Titel: | O. Köchy's Betrieb von Heissluftmaschinen mit Pressluft. |
Fundstelle: | Band 255, Jahrgang 1885, S. 141 |
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O. Köchy's Betrieb von Heiſsluftmaschinen mit
Preſsluft.
Mit Abbildungen im Texte und auf Tafel 10.
O. Köchy's Betrieb von Heiſsluftmaschinen mit
Preſsluft.
Die Verwendung verdichteter Luft beim Betriebe von geschlossenen Heiſsluftmaschinen
hat O. Köchy in Berlin (* D. R. P. Kl. 46 Nr. 28247 vom
18. Januar 1884) in eigenartiger Weise ausgebildet. Im Wesentlichen bezweckt die
Einrichtung die Aufrechterhaltung des Hochdruckes bei Heiſsluftmaschinen durch den
Ersatz der unvermeidlichen, zu verschiedenen Zeiten und je nach der mehr oder
weniger sachgemäſsen Behandlung der Maschine verschieden groſsen Verluste der Arbeitsluft aus einer
überschüssig groſsen (theoretisch unendlich groſsen) Luftmenge, welche in einem nach
Art einer groſsen Luftpumpe eingerichteten Cylinder verdichtet wird und im Zustande
des höchsten Druckes eine Luftmenge gleich dem Verluste der Arbeitsluft in den Baum
der letzteren entläſst. Hierbei sinkt in Folge des groſsen Volumens der Druck der
Luft in dem Luftcylinder auch bei Ersatz des gröſsten Verlustes nur sehr wenig., so
daſs auch der Druck der Arbeitsluft, welcher in diesem Augenblicke gleich dem der
Luft im Ersatzcylinder ist, mit jedem Hube dieses letzteren wieder auf diesen
constanten Druck zurückgeführt wird. Die zur Verdichtung der überschüssig groſsen
Luftmenge aufgewendete Arbeit ist am Ende der Verdichtung zum gröſsten Theile in der
gespannten zurückgebliebenen Luft nutzbar und muſs, wenn anders der Hochdruck von
Werth sein soll, möglichst ohne Verlust wieder auf die Schwungradwelle übertragen
werden. Der Luftcylinder wirkt demnach beim Rückgange seines Kolbens vorzugsweise
als Treibcylinder und muſs deshalb durch diesem Zwecke entsprechende Mechanismen mit
der Welle in Verbindung stehen.
Die gemachten Vorschläge seien zunächst an einer in Fig. 16 Taf. 10
dargestellten Rider'schen Maschine (vgl. 1876 222 * 409) näher besprochen. Es ist A der Arbeitscylinder und B der Verdrängercylinder. Arbeitet die Maschine mit Luft von
atmosphärischer Spannung, so ist der Arbeitscylinder oben offen. Um die Maschine nun
mit höher gespannter Luft arbeiten zu lassen, ist der obere Theil des
Arbeitscylinders A durch einen Deckel geschlossen,
durch welchen die Kolbenstange mittels Stopfbüchse durchgeführt ist (vgl. Fig. 14 Taf.
10 in gröſserem Maſsstabe). Die Anordnung ist derart getroffen, daſs beim höchsten
Stande des Arbeitskolbens zwischen demselben und dem Deckel ein todter Raum bleibt,
dessen Gröſse durch den zu erzielenden Hochdruck bestimmt ist. Zu gleichem Zwecke
ist der Arbeitskolben als ein nach oben offener Hohlkörper construirt. Auf diese
Weise bildet der Raum über dem Arbeitskolben den Cylinder einer
Luftcompressionspumpe, welcher durch das Sangventil s
mit der äuſseren Atmosphäre und durch den als Druckventil wirkenden Lederstulpen m des Arbeitskolbens mit dem von der Arbeitsluft
erfüllten Räume in Verbindung steht. Der Lederstulpen ist derart angeordnet, daſs
die Luft nur aus dem Räume über dem Kolben nach unten, nicht aber umgekehrt
durchgehen kann.
Beim Ingangsetzen der Maschine wird zunächst das Saugventil s durch den Handhebel h
angehoben und dadurch auſser Wirksamkeit gesetzt. Die Maschine wird nun auf
gewöhnliche Weise in Gang gebracht und arbeitet zunächst mit einfachem
Atmosphärendrucke. Das Indicatordiagramm der Arbeitsluft wird durch die geschlossene
Curve D1 (Textfig. 1), die Druckänderung über dem Kolben durch
die lothrechte Linie der atmosphärischen Pressung ae
dargestellt.
Nachdem das Schwungrad eine gewisse lebendige Kraft angesammelt
hat, senkt man den Handhebel h und läſst dadurch das
Ventil s in Wirksamkeit treten. Beim Niedergange des
Arbeitskolbens saugt derselbe demnach durch dieses Ventil eine dem Cylinderinhalte
entsprechende Luftmenge an. Beim Rückgange des Kolbens schlieſst sich zunächst das
Saugventil s und die über dem Kolben befindliche Luft
wird verdichtet und zwar würden die Druckänderungen nach der Curve ab erfolgen, falls kein Uebertritt der Luft durch der
Kolbenstulpen m in den Raum der Arbeitsluft
stattfindet. Da die Druckänderung der Arbeitsluft aber nach der Curve D1 erfolgt, so findet
von dem Zeitpunkte an ein Uebertritt der Luft statt, wo der Druck der über dem
Kolben befindlichen Luft den der darunter befindlichen überwiegt, d. i. vom
Schnittpunkte c1 der
beiden Druckdiagramme. Von dieser Kolbenstellung an findet so lange ein Ueberströmen
der angesaugten Luft in den Raum der Arbeitsluft statt, bis der Druck auf beiden
Seiten des Kolbens nahezu gleich ist. Die mittleren Druckänderungen auf beiden
Seiten erfolgen also ungefähr nach Maſsgabe der punktirten Curve c1b2.
Fig. 1., Bd. 255, S. 143
Beim Rückgange des Kolbens erfolgen die Druckänderungen der um die
Menge der übergeströmten Luft vermehrten Arbeitsluft nun zunächst nach dem Diagramme
D2, diejenigen der
über dem Kolben befindlichen Luft dagegen nach b2a2, so daſs von a2 bis a wieder durch
das Saugventil eine gewisse Luftmenge angesaugt wird und beim unteren todten Punkte
der über dem Kolben befindliche Raum, wie vorher, mit Luft von atmosphärischer
Pressung erfüllt ist. Beim darauf folgenden Aufgange des Kolbens erfolgen die
Druckänderungen der bereits etwas verdichteten Arbeitsluft weiter nach der Curve D3, die Aenderungen der
über dem Kolben befindlichen Luft dagegen wie vorher nach der Curve ab. Vom Schnittpunkte c2 der beiden Diagramme erfolgt wieder, wie vorher,
ein Ueberströmen der Luft von oben nach unten. Beim nächsten Kolbenspiele wiederholt
sich der geschilderte Vorgang u.s.w.
Demnach wird bei jedem Kolbenniedergange durch das Saugventil s ein bestimmtes Luftgewicht angesaugt, welches
zusammen mit dem noch vorhandenen Pumpeninhalte beim Aufgange stets nach der Curve
ab verdichtet wird, so daſs durch die Lederstulpen
des Kolbens ein Theil in den Raum der Arbeitsluft überströmt und die Spannung der
letzteren so lange erhöht wird, bis das entsprechende Druckdiagramm D4 die Curve ab nicht mehr schneidet., sondern nur berührt. Dieser
Fall würde indeſs nur eintreten, wenn keine Verluste aus dem Räume der Arbeitsluft
stattfänden, ein Zustand, welcher nicht zu erreichen sein wird. Bei dem stets
stattfindenden Luftverluste wird vielmehr das Diagramm der Arbeitsluft immer etwas
in die Curve ab einschneiden (Curve D3), so daſs alsdann
bei jedem Kolbenhube der beständige Luftverlust durch frisch angesaugte Luft ersetzt
wird.
Diese Einrichtung ist an jeder geschlossenen Luftmaschine anzubringen, welche einen
oben offenen Cylinder besitzt, bezieh. erfordert die Anbringung nur geringe
Aenderungen der Maschine. Bei der Rider'schen Maschine
müssen z.B. die Plungerkolben durch Kolben wie bei der in Fig. 16 dargestellten
Maschine ersetzt werden, um die Cylinder mit Deckeln versehen zu können.
Für solchen Fall ist die Anordnung einer besonderen Luftpumpe zu empfehlen, wie dies
Fig. 15
Taf. 10 für eine Lehmann'sche Maschine (vgl. 1869 194 * 257. 1883 249 * 1) zeigt. Dieselbe erhält
ihren Antrieb von der Schwungradwelle durch die beiden gleich groſsen Zahnräder Z und Z1, macht also ebenso viel Umläufe wie die Maschine
selbst. Die einfach wirkende Pumpe steht durch das Druckventil d mit dem Räume der Arbeitsluft durch den als
Saugventil wirkenden Kolbenstulpen mit der äuſseren Atmosphäre in Verbindung, oder
es kann der Stopfbüchsenstulpen der rohrförmigen Kolbenstange für den gleichen Zweck
eingerichtet sein.
Sollen in Fig. 15 die
Druckänderungen nach dem Diagramme in Textfigur 1
erfolgen, so muſs der Pumpenkolben in der höchsten Stellung sich befinden, wenn der
Arbeitskolben am weitesten auſsen steht. Man kann die Kurbel der Luftpumpe indeſs
auch gegen die beschriebene Anordnung um 180° versetzen; dann erfolgen die
Druckänderungen, wie oben beschrieben, aber nach dem Diagramme Textfigur 2. Aehnliche, wenn auch keine so günstigen
Druckverhältnisse erhält man übrigens bei beliebiger Stellung der Kurbel.
Fig. 2., Bd. 255, S. 144
Da in Fig. 15 das Saugventil
beim Ingangsetzen nicht wie in Fig. 14 auſser Thätigkeit
zu bringen ist, so muſs für diesen Zweck die Pumpe noch durch einen (nicht
gezeichneten) Lufthahn mit der äuſseren Luft in Verbindung gesetzt werden
können.
Bei doppelt wirkenden Maschinen wird die Luftpumpe ebenfalls
doppelt wirkend anzuordnen sein. Für Zwecke der Regulirung, sowie des leichteren
Anlassens bei kurzen Stillständen kann man den Pumpencylinder in beiden Anordnungen
Fig. 14
und 15 noch
durch ein zweites Druckventil mit einem besonderen Behälter verbinden, in welchem
alsdann gleichzeitig durch die ständig arbeitende Pumpe die Luft auf
gleichbleibender Spannung erhalten wird. Durch den Regulator muſs hierauf bei
geringerem Kraftbedarfe das Saugventil auſser Thätigkeit gesetzt und durch einen
Auslaſshahn eine der erforderlichen Kraft entsprechende Menge der Arbeitsluft
ausgelassen werden. Bei wieder eintretendem gröſserem Kraftbedarfe dagegen muſs der
Regulator das Saugventil neuerdings in Wirkung setzen und eine gewisse Luftmenge aus
dem Behälter in den Raum der Arbeitsluft einströmen lassen.