Titel: Ueber das Brennen von Thonwaaren, Kalk, Cement und Gyps.
Fundstelle: Band 233, Jahrgang 1879, S. 382
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Ueber das Brennen von Thonwaaren, Kalk, Cement und Gyps. (Fortsetzung des Berichtes Bd. 232 S. 423.) Mit Abbildungen auf Tafel 36. Ueber das Brennen von Thonwaaren, Kalk, Cement und Gyps. Der Kanalofen von J und C. J. FosterEngineer, * 1878 Bd. 46 S. 385. unterscheidet sich, wie der Durchschnitt Fig. 1 Taf. 36 zeigt, von dem Bock'schen Kanalofen (1879 232 428) im Wesentlichen nur durch die etwas abgeänderte Construction der auſser den Einstreuöffnungen c vorhandenen seitlichen Rostfeuerung f, von welcher an jeder Seite vier vorhanden sind, und des Sandverschlusses d. Um ein besseres Austrocknen der Ziegel zu erreichen und die Condensation der Verbrennungsgase auf den kalten Steinen zu verhüten, wendet O. Bock in Braunschweig (*D. R. P. Nr. 522 vom 17. Juli 1877) den auf Taf. 36 in Fig. 2 im senkrechten, in Fig. 3 im horizontalen Schnitt gezeigten Trockenapparat an. Am Schornsteinende des Ofenkanales ist ein eiserner zweiter Kanal ab von gleichem Querschnitt wie der Ofenkanal eingesetzt. Er wird von dem bei b sich erweiternden Ofenkanal so umschlossen, daſs zwischen den seitlichen und oberen Wänden beider die Zwischenräume c gebildet werden, welche bei d mit dem Schornstein in Verbindung stehen. Die Heizung des Ofens erfolgt mittels 4 Generatoren G (Fig. 3 und 4) durch die Oeffnungen v. Die Feuergase erwärmen zunächst die ihnen entgegengeführten Steine und treten bei b in die Zwischenräume c, durch welche dieselben, den eisernen Kanal von drei Seiten umspülend, in den Schornstein S (Fig. 2) gelangen. Die aus den dadurch erwärmten Steinen entwickelten Wasserdämpfe werden theilweise bei b durch den Schornstein mit den Feuergasen abgesaugt; die übrigen entweichen aus den Schloten r1 bis r4. Das Austrocknen kann dadurch beschleunigt werden, daſs man bei a unter die Wagenreihe vorgewärmte Luft treten läſst, während selbstverständlich die Verschluſsthür nur beim Einschieben eines neuen Wagens geöffnet wird. Die Flugasche wird durch die Thüren t entfernt, der Zug durch die Schieber s geregelt (vgl. * 1876 221 520). Ein von O. Bock (* D. R. P. Nr. 2316 vom 10. Februar 1878) construirter Trockenofen ist kaum verschieden von dem Büssing'schen für Bleiweiſs (vgl. * 1877 224 293). Der Ofen für Thonwaaren von H. Düberg in Berlin (* D. R. P. Nr. 1048 vom 10. Juli 1877), welcher in Fig. 5 bis 7 Taf. 36 im Grundriſs, Längsschnitt und Querschnitt I-II dargestellt ist, soll die Vorzüge des Kanalofens mit denen des Ringofens vereinigen. Der Brennraum besteht aus den beiden gewölbten Kanälen A und B mit den durch Schieber S verschlieſsbaren Verbindungskanälen P und Q. Die Wagen werden auſserhalb des Ofens mit den zu brennenden Steinen besetzt, beladen in den Brennkanal geschoben, dann aber zum Unterschiede von dem Bock'schen Kanalofen (*1875 216 200), während des Brandes stehen gelassen, so daſs sich die aus Wagen gebildete Ofensohle während des Brennprocesses in Ruhe befindet, während das Feuer, wie beim Hoffmann'schen Ringofen vorschreitet. Der Abschluſs des Brennkanales nach unten geschieht mittels Sandnuthen c und Dichtung der Berührungslinien zweier Wagenplatten F mittels Lehm. Sind die Brennkanäle auf diese Weise mit Steinen gefüllt und nach unten gehörig gedichtet, so werden die Querwände V und W aufgeführt; dann wird die Feuerung auf dem Roste E mit Schmauchfeuer begonnen und allmälig zum Vollfeuer verstärkt. Von jedem der beiden Brennkanäle führen eine Anzahl mittels Ventile verschlieſsbarer Füchse C in den Rauchsammler D, welcher mit dem Schornstein G in Verbindung steht. Während nun auf dem Roste E das Schmauchfeuer unterhalten wird, sind alle Füchse des Brennkanales A geöffnet, der Schieber des Verbindungskanales P dagegen ist geschlossen. Nun schlieſst man die genannten Füchse, mit Ausnahme des letzten vom Verbindungskanale P ausgehenden, und geht zum Vollfeuer über. Sind dadurch die Ziegel der ersten zwei bis drei Wagen in Glut gebracht, so setzt man wie beim Ringofen die Befeuerung durch die im Gewölbe des Brennkanales angebrachten Heizlöcher b (Fig. 6 und 7) fort. Die Entfernung derselben in der Längsrichtung des Brennkanales ist genau gleich der Länge der Wagen F, so daſs die eingeworfenen Brennstoffe in die 10 bis 20cm breiten Zwischenräume der auf die einzelnen Wagen geschichteten Steine fallen. Ehe man jedoch in dieser Weise mit der Befeuerung das Ende des Brennkanales erreicht, wird der Schieber der Verbindung P gezogen und Q geschlossen, ferner der letzte Fuchs des Brennkanales A geschlossen und das Ventil sämmtlicher Füchse C von B geöffnet, um so in bekannter Weise das Feuer in den Kanal B überzuleiten. Nun wird die Wand W abgebrochen und ein Wagen nach dem andern mit den gebrannten Steinen des Kanales A herausgezogen, um in passender Weise abgeladen zu werden. Ist so dieser Kanal geleert, so wird er in der vorhin angegebenen Weise von Neuem gefüllt, durch eine frische Wand W geschlossen, der Schieber des Verbindungskanales Q nach P versetzt u.s.f. Um nach Belieben mit oxydirender oder reducirender Flamme arbeiten zu können, sind die beiden Gasgeneratoren J (Fig. 5) angebracht. Um z.B. reducirendes Feuer zu erzielen, wird das Gas durch die gebrannten, abkühlenden Steine im ganzen Querschnitt des Brennkanales dem Feuer zugeführt, während der Zutritt der atmosphärischen Luft hier abgeschnitten ist. Die zur Verbrennung des Generatorgases nöthige Luft wird vielmehr erst dort in den Brennkanal eingelassen, wo die Verbrennung desselben stattfinden soll, also jedesmal da, wo vorhin das Brennmaterial eingeworfen wurde. Um den Luftzutritt von hinten abzuschneiden, schlieſst man den Brennkanal an einer geeigneten Stelle zwischen den fertig gebrannten abkühlenden Waaren der Quere nach durch Einschütten von Sand durch eine Heizlöcherreihe oder durch einen Schieber ab. Die Zuleitung des Gases geschieht durch zwei oben auf dem Ofen gelegenen Kanäle H, welche mit zahlreichen durch Deckel luftdicht verschlieſsbaren Oeffnungen a (Fig. 7) versehen sind. Soll das Gas in den Ofen eintreten, so hebt man einige Deckel der Oeffnungen a eines Gaskanales H ab und setzt diesen mittels der darüber gelegten Kapseln k aus Eisen oder gebranntem Thon mit den nächst gelegenen Oeffnungen b im Gewölbe des Brennkanales in Verbindung. In diesem bewegt sich das Gas nun langsam in der Richtung des Zuges fort, durchstreicht die gebrannten, in der Abkühlung begriffenen Steine, um an gewünschter Stelle durch die mittels der eingesenkten durchbrochenen Röhren e (Fig. 7) aus feuerfestem Material eingeführte Luft ganz oder theilweise verbrannt zu werden. – Um dagegen mit oxydirender Flamme zu brennen, läſst man die atmosphärische Luft, wie vorhin bei der directen Befeuerung von hinten zutreten, das Gas dagegen erst dort, wo der Brennproceſs stattfinden soll. Ein. Abschluſs des Brennkanales hinter dem Feuer ist hierbei offenbar nicht nöthig; das Gas kann, wie vorhin die Luft durch die Löcher b im Gewölbe des Brennkanales, mittels durchlöcherter Röhren e eingeführt werden. Man schreitet mit den Zuführungsstellen des Gases und der atmosphärischen Luft in der Richtung des Zuges fort, wie es bei der zuerst beschriebenen directen Befeuerung mit dem Aufgeben des festen Brennmaterials geschah.Vgl. Notizblatt des Vereines für Fabrikation von Ziegeln, 1877 S. 293. Nach dem Zusatzpatent *Nr. 2860 vom 27. März 1878 schlägt Düberg einen aus vier in quadratischer Grundriſsform angeordneten Brennkanälen bestehenden Ofen vor. Jeder Brennkanal ist wie bei dem vorhin beschriebenen Ofen mit einem Schienengeleise versehen, welches sich durch eine Thüröffnung in der Umfassungsmauer nach auſsen fortsetzt und auf dem sich die Wagen bewegen. Die vier Brennkanäle bilden demnach zusammen einen in sich zurückkehrenden quadratischen Ring. Neuerungen am Ringofen. P. Goldbeck in Pankow (* D. R. P. Nr. 4133 vom 4. Juni 1878) berichtet, daſs die bisherigen Schmauchvorrichtungen bei Ringöfen (vgl. *1879 232 426) mangelhaft seien, da die heiſse Luft sich an der Decke des Ofens halte, das Austrocknen der frisch eingesetzten Steine daher sehr unregelmäſsig geschehe. Zur Vermeidung dieses Uebelstandes bringt er zwischen die auszuschmauchenden Gegenstände in Entfernungen von etwa 1m quer durch den Ofen Schieber o (Fig. 8 Taf. 36), welche entweder durch Thüren oder durch im Gewölbe des Ofens angebrachte Schlitze eingesetzt und herausgenommen werden und abwechselnd oben und unten Oeffnungen haben, so daſs die Feuergase auf- und absteigen müssen, bis sie zum Fuchs h gelangen. Für feine Thonwaaren, Kalk und Cement mauert man aus Chamottesteinen fegte Quermauern i in den ganzen Brennraum des Ofens, wie der Längsschnitt Fig. 9 und Horizontalschnitt Fig. 10 Taf. 36 zeigen. Diese unmittelbar unter die Schürlöcher aufgeführten Doppelmauern können gleichzeitig als Heizschächte benutzt werden (vgl. *1879 232 425). H. SegerThonindustriezeitung, 1878 S. 443. Notizblatt des deutschen Vereines für Fabrikation von Ziegeln. 1879 S. 87 und 102. hat die Rauchgase einer Anzahl Oefen zum Brennen von Thonwaaren untersucht; wir entnehmen diesen längeren beachtenswerthen Arbeiten die Tabelle auf S. 386 über die Gase eines Ringofens in Heegermühle. Im Vergleich mit den vom Referenten früher ausgeführten Analysen (* 1878 228 65. 242. 432) haben sich hier ganz merkwürdige Resultate ergeben. Die Gase der ersten Reihe wurden 0m,3 unter dem Gewölbe, die der zweiten 0m,3 über der Sohle entnommen. Während die gewöhnlichen Ziegelöfen meist mit überschüssigem Sauerstoff arbeiten, verwendet die Porzellan- und Steingut-Industrie meist eine Flamme mit überschüssigen brennbaren Gasen. Der gewöhnliche alte Ziegelofen mit senkrecht aufsteigender Flamme zeigt natürlich erhebliche Schwankungen in der Zusammensetzung der Gase, während dieselbe bei einem mit Holz gefeuerten Ofen der königlichen Porzellanmanufactur, wo das Holz gleichmäſsig auf Pultfeuerungen eingeführt wurde, fast gar nicht schwankte. Bei den liegenden Oefen ist die Zusammensetzung der Gase unter dem Gewölbe durchweg verschieden von denen auf der Ofensohle (vgl. 1878 228 440); erstere enthalten überschüssigen Sauerstoff, letztere nicht selten brennbare Gase. Selbst Textabbildung Bd. 233, S. 386 Tag; Stunde; Nähere Umstände und Erscheinungen; Kohlensäure; Kohlenoxyd; Sauerstoff; Stickstoff; Kohlensäure; Kohlenoxyd; Schwere Kohlenwasserstoffe; Grubengas; Wasserstoff; Sauerstoff; Stickstoff; Uhr; Min.; Nachm.; 9. August; Unmittelbar nach dem Heizen, schwach grauer Rauch; Proben 2 Reihen vor dem Feuer; Feuer ganz abgebrannt, vor dem Feuern; Nach dem Feuern und völligen Absperren des Zuges; Ofen noch ohne Zug, Feuer aber rein; 10. Aug.; 10 Min. vor dem Feuern, Feuer 2 Reihen über die Stelle der Probenahme fortgeschritten; Proben im Vollfeuer genommen; Morgens; Gleich nach dem Feuern, schwacher grauer Rauch; Nach starkem Abbrennen des Feuers; Noch vor dem Feuern; Nach dem Feuern der Zug abgesperrt, starker grauer Raucht; Glocken noch geschlossen, aber der dicke Rauch verschwunden; Gleich nach dem Feuern, grauer Rauch am Schornstein; Feuer im Abbrennen, ½ Stunde vor dem Feuern; Gleich nach dem Feuern; Nach völligem Abbrennen des Feuers, Probe in der Mitte des Vollfeuers; Sofort nach dem Feuern; Feuer ganz abgebrannt; Nach dem Feuern und Absperren des Zuges; Ofen rauchfrei, aber noch ohne Zug; 11. Aug.; Gleich nach dem Feuern, noch zwei Heizschächte hinter der Stelle der Probenahme gefeuert; Proben aus dem absterbenden Feuer; Feuer stark abgebrannt, Schornstein rauchfrei; Gleich nach dem Feuern, grauer Rauch; Beim Abbrennen des Feuers; Nach dem Feuern, Zug abgesperrt; Glocken noch geschlossen; 1 Nebst 0,1 Proc. schwere Kohlenwasserstoffe. 2 Nebst 0,3 Proc. Grubengas. 3 Oben. 4 Unten. bei den Oefen mit überschlagendem Feuer haben sich, wenn auch in geringerem Grade, derartige Unregelmäſsigkeiten gezeigt, ja sogar bei den Gasöfen. Ueber die Wirkung dieser Gase auf die einzelnen Bestandtheile des Thones bei verschiedenen Temperaturen sind weitere Untersuchungen erforderlich. Wie Delbrück auf der letzten Generalversammlung des Vereines für Fabrikation von Ziegeln (Notizblatt, 1879 S. 98) erwähnte, hat er bereits seit 8 Jahren beim Ziegelringofen Luft direct von unten zugeführt. Es wird dadurch erreicht, daſs ein Zug im Ofen kaum wahrnehmbar ist und daſs die gebrannten Steine nur sehr langsam abkühlen. Dadurch ist es möglich geworden, bis in die Kappe hinein Dachsteine zu brennen, ohne nennenswerthen Bruch.

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Tafel Tafel 36
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