Titel: | Carl Bender's Glasverkittungsapparat. |
Fundstelle: | Band 228, Jahrgang 1878, S. 495 |
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Carl Bender's Glasverkittungsapparat.
Mit Abbildungen auf Tafel
36.
Bender's Glasverkittungsapparat.
Der von Carl Bender in Sonnenberg bei Wiesbaden erfundene Glasverkittungsapparat (D. R. P. Nr. 78 vom 10.
Juli 1877) gestattet das Einlegen des Kittes in die Fensterfalze rascher und besser,
als dies von Hand möglich ist.
Der in Fig. 1
bis 3 Taf. 36
im Verticalschnitt, geschlossen und geöffnet dargestellte Apparat besteht aus einem
Cylinder mit Kolben und Kolbenschraube, einem Trichter und einem Mundstücke. Der
messingene Cylinder dient zur Aufnahme der Kittmasse, welche durch den luftdicht in
dem Cylinder sich bewegenden Kolben in den messingenen Trichter vorgeschoben wird,
aus welchem sie dann durch das Mundstück hervortritt. (Man verwendet hierbei
möglichst weichen Kitt.) Behufs Offnen und Füllen des Apparates ist der Trichter mit
dem Cylinder durch Gelenke verbunden. Die an dem Schluſshaken des einen Gelenkes
angebrachte Schraube x dient zur Sicherung des festen
Verschlusses derart, daſs, wenn der Schluſshaken etwas zu leicht gehen sollte, diese
Schraube so weit angezogen wird, bis sie den Zapfen y
schwach berührt. Das Mundstück d ist zum Eindrücken und
Abstreichen des aus dem Apparate austretenden Kittes in den Kittfalz bestimmt., kann
abgeschraubt und durch zwei dem Apparate weiter bei gegebene, verschieden profilirte
Mundstücke ersetzt werden.
Nachdem vor dem Gebrauche des Apparates Kolben und Schraube gut geölt sind, versieht
man zuerst den Trichter mit Kitt, bringt dann, indem man den Schraubengriff erfaſst,
durch leichtes Herumschwenken den Kolben an den Boden des Cylinders und füllt diesen
ebenfalls mit Kitt. Man hält nun mit der linken Hand den Apparat etwa rechtwinklig
auf den Kittfalz und setzt mit der rechten Hand die Schraube in leichte Bewegung,
wobei der ganze Apparat, unter gleichzeitiger Umdrehung der Schraube, je nach
Bedürfniſs vor- oder rückwärts bewegt wird. Das Mundstück drückt den so
ausströmenden Kitt nicht nur fest und gleichmäſsig in den Kittfalz, sondern streicht
denselben auch fertig und sauber ab. Etwa 6cm von
der Sprossenecke ist mit der Vorwärtsbewegung des Kolbens nachzulassen, damit jetzt
nicht mehr überflüssiger Kitt austritt. Auch bewirkt eine kleine Rückwärtsbewegung
des Kolbens in diesem Augenblick das Zurückziehen des Kittes aus dem Mundstücke,
wodurch die Reinlichkeit des Apparates noch erhöht wird. Da derselbe ebenso gut mit
der rechten Hand gehalten und der Kolben mit der linken bewegt werden kann, so kann
man von jeder Stellung aus ebenso bequem als schnell und sauber arbeiten. Ein jedem
Apparat beigegebener Spatel dient einestheils zum Füllen desselben und anderntheils
zum Reinigen des Trichters nach dem Gebrauche, wenn längere Unterbrechung des
Verkittens eintreten sollte.
Daſs die unteren Fenstertheile bei der jetzt gewöhnlichen Arbeit
abfaulen und der Kitt frühzeitig abfällt, erklärt sich, wie Bender u.a. bemerkt, daraus, daſs die unteren Wetterschenkel nicht nur dem
Verwittern an ihrer Auſsenseite besonders stark ausgesetzt sind, sondern namentlich
auch der Einwirkung des auf der innern Fensterseite herabrinnenden Schweifswassers.
Diesem Uebelstande kann nun gesteuert werden, wenn man vor dem Einlegen der Scheiben
eine Schicht guten, d. i. weichen Kittes in den Falz bringt. Durch Andrücken des
Glases an die Kittschicht wird die Scheibe selbst ohne Heftstifte schon
festgehalten; ist sie nun auch auf der Auſsenseite verkittet, so ist der Falz dicht
verschlossen und das Scliweiſswasser wird nicht mehr zwischen Holz und Glas
eindringen, sondern über den Wetterschenkel ablaufen. Das Einlegen der Kittschicht
ist zwar nichts Neues; aber es war, namentlich wenn es mit weichem Kitt, welcher am
haltbarsten ist, ausgeführt werden sollte, eine langweilige, daher fast gar nicht
ausgeführte Handarbeit. Der oben beschriebene Apparat, dessen Handhabung rasch zu
erlernen ist, soll nun die gestellte Aufgabe befriedigend erfüllen; derselbe ist mit
Zubehör von Louis Reuleaux in Mainz für 30 M. zu
beziehen.