Titel: | Ueber Neuerungen an auslösenden Dampfmaschinen-Steuerungen mit schwingenden Cylinderschiebern. |
Fundstelle: | Band 262, Jahrgang 1886, S. 147 |
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Ueber Neuerungen an auslösenden
Dampfmaschinen-Steuerungen mit schwingenden Cylinderschiebern.
(Patentklasse 14. Fortsetzung des Berichtes S. 97
d. Bd.)
Mit Abbildungen auf Tafel
10.
Neuere Steuerungen mit schwingenden Cylinderhähnen.
Für die königliche Münze in London haben Maudslay Söhne und
Field in London eine neue Betriebsmaschine geliefert, welche sich aus drei
stehenden Compoundmaschinen mit über einander stehenden, nach unten arbeitenden
Cylindern zusammensetzt. Die Hochdruckcylinder dieser drei Maschinen, welche
beliebig einzeln oder gekuppelt zusammen arbeiten können, haben zur Dampfvertheilung
schwingende Cylinderschieber, die Niederdruckcylinder einfache
Flachschiebersteuerung. Die Durchmesser der Cylinder betragen 558mm und 1016mm,
der Kolbenhub beträgt 1066mm; jede Maschine vermag
bei 50 Umdrehungen in der Minute und einer Luftverdünnung von 560mm Quecksilbersäule im Condensator 250 indicirte
Pferd zu leisten. Die Dampfcylinder haben besonders eingesetzte Arbeitsfutter und
sind deshalb die Dampfeinströmungsöffnungen in den Cylinderdeckeln angeordnet. Die
Steuerung der Hochdruckcylinder ist nach dem Patente von Musgrave und Söhne in Bolton angeordnet und nach dem Engineer, 1883 Bd. 55 * S. 52 in Fig. 10 Taf. 10
veranschaulicht.
Die Excenterstange B1
greift an dem einen Arme des um einen am Hochdruckcylinder befestigten Zapfen
schwingenden Hebels D an, welcher die Dampfeinströmung
vermittelt, während die Auslaſsschieber durch eine besondere Excenterstange L bewegt werden. Zur Bewegung der Einlaſsschieber
dienen runde Stangen C und C1 , welche durch in der Verbindungslänge
stellbare Stücke F und F1 an den schwingenden Hebel D angeschlossen und theilweise unter Herstellung eines
Absatzes abgeflacht sind. Die erhaltene gerade Fläche gleitet auf dem ebenfalls
abgeflachten Zapfen der Schieberhebel W bezieh. W1. Die Lage dieser
Zapfen ändert sich für den Anstoſs der Absätze an C und
C1 mit der Lage der
durch die stellbaren Mutterhülsen F2 und F3 mit einer vom Regulator kommenden Stange B in Verbindung stehenden Hebel R und R1.
Beim Oeffnen der Einlaſsschieber müssen die Hebel W und
W1 durch Stangen
O bezieh. O1 eine im Lüftbuffer A
eingeschlossene Feder zusammendrücken.
J. Farcot in Paris hat den Bewegungsmechanismus für die
schwingenden Schieber an seinen Dampfmaschinen (vgl. 1879 232 * 101) einer Abänderung unterzogen. Die Steuerung, welche schnelles
Oeffnen und Schlieſsen der Schieber bei beliebiger Cylinderfüllung gestattet und bei
einem Schadhaftwerden des Regulators sofort die Dampfeinlaſskanäle schlieſst, weist
bei verschiedenen Ausführungen einen sehr gleichmäſsigen und ruhigen Gang sowie sehr
geringen Dampfverbrauch nach. Die in Fig. 14 bis 18 Taf. 10
dargestellte Steuerung ist der auf der Pariser Elektricitätsausstellung 1881 im
Betriebe gewesenen Dampfmaschine mit 450mm
Cylinderdurchmesser abgenommen. Die Excenterstange a
(Fig. 18)
ertheilt der am Cylinder drehbaren Scheibe b eine
schwingende Bewegung, welche durch die Stangen c den
auf den Spindeln der Einströmungsschieber lose drehbaren zweiarmigen Hebeln d (vgl. Fig. 15 und 16)
mitgetheilt wird; zwischen den Hebeln d befindet sich
an ihren unteren Armen die Klinke f, welche beständig
mittels einer Feder gegen die Schieberspindel zu gedrückt wird. Auf dieser Spindel
ist ein Hebelarm g befestigt, welcher unter Mitwirkung
eines Federbuffers das Schlieſsen des Schiebers bewirkt und dessen Nabe zwischen den
Hebeln d eine Stahlplatte h für den Angriff einer ähnlichen, an der Klinke f angebrachten Stahlknagge j besitzt. Das
Auslösen des Einlaſsschiebers erfolgt durch zwei excentrische Stahlscheiben K und K1 (vgl. Fig. 16 und 17), welche
auf der Führung der Schieberspindel lose drehbar sind und durch die mit dem
Regulatormuffe in Verbindung stehenden Glieder l, l1 verschiedene Stellungen einnehmen können. Die
erhöhten Theile der Scheiben K und K1 legen sich behufs
Abstoſses der Klinke f je nach der Regulatorstellung
früher oder später unter eine seitlich vorspringende Nase derselben und zwar wirkt
die Scheibe K unmittelbar auf die seitliche Nase beim
Zapfen m der Klinke, um die Auslösung beim
Vorwärtsgange des Schiebers für kleine Cylinderfüllungen bis zu 0,3 des Kolbenhubes
zu ermöglichen, während die Scheibe K1 die Auslösung beim Rückwärtsgange des Schiebers
durch Einwirkung auf einen aus dieser Nase vortretenden Stift s (Fig. 14) zwischen 0,3 bis
0,8 Cylinderfüllung gestattet. Beim Vorwärtsgange des Schiebers wird dieser Stift
s, unter welchen im Führungsloche bei m eine Schraubenfeder gelegt ist, von dem excentrischen
Theile der Scheibe K1
abgedrückt, um die Thätigkeit der Scheibe K nicht zu
hindern, während der Stift beim Rückwärtsgange, durch die Feder herausgetrieben, vor
den hohen excentrischen Theil der Scheibe K1 tritt.
Zum Betriebe einer Gebläsemaschine für einen Hochofen
auf den Werken von Gebrüder Danelle in Buisson haben
Lecouteux und Garnier in Paris eine Dampfmaschine ausgeführt, deren Steuerung ähnlich der
von Steiner (vgl. 1876 221 *
491) gestaltet ist. Wie aus der Armengaud's Publication
industrielle, 1885 Bd. 29 * S. 183 entnommenen Fig. 12 Taf. 10 zu
entnehmen, sind die Auslaſsschieber durch die Stangen h
mit der Scheibe H verbunden, welche auf einer Achse
sitzt, die sich in einem am Maschinengestelle aufgeschraubten Lagerstücke J
drehen kann. Die Scheibe H erhält eine schwingende
Bewegung von einem auf der Schwungradwelle befestigten Excenter durch die den Zapfen
einer auf derselben Achse sitzenden Kurbel L
gabelförmig umgreifende Stange l; die Kurbel L ist durch zwei kurze Gelenkstangen h1 mit Hebeln M verbunden, welche um den unten im Lagerstücke J befestigten Zapfen j
schwingen. Die auf den Spindeln der Dampfeinlaſsschieber sitzenden Kurbeln sind
durch Stangen i mit Kolben verbunden, welche sich in
einem gemeinsamen, mit einem Lagerarme J1 verschraubten Gehäuse I bewegen und durch Stangen i1 und Glieder m1 mit gegendrückenden, am unteren Ende der Hebel M befestigten Federn m
verbunden sind. In der gezeichneten Kolbenstellung sind die Einlaſsöffnungen
geschlossen; dieselben öffnen sich, wenn bei der Schwingung der Hebel M von rechts nach links die Klinken N die Stangen i1 zurückstoſsen. Die Bethätigung der Klinken N erfolgt durch den mit dem Regulatormuffe in
Verbindung stehenden Schwengel O (Fig. 11). Damit die
Einlaſsöffnungen sich bei einem Regulatorschaden schlieſsen und ein regelmäſsiger
Gang der Maschine auch bei gröſseren Füllungen erhalten bleibt, bildet die Klinke
N an ihrem linken Ende einen Gegenfänger, auf
welchen ein zum Schwengel O gehöriger Daumen o stöſst, wenn sich der Regulatormuff seiner tiefsten
Lage nähert; auſserdem ist eine um den Bolzen n
schwingende Knagge N1
angebracht, die auf einer Seite von einem am Schwengel O befestigten Kopfe o1 bethätigt, auf der anderen Seite von einer Feder
n1 gehalten wird;
der Schwengel O trägt noch unabhängig von dem Kopfe o1 die in einem
Schlitze verstellbare Nase o2. Fällt der Regulator aus irgend welcher Ursache in seine tiefste Lage,
so hebt der am Schwengel O sitzende Daumen o die Klinke N so hoch,
daſs sie auf die Stange i1 nicht mehr einwirken kann, die Einlaſsöffnungen bleiben daher
geschlossen. Arbeitet die Maschine regelmäſsig mit 0,4 bis 0,8 Cylinderfüllung, so
nimmt der Schwengel O eine Lage ein, welche der in Fig. 11
gezeichneten ungefähr entspricht; der Daumen O ist
hierbei auſser Thätigkeit. Durch die Schwingung der Klinke N kommt die Knagge N1 mit der Nase o2 in Berührung, neigt sich, bis sie unter diese
gekommen ist, und wird dann durch die Feder n1 wieder aufgerichtet; geht jetzt die Klinke N zurück, so trifft die Knagge N1 abermals die Nase o2, kann indeſs, da N1 sich gegen den
festen Kopf o1 an O stützt, nicht mehr ausweichen und die Klinke N muſs, damit N1 unter der Nase o2 hindurch kann, sich drehen, wodurch das Auslösen
des Schiebers erfolgt.
Diese Dampfmaschine hat 356mm Cylinderdurchmesser,
930mm Kolbenhub und soll bei einer
Kolbengeschwindigkeit von 0m,66 sehr ruhig und
sparsam arbeiten. Der Gebläsecylinder, welcher 1m
im Durchmesser hat, liegt gleich hinter dem Dampfcylinder in derselben Achse und ist
dessen Kolbenstange unmittelbar mit der Dampfkolbenstange gekuppelt. Der
Gebläsecylinder besitzt an Stelle der Ventile, wie in Fig. 13 Taf. 10 veranschaulicht ist,
ebenfalls schwingende Cylinderschieber, welche von auſsen durch eine schwingende, von einem besonderen
Excenter auf der Schwungradwelle aus mittels der Stange l1 bewegte Scheibe D gesteuert werden. Die durch A1 angesaugte Luft gelangt durch die je drei
Mündungen besitzenden Einströmungsschieber a1 in den Gebläsecylinder und durch die
Ausströmungsschieber a2
mit je 2 Mündungen durch A2 in die Windleitung. Die Schieber drehen sich leicht in ihren Gehäusen,
sind durch Stangen c innen und auſsen in denselben
geführt und werden, um Reibungs- und Luftverluste zu verhindern, durch eine gegen
das andere Ende der Stange c drückende Drahtfeder mit
einer Stahlscheibe gegen eine ähnliche Scheibe des Gehäusedeckels gepreſst. Auf
einer Stütze am Gebläsecylinder dreht sich die Scheibe D, welche mit den Hebeln c1 der Schieber durch 4 Stangen c2 von je nach der
Dauer des Ein- und Ausströmens der Luft stellbarer Länge verbunden ist. Bei der
angegebenen Geschwindigkeit betrug die erzielte Luftpressung 180mm.