Titel: | Neue Gasmaschinen. |
Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 49 |
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Neue Gasmaschinen.
(Patentklasse 46. Fortsetzung des Berichtes S. 25
d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neue Gasmaschinen.
Bei der Maschine von Chr. Bröker in Mannheim (* D. R. P.
Nr. 53322 vom 14. December 1889) sind am Umfange des Schwungrades Kammern
vorgesehen, welche beim Umlaufe des Schwungrades nach einander mit einer Kammer am
Gehäuse in Verbindung treten, so dass eine in letzterer erfolgende Explosion
treibend auf das Schwungrad wirkt.
Eine Gasmaschine mit umlaufendem Kolben von H. de
Montigny in Meerane i. S. (* D. R. P. Nr. 51806 vom 13. November 1889) ist
in Fig. 25 dargestellt.
Textabbildung Bd. 280, S. 49Fig. 25.Montigny's Gasmaschine mit umlaufendem Kolben.A ist der wagerecht angeordnete Arbeitscylinder, der
mit einem Mantel zur Aufnahme von Kühlwasser umgeben ist. Das eigenartig gestaltete,
auf der Welle M befestigte Stück B ist der Treibkolben, auf welchen die treibende Kraft
des entzündeten Gasgemisches zur Wirkung gebracht wird. Im Kolben B befindet sich die frei bewegliche Dichtplatte (7,
welche, mittels Federn gegen die Cylinderinnenwand gedrückt, einen dichten Abschluss
bildet. Das brennbare Gasgemisch wird mittels des Schleppschiebers D eingeleitet und durch einen Flammenmechanismus in der
vor dem Cylinder liegenden Explosionskammer zur Entzündung gebracht. Das Gemisch
strömt durch Rohr E
zu, welches mit dem Behälter F verbunden ist, in
dem sich das durch die doppelt wirkende Pumpe hergestellte und in zusammengedrückten
Zustand gebrachte Gasgemisch befindet. Der Behälter F
ist mit einem Mantel versehen, durch welchen die aus dem Cylinder durch Schieber H entströmenden Verbrennungsproducte geleitet werden,
um das zusammengepresste Luft- und Gasgemisch vorzuwärmen. Der Auslassschieber H erhält seine Hin- und Herbewegung durch den Kolben
B und die Feder L.
Um Naphta zu dem Betrieb der Maschine verwenden zu können, ist am Boden des Behälters
F ein mit kleinen Löchern versehenes Rohr J angeordnet, durch welches die Luft hindurchströmt, um
das in gewisser Schicht in F befindliche Naphta zu
durchdringen und dadurch ein brennbares Arbeitsgemisch zu bilden. Dadurch, dass
mittels der Austrittsgase der Behälter F gleichmässig
warm gehalten wird, ergibt sich auch ein regelmässiges Arbeiten der Maschine.
Eine Gasmaschine mit schwingendem Kolben von V. Loutsky
in Paris (* D. R. P. Nr. 54975 vom 17. Mai 1890) ist in Fig. 26 dargestellt. Im Allgemeinen besteht die neue Gasmaschine aus drei
wesentlichen Theilen: dem Erzeuger des explosiven Gemisches, dem Compressor und dem
eigentlichen Motor. Der Erzeuger (Fig. 27) dient zur
Bildung des die Maschine bethätigenden explosiven Gemisches. Derselbe besteht in
einem Behälter 1 von veränderlicher Grösse und enthält
das Material, durch welches die Luft carburirt werden soll, z.B. Benzin. Dieser
Behälter ist mittels eines Deckels 2 hermetisch
geschlossen. Letzterer wird von einer Anzahl senkrechter Rohre 3 durchschnitten, die an beiden Enden offen sind und
mit den unteren Enden in den unteren Theil der zu verdampfenden Flüssigkeit des
Behälters 1 tauchen. Die durch die Pumpe angesaugte
Luft geht abwärts durch die Röhre und steigt dann aufwärts in den oberen Theil des
Behälters, nachdem sie durch das Benzin getreten und sich mit Dämpfen dieser
Flüssigkeit in hinreichendem Masse gesättigt hat, so dass sie mit der Luft ein
explosives Gemisch bildet; von dort geht sie durch das Rohr 4 in den Compressor.
Letzterer besteht aus einer doppeltwirkenden Pumpe, welche durch die Maschine selbst
oder auf andere Weise in Thätigkeit versetzt wird: dieselbe saugt abwechselnd das
aus dem Carburator kommende Gasgemisch durch die Ventile 5 an, um es durch die Ventile 6 in die
Gaskammer der Maschine zu drücken. Das Gasgemisch geht dabei durch Metallsiebe, um
die Fortpflanzung der Explosion nach dem Compressor zu verhindern.
Der Motor besteht aus der Gaskammer 7 und dem Sector 8.
Die Gaskammer besteht aus einer starken, hohlen Metallkugel; das Gemisch wird durch
einen spiralförmig gewundenen Platindraht 9 mittels
eines elektrischen Stromes entzündet. Diese Platinspirale wird von einem mit
Schraubengewinde versehenen Stopfen 10 getragen, welcher
ausserdem das Speiserohr für das Gasgemisch aufnimmt und in eine Oeffnung der
Gaskammer geschraubt ist. Anstatt das Gasgemisch sofort bei seiner Ankunft zu
verbrennen, kann man auch, wie bei den bisherigen Gasmaschinen, die Explosion in dem
Augenblick hervorrufen, in welchem sie auf den Kolben wirken soll.
In jedem Falle ruft das Entzünden des Gasgemisches in der Kugel 7 einen mehr oder minder grossen Druck hervor, welcher
bestimmt ist, auf die Kolbenflächen zu wirken. Das Manometer 12 gestattet, den in der Kugel vorhandenen Druck abzulesen, während das
Sicherheitsventil 13 bei zu hohem Druck einen Theil des
Gases entweichen lässt. Zwei Röhren stellen die Verbindung zwischen der Gaskammer
7 und den beiden Kolbenflächen her.
Der Sector 8, welcher bei der vorliegenden Maschine den
bisher bei den Gasmaschinen gebräuchlichen Cylinder ersetzt, wird durch eine
kugelförmige Wand und zwei flache Wandungen begrenzt.
Textabbildung Bd. 280, S. 50Fig. 26.Loutzky's Gasmaschine mit schwingendem Kolben. Der schwingende Kolben besteht aus einer Metallplatte, welche die Hälfte
einer Scheibe bildet, deren Umfang der inneren Fläche der Wandung des Sectors 8 entspricht. Die Schwingungsachse 21 für den Kolben bildet die Achse der Kugel, von
welcher die Wandung einen Theil ausmacht.
Die Dichtung zwischen dem schwingenden Kolben und der Wand kann auf verschiedene
Weise, ähnlich wie bei den Dampfmaschinenkolben, herbeigeführt werden. Bei dem
dargestellten Motor sind zur Dichtung zwei Federn von Stahl mit T-förmigem Querschnitt benutzt. Diese Federn werden
halbkreisförmig gebogen und derartig gegen einander gelegt, dass sie in eine an dem
Umfange des Kolbens vorgesehene Aussparung passen. Ein auf dem Boden der letzteren
angebrachtes Federsystem hält dann die Federn in fortwährender Berührung mit der
Innenfläche der Wandung des Sectors.
Die Drehachse des Kolbens besteht aus einer hohlen Welle 21 welche von kleinen Löchern durchbohrt ist, die das in die Welle
gegossene Schmiermaterial dem Wellenlager zuführt.
Die Welle 21 trägt an ihren Enden Kurbeln 24, welche mittels Zugstangen 25 die Kraft auf die Triebwelle übertragen, wenn der Druck der Gase auf
die eine oder andere Flache des schwingenden Kolbens wirkt.
Die Gase gelangen aus der Gaskammer 7 nach dem
Kolben durch zwei cylindrische Vertheilungsschieber 27 und 28. Diese Steuerungen dienen dazu, den
Raum zu beiden Seiten des Kolbens abwechselnd mit der Gaskammer 7 und der atmosphärischen Luft in Verbindung zu
bringen; dieselben werden durch die Maschine selbst in Thätigkeit versetzt. Zu dem
Zweck ist auf dem Gestell ein schwingender Hebel angeordnet, dessen Enden durch
Kettchen mit den doppelarmigen Schlüsseln der Schieber 27 bezieh. 28 verbunden sind. Der Hebel
empfängt seine schwingende Bewegung von der Kurbel 24
mittels zweier Ketten, die über Scheiben gehen.
Sobald die Explosion in der Kammer vor sich gegangen und Druck in derselben
entstanden ist, bringt der Schieber 27 den linksseitig
von dem Kolben liegenden Raum mit der Kammer in Verbindung, während das Gas, welches
vorher auf die rechtsseitige Kolbenfläche gewirkt hat, in die atmosphärische Luft
durch den Schieber 28 geführt wird, welcher während der
ganzen Dauer offen bleibt, da die ihn beeinflussende Kette durch die Kurbel 24 nicht angespannt ist.
Textabbildung Bd. 280, S. 50Fig. 27.Gaserzeuger zu Loutzky's Gasmaschine. Wenn dann der Kolben am rechtsseitigen Ende angelangt ist, so wird durch
das Kettensystem die Wirkung der Schieber 27 und 28 gewechselt, indem jetzt letzterer zur Zuführung von
frischen Gasen, ersterer dagegen zur Abführung der benutzten Gase dient. Der Kolben
macht nun seinen Weg von rechts nach links.
Durch passende Einstellung der Ketten auf der Kurbel 24
kann man Expansion der Gase herbeiführen, indem man den Gaszuführungsschieber eher
schliesst, als der Kolben am Ende seines Weges angelangt ist.
Fig. 26 zeigt die Anordnung der Maschine bei
Einwirkung zweier Kolben auf eine Treibwelle.
Im Allgemeinen arbeitet jeder der beiden Kolben in der vorstehend dargelegten Weise,
nur ist eine gemeinschaftliche Gaskammer vorhanden, um das Gewicht der Maschine und
den für dieselbe nöthigen Raum zu verringern. Die Gaskammer und die Enden der beiden
Sectoren ruhen auf hohlen Lagern 35, 36 und 37, welche mit dem Fundament durch Steinschrauben
verbunden sind. Die beiden Kurbeln wirken mittels der beiden Zugstangen auf
denselben Krummzapfen der Treibwelle. In Folge dieser Anordnung sind die todten
Punkte vermieden. Wenn die eine der Zugstangen mit dem Krummzapfen eine Linie
bildet, wie dies bei der rechtsseitigen Zugstange angedeutet ist, so liegt die
linksseitige Zugstange rechtwinklig zu der genannten Linie und wirkt mit dem Maximalhebelarm.
Hieraus folgt, dass die Summe der Bewegungsmomente der beiden Zugstangen sich in
jedem der Punkte ihres Laufes wenig von einander unterscheiden. Die Maschine muss
daher durchaus gleichmässig wirken, und zwar in ähnlicher Weise wie die
Zwillingsdampfmaschinen, deren beide Krummzapfen um 90° gegen einander versetzt
sind.
Die Triebwelle 38 ruht bei dieser Maschine in einem
V-förmigen Ständer 39.
Auch mit schwingendem Kolben arbeitet die Gasmaschine von W.
E. Crist in Brooklyn und H. C. Covert in
Chicago (* D. R. P. Nr. 54778 vom 18. December 1889). Fig.
28 erläutert die Maschine.
Textabbildung Bd. 280, S. 51Fig. 28.Gasmaschine mit schwingendem Kolben von Crist und
Covert.A ist ein aus Segmenten zusammengesetztes Gehäuse mit
dem zur Achse parallelen Bett B. Ein Theil des Gehäuses
in einer Ausdehnung von etwa 90° ist oben entfernt, so dass dasselbe ganz offen ist.
Die Enden sind durch angebolzte Endplatten oder Deckel C,
C1 geschlossen, welche Lager für die Welle
D bilden. Dieselbe kann in den Lagern schwingen und
ist mit zwei radialen Platten D1 und D2 versehen, welche sich in dem Gehäuse durch die
ganze Länge desselben erstrecken und dicht an die Deckel anschliessen. Die Platten
treten radial von der Welle nach entgegengesetzten Richtungen weit genug vor. um mit
ihren äusseren Kanten den inneren Umfang des Gehäuses zu berühren; sie liegen
zweckmässig in Durchmesserebene mit der Achse D,
bestehen mit derselben aus einem Stück und bilden in Verbindung mit derselben die
schwingenden Kolben der Maschine. Die Dichtung zwischen den Kolbenplatten und dem
Gehäuse erfolgt durch Metall-, auf Federn gelagerte Packungsstreifen a, a, die in Längsnuthen an den Kanten der
Kolbenplatten liegen.
Die Kurbelwelle E ist über dem Gehäuse A parallel mit der Kolbenwelle D in den beiden Kopfplatten C, C1 gelagert, die zu diesem Zwecke weit genug
verlängert sind, und die zweckmässig in der Mitte des Gehäuses in der Welle E angeordnete, durch zwei Scheiben E1, E1 und einen Querbolzen
i gebildete Kurbel ist mittels einer Stange E2 mit einer der
Kolbenplatten D1
gekuppelt. Auf diese Weise wird durch die Schwingung des Kolbens eine Drehung der
Kurbelwelle veranlasst; die Kurbel ist so bemessen, dass eine Umdrehung
derselben bei jeder Schwingung des Kolbens in einem Bogen von etwa 90° veranlasst
wird.
Der innere Theil des Gehäuses ist der Länge nach durch Scheidewände F, F getheilt, welche von dem Ende des Gehäuses
ausgehen und von der inneren Seite der Kolbenwelle D
nach dem inneren Umfang des Gehäuses unter einem Winkel gegen einander von etwa 90°
sich erstrecken. Die Kolben sind so eingestellt und mit der Kurbel E1 in Beziehung
gesetzt, dass, wenn die innere Fläche des einen oder anderen Kolbens ganz gegen die
nächste Scheidewand F anliegt, die Kurbel ihre Todtlage
einnimmt. Bei dem Betrieb der Maschine wird die Todtlage der Kurbel E1 in üblicher Weise
durch das Beharrungsvermögen eines Schwungrades E3 auf der Kurbelwelle E
überwunden.
Die Kolbenwelle D wird auf der ganzen Länge innerhalb
des Gehäuses zwischen den Kanten der divergirenden Scheidewände F1F einerseits und der Kante einer parallelen Stange F1 andererseits
getragen, die auf der diametral gegenüberliegenden Seite montirt ist und deren Enden
in den Deckeln des Gehäuses befestigt sind. Diese Stange F1 dient auch dazu, das Gehäuse
auszusteifen und zu verhindern, dass die Heissluft, welche aus der einen
Kolbenkammer austritt, in die andere Kammer hinübergeführt wird.
Die Dichtungen zwischen der Welle aus den Längsträgern werden durch unter Feder
Wirkung stehende Packungsstreifen a1 u.s.w. bewirkt, die in Längsnuthen der Scheidewand
C1 und der
Tragstange eingelassen sind. Der sectorartige Raum in dem Gehäuse zunächst dem Bette
B zwischen den radial divergirenden Scheidewänden
F, F und dem inneren Umfang, sowie den Deckeln des
Gehäuses bildet die Compressionskammer II der Maschine,
in welcher ein schwingender Kolben G vorgesehen ist,
der an einer schwingenden Welle G1 sitzt, die in dem Winkelpunkt der Kammer in Lagern
der Deckel C, C1 des
Gehäuses montirt ist. Die Kanten dieser Kolbenplatte sind mit Packung versehen, um
dicht gegen die inneren Wände der Kammer abzuschliessen, ebenso ist die Welle G1 der Länge nach in
dem Sitz ausgepackt, um Gasverluste von einer Seite nach der anderen zu
vermeiden.
Die beiden äusseren Ecken der Speisekammer H stehen je
mittels eines fortgeführten Kanals H1 mit einer cylindrischen Ventilkammer I des Bettes B in
Verbindung; diese Ventilkammer reicht von einem Ende bis zum anderen, und innerhalb
desselben liegt ein dicht schliessendes cylindrisches und röhrenförmiges Ventilstück
bezieh. ein Drehschieber J; derselbe besitzt eine
Längsscheidewand, die von einem Ende bis zum anderen durchgeht und den Schieber in
zwei ungleiche Kammern theilt, von denen die grössere offen gelassen und die
kleinere an jedem Ende geschlossen wird. Die Längswand ist mit Längsschlitz
versehen, um eine Ventilöffnung c zu bilden, welche mit
der grösseren, an den Enden offenen Kammer auf eine Länge communicirt, welche etwa
gleich der des Kanals H1 ist. Diese Oeffnung wird selbsthätig durch ein belastetes oder durch
Federn bethätigtes Klappenventil K geschlossen, welches
in der kleineren, geschlossenen Kammer vorgesehen, an einer Kante gelenkartig
angebracht ist und die Ventilöffnung c abschliesst.
Eine zweite cylindrische Längsbohrung. d ist in dem
Drehschieber J unter dem Gelenk der Ventilklappe K vorgesehen und ein schmaler Längsschlitz e ist zwischen der Oeffnung c und dem Gelenk
der Klappe K vorgesehen, welcher Schlitz mit dem
cylindrischen Kanal Verbindung herstellt und durch das Ventil geschlossen bezieh.
freigelegt wird. Der cylindrische Kanal oder die Bohrung d ist an einem Ende geschlossen und am anderen mit einem Gaszuführungsrohr
verbunden, so dass, während Luft zu dem Kanal H1 durch die offenen Enden der erweiterten Kammer
unter das Ventil K bei Hebung des Ventils eingelassen
wird, eine Zuführung von Gas gleichzeitig durch die Bohrung d erfolgt. Ein inneres Rohr d2 kann in der Bohrung d
vorgesehen werden; es dreht sich in derselben und ist der Länge nach gelocht, um als
Ventil für den Schlitz e zu dienen und dadurch die
Abgabe von Gas durch dasselbe zu regeln, da die Löcher in grösserer oder kleinerer
Anzahl oder mehr oder weniger vollständig in Uebereinstimmung mit dem Schlitz durch
eine Drehung des Rohres d2 gebracht werden. Diese Drehung kann durch einen an der Maschine
vorgesehenen Regulator selbsthätig vollzogen werden.
Durch Herausziehen des Drehschiebers J aus seinem Sitz
in der Schieberkammer kann die Klappe K für Reparaturen
bezieh. Erneuerungen leicht zugänglich gemacht werden. Die offenen Enden des
Drehschiebers können durch Siebböden T geschützt
werden. Jede Scheidewand F, F erhält in der Mitte einen
schmalen Kanal L, durch welchen zwischen der
Verdichtungskammer H und jeder Arbeitskammer Verbindung
hergestellt wird, und jeder Kanal L wird durch ein
unter Federwirkung stehendes Ventil L1 geschlossen, das seinen Sitz in der Arbeitskammer
hat und durch eine Spindel Führung erhält, welche durch eine Querstange in dem Kanal
hindurchgeht. Die Feder zum selbsthätigen Schliessen des Ventils liegt zweckmässig
innerhalb des Kanals L und kann aus einer elastischen
Platte L2 bestehen, die
in der Mitte an der Ventilspindel angebracht ist und deren Enden an den Wänden des
Kanals befestigt sind; die federnde Platte ist dabei durchbohrt, um den freien
Durchtritt der Gase durch den Kanal möglichst wenig zu beeinträchtigen. Das äussere
Ende der Welle G1, welche den Verdichtungskolben G trägt, ist mit einem Kurbelarm G2 versehen, welcher durch eine Stange G3 mit einem Bolzen S am Schwungrade E3 der Welle E verbunden
ist, so dass die Umdrehung der Welle eine Schwingung des Verdichtungskolbens G in Uebereinstimmung mit den Bewegungen der
Kolbenplatten D1, D2 veranlasst. Der
Bolzen bezieh. Stift S ist gegen den Kurbelarm G2 derart eingestellt
und die Kurbel E1 mit
dem Treibkolben so gekuppelt, dass der Verdichtungskolben G unverändert in einer Richtung entgegengesetzt derjenigen des
Arbeitskolbens sich bewegt, die für letzteren durch die Explosionswirkung bestimmt
wird. Diese Bewegung des Verdichtungskolbens ist Veranlassung, dass hinter derselben
in die Verdichtungskammer durch einen der Einführungswege H1 eine Zuführung von Luft oder Gas
eingezogen wird, und dass das Luft- und Gasgemisch, welches die Zündladung bildet,
gegen den Arbeitskolben getrieben und verdichtet wird, welcher sich gegen das
Gemisch in der Arbeitskammer bewegt. Die Ladung wird in der Verdichtungskammer durch
den Widerstand der Feder L zurückgehalten, welche das
Ventil L1 bethätigt,
bis der nahende Kolben in der Arbeitskammer seinen Hub gegen das Ventil hin beendet
und seinen Rückgang begonnen hat; inzwischen werden die Verbrennungsproducte vor dem
Arbeitskolben bei dessen Vorgang frei ausgetrieben, und zwar geschieht dies
durch einen Exhaustkanal Q in dem Gehäuse A, der sich von dem inneren äusseren Winkel jeder
Kolbenkammer nach aussen öffnet.
Jeder Auspuffkanal Q wird durch ein Ventil M beeinflusst, das von einem Arm getragen wird, welcher
an einer schwingenden Welle M1 sitzt, die in Uebereinstimmung mit der Bewegung des Verdichtungskolbens
G mittels eines Kurbelarmes M2 am äusseren Ende der Welle bewegt wird;
der Kurbelarm ist durch eine Stange N mit einem
entsprechenden Kurbelarm N1 auf dem Ende der Welle G1 in Verbindung gebracht, welche diesen Kolben
trägt. Die Einstellung der Arme ist dabei gegen den Verdichtungskolben G derart, und es kann jeder der Arme so viel verlorene
Bewegung mittels eines Längsschlitzes y haben, dass
sich jedes Auspuffventil M schliesst, gerade bevor der
Kolben seinen Hub vollendet und das Explosionsgemisch von demselben so weit
verdichtet hat, um das Ventil L1 gegen die Spannung seiner Feder zu öffnen.
Nach Schluss des Auspuffventils wird so viel von dem verbrannten Gas, als noch in der
Arbeitskammer geblieben ist, verdichtet und in den Auspuffkanal Q und den Raum vor seinem Ventil getrieben, so dass,
sobald der Arbeitskolben seinen Retourhub zu machen anfängt, das Explosionsgemisch,
welches durch das Ventil L1 eintritt, allein den Raum unter der inneren Fläche des Kolbens ausfüllt.
In dem Augenblick, wo die Sprengladung in der Arbeitskammer unter den Kolben tritt,
wird sie durch die Zündvorrichtung zur Zündung gebracht.
Sobald der Verdichtungskolben seinen Rückhub in dem Moment beginnt, wo die Ladung
ganz in die Arbeitskammer gedrückt hat, wird das Ventil L1 sofort entlastet und schliesst sich
augenblicklich.
Die Arbeitskammern werden von einem Wassermantel R
umgeben, der innerhalb der Wände des Gehäuses in üblicher Weise hergestellt ist; die
verschiedenen Wasserräume sind dabei durch Querkanäle in den Köpfen des Gehäuses
verbunden, so dass ein Umlauf des Wassers in dem Mantel erleichtert wird. Der
Wasserzutritt wird durch Einlasskanäle R1, R2 in dem unteren Theil jedes Kopfes oder Deckels
vermittelt, von wo aus das Wasser durch die verschiedenen Räume des Wassermantels
umläuft und durch mittlere Anlässe R2, R2 in dem oberen Theil des Gehäuses auf jeder Seite
desselben abgelassen wird. Da die Arbeitskammern für die Luft auf der äusseren Seite
der Kolben frei zugänglich sind, so unterstützen die Luftströme, welche dem Kolben
folgen, sobald dieselben nach innen geführt werden und welche durch ihre Bewegung
nach aussen wieder ausgetrieben werden, die Kühlung der Kammer wände wesentlich.
Bei dem Betrieb dieses Motors wird durch Drehung der Welle E um eine Umdrehung der Verdichtungskolben G
während der ersten Hälfte seiner Drehung eine Ladung Luft, welche mit einer
entsprechenden Menge Gas vermischt ist, durch den Einlasskanal H1 in die Kammer H einziehen und während des übrigen Theiles der Drehung
bei seinem Rückhube diese Ladung verdichten.
Inzwischen werden die Arbeitskolben zur gleichzeitigen Bewegung mit dem
Verdichtungskolben in entgegengesetzten Richtungen veranlasst, so dass, da der
letztere die Ladung von gemischter Luft und Gas gegen einen der Kanäle L in der Kammer treibt und verdichtet, welcher mit einer der
Arbeitskammern verbunden ist, der Kolben in dieser Arbeitskammer gegen denselben
Kanal getragen wird. Während dieser Bewegung des Arbeitskolbens ist das
Auspuffventil G offen und gestattet einen freien
Auspuff der Luft oder verbrannten Gase aus dem Raum vor dem Kolben, bis der Hub des
Kolbens nahezu vollendet ist, worauf das Auspuffventil in bezeichneter Weise
geschlossen wird. Der übrige Theil des Hubes des Kolbens veranlasst darauf eine
Verdichtung von so viel Luft und Verbrennungsgasen, als in dem Auspuffkanal Q zurückbleiben. Sobald der Verdichtungskolben die
Ladung in der Kammer verdichtet, veranlasst die Feder, welche das Ventil L1 regelt, gegen
welches sich der Kolben hinbewegt, dass die Ladung in der Kammer gegen den Druck des
vorgehenden Kolbens zurückgehalten und eingeschlossen wird. Die Kraft der Feder, um
das Ventil L1
geschlossen zu halten und auf diese Weise die verdichtete Ladung einzuschliessen,
wird, sobald das Auspuffventil geschlossen ist;
durch den Druck der Luft und des Gases in der Arbeitskammer auf dieses Ventil L1 verstärkt, welcher
Druck durch das Vorgehen des Arbeitskolbens gegen das Ventil bei Vollendung des
Kolbenhebels bewirkt wird. Sobald indessen der Kolben seinen Rückhub beginnt, um
diesen Druck zu vermindern, wird das entlastete Ventil L1 dem Druck der Ladung nicht mehr
widerstehen und wird gegen die Spannung seiner Feder geöffnet, und sobald der
Verdichtungskolben seinen Hub vollendet, wird die Ladung ganz in die Arbeitskammer
geführt und darauf sofort gezündet und zur Explosion gebracht, um ihre volle Kraft
gegen den zurückgehenden Arbeitskolben auszuüben, welcher, da die Kurbel dann ihre
Todtlage überschritten hat, in der Lage ist, um auf die Kurbel voll einzuwirken.
Um die Abgabe der Ladung an die Arbeitskammer schnell und wirksam zu gestalten, ist
der Verdichtungskolben so eingerichtet, dass er mit der grössten Geschwindigkeit am
Ende seines Hubes in jeder Richtung läuft, was nach dem Schliessen des
Auspuffventils eintritt, während der Arbeitskolben zu derselben Zeit seine
langsamste Bewegung ausführt. Sobald auf diese Weise die Ladung in den
Arbeitscylinder gelangt ist, schliesst sich das Ventil L1 unter der Spannung seiner Feder
selbsthätig, da der Druck auf der inneren Seite in Folge der nun beginnenden
Rückbewegung des Verdichtungskolbens aufgehört hat.
Das Auspuffventil bleibt während des ganzen Hubes des Kolbens nach aussen
geschlossen, öffnet sich indessen, sobald der Hub sich umkehrt, um einen freien
Durchtritt der Verbrennungsgase während des rückwärtigen Hubes nach innen zu
gestatten.
Während ein Kolben auf einer Seite der Maschine unter der Wirkung einer entzündeten
Ladung sich nach aussen bewegt, bewegt sich der andere Kolben nach innen, treibt die
Verbrennungsgase aus, durch deren Explosion er nach aussen bewegt worden war; die
Bewegung des Verdichtungskolbens veranlasst inzwischen die Verdichtung einer
frischen Ladung und das Einziehen einer frischen Menge Luft und Gas zum
Verdichten.
Auf diese Weise findet sonach in dieser Maschine eine beständige Kraftentwickelung
und Kraftabgabe statt, so dass die bei anderen Maschinen häufiger oder weniger
häufig auftretenden Unterbrechungen gänzlich vermieden werden.
Um zu geeigneter Zeit eine Explosion der Ladung in der Maschine zu veranlassen,
empfiehlt es sich, eine ständig brennende Zündflamme in Verbindung mit einem als
Ventil wirkenden, hin und her gehenden Kolben anzuwenden; dieses Ventil beeinflusst
Kanäle, welche von dem Zündkanal der Arbeitskammer nach dem Flammenkanal reichen,
und dient als Träger, im geeigneten Moment eine brennende Ladung aus dem
Flammenkanal nach dem Zündkanal zu führen.
Zwecks Erleichterung des Anlassens der Gasmaschinen durch Aufhebung des
Verdichtungshubes benutzt M. Hille in Dresden (* D. R.
P. Nr. 51781) die in Fig. 29 dargestellte
Ausführung.
Textabbildung Bd. 280, S. 53Fig. 2926.Hille's Gasmaschine mit Vorrichtung zum Anlassen. Auf der Haupt- (Kurbel-) Welle W des Motors
sitzt ein Nocken A, welcher auf eine Rolle B wirkt, die ein Schenkel des Winkelhebels C trägt, während der andere Schenkel desselben durch
die Stange G mit dem Hebel H zur Bewegung des Ausstossventils verbunden ist. Dieser Winkelhebel C hat seinen Drehpunkt um den Zapfen der Kurbel D, deren Welle in dem Lager E gelagert ist.
Beim Anlassen des Motors wird mittels des Griffes F der
Kurbel D der Winkelhebel C
mit der Rolle B gehoben und in Contact mit der den
Nocken A tragenden Hauptwelle gebracht, wodurch der
Winkelhebel eine Bewegung erhält, die das Ausstossventil beim jedesmaligen Rückgange
des Kolbens in den Cylinder durch den vorhandenen Ausstosshebel des Motors öffnet
und somit die Compression vermindert. Nachdem der Motor im Gange ist, wird der Hebel
F mit der Kurbel D und
dem Winkelhebel C nach unten gelegt und so die Rolle
B mit der Hauptwelle W
ausser Contact gebracht.