Titel: | Ueber Leistung der Göpeldreschmaschinen. |
Fundstelle: | Band 236, Jahrgang 1880, S. 163 |
Download: | XML |
Ueber Leistung der
Göpeldreschmaschinen.
Ueber Leistung der Göpeldreschmaschinen.
Ueber neuere Göpeldreschmaschinen, die in vielen tausend Exemplaren in kleineren
Wirthschaften verbreitet sind, gab es bis jetzt keine vergleichenden Kraftmessungen,
was um so bedauerlicher war, als sich neben den Schlagleisten-Dreschmaschinen die
Stiften-Dreschmaschinen ihres leichten Ganges wegen immer mehr einbürgerten, ohne
daſs man in der Lage war, auch nur annähernd die dabei erzielte Arbeitsersparniſs in
Zahlen anzugeben. Im J. 1878 fand nun in Svendborg in Dänemark ein Wettarbeiten von
Göpeldreschmaschinen statt, bei welchem die schon längst vermiſsten Messungen mit so
groſser Sorgfalt ausgeführt wurden, daſs die Resultate auch in Deutschland bekannt
zu werden verdienen. Im Nachstehenden werden diese Ergebnisse mitgetheilt, welche
die Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1880
S. 81 in gedrängter Bearbeitung, auf Metermaſs und Pferdestärken umgerechnet, aus
der „Tidsskrift for Landokonomi“, 1879 entnommen
hat.
Zur Prüfung waren 13 Göpel, 16 Göpeldreschmaschinen und 3 Handdreschmaschinen
eingesendet worden; die letzteren konnte man aber wegen Mangel an geeigneten
Kraftmessern nicht prüfen.
Bei der Prüfung der Göpel wurden jedesmal Menschen an
die an dem Göpel angebrachten Zugkraftmesser gespannt, und es wurde während der
Bewegung auf der zur Dreschmaschine führenden Welle gebremst. Man arbeitete mit der
zum Dreschen erforderlichen Geschwindigkeit und mit verschiedenen Kräften, wobei
sich bei den stärksten und am besten ausgeführten Göpeln zeigte, daſs der
Wirkungsgrad mit wachsender Kraft gröſser wurde, weil die zum Leergang erforderliche
Kraft constant ist, die bei der Arbeit entstehende Reibung aber der übertragenen
Kraft ziemlich proportional bleibt. Bei einzelnen weniger guten Göpeln blieb der
Wirkungsgrad beinahe constant, und wieder bei anderen, zu leicht gebauten, entstand
mit zunehmender Kraft ein so starkes Zittern, daſs der Wirkungsgrad immer mehr
abnahm; so betrug er z.B. bei einem zweispännigen Göpel 0,78 bei halber und nur 0,71
bei ganzer Zugkraft. – Bei normaler Zugkraft und Geschwindigkeit waren die
Wirkungsgrade bei 19 bis 84 facher Uebersetzung = 0,66 bis 0,82, oder im Mittel =
0,74. Wie groſs der Einfluſs guter Ausführung ist, kann man daran sehen, daſs ein
Göpel bei 18 facher Uebersetzung einen Wirkungsgrad = 0,82, ein zweiter bei 36
facher Uebersetzung = 0,80 und ein dritter bei 70 facher Uebersetzung auch = 0,80
zeigte.
Bei der Prüfung der Dreschmaschinen wurden auch Menschen
an die Zugkraftmesser der Göpel gespannt, wodurch man ruhigeren Gang, aber auch
etwas höhere Leistungen erzielte, als wenn man bei derselben Zugkraft am Göpel mit
Pferden gearbeitet hätte. Die folgende Tabelle I gibt für normale Geschwindigkeit
die zum Leergange erforderlichen Pferdestärken (am Göpel wirkend) für die
verschiedenen Arten von Dreschmaschinen. Es sind dabei die Pferdestärken sowohl für
die ganze Maschine, wie für jedes an den Göpel zu spannende Zugthier angegeben.
Um zu untersuchen, wie groſs die Arbeit zum Betriebe einzelner. Vorrichtungen an den
zusammengesetzteren Maschinen ist, machte man einige darauf bezügliche
Kraftmessungen und fand bei einer Maschine von 47cm Breite mit 3m,8 langen Schüttlern,
daſs bei 1m,37 Pferdegeschwindigkeit 0e,118 (= 8 Procent der ganzen Kraft) zum Leergang
derselben erforderlich waren. In Arbeit erforderten dieselben bei 0m,9 Pferdegeschwindigkeit nur 0e,05 (= 2 Procent der ganzen Kraft) zum Betriebe.
Die Umdrehungszahlen der Strohschüttlerwelle waren dabei wahrscheinlich 186 und 123
in der Minute. – Bei einer anderen 75cm breiten,
vierspännigen Dreschmaschine mit Reinigungsvorrichtung war die Arbeit am Göpel für
den Leergang bei 1m,03 Pferdegeschwindigkeit =
2e,11; lieſs man bei derselben Geschwindigkeit
nur die Dreschtrommel und den geschlossenen Ventilator sich drehen, so erforderte
der Leergang 1e,02.
Beim Weizendreschen mit eingeschalteten Kraftmessern ergaben sich die Resultate der
Tabelle II, in welcher die Leistungen für die Pferdestärke (1e)
Tabelle I: Die zum Leergange von Dreschmaschinen erforderliche
Betriebskraft.
ArtderDreschmaschine
Trommel-breitecm
Erforderliche Pferdestärken der
Dreschmaschine mit
GeprüfteMaschinen
Strohschüttler
Strohschüttler undUeberkehrsieb
vollständigerReinigungsvorrichtung
im Ganzen
für Zugthier
im Ganzen
für Zugthier
im Ganzen
für Zugthier
Stiftendreschmaschinen
47 bis 67
0,42
0,21
0,65
0,32
0,81
0,27
3
Schlagleisten-Lang-dreschmaschinen
0,49 bis 81
0,49 bis 0,78(0,6)
0,25 bis 0,28(0,27)
–
–
1,6 bis 3,5(2,13)
0,41 bis 0,58(0,5)
8
Schlagleisten-Breit-dreschmaschinen
135
–
–
–
–
1,54
0,39
1
Die eingeklammerten Zahlen sind Mittelwerthe.
Tabelle II: Das von Dreschmaschinen beim Weizendreschen
gedroschene Garbengewicht.
ArtderDreschmaschine
SecundlicheTrommel-umfangs-geschwindig-keitm
Stündlich gedroschenes Garbengewicht in
Kilogramm bei Maschinen
GeprüfteMaschinen
ohne Strohschüttler
mit Strohschüttler
mit Strohschüttler
undUeberkehrsieb
mit
vollständigerReinigungsvorrichtung
für 1e
für 1eNutzarbeit
für 1e
für 1eNutzarbeit
für 1e
für 1eNutzarbeit
für 1e
für 1eNutzarbeit
Stiftendresch-maschinen
26,3 bis 31,8(26,8)
960 bis 1340(1103)
––
730–
1070–
681–
1010–
740–
1220–
6
Schlagleisten-Lang-dreschmaschinen
19,8 bis 29,1(24,6)
740–
––
420 bis 558(524)
590 bis 77(721)
––
––
355 bis 431(395)
710 bis 860(783)
9
Schlagleisten-Breit-dreschmaschinen
22,5
–
–
–
–
–
–
418
730
1
Die eingeklammerten Zahlen sind Mittelwerthe.
und für die Pferdestärke Nutzarbeit (Nutzarbeit =
Gesammtarbeit weniger Arbeit zum Leergange) in der Stunde in Garbengewicht angegeben
sind.
Die Untersuchung des Strohes durch Nachschütteln und Nachdreschen zeigte, daſs die
Geschwindigkeit zum Reindreschen bei Schlagleisten mehr als 20m betragen muſs. Ferner zeigte ein Versuch mit
zwei sonst gleichen Trommeln in derselben Maschine, daſs mit glatten Schlagleisten
doppelt so viele Körner in den Aehren blieben wie bei Schlagleisten mit kleinen
Rippen. Bei einem Vergleiche von 10 Schlagleisten- mit 6 Stiftendreschmaschinen
zeigte sich, daſs erstere 0,56 bis 1,76 Proc. oder im Mittel 1 Proc., letztere aber
0,59 bis 1,37 Proc. oder im Mittel 1,1 Procent aller Körner in den Aehren
lieſsen.
Weil viele Fabrikanten ihre Dreschtrommeln nicht genau genug ausbalanciren, wurden
auch Untersuchungen in dieser Richtung angestellt, welche zeigten, daſs bei
Trommelgewichten von 14 bis 101k das Uebergewicht
am Umfange 20 bis 215g betrug, woraus sich die
Centrifugalkraft zu 3,6 bis 200 Proc., oder im Mittel zu 73 Procent des
Trommelgewichtes berechnet.
Der Körnerverlust durch ungenügendes Schütteln des Strohes ergab sich zu 0,06 bis
4,31 Proc., oder im Mittel zu 0,44 Procent aller Körner. Der Schüttler, für welchen
oben die erforderliche Kraft angegeben ist, arbeitet mit am besten.
Vergleicht man zum Schluſs die für Stiften- und Schlagleistendreschmaschinen
mitgetheilten Zahlen, so ergibt sich aus der ersten Tabelle, daſs
Stiftendreschmaschinen beim Leergange leichter gehen als
Schlagleistendreschmaschinen. Die zweite Tabelle zeigt, daſs die Leistungen für 1e Nutzarbeit bei Stiftendreschmaschinen etwa um 50
Proc. gröſser waren als bei Schlagleistendreschmaschinen, während der Reindrusch
kaum merklich verschieden war. Die Angaben über den Zustand der Körner, des Strohes
u. dgl. sind zu unvollständig mitgetheilt; man kann deshalb aus ihnen auch nicht
ersehen, warum die Stiftenmaschinen keinen einzigen ersten Preis erhalten haben; es
steht aber fest, daſs Stiftendreschmaschinen unbefriedigend arbeiten, sobald man so
viel einführt, daſs der Einleger die Halme nicht mehr parallel und in der
Bewegungsrichtung der Stifte einlegen kann. Die Amerikaner sind deswegen auch bei
ihren groſsen, für 6 bis 10e bestimmten
Göpeldreschmaschinen gezwungen, ein besonderes Hebezeug anzubringen, welches
fortwährend die abgeschlagenen Aehren und Aehrenstücke hebt, um sie nochmals zu
dreschen.