Titel: | Neue Apparate für Wetterbestimmungen. |
Fundstelle: | Band 244, Jahrgang 1882, S. 378 |
Download: | XML |
Neue Apparate für Wetterbestimmungen.
Patentklasse 42. Mit Abbildungen auf Tafel 28.
Neue Apparate für Wetterbestimmungen.
Nach J. A.
St. Biernatzki in Hamburg (* D. R. P. Nr. 17486 vom 21. December 1880) wird ein Strang
hygroskopischer Fäden c (Fig. 14
Taf. 28) durch eine an der Zeigerachse a angebrachte
Oese gezogen und in mittels Schraube v regulirbarer
Spannung gehalten, so daſs bei Längenänderung der Fäden c die Achse a mit Zeiger z gedreht wird. Das Ende der Fäden c ist ferner bei d mittels
der an a verschiebbaren Platte e mit der Achse g der Vidi'schen
Barometerkapsel R oder einem Bourdon'schen Ring
verbunden, deren Achsenabstand von a sich nach dem
durch die Erfahrung bestimmten Einfluſs von Luftfeuchtigkeit und Luftdruck auf die
durch z zu meldende Witterung richtet. Dieser Einfluſs
auf die Zeigerbewegung ist hier ein entgegengesetzter, indem bei zunehmender
Luftfeuchtigkeit der Strang c schlaffer und bei
wachsendem Luftdruck straffer angezogen wird. Das Zeigerblatt besteht aus zwei
concentrischen Scheiben P und H, welche durch Knöpfe m unabhängig von
einander und von der Zeigerachse verstellbar sind und von denen P die Abstufung des Wetters angibt, H die entsprechende Windrichtung. (Vgl. Klinkerfues 1881 242 *
121.)
Nach W.
Klinkerfues in Göttingen (* D. R. P. Nr. 17450 vom 14. Mai 1881) ist die Möglichkeit
eines Anzeigers für Nachtfrost, Gewitter, Hagel und Wind durch die Erfahrung
gegeben, daſs die Gefahr eines Nachtfrostes immer vorhanden ist, so lange sich die
Thaupunktstemperatur in der Nähe von Null oder darunter befindet, und ein Gewitter
zu befürchten steht, sobald der Thaupunkt der mittleren Temperatur der Jahreszeit
nahe kommt oder dieselbe übersteigt. Diese und ferner die Gefahr, daſs auch Hagelwetter eintritt, ist
um so gröſser, je höher unter sonst gleichen Umständen der Thaupunkt über die
Mitteltemperatur sich erhebt.
Die Verkürzung des Menschenhaares vom Sättigungspunkte ab ist der Abnahme des
Logarithmus der relativen Feuchtigkeit proportional. Diese Beobachtung führt auf
folgende Gleichung zwischen den Saussure'schen Hygrometergraden d und den Procenten der relativen Feuchtigkeit p, nämlich log\
p=0,88470+0,011153\,d. Verbindet man hiermit die Beziehung nach Magnus zwischen Spannkraft S des Wasserdampfes in Millimeter und der Sättigungstemperatur t, nämlich:
S=4,525+10^{\frac{7,4475\,t}{234,69+t}}
so ergibt sich, daſs die Veränderung
\frac{7,4475\,t}{134,69+t}=log\,S-log\,4,525 der Veränderung
der Haarlänge proportional ist, weil zwei beliebige verschiedene Spannungen S und S' im Verhältniſs
ihrer Procentsätze der relativen Feuchtigkeit p : p' stehen.
Es wird nun ein Haarstrang h (Fig. 12
Taf. 28) am Rand einer drehbaren Scheibe s befestigt
und durch ein mäſsiges Gegengewicht g in Spannung
erhalten. Das Ende der Quecksilbersäule des gebogenen, durch Gegengewicht b ausgeglichenen Thermometers H dient zugleich als Zeiger für die feste Scale F, auf welcher mit der Länge eines Thermometergrades als Raumeinheit die
Längen von \frac{7,4475\,t}{234,69+t} aufgetragen sind. Ist das
Instrument justirt, was leicht möglich ist durch den Umstand, daſs im mit
Wasserdampf gesättigten Raum: t = r wird, so zeigt das Ende der Thermometersäule immer
unmittelbar auf die zugehörige Thaupunktsziffer. F
gegenüber kann man eine andere Scale P anbringen, auf
welcher die log p aufgetragen sind; dann wird eine auf
dem Arm b angebrachte Zeigerspitze stets unmittelbar
auf die relative Feuchtigkeit hinweisen.
Man kann ferner das Thermometer H (Fig. 13
Taf. 28) festlegen und die Thaupunktsscale F an dem
Zeigerarm befestigen, auch F aus Aluminiumblech leicht
herstellen und zugleich als Gegengewicht zum Anspannen des Haares h benutzen. Der Zeiger b
gegenüber F zeigt wieder die relative Feuchtigkeit auf
einer festen Scale an. Auſserdem kann das Instrument, wie Fig. 13
zeigt, mit einem Aneroidbarometer in Verbindung gebracht werden, wodurch man ein
Hilfsmittel hat, zugleich am Instrument locale Wind- und Sturmprognosen
anzustellen.