Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Mälzerei. |
Autor: | Alois Schwarz |
Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 56 |
Download: | XML |
Neuerungen auf dem Gebiete der
Mälzerei.
Von Prof. Alois Schwarz in
M.-Ostrau.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 279 S.
277.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen auf dem Gebiete der Mälzerei.
Eine weitere neue Erscheinung auf dem Gebiete der Mälzerei ist ein Johann W. Turek und August Deininger in Berlin für das
Deutsche Reich patentirter Apparat (D. R. P. Nr. 49327). Dieser neue combinirte
Apparat ist dazu bestimmt, die rohe Gerste zu waschen, die Schwimmgerste zu
entfernen, das Wachsen des Wurzel- und Blattkeimes hervorzurufen, das Keimgut zu
schwelken und das Malz vorzudarren. Bei diesem Apparat kommt die Handarbeit, welche
eine bedeutend kostspieligere Anlage und mehr Arbeitskräfte erfordert, ganz in
Wegfall.
In der Fig. 18 ist der Apparat theilweise im Schnitt
und in Ansicht dargestellt. Er besteht im Wesentlichen:
1) aus der Keimtrommel a,
2) aus dem Luftanfeuchtungsapparat B,
3) aus dem Luftheizapparat C,
4) aus dem Lufttrocken apparat D.
Die Keimtrommel besteht aus einem Blechcylinder, durch dessen Mitte ein Rohr G gelegt ist, welches an der einen Seite aus dem
Trommelboden herausragt, während es am anderen Ende durch den Blechboden M gestützt und gleichzeitig verschlossen wird.
Der Blechboden M ist ausserhalb der Rohrperipherie
perforirt und bildet die Kammer O. Entsprechend dem aus
dem linken Trommelboden hervorragenden Rohr G ist auf
dem rechten Trommelboden, mit dem Inneren der Trommel communicirend, ein gleiches
Stück Rohr G1
befestigt. Diese beiden Rohrstutzen, welche mit Absperrhähnen versehen sind, dienen
als Trommelachse und ruhen in den beiden Stehlagern d.
Radial um das Rohr G sind im Inneren der Trommel
perforirte Rohre a in mehreren Reihen versetzt
angeordnet. Die Entfernung der einzelnen radialen Rohrgruppen von einander ist so
bemessen, dass sich der hindurchgepresste Wasser- oder Luftstrom in allen
Zwischenräumen trifft. Mit ihren unteren Enden sind die Rohre a im Rohr G communicirend
befestigt, während die entgegengesetzten Enden derselben im Trommelmantel gelagert
und mit Verschraubungen o. dgl. verschlossen sind.
Behufs Beseitigung der Schwimmgerste aus der Trommel und zum besseren Beobachten des
Keimungsprocesses sind im Trommelmantel die Glasverschlüsse c vorgesehen. Zum Füllen und Entleeren der Trommel dient eine eigene
Klappe.
Auf dem Rohrstutzen G1
sind behufs zeitweiliger Rotation der Trommel A nach
rechts oder links zwei Riemenscheiben (Leer- und Festscheibe) oder andere geeignete
Vorrichtungen angebracht. Die Rohrstutzen sind mit den Rohren Q, O1, welche zu den
Saug- bezieh. Druck Ventilatoren F führen, mittels
einer geeigneten Vorrichtung gekuppelt. Durch das Kreuzstück E und das Rohr P steht der Druck Ventilator
F mit dem Luftanfeuchtungsapparat B, dem Luftheizapparat C
und dem Lufttrockenapparat D in enger Verbindung, und
somit auch die genannten Apparate mit der Trommel.
Der Luftanfeuchtungsapparat B besteht aus einem Gefäss,
in welchem sich ein Rohr f mit beliebig vielen
Wasserzerstäubungsdüsen befindet.
Durch die Rohrstutzen (b und seitlich) wird die
anzufeuchtende Luft eingesogen und mittels eines Schiebers kann die Verbindung mit
dem Kreuzstücke E entweder gänzlich abgesperrt oder
aber nach Wunsch regulirt werden. Der seitliche Rohrstutzen an B ist Reservestutzen und dient dazu, im Sommer mit
einem Eiskühlapparat in Verbindung gebracht zu werden, um die nöthige Abkühlung der
Luft zu erzielen.
Der Luftheizungsapparat C besteht in einer gewöhnlichen
Heizkammer, in welche links unten die zu erwärmende Luft eintritt, und aus welcher
mittels des Rohres H die erwärmte Luft dem Kreuzstücke
E zugeführt wird; auch hier kann durch Schieber der
Zutritt von warmer Luft regulirt oder gänzlich verhindert werden.
Der Lufttrockenapparat D besteht aus einem auf seiner
oberen Fläche mit einem Scharnierdeckel versehenen Cylinder. Etwa in ein Drittel
seiner Höhe ist derselbe durch einen Siebboden getheilt; der über dem Sieb
befindliche Raum wird mit irgend einem geeigneten Lufttrocknungsmaterial angefüllt,
wie z.B. Bimsstein, Schwamm Chlorcalcium o. dgl.; durch das Rohr S wird dem Kreuzstück die durch das
Trockenmaterial gesaugte Luft zugeführt, jedoch besteht noch eine Verbindung
zwischen dem Lufttrockenapparat und der Heizkammer, um nach Wunsch durch geeignete
Stellung der Schieber die Luft nicht durch das Rohr S,
sondern durch die Verbindung aus der Heizkammer entnehmen zu können. Das Kreuzstück
E, welches die Verbindung zwischen A, B, C und D herstellt,
enthält die Schieber, welche je nach ihrer Einstellung dazu dienen, Luft von einem
für die jeweiligen verschiedenen Manipulationen geeigneten Feuchtigkeits- und
Temperaturgrade, welche beide in mannigfaltigster Weise combinirt sein können, durch
den Ventilator und die Rohre G, a... in die Trommel A gelangen zu lassen. Alle Luft-Zu- und Ableitungsrohre
erhalten gleichen Durchmesser.
Der Betrieb des Apparates geschieht auf folgende Weise: Man schliesst zuerst die
Hähne an Rohr G, füllt die Trommel A zu etwa zwei Dritteln mit Gerste, und den übrigen
Theil, jedoch nicht ganz voll, mit Wasser und entfernt mit diesem Wasser die
Schwimmgerste, worauf man die Trommel wieder füllt und mittels der Riemenscheibe in
Rotation versetzt.
Textabbildung Bd. 280, S. 57Fig. 18.Mälzereivorrichtung von Turek und Deininger. Das Wasser muss so oft erneuert werden, bis alle Verunreinigungen
beseitigt sind. Ist die Waschung beendet, so werden die Verschraubungen a geschlossen und die Trommel von neuem mit Wasser
beschickt, welches nach Bedarf gewechselt wird, bis das Korn die erforderliche
Weiche erreicht hat. Alsdann werden alle Verschlüsse a
geöffnet und die Trommel so lange in Rotation versetzt, bis alle tropfbare
Flüssigkeit aus dem Inneren derselben entfernt ist. Ist dies geschehen, so werden
alle Verschraubungen a geschlossen, dagegen die Hähne
bei F und G, sowie der
Schieber bei H geöffnet und unter langsamer Rotation
der Trommel die Ventilatoren F in Betrieb gesetzt und
so lange Luft durch G und die perforirten Rohre a eingetrieben, bis die Hygrometer H, H1 den richtigen
Feuchtigkeitsgrad anzeigen. Ist dieser Zeitpunkt eingetreten, so beginnt die Gerste
zu „spitzen“, der „Schweiss“ entwickelt sich, welches Stadium die
Anwendung der Wasserzerstäubungsdüsen in B nöthig
macht: Es wird nun der bisher geöffnete Schieber bei H
geschlossen und der bei P befindliche geöffnet. Nun
saugt der Ventilator F die mit Feuchtigkeit gesättigte
Luft aus B und presst sie durch G und die perforirten Rohre a in allen
Theilen gleichmässig durch die Gerste, worauf die feuchte Luft von F nach rechts abgesaugt wird. Die Keimung und das
Wachsen der Keime erfolgt bei einer Temperatur bis zu 15° C. und bei entsprechendem
Feuchtigkeitsgehalt der Luft, damit jede Erhitzung der Masse, sowie das Absterben
des Keimes ausgeschlossen ist. Dadurch, dass man jederzeit durch die Thermometer,
Hygrometer H, H1 und
die Glas Verschlüsse c den jeweiligen Stand des
Keimungsvorganges genau beobachten kann, ist man in der Lage, auch die geringste
Abweichung in den Feuchtigkeits- und Temperaturverhältnissen durch die im Kreuzstück
central angeordneten Schieber zu corrigiren.
Dadurch ferner, dass man die Trommel zeitweilig dreht und gleichzeitig durch die
perforirten Rohre a nach Bedürfniss in jeden Theil der
Trommel temperirte bezieh. durchfeuchtete Luft einführt, wird das Keimgut stets
locker gehalten, wodurch die Keimung befördert und gleichmässig wird und das Filzen
und Selbsterhitzen der Masse vermieden wird.
Da der ganze Apparat leicht rein zu halten ist, wird die Schimmelbildung verhindert.
Ist das Wachsthum der Keime als beendet anzusehen, so muss das weitere Wachsen ohne
Verzug unterbrochen werden. Zu diesem Zwecke werden die Schieber so gestellt; dass
durch den Ventilator F trockene kalte Luft aus D durch G und die Rohre
a in die Masse getrieben wird, worauf die Keime
welken, also geschwelkt werden.
Hierauf werden die Ventile so umgestellt, dass aus D
trockene, in C erhitzte Luft in den Ventilator F und von diesem in die Masse gelangt. Man kann die
Temperatur je nach Bedarf steigern. Ist das Vordarren beendet, so werden alle
Schieber geschlossen und die Trommel A entleert, um
eine neue Füllung Rohgerste zur Verarbeitung aufnehmen zu können.
Textabbildung Bd. 280, S. 58Keim und Darrapparat für Malzbereitung von A. Behr. Ein neuer Keim- und Darrapparat für mechanische Malzbereitung (D. R. P.
Nr. 44855) ist von A. Behr in Cöthen, Anhalt,
construirt worden, und hat folgende Einrichtung. Der Apparat, welchen Fig. 19 im Längsschnitt
zeigt, besitzt rechteckigen Querschnitt und ruht auf den hohlen Lagerständern L und L1, welche die Zu- bezieh. Ableitungskanäle a, a1 bezieh. b und b1 für die mit Wasserdampf gesättigte Luft bilden.
Die beiden Schmalseiten des Kastens enthalten die Hohlräume d, die von dem Inneren des Malzraumes K durch
siebartig durchlochte Wände getrennt sind, während die Breitseiten (Fig. 20) aus einer
doppelten Blechwand einen Hohlraum herstellen, in welchen Scheidewände eingesetzt
sind. Durch die Einführung der Querwand V (Fig. 21) in den
Lagerzapfen Z des Apparates sind der Luft auch während
der Umdrehung des Kastens die Wege derart unabänderlich vorgeschrieben, dass sie
entweder durch a in der Richtung cd durch das Malz hindurchgeht und den Apparat durch
dc1b1 verlässt, oder dass
dieselbe von der entgegengesetzten Seite bei a1 kommt, das Malz in gleicher Weise durch cd passirt, um durch dcb
sich zu entfernen. In die Hohlräume der beiden Breitseiten lässt sich Wasser
beliebiger Temperatur durch die Centralröhre e1 bezieh. e senden,
welches durch und um die Leisten spielt und bei e1 bezieh. e ausfliesst.
Der Kasten kann nicht nur durch Transmission, sondern auch durch Kurbelrad von
der Hand um seine Längsachse gedreht werden. – Der Apparat ist in der Praxis noch
nicht eingeführt und müsste auf seine Brauchbarkeit erst geprüft werden.
Dieser rotirende Keim- und Darrapparat wird neuestens auch feststehend vorgeschlagen.
Die Construction des Apparates bleibt dabei principiell dieselbe, wird aber
wesentlich vereinfacht. Die betreffenden Aenderungen sind ebenfalls durch ein
Reichspatent (Nr. 47662) geschützt. Die vorliegende Patentschrift bringt über die
patentirten Neuerungen folgende Beschreibung:
Die Wasserkühl- bezieh. Heizwände des im Hauptpatente beschriebenen Apparates können
in der Weise ausgeführt werden, wie in der betreffenden Beschreibung angegeben; sie
können jedoch bei dem rotirenden und beim feststehenden Apparat dadurch vereinfacht
werden, dass unter Wegfall der zungenförmig in den Zwischenraum der Doppelwände
hineinragenden Scheidewände oben und unten in die Zwischenwände leicht
herausnehmbare Rohre eingelegt werden, welche nach dem Inneren der Zwischenwände zu
mit zahlreichen Bohrungen versehen sind. In diese gelochten Rohre wird beim
Keimprocess gekühltes und beim Darrprocess heisses Wasser geleitet, welches in die
unteren Rohre eingeführt wird, durch die Löcher in senkrechter Richtung emporsteigt,
den bezeichneten Zwischenraum anfüllt und mit geringem Ueberdruck durch die oberen
Rohre abströmt, aber nach Erforderniss auch den umgekehrten Lauf nehmen kann. Auch
kann diese Wasserkühl- bezieh. Heizvorrichtung bei den feststehenden Apparaten A an der Vorder- und Hinterseite m und n (Fig. 22) angeordnet werden.
Textabbildung Bd. 280, S. 58Fig. 22.Keimapparat mit Schlangenrohr. Von den beim rotirenden Apparat angewendeten Rosten zur Luftzuführung
fallen bei dem feststehenden Apparat die oberen weg, die unteren dagegen werden
muldenförmig gestaltet, um den unteren Theil einer Transportspirale t möglichst genau zu umschliessen. Damit die geweichte
nach A beförderte Gerste schneller zum Spitzen gelangt,
wird feuchte, comprimirte Luft bei 1 at Ueberdruck durch dieselbe hindurchgeblasen.
Diese gepresste Luft wird mittels des Compressors C
(Fig. 23) durch die Kühlschlange s im Brunnen B oder einen
anderen Kühlapparat angesaugt und in einen oder beide Recipienten M und N gedrückt, welche
nach Art der Röhrencondensatoren gebaut sind. In letzterem wird die durch die
Compression erhitzte Luft abgekühlt und zwar entweder durch die aus F kommende, in A bereits
benutzte oder durch direct durch das Schlangenrohr s
aus dem Freien angesaugte Luft, welche durch den Schornstein S abgeleitet wird. Die während des Wachsthumsprocesses zur Verwendung
kommende Luft wird vom Ventilator V durch das Rohr S angesaugt und passirt zunächst den Kühlapparat G; darauf wird derselben im Anfeuchteapparat H mittels Wasserzerstäubers der erforderliche Wassergehalt
mitgetheilt, worauf sie durch das Sammelrohr E den
Malzapparaten zuströmt. Um die im Wachsen begriffenen Körner zu lockern und ihr
Aneinanderwachsen zu verhüten, lässt man von Zeit zu Zeit durch a comprimirte Luft ein, welche durch ihr plötzliches
Einströmen die gewünschte Lockerung bewerkstelligt; auch beim Entleeren des
Apparates wird zum Entfernen der von der Transportspirale zurückgelassenen und der
durch den Rost gefallenen Körner comprimirte Luft, welche bei a und h eintritt,
benutzt.
Textabbildung Bd. 280, S. 59Fig. 23.Keimapparat mit Ventilationscompressor. Als der jüngst patentirte Apparat zur pneumatischen Mälzerei ist der von
Kuntze in Nordhausen (D. R. P. Nr. 52960) zu
erwähnen, in welchem Waschmaschine, Weiche und Keimtrommel gleichzeitig vereint
sind. Der betreffende Apparat zeigt nachstehende Construction (siehe Fig. 24 und 25):
In dem mit einem trichterförmigen Boden versehenen Kasten W befindet sich die gelochte Trommel T, die
in den Wandungen des Kastens gelagert und mit einem aufklappbaren Deckel versehen
ist.
Nachdem das zu mälzende Getreide in die Trommel T
geschüttet ist, lässt man durch das mit einem Dreiwegehahn h versehene Rohr so viel Wasser in den Kasten W treten, dass das in der Trommel T
befindliche Getreide gut bedeckt ist, und versetzt dann die Trommel T in langsame Umdrehung.
Textabbildung Bd. 280, S. 59Pneumatischer Malzapparat von Kuntze. Nachdem das Getreide die Quellreife, welche bei diesem Verfahren sehr
gleichmässig wird, erreicht hat, lässt man das Wasser durch dasselbe Rohr ablaufen
und bedeckt den Kasten W mit einem luftdicht
schliessenden Deckel D. Hierauf wird Wasser in das Rohr
H gelassen, welches oben ringsum an die innere
Wandung des Kastens W gelegt und mit vielen kleinen
Löchern versehen ist, aus denen das Wasser als feiner Sprühregen nach unten fällt.
Dieser Sprühregen dringt durch den aus Drahtgaze gefertigten Wulst n, der zahlreiche in der Wandung von W
befindliche Löcher überdeckt. Indem man gleichzeitig durch ein an einen
Aspirator angeschlossenes Rohr hindurch die Luft aus dem durchlochten, die Mitte der
Trommel T bildenden Rohr R
absaugt, strömt durch die vom Drahtgazewulst n
überdeckten Löcher Luft ein, welche die feuchte Drahtgaze und den Sprühregen
durchstreicht und hierdurch gekühlt und feucht gemacht wird. Das Rohr R dichtet sich mit seinem, dem Abzugsrohr zugekehrten
Ende in der Wandung des Kastens W und ist an dem
entgegengesetzten Ende geschlossen. Die feuchte und kühle Luft vertheilt sich
gleichmässig in dem Kasten W, durchstreicht das
Keimgut, kühlt es ab und führt die sich bildende Kohlensäure mit sich fort.
Durch die Drehung der Trommel T wird deren Inhalt
fortwährend in Bewegung erhalten, wodurch bekanntlich das Zusammenwachsen des
nunmehr keimenden Getreides verhindert wird.
Ist das Keimgut hinlänglich gewachsen, so wird kein Wasser mehr in das Rohr H gelassen, der Deckel D
abgenommen und gewöhnliche Luft durch das Grünmalz gesogen. Der Drehschieber S im Abzugsrohr dient zur Regelung des Absaugens. Das
Ueberlaufrohr A ist mit einem Hahn versehen und dient
dazu, das aus dem Rohr H geströmte Wasser abzuführen,
ehe es in dem Boden des Kastens W bis zur Trommel T ansteigt. Das fertige Grünmalz lässt man nach
Oeffnung der Klappe Fdes Kastens W in einen
untergeschobenen Wagen fallen.
Dieser neue Apparat bietet den Vortheil besonderer Raumersparniss und kann in einer
einzigen Etage zur Aufstellung gelangen. Ein derartiger Apparat steht in der
Mälzerei des Erfinders in Betrieb.
Ein neues Mälzereiverfahren, durch welches Edmund Bach
in Leipzig aus Grünmalz dunkles Malz bezieh. Farbmalz herstellen will, gründet sich
auf die angebliche, eigenthümliche Wirkung des Gefrierprocesses auf grünes Malz.
Durch das Gefrieren werden, wie der Erfinder behauptet, die Mehlzellen des
Grünmalzes zersprengt, und es findet dabei die Bildung von Zucker statt, so dass das
Grünmalz einen süsslichen Geschmack erhält. Um diesen Process in richtiger und
zweckentsprechender Weise zur Durchführung gelangen zu lassen, dürfe das Malz zum
Gefrieren jedoch nur allmählich gebracht werden. Ebenso sei es erforderlich, das
gefrorene Malz allmählich wieder aufzuthauen, zu erwärmen und endlich zu darren. Um
diesen Vorgang unabhängig von der natürlichen Kälte, die hierzu ebenfalls verwendet
werden könne, durchzuführen, bedürfe es besonderer Vorrichtungen, die das langsame
Gefrieren bezieh. Aufthauen des behandelten Grünmalzes gestatten.
Eine solche Einrichtung besteht in einer Anzahl über einander angeordneter Horden,
auf denen in dünnen Schichten das Grünmalz ausgebreitet ist. Die Horden werden durch
geeignete Vorrichtungen getragen und lassen sich auf- oder abwärts bewegen. Um die
Horden herum ist ein Rohrsystem angeordnet, das zur Aufnahme von Gefrierluft oder
einer Kälteflüssigkeit dient, oder aber auch zum Zwecke des Malzaufkeimens von einer
wärmenden Flüssigkeit durchströmt werden kann. Das Rohrsystem ist aus zwei Theilen
gebildet, so zwar, dass die oberen Rohre sich über die unteren hinwegschieben lassen
und die Strahlfläche der Kühl- und Wärmeflüssigkeit verschieden gross eingestellt
werden kann, um nämlich je nach Erforderniss den Gefrierprocess zu verlangsamen oder schneller zur
Entwicklung zu bringen.
Ehe jedoch vorbeschriebenes Verfahren angewendet werden kann, muss aus praktischen
Gründen das Grünmalz einer eigenartigen Vorbehandlung unterworfen werden, die in
folgendem Verfahren besteht:
„Das Grünmalz wird mittels eines Vacuums entfeuchtet und entlüftet, so dass
sozusagen eine Zusammenziehung der kleinsten Kanälchen im Korn hervorgebracht
wird. Hierauf wird unter Benutzung von hydraulischem Druck (der jedoch nicht
unbedingt nöthig ist, da nach Aufhören der Vacuumwirkung das Korn das Bestreben
der Ausdehnung zeigt und in hohem Grade die umgebende Feuchtigkeit aufzunehmen
befähigt ist) Wasser von annähernd 30° R. in das Malz eingepresst, wodurch eine
sofortige Durchfeuchtung des einzelnen Kornes im Inneren erreicht wird und in
kurzer Zeit die Verzuckerung durchgeführt werden kann, so dass nicht, wie bei
der alten Methode, bei allmählicher einfacher Befeuchtung der Aussenhülle des
Kornes zu viel Theile in Lösung übergehen, weil sozusagen eine vorzeitige
Verzuckerung der äusseren Theile stattfindet, während im Inneren des Kornes die
Feuchtigkeit noch gar nicht wirken konnte und in Folge dieses langsamen
Processes das einzelne Malzkorn eine Aussenschicht erhält, die dem Malz einen
bitteren Geschmack verleiht, was aber gerade vermieden werden muss.“
Durch die neue Behandlung des Grünmalzes, unter Benutzung der Vacuumwirkung und des
hydraulischen Druckes, sowie warmen Wassers, wird es angeblich möglich, die
Verzuckerung sehr schnell und im ganzen Korn nahezu gleichzeitig herbeizuführen und
jede Schichtenbildung, die einen bitteren Geschmack bedingen würde, völlig zu
vermeiden. Erst das in beschriebener Weise vorbereitete Malz wird, wie gesagt,
langsam wirkender Kälte ausgesetzt, dann langsam aufgethaut, getrocknet und
gedarrt.
Ueber den praktischen Werth des neuen Verfahrens lässt sich, ohne Versuche gemacht zu
haben, nicht urtheilen. So viel geht aber aus den Mittheilungen über dasselbe,
welche wir der Patentschrift entnehmen, hervor, dass sich der Erfinder über die
theoretische Begründung seines neuen Verfahrens selbst nicht ganz klar ist, welches
übrigens mit den gegenwärtigen wissenschaftlichen Grundsätzen über die Verzuckerung
in vollständigem Widerspruche steht.
(Fortsetzung folgt.)