––––––––––––––––
100,07
99,53.
Einige Rothfärbungen scheinen von flüchtigen Eisenverbindungen herzurühren.
Zuweilen bilden sich durch Einwirkung der schwefligen Säure des Brennmaterials, die
dann rasch in Schwefelsäure übergeht, auf die Ziegel wasserlösliche Sulfate von
Magnesium, Calcium u. dgl., die Veranlassung zu Ausglühungen geben, wenn sie nicht
im weiteren Verlaufe des Brennprocesses durch hinreichende Hitze wieder zersetzt
werden. Wie die Analyse zeigt, hatten die beiden hier untersuchten Ziegel nach dem
Brande sogar noch etwas weniger Schwefelsäure als der wasserfrei gedachte Thon; die
während des Vorwärmens aufgenommene Schwefelsäure war demnach wieder
ausgetrieben.Obgleich demnach beide Oefen groſse Mengen SO2 in die Luft lassen, der erste Ofen mit jährlich 6 bis 7
Millionen Steinen über 3000k, so zeigen
doch die in unmittelbarer Nähe stehenden Bäume und Feldfrüchte nicht die
Spur einer Zerstörung. Eine kleine Ziegelei bei Herrenhausen dagegen hat
zwei gewöhnliche Oefen, die Rauchgase treten aus zwei Reihen Schornsteinen,
die sich kaum über das Dach erheben, direct ins Freie und werden durch
Westwinde über die 20m entfernte
Landstraſse geführt. Durch Einfluſs desziemlich stark nach schwefliger Säure
riechenden Rauches sind bereits 2 Ebereschen und zwei Pappeln ganz
abgestorben, 2 andere Pappeln zeigen in diesem Frühjahr nur vereinzelte
Blätter (vgl. 1876 220 87).
Der Einfluſs der übrigen Bestandtheile der Verbrennungsgase auf die Färbung der Thone
ist namentlich von SegerNotizblatt des Vereines für Fabrikation von
Ziegeln, 1876 S. 278. Thonindustriezeitung, 1877 S. 21. 344.
untersucht. Danach werden gelbbrennende, Eisen- und Kalkhaltige Thone bei
vorherrschendem Gehalt der Feuergase an überschüssigem Sauerstoff bei Dunkelrothglut
schmutzigroth, dann fleischroth und bei starker Rothglut gelb mit einem Stich ins
Braune. Reducirende Gase (Wasserstoff, Kohlenwasserstoffe, Kohlenoxyd) bewirken
Schwärzung, welche bei Luftzutritt wieder in die für das Glühen in der Luft
charakteristischen Farben zurückkehrt. Nach einer vorhergegangenen Reduction sind
die durch die Wirkung von Sauerstoff wieder hervortretenden Farben jedoch heller,
ins Weiſsliche oder Gelbgrünne gehend, als ohne eine solche. Eine zeitweilig
reducirende Flamme im Ofen trägt demnach wesentlich dazu bei, die helle Farbe der
kalkhaltigen Thone zu entwickeln.
Kalkfreie, eisenhaltige Thone brennen sich bei überschüssigem Sauerstoff rein roth,
und zwar um so stärker, je höher die Temperatur ist. Reducirende Gase führen diese
rothe Farbe, durch Reduction des Eisenoxydes in Eisenoxydul und metallisches Eisen
in Sammetschwarz über (vgl. 1872 206 347). Werden diese schwarzen Steine an der Luft
geglüht, so kehrt die rothe Farbe zurück, doch nicht so schön als bei
ausschlieſslich oxydirender Flamme, so daſs hier zur Entwicklung reiner Farben die
Einwirkung reducirender Gase vermieden werden muſs. Daher ist auch der Vorschlag von
H. DübergNotizblatt des Vereines für Fabrikation von
Ziegeln, 1877 S. 193., statt der
atmosphärischen Luft, welche bei Ringöfen die abkühlenden Steine durchstreicht,
Generatorgase hindurchzuleiten, auf die glühenden Steine also reducirende Gase
einwirken zu lassen, unpraktisch.
Weiſs- oder gelbbrennende, Kalk-freie und Eisen-arme Thone erhalten durch reducirende
Gase ebenfalls schwärzliche Färbung. Der Thon von Greppin zeigte sich unter der
Einwirkung von reinem Wasserstoff nach dem Erhitzen bei dunkler Rothglut
hellaschgrau und hatte einen Gehalt von 1,69 Proc. Eisenoxyd und 1,01 Proc.
Eisenoxydul; nach längerem Erhitzen bei heller Rothglut war er dunkelaschgrau und
enthielt 1,81 Proc. Eisenoxydul und 0,34 Proc. metallisches Eisen. Auch diese
Graufärbung verschwindet unter Luftzutritt sehr schnell wieder, jedoch kommen nicht
wieder die ursprünglichen Nuancen zum Vorschein, wie bei dem Glühen des Thones an
der Luft, sondern merklich verblaſst. Das Fleischroth, welches die niedrigen
Temperaturen kennzeichnet, ist in weiſslich Gelb verwandelt, während bei höherer
Temperatur ein reines Gelb erscheint. Wie bei dem ersterwähnten Thon muſs demnach
auch hier eine zeitweilig reducirende Atmosphäre im Ofenraum zur Entwicklung der
gewünschten gelben Farbe beitragen. Bei überschüssigem Sauerstoff weiſsbrennende,
eisenarme Thone werden durch reducirende Gase hellgrau, durch Glühen bei Luftzutritt
wieder weiſs. –
Gleichzeitig mit den S. 248 mitgetheilten Temperaturbestimmungen wurden auch die
Rauchgase der beiden Oefen untersucht. Dieselben wurden mittels 1cm,5 weiter schmiedeiserner Rohre abgesaugt, die
in einer auf die Schürlöcher gut passenden Blechkapsel befestigt waren, und von
denen das eine 0m,3 unter dem Gewölbe, das andere
0m,3 über dem Boden mündete. Die Gase wurden
mit dem früher (*1878 227 259) beschriebenen Apparate untersucht, nachdem sie zur
Abscheidung des Ruſses ein langes, mit Baumwolle gefülltes U-Rohr durchstrichen
hatten. Da hier die Gase so viel Wasser enthielten, daſs sie im Rohre Tropfen
absetzten, so war die Anwendung von Wasser im untern Theile des U-Rohres
überflüssig. Es muſs aber nochmals hervorgehoben werden, daſs bei Untersuchung der
Rauchgase aus Dampfkesselfeuerungen u. dgl. stets für vollständige Sättigung, bevor
dieselben in den Apparat treten, zu sorgen ist.
Alberti und HempelTechnische und gewerbliche Mittheilungen des
Magdeburger Vereines für Dampfkesselbetrieb, 1877,
Beilage. wollen sonderbarer Weise die Gase wasserfrei
untersuchen, saugen sie daher durch ein Chlorcalciumrohr an und verwenden als
Sperrflüssigkeit Glycerin. Da die angewendete Natronlauge jedenfalls eine gewisse
Spannung hat, so muſs auf diese Weise stets zu wenig Kohlensäure und zu viel
Stickstoff gefunden werden. Daſs auſserdem Glycerin als Sperrflüssigkeit viel
weniger bequem ist als Wasser, liegt auf der Hand.
Bei Anstellung der ersten Versuchsreihe am 24. Juli 1877 waren
die Schürlöcher der Kammern 12 und theilweise 13 geöffnet, 2 stand im Vollfeuer und
aus 6 und 7 wurden die Gase abgesaugt. Die Zusammensetzung der 0m,3 unter dem Gewölbe durch das kurze Rohr
abgesaugten Gase ist mit k, die der Gase von der Ofensoole mit 1 bezeichnet. Am
folgenden Tage war Kammer 14 offen, 3, dann 4 war im Vollfeuer, die Gase wurden aus
8 abgezogen. Bei Ausführung der Versuche an dem zweiten Ringofen waren die
Schürlöcher der Kammer 1 offen, von 4 g i bis 7 d f, später bis g i wurde geheizt,
die Gase wurden aus 9 und 10 abgesaugt. (Vgl. Tafel 14).
Zunächst ergibt sich aus den Analysen, daſs der Kohlensäuregehalt der vom Boden
abgesaugten Gase wesentlich gröſser ist als unter dem Gewölbe, sodann, daſs
Kohlenoxyd nur auftritt, wenn die Gase unmittelbar von den eingestreuten Kohlen
entnommen werden. In der That sind die Bedingungen für eine vollständige Verbrennung
ungemein günstig, da nicht nur die zu den Kohlen hinzutretende atmosphärische Luft stark vorgewärmt
wird, sondern auch die Flammen durch heiſse Steine hindurchstreichen, ehe sie zum
Sammelkanal kommen. Da somit bei Ringöfen selbst vorübergehend kaum von reducirender
Feuerung die Rede sein kann, wodurch die durch schwefelhaltige Kohlen veranlaſsten
Miſsfärbungen beseitigt würden, so sind im Allgemeinen im Ringofen reinfarbige
Verblendsteine schwieriger herzustellen als in anderen Oefen.
Ringofen bei Stöcken, 24. Juli 1877.
Ofen-theil
Zeit
CO2
CO
O
N
Bemerkungen
Uhr
Min.
14
8
50
0,8
0
20,2
79,0
Vom Boden
5 a
9
45
4,1
0
16,6
79,3
k
10
0
7,5
0
12,9
79,6
l
10
4,4
0
16,4
79,2
k
11
0
9,1
0
11,4
79,5
l
5
5,1
0
15,6
79,3
k
10
11,7
0
8,7
79,6
l Bald nach dem Schüren
18
6,0
0
14,6
79,4
k
28
11,1
0
9,3
79,6
l Bald nach dem Schüren
37
5,2
0
15,6
79,2
k
45
9,6
0
10,9
79,5
l
5 c
12
0
5,8
0
14,8
79,4
k
Ringofen bei Stöcken, 25. Juli 1877.
2 i
1
50
1,1
0
19,9
79,0
k
57
1,3
0
19,6
79,1
l
7 b
15
3,0
0
17,9
79,1
k
30
7,8
0
12,9
79,3
l
36
3,4
0
17,6
79,0
k
42
7,7
0
12,6
79,7
l
48
3,4
0
17,3
79,3
k
3
3
7,5
0
13,0
79,5
l
7 d
12
8,3
0
12,3
79,4
l
17
3,0
0
17,9
79,1
k
22
7,8
0
12,8
79,4
l
28
3,2
0
17,6
79,2
k
33
10,0
0
10,2
79,8
l Gleich nach dem Schüren
39
3,8
0
17,0
79,2
k
6 i
50
4,8
0
15,9
79,3
k
57
11,8
0
8,4
79,8
l
4
3
5,4
0
15,2
79,4
k
12
11,8
0
8,2
80,0
l
17
5,8
0
14,9
79,3
k
23
11,2
0
9,2
79,6
l
28
6,2
0
14,5
79,3
k
6 k
37
3,2
0
17,7
79,1
k
45
12,2
0
8,0
79,8
l
52
6,0
0
14,8
79,2
k
58
9,8
0
10,6
79,6
l
5
5
4,8
0
16,1
79,1
k
15
14,2
0,5
5,8
79,5
l Unmittelbar n. d. Schüren
24
5,0
0
15,8
79,2
k
31
10,2
0
10,1
79,7
l
40
11,2
0
9,1
79,7
l
Ringofen bei Linden, 29.
September 1877.
Ofen-theil
Zeit
CO2
CO
O
N
Bemerkungen
Uhr
Min.
9 k
10
2
2,3
0
18,7
79,0
k
10
7,3
0
13,8
78,9
l
20
2,1
0
18,9
79,0
k
25
4,8
0
16,1
79,1
l
35
5,4
0
15,4
79,2
l
44
2,4
0
18,6
79,0
k
55
2,6
0
18,3
79,1
k
11
1
7,0
0
13,8
79,2
l Geschürt
8 a
35
10,7
0
10,0
79,3
l
42
5,6
0
15,3
79,1
k
48
7,6
0
13,5
78,9
l
54
4,5
0
16,4
79,1
k
12
0
7,6
0
13,2
79,2
l
6
5,5
0
15,5
79,0
k
12
7,0
0
13,9
79,1
l
17
7,9
0
13,2
78,9
k Gleich nach dem Schüren
24
8,2
0
12,7
79,1
l
30
4,7
0
16,2
79,1
k
8 f
39
4,3
0
16,7
79,0
k
45
18,4
0
2,2
79,4
l Bald nach dem Schüren
51
5,0
0
16,0
79,0
k
59
6,2
0
14,6
79,2
l
1
5
9,4
0
11,5
79,1
l Geschürt
13
4,2
0
16,9
78,9
k
19
6,8
0
14,4
78,8
l
8 c
26
8,5
0
12,4
79,1
l
32
4,8
0
16,3
78,9
k
40
6,7
0
14,3
79,0
l
46
6,2
0
14,7
79,1
l Geschürt
52
10,6
0
10,2
79,2
l
2
0
8,4
0
12,5
79,1
l
7 h
14
7,7
0
13,3
79,0
k
20
10,1
3,8
8,1
78,0
l Unmittelbar nach starkem Schüren d. betreff. Oeffnung
46
3,2
0
17,8
79,0
k
56
3,1
0
17,7
79,2
k
Im ersten Ofen werden 1000 Ziegelsteine mit 180k
westphälischer Gruſskohle (I) gebrannt, im zweiten wird Kohlengrufs (II) von
Rhein-Elbe verwendet. Die beiden Kohlen hatten folgende Zusammensetzung:
I
II
Wasser
3,07
2,89
Flüchtige Stoffe
12,60
14,19
Koke
74,33
72,92.
Die erste Kohle gibt eine fast sandige, die zweite eine ziemlich feste Koke. Bei 120°
getrocknet, hatten beide Kohlen folgende Zusammensetzung:
I
II
Kohlenstoff
72,98
73,48
Wasserstoff
3,80
4,33
Schwefel
1,40
1,39
Sauerstoff (und Stickstoff)
11,53
14,00
Asche
10,29
6,80.
Die Versuche werden fortgesetzt.