Titel: | H. Hattemer's Blockbefehlstellen und Verschiebgleismelder auf Bahnhöfen. |
Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 35 |
Download: | XML |
H. Hattemer's Blockbefehlstellen und
Verschiebgleismelder auf Bahnhöfen.
Mit Abbildungen.
Hattemer's Blockbefehlstellen und Verschiebgleismelder auf
Bahnhöfen.
Die fortschreitende Verdichtung des Verkehrs auf den grösseren Bahnen hat
unwiderstehlich zur allgemeinen Annahme der Blockanlagen und der selbsthätigen
Kuppelung der Fahrsignale mit den Weichen geführt. Da ja die Grundsätze für
derartige Sicherungsanlagen im Allgemeinen feststehen, so beziehen sich die jüngeren
Neuerungen auf diesem Gebiete auf Abweichungen in der Durchbildung der Einzelheiten,
in der Form und in der Wahl des Baustoffes und in der mehr oder minder
scharfsinnigen Anpassung an den „besonderen Fall“. Wenn solche Abweichungen
durch vorausgegangene Erfahrungen veranlasst wurden, verdienen sie zweifelsohne die
Beachtung der betheiligten Kreise, noch mehr jedoch jene Vorrichtungen, welche für
neue Zwecke oder in verbesserter Form auftauchen und nicht eigentlich
Sicherungsvorrichtungen, sondern Mittel zur Förderung und Erleichterung des äusseren
Dienstes sind.
Die nachfolgenden beiden neuen Einrichtungen, welche nach den Entwürfen des
Eisenbahntelegrapheninspectors H. Hattemer im
Eisenbahndirectionsbezirke Berlin eingeführt wurden und bereits seit längerer Zeit
mit bestem Erfolge in Verwendung stehen, hat der Oberingenieur a. D. L. Kohlfürst kürzlich im Organ
für Fortschritte des Eisenbahnwesens, 1890 Bd. 27 * S. 183,
beschrieben.
1) Die Blockbefehlstellen auf
Bahnhöfen.
Den Stationsblock bedient entweder unmittelbar der Stationsbeamte, welcher den
äusseren Dienst leitet, oder unter seiner Aufsicht der Telegraphenbeamte. Letzteres
ist bekanntlich auf allen ausgedehnteren Bahnhöfen der Fall, wo schon der
Geschäftsandrang an sich eine Arbeitstheilung bedingt; die Blockbedienung darf dabei
nicht, auch nicht einmal für einzelne Fälle, dem eigenen Ermessen des
Telegraphenbeamten überlassen werden; ebenso sollte es ferner eigentlich
grundsätzlich vermieden werden, dass sich der Stationsbeamte damit behilft,
dass er dem Telegraphenbeamten gewisse Aufträge im Voraus, bezieh. unter gewissen
Voraussetzungen oder Bedingungen mittelbar oder unmittelbar zukommen lässt. Wenn
also der verantwortliche Stationsbeamte nicht eigenhändig den Stationsblock bedient,
so sollte er bei jeder Bedienung im Telegraphenbureau persönlich anwesend sein, um
sich von dem genauen Vollzuge seines Befehles untrüglich überzeugen zu können. Da
jedoch vielfache und wichtige Obliegenheiten – sei es z.B. die Ueberwachung des
Verschiebgeschäftes, für das ja oft die Zeit bis zur letzten Minute vor der
Zugeinfahrt ausgenutzt werden muss, sei es die Vergewisserung über irgend einen
Umstand, von dem die Zulässigkeit einer Ein- oder Ausfahrt abhängt, seien es andere
Vornahmen – die persönliche Anwesenheit des Stationsbeamten an Punkten des
Bahnhofes, die mitunter weit vom Telegraphenbureau entfernt sind, erheischen, so
geräth dieser Beamte nicht selten in die missliche Lage, dass er entweder das
äussere Geschäft früher, als es wünschenswerth wäre, unterbrechen muss, oder aber
trotz aller Eile nicht rechtzeitig für die fälligen Züge zur Blockbedienung im
Telegraphenbureau eintrifft. Dieser Uebelstand vermag eine gewisse lästige
Beschränkung der Geschäftsabwickelung, möglicher Weise auch Verzögerungen im
Zugverkehre und schliesslich eine vorzeitige Dienstuntauglichkeit der Beamten mit
sich zu bringen, seine dunkelste Schattenseite liegt indessen darin, dass er den
Stationsbeamten – und zwar den eifrigsten am ehesten – hinsichtlich der
Blockbedienung nur zu leicht zu gewagten, dienstwidrigen Nothbehelfen verleitet, wie
sie oben angedeutet wurden.
Auf die Beseitigung dieses Uebelstandes zielte die Anwendung der Zustimmungscontacte (vgl. 1888 268 205) durch Dr. R. Ulbricht hin, welche
sich seither bei den sächsischen Bahnen sehr gut bewährt haben.
Der nämliche Grundgedanke ist in verwandter, aber doch wieder abweichender, sowie zum
Theile einfacherer Weise im Bezirke der königl. Eisenbahndirection Berlin bei
Einrichtung von „Blockbefehlstellen“ auf den Bahnhöfen
Johannisthal-Niederschönweide (eine Befehlstelle), Cottbus (zwei Befehlstellen),
Ruhbank (eine Befehlstelle) und Dittersbach (drei Befehlstellen) verwerthet
worden.
Der Aufstellungspunkt der Blockbefehlstelle auf dem Bahnhofe wird selbstverständlich
in genauer Berücksichtigung des örtlichen Bedürfnisses gewählt. Jede besteht aus so
vielen ganz einfachen, nach Art eines Thürschlosses ausgeführten Umschaltern, als
blockirte Einfahrten vorhanden sind. Die Achse des Contactarmes jedes Umschalters
steht durch eine besondere Telegraphenleitung mit dem zugehörigen Felde des
Stationsblockes in Verbindung; der Arm liegt in seiner Ruhelage auf einem isolirten
Amboss, so dass an dieser Stelle der Weg der für Freigabe der Station zu
entsendenden Ströme unterbrochen ist. Erst wenn der Arm mittels eines eigenen
passenden Schlüssels umgedreht wird, entsteht eine leitende Verbindung zur Erde, und
nunmehr ist erst die Entsendung der Ströme für die Freigabe möglich. Auf der
Umschalterachse sitzt noch ein bemalter Blechausschnitt, der hinter einem oberhalb
des Schlüsselloches liegenden kreisrunden Ausschnitte der vorderen Schlossplatte
sichtbar ist und bei der Ruhelage des Umschalters roth, bei der Arbeitslage weiss
zeigt.
Sofern der äussere Dienst im Bahnhofe stets nur durch einen Stationsbeamten
ausgeübt wird, ist zu sämmtlichen Umschaltschlössern nur ein Schlüssel vorhanden.
Ist dagegen der Dienst unter zwei Stationsbeamte vertheilt, so sind für die
Blockbefehlstellen der beiden getrennten Dienstbezirke auch zwei verschiedene
Schlüssel vorhanden, welche sich hinsichtlich ihrer Verwendbarkeit gegenseitig
ausschliessen.
Die einzelnen Umschaltschlösser einer Befehlstelle sind in einer Säule über einander
angeordnet; sie sind gemeinschaftlich in einem mit einer Thür versehenen, aus
Eisenblech hergestellten Schutzkasten untergebracht und durch Plombenverschluss
gegen Oeffnung durch Unbefugte verwahrt; ihnen wird ein Wecker W und ein Anruftaster T
beigegeben (Fig. 1).
Im Telegraphendienstraume ist unmittelbar neben dem Stationsblocke gleichfalls ein
Umschalterschloss eingeschaltet, welches sämmtliche zu dem nämlichen Schlüssel
gehörigen Einfahrten oder Ausfahrten umfasst, damit der Stationsbeamte, falls er
sich zur Zeit eines zu entsendenden Freigabeauftrages im Dienstraume befindet,
diesen nicht erst behufs Befehlsertheilung verlassen muss.
Textabbildung Bd. 280, S. 36Fig. 1.Hattemer's Stromlaufanordnung für die Einfahrt. Aus Fig. 1 erhellt das Nähere über die
Stromlaufanordnung für eine Einfahrt. Vorausgesetzt ist die Benutzung der
Blockapparate von Siemens und Halske (vgl. 1874 213 * 89. 1880 235 * 195. 1888
268 * 207). Weckerströme, wie Freigabeströme, welche
vom Bahnhofsabschlussblocke A abgesendet werden,
gelangen unbehindert auf ihrem gewöhnlichen Wege aus der Leitung L zum Stationsblocke C,
und zwar über den Anruftaster T, den Elektromagnet M, den Contact ab und
durch den Wecker W zur Erde E, ohne irgendwie von den Umschaltschlössern beeinflusst zu werden. Ebenso
unbeirrt von letzteren bleiben in C die Weckerströme
der Station, welche, von dem Federanschlusse f1 des Inductors J
ausgehend, ihren Weg über den jetzt niedergedrückten Taster T, durch die Leitung L nach A und hier über T1, M1 und W1 zur Erde E1, dann in C von E über den Contact
de zum anderen Pole F
des Inductors J finden.
Will jedoch die Station C einen Freigabestrom entsenden,
so muss bekanntlich der bezügliche Druckknopf D
niedergedrückt werden; dadurch werden die während der Ruhelage bestehenden Contacte
ab, de und hi
gleichzeitig gelöst, dafür die drei Arbeitscontacte bc,
eg, und ij geschlossen. Nunmehr ist, falls
sich sowohl der Schlossumschalter U1 im Dienstraume, als der Schlossumschalter U2 der Befehlstelle P in der gezeichneten Ruhelage befinden, eine
Stromgebung gänzlich unmöglich, denn der jetzt in C von
der Schleiffeder f2 des
Inductors J nach A gehende
Strom könnte seinen Weg aus der Erde E1 nimmer zum zweiten Inductoranschlusse F zurückfinden. Hätte dagegen der Stationsbeamte
z.B. den Schlossumschalter U1 im Dienstraume mit seinem Schlüssel in die Befehlslage gebracht, d.h.
die leitende Verbindung von m1 nach n1
hergestellt, so ist bei niedergedrücktem Blockirknopfe D der erforderliche Stromweg von f2 über c, b, M, T, L,
T1, M1,
W1, E1, E, n1, m1, p, g, e zum anderen Inductoranschlusse F richtig geschlossen. Ebenso wird die Abgabe des
Freigabestromes ermöglicht, sobald der Stationsbeamte (anstatt U1) den Umschalter U2 der Befehlstelle P umlegt, da dann der Rückweg des Stromes zum
Inductoranschlusse F über E2, T2, W2, m2, n2, L1, i, j, p, g und e offen steht.
Soll nun von einer Befehlstelle aus ein Blockbefehl ertheilt werden, so muss der
Stationsbeamte vor allem Anderen mittels seines Schlüssels die Kurbel des
betreffenden Umschalterschlosses U2 bis zu einem Anschlage, d.h. so weit herumdrehen,
dass die Verbindung m2
– n2 hergestellt wird;
dabei wird zugleich die bisherige rothe Farbe des bezüglichen Kastenfensterchens in
Weiss umgewandelt. Die Ertheilung des Auftrages selbst geschieht dann mittels des
Tasters T2. Sobald
nämlich der Schlossumschalter in die Arbeitslage gebracht wird, entsendet die aus
einigen Trockenelementen bestehende, im Telegraphendienstraume C aufgestellte Batterie B
einen Ruhestrom, der vom positiven Pole aus über einen Klopfer K (mit Selbstunterbrechung) in die Erde E und über E2, T2, W2, m2, n2, L1, i und h zum Zinkpole zurückgeht. Für jede Einfahrt ist als
Merkzeichen nur ein Buchstabe festgesetzt, der zur Erinnerung auch auf dem
betreffenden Umschalter deutlich angeschrieben steht, und den der Stationsbeamte mit
Hilfe des Tasters T2 in
Morseschrift abtelegraphirt. Dieses Zeichen wird im Telegraphendienstraume durch den
Klopfer, dessen Ankerklöppel gegen eine in die Seitenwand des Klopfergehäuses
eingesetzte dünne Tannenholzplatte schlägt, deutlich hörbar gemacht. Daraufhin hat
der Telegraphenbeamte die aufgetragene Freigabe auszuführen. Da bei dem
letztbesagten Vorgange die Freigabeströme auch den Wecker W2 der Befehlstelle P durchlaufen und denselben in Thätigkeit bringen,
erhält der Stationsbeamte zugleich Kenntniss und Gewissheit, dass seiner Weisung
entsprochen worden und die Einfahrt nunmehr frei sei. Sollte etwa einmal das
Klopferzeichen falsch verstanden werden, so kann dies selbstverständlich keinerlei
gefährliche Folge haben, sondern der Stationsbeamte würde sich in einem solchen
Falle höchstens durch das längere Ausbleiben des Freigabeweckerzeichens veranlasst
finden, seinen Befehl mittels des Tasters T2 zu wiederholen.
An jeder Befehlstelle, mögen sich daselbst auch mehrere Umschaltschlösser befinden,
sind, wie schon früher erwähnt wurde, nur ein Wecker W2, sowie ein
Taster T2 vorhanden und
nöthig, und es werden einfach die Contacte w2 aller Umschalter unter einander bezieh. mit dem
Wecker W2 in gemeinsame
leitende Verbindung gebracht. Desgleichen sind im Telegraphendienstraume für alle
Befehlstellen nur eine einzige Batterie B und nur ein
Klopfer K vorhanden, indem die Contacte h sämmtlicher in Frage kommender Blockfelder in
gemeinsamen Anschluss zur Batterie gebracht werden.
Der Stationsbeamte hat nach erfolgtem Vollzuge seines Auftrages den
Umschalterschlüssel wieder an sich zu nehmen; das Abziehen des Schlüssels ist aber
nur möglich, nachdem derselbe gehörig zurückgedreht, d. i. die Bildscheibe wieder
auf Roth
gebracht und der Umschalter in die richtige Unterbrechungslage zurückgestellt
ist.
2) Der Verschiebgleismelder.
Bei der Errichtung eines Weichenstellwerkes für einen Bahnhof bezieh. Bahnhofstheil,
worin viele Verschiebungen stattzufinden haben (besonders also für Güter- oder gar
für Verschiebbahnhöfe), müssen auch die Mittel und Wege zu der erforderlich
werdenden Verständigung zwischen dem Leiter der Verschiebungen und dem
Stellwerkswärter rechtzeitig beschafft werden, damit nicht zur Zeit der
Inbetriebsetzung des Stellwerkes arge Verlegenheiten auftauchen und – nebenbei
bemerkt – zu Nothbehelfen von fragwürdigem Werthe, oder zu kläglichen Aushilfen
führen. In gewissen Fällen mag eine gut gewählte Verständigungsweise mittels
Zurufen, mittels Hörn, Mundpfeife oder Dampfpfeife u. dgl. dem Zwecke genügen; auf
Bahnhofsstellen, wo regelmässig längere Zeit hindurch verschoben wird, auf
Verschiebbahnhöfen selbst und insbesondere auf Hauptauszieh- und Hauptabrollgleisen
wird sich jedoch immer mehr oder minder das Bedürfniss nach einer festen optischen
oder optisch-akustischen Signalanlage geltend machen.
Das Telephon, von dessen Anwendung und Leistung man anfangs nach dieser Richtung hin
die ausschweifendsten Hoffnungen hegte, konnte thatsächlich diesen Zumuthungen nicht
entsprechen. Vielfach griff man zu optischen Signalanlagen; die in der Regel
mechanisch, nämlich durch Drahtzüge betrieben werden.
Zu dem Naheliegendsten und Einfachsten würden hier immerhin die elektrischen Zahlen
tafeln nach Art der Haustelegraphen zu zählen sein. Es werden auch derlei
Einrichtungen mehrfach bei französischen Bahnen benutzt; bei uns aber gilt ihre
Anwendung in Anbetracht ihrer Zartheit und der daraus entspringenden
Unzuverlässigkeit ziemlich allgemein als bedenklich oder mindestens als nicht
besonders zweckmässig.
Textabbildung Bd. 280, S. 37Fig. 2.Hattemer's Melder. Nach Art dieser Zahlentafeln eingerichtet, ebenso einfach und handlich,
aber durch zweckmässig abgeänderte, kräftige Ausführung der Zeichen- und der
Tastervorrichtungen vor den Uebeln zu grosser Empfindlichkeit und Unzuverlässigkeit
geschützt, sind die nachstehend zu schildernden Gleismelder. Solche wurden im
Eisenbahndirectionsbezirke Berlin, und zwar zunächst versuchsweise auf dem
Verschiebbahnhofe Johannisthal-Niederschönweide (bei Berlin) ausgeführt und sollen
nunmehr, nachdem sie dort seit längerer Zeit unausgesetzt in Benutzung gewesen sind,
auch auf anderen Verschiebbahnhöfen Anwendung finden.
Zunächst jener Stelle des Ausziehgleises, von welcher das Abstossen bezieh. das
Rollenlassen der Wagen erfolgt, befindet sich der „Melder“ (Fig. 2), der durch den Rangirmeister gehandhabt wird.
Ein eiserner Säulenschaft S, durch welchen die
unterirdisch zugeleiteten Telegraphendrähte geführt sind, trägt ein starkes
Blechgehäuse G, dessen Vorderseite durch einen
vorspringenden Blechschirm P noch besonders geschützt
ist und bei Dunkelheit mittels einer vorzuhängenden Laterne L beleuchtet wird. Das Gehäuse G umschliesst
sämmtliche elektrischen Vorkehrungen, nämlich so viele Stromsender und
Zeichenempfänger, als Gleise gemeldet werden sollen, sowie eine Batterie von vier
bis sechs Trockenelementen. In der Vorderwand ist ein verglaster Schlitz nq ausgeschnitten, hinter welchem während der
Gebrauchnahme unter bestimmten Umständen und an verschiedenen Stellen weisse
Vierecke z (Fig. 3), die
„Gleistäfelchen“, sichtbar werden. Die Anzahl der letzteren entspricht
natürlich wieder der Zahl der zu meldenden Gleise und unter jedem ist am Gehäuse ein
entsprechend grosses, mit der Nummer des betreffenden Gleises beschriebenes Schild
angebracht. Zwischen der von den Nummernschildern gebildeten Reihe und dem Schlitze
nq treten in gleicher Anzahl Messingstangen r aus dem Gehäuse vor, welche an ihrem Ende mit
Messingringen versehen sind, ähnlich wie die Klingelzüge an Hausthüren. Der ganze
Aufbau ist sorgfältig gedichtet und vollkommen wetterfest.
Textabbildung Bd. 280, S. 37Fig. 3.Hattemer's Anzeiger mit Gleistafeln. Eine ganz übereinstimmend angeordnete zweite Einrichtung, der
„Rückmelder“, befindet sich in der Bude des Stellwerkwärters. Der
Rückmelder bedarf jedoch selbstredend, weil er ohnehin an geschützter Stelle
untergebracht ist, keines Schutzdaches P, desgleichen
auch keines Säulenschaftes. Er wird am besten gleich am Stellwerksrahmen hinter,
bezieh. über dem Mittel der Weichenhebelgruppe auf Stützen befestigt, so dass ihn
der Wärter ohne Beeinträchtigung seines Weichenstellgeschäftes leicht unausgesetzt
beobachten und handhaben kann.
Im Melder wie im Rückmelder werden die erforderlichen Zeichen, nämlich das Erscheinen
und das Verschwinden der Gleistäfelchen, mittels je eines Elektromagnetes m (Fig. 3) für jedes
einbezogene, zu meldende Gleis hervorgerufen, welcher von dem am Schutzkasten
festgelegten Tragestücke g gehalten wird; sein Anker
a besteht aus einem magnetischen Stahlstabe von
quadratischem Querschnitte. Der Anker ist in das Klemmstück l fest eingespannt und zwischen zwei Spitzen schrauben des Bügels b derart gelagert, dass seine Polenden S und N vor den
Polschuhflächen des Elektromagnetes frei vorbeigehen. Das Stäbchen p, welches das Gleistäfelchen, ein weissbemaltes,
viereckiges Blechstück z, trägt, ist mit dem Anker a ähnlich wie die Zunge mit dem Wagebalken verbunden.
Der Aufhängepunkt der so verbundenen Theile liegt indessen um ein Geringes unterhalb
des Schwerpunktes, wodurch erreicht wird, dass der Anker in seinen beiden, aus der
Zeichnung ersichtlichen Endlagen mit geringem Uebergewichte verharrt. Durch die
letztgedachte Anordnung entfällt sonach die Nothwendigkeit, dem Anker irgendwie
Federn oder Stellgewichte beizugeben.
Textabbildung Bd. 280, S. 38Fig. 4.Hattemer's Stromlauf für einfache Schaltung. Während der in Fig. 3 gezeichneten
gewöhnlichen Stellung (Ruhelage) des Ankers a tritt das
Gleistäfeichen z so weit hinter den verglasten
Kastenschlitz nq zurück, dass es nicht sichtbar ist.
Wird aber der Elektromagnet m durch einen Strom von
geeigneter Richtung erregt und hiermit der Anker a in
seine zweite, in Fig. 3 punktirte Stellung
(Arbeitslage) gebracht, so gelangt das Gleistäfelchen dicht an die Schlitzverglasung
und wird aussen deutlich sichtbar. Hört nun auch der Strom im Elektromagnete wieder
auf, so verharrt der Anker, bezieh. das Gleistäfelchen vermöge der magnetischen
Kraft des angezogenen Ankerpoles und des oben erwähnten Uebergewichtes doch in der
erlangten Arbeitslage, und zwar so lange, bis ein neuer Strom, dessen Richtung jener
des früheren entgegengesetzt ist, den Elektromagnet erregt und den Anker wieder in
die Ruhelage zurückwirft.
Aus der Stromlaufskizze Fig. 4 erhellt die einfache
Schaltung: Wie man sieht, ist ein jedes Paar der an der Meldestelle M und der Rückmeldestelle R vorhandenen Gleistäfelchen-Elektromagnete m1, m2, m3.... unter einander durch eine der
Telegraphenleitungen L1, L2, L3.... und durch das
bewegliche, auf einer Hartgummiplatte gelagerte Tasterstück t1, t2, t3...., sowie den Handgriff r1, r2, r3.... des zugehörigen Senders (Tasters) zur Erde E1 bezieh. E2 verbunden. Diesen
Erdanschluss halten die entsprechend kräftigen Wurmfedern F aufrecht, welche auf die Tasterstiele einwirken und dieselben nach innen
zu gegen den Contacthebel t drücken; zieht man aber
einen der Ringe r an sich, so wird die Verbindung tr gelöst, dafür eine andere zur Batterie B1, bezieh. B2 hergestellt, weil
sich t durch den Zug der Spiralfeder f auf die zum Kupferpole verbundene
Schliessungsschraube c legt. Solange also der Ring r angezogen bleibt, gelangt ein positiver Strom in die
betreffende Leitung; wird ein Handgriff der Meldestelle M angezogen, so wird das entsprechende Gleistäfelchen sowohl in M als in R sichtbar. Wird
darauf der bezügliche Handgriff in der Rückmeldestelle R angezogen, so verschwinden die beiden Täfelchen wieder, da jetzt der
Strom aus der Batterie B2 in entgegengesetzter Richtung in die Leitung L bezieh. in die beiden Elektromagnete tritt. An der Meldestelle M kann man also durch Anziehen eines Ringes das
Täfelchen des bezüglichen Gleises sichtbar machen – melden –, an der Rückmeldestelle
R auf die gleiche Weise verschwinden machen –
rückmelden –, und hierauf beruht die nachstehende Handhabung:
Der Verschiebmeister meldet zunächst kurz hinter einander zwei Gleise an und lässt
demnächst den ersten Wagenablauf erfolgen. Nach geschehener Rückgabe der ersten
Gleisanmeldung seitens des Weichenwärters erfolgt der zweite Wagenablauf und kurz
darauf die dritte Gleisanmeldung. Nach Rückgabe der zweiten Gleisanmeldung erfolgt
der dritte Wagenablauf und demnächst die vierte Gleisanmeldung u.s.w.
Der Weichenwärter stellt die Weichen der ersten Gleisanmeldung entsprechend; sind die
Weichen von den abgerollten Wagen durchlaufen, so stellt der Wärter die Weichen
entsprechend der zweiten Gleisanmeldung und gibt die erste Gleisanmeldung zurück.
Ist darauf der zweite Wagendurchlauf erfolgt, so werden die Weichen der inzwischen
eingetroffenen dritten Gleisanmeldung entsprechend gestellt und die zweite
Gleisanmeldung wird zurückgegeben u.s.w.
Die Zeitfolge des Wagenablaufes liegt somit vollkommen in der Hand des
Weichenwärters, welcher unbeschadet seiner Achtsamkeit auf den Wagenablauf im Stande
ist, auch den elektrischen Gleismelder zu beobachten und zu bedienen. Wie die
Erfahrung lehrt, sind die betheiligten Beamten sehr bald mit dieser
Verständigungsweise vertraut und so geübt, dass die erstrebte Förderung des
Verschiebgeschäftes im befriedigendsten Masse erzielt wird. Es mag schliesslich noch
darauf aufmerksam gemacht werden, dass die vorgeschilderten Gleismelder ohne
weiteres die Einschaltung von beliebigen Zwischenmeldestellen zulassen. Dies ist von
Werth, wenn etwa nicht sämmtliche Weichen von nur einem Stellwerke aus, sondern
durch mehrere, örtlich getrennte Stellwerke oder zum Theil „von Hand“
gestellt würden. Solche Zwischenmeldestellen können gerade so eingerichtet sein, wie
die oben beschriebenen Melde- oder Rückmeldestellen, oder aber auch einfacher, wenn
daselbst die Rückmeldung nicht erforderlich ist, in welchem Falle natürlich die
Tastereinrichtung und die Batterie wegfallen. Es unterliegt auch keinerlei
Schwierigkeit, etwa durch einen Gleistaster am Elektromagnetanker einen Wecker in
Schluss zu bringen, und auf diese Weise jede mittels eines optischen Signales
bewirkte Gleismeldung und Rückmeldung durch ein akustisches Signal zu unterstützen,
wenn dies wünschenswerth erschiene; ferner kann man eine eigene Weckerleitung zum.
Austausche von Ergänzungszeichen beigeben, oder auch eine der Meldesignalleitungen
selbst nebenbei als Weckerlinie mitbenutzen u.s.w.; kurz, es stehen mannigfache Wege
offen, eine Anlage, an welche etwa späterhin erweiterte Ansprüche gestellt würden,
bis zu gewissen Grenzen mit den allereinfachsten Hilfsmitteln den örtlichen
Verhältnissen anzupassen und zu vervollkommnen.