Titel: | Zur Werthbestimmung der Kohle. |
Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 63 |
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Zur Werthbestimmung der Kohle.
Nach einem im Journal für
Gasbeleuchtung, 1891 S. 21, mitgetheilten Vortrage von
H.
Bunte.
Mit Abbildungen.
Zur Werthbestimmung der Kohle.
Ueber den Heizwerth und seine Beziehungen zur chemischen Zusammensetzung der Kohle
sind in letzter Zeit vielfache sich widersprechende Anschauungen hervorgetreten, so
dass es nöthig schien, zur Entscheidung dieser wichtigen Frage neue Versuche
auszuführen, über deren Ergebnisse ich kurz berichten werde. Zuvor möchte ich mir
erlauben, auf die früheren Untersuchungen einen kurzen Rückblick zu werfen.
Bis um die Mitte der sechziger Jahre waren Versuche über die Verbrennungswärme der
Steinkohle so gut wie nicht vorhanden. Zwar waren ausgedehnte Untersuchungen über
die Verdampfungskraft der Kohle in Amerika1845 Johnson, Report of the Navy Departement of U. S. of
America., England1848 De la Beche und Playfair, D. p. J, 1848 110 212
ff., Deutschland1849 bis 1853
Brix' Untersuchungen über die Heizkraft der
Brennstoffe Preussens (Berlin 1853). und FrankreichMarozeau, Bull. de la soc. de Mulh.; D. p. J.
1850 117 244. ausgeführt worden, da
aber bei Dampfkesseln, wie bei allen Feuerungsanlagen, grosse und wechselnde
Wärmeverluste stattfinden, welche bei diesen Versuchen nicht ermittelt wurden, so
konnten die auf solche Weise gefundenen sogen. praktischen Heizwerthe keine
allgemeine Bedeutung besitzen und die Verbrennungswärme der Kohlen, d.h. die
gesammte bei der vollkommenen Verbrennung entwickelte Wärmemenge blieb unbekannt. So
weit man die Verbrennungswärme in Betracht zog, ging man von der Anschauung aus,
dass dieselbe abhängig sei von der Elementarzusammensetzung der Steinkohle, und
berechnete den sogen. theoretischen Heizwerth nach der Dulong'schen Regel. Nach dieser soll die Verbrennungswärme einer
organischen Verbindung gleich sein der Summe der Verbrennungswärmen der einzelnen
Elemente; bei sauerstoffhaltigen Körpern, wie bei Brennstoffen, wurde angenommen,
dass der Sauerstoff mit einem Theil des Wasserstoffes bereits zu Wasser verbunden
sei, und dieser Theil daher an der Wärmeentwickelung bei der Verbrennung nicht
theilnehme. Bezeichnet C den Kohlenstoff, H den Wasserstoff, O den Sauerstoff, S den
Schwefel-, W den Wassergehalt der Kohle, so berechnete man den theoretischen
Heizwerth nach der Formel
C\,8080+\left(H-\frac{O}{8}\right)\,28800+25008-600\,W
oder einer ähnlich gestalteten.
Es ist nun von vornherein klar, dass diese Regel einen tieferen wissenschaftlichen
Werth nicht besitzt, da eine Reihe von Voraussetzungen, unter denen dieselbe
aufgestellt ist, offenbar nicht zutreffen; so ist der Kohlenstoff in der Steinkohle
nicht als Holzkohle vorhanden, deren Verbrennungswärme mit 8080 eingesetzt ist;
ferner ist der Wasserstoff nicht gasförmig und ein Theil des Wassers nicht fertig
gebildet in der Kohle vorhanden, wie es nach der Dulong'schen Regel angenommen wird. Man schenkte deshalb dem nach dieser
Formel berechneten Heizwerth nur geringes Vertrauen, zumal da keinerlei Versuche
vorhanden waren, welche die Regel bestätigen oder die Grösse ihrer Abweichung vom
wahren Werthe hätten feststellen können. Erst im J. 1867 führten Scheurer-Kestner und Meunier in Mühlhausen Versuche zur Ermittelung der Verbrennungswärme der
Steinkohlen im Kleinen mit Hilfe eines dem Calorimeter von Favre und Silbermann ähnlichen Apparates aus, welcher speciell für die
Verbrennung von Steinkohle eingerichtet war. Aus den erhaltenen Werthen glaubte Scheurer-Kestner schliessen zu können, dass die
Verbrennungswärme der Kohle nicht nur erheblich grösser sei (um 10 bis 17 Proc.),
als die Dulong'sche Formel angebe, ja sogar höher als
die Summe der Verbrennungswärmen der Elemente C und H, sondern dass überhaupt die
Elementarzusammensetzung der Kohle keinen, auch nur annähernden Schluss auf den
Heizwerth der Kohle zulasse.Scheurer-Kestner und C.
Meunier, Bull. de la soc. de Mulhous., 1868; Comptes rendus, 1869 Bd. 59 S. 414, 1871 Bd. 73
S. 1061, 1873 Bd. 77 S. 1587; vgl. auch Naumann, Die
Heizungsfrage, Giessen 1881; dagegen Bunte,
Die Resultate der Heizversuchsstation München, Zeitschrift des Vereins
deutscher Ingenieure, 1882 Bd. 26 S. 440.
Damit war der chemischen Analyse, durch welche man bisher die Brennstoffe zu
charakterisiren und ihren ungefähren Heizwerth festzustellen versuchte, der grösste
Theil ihres Werthes genommen, ohne dass man in der Lage gewesen wäre, die
Verbrennungswärme der Kohlen in einfacher Weise calorimetrisch zu bestimmen. Denn
das von Scheurer-Kestner benutzte Verfahren war nur mit
ausserordentlich kleinen Mengen Kohle (0,3 bis 0,5 g) auszuführen, erforderte sehr
empfindliche und genaue Instrumente und umständliche physikalische Methoden und war
für technische Heizwerthbestimmungen ganz ungeeignet. Trotz der ausserordentlichen
Wichtigkeit der Frage nach dem Heizwerthe der Brennstoffe wurden deshalb weitere
calorimetrische Versuche zunächst nicht ausgeführt.
Da gegen die Richtigkeit der Beobachtungen von Scheurer-Kestner wiederholt Zweifel auftauchten, so trat das Bedürfniss
immer dringender hervor, die Verbrennungswärme, den Gesammtheizwerth der Kohlen mit
Verwendung grösserer Mengen unter Bedingungen festzustellen, wie sie bei der
praktischen Verheizung, etwa bei Dampfkesselfeuerungen vorhanden sind. Der
polytechnische Verein in München errichtete daher unter Aufwand bedeutender
Geldmittel, zu welchen Staat und Stadt, sowie opferwillige süddeutsche Industrielle
namhafte Beträge beisteuerten, die „Heizversuchsstation München“, welche ihre
Arbeiten im J. 1879 begann.
Die Einrichtung der Versuchsanlage, in welcher die Brennstoffe im grossen Massstabe
auf ihren Heizwerth geprüft wurden, ist in schematischer Darstellung in Fig. 1 (S. 68,69) wiedergegeben. Wie die Zeichnung
erkennen lässt, ist der Versuchsapparat ein, für besondere Zwecke in mehrere
Abtheilungen getrennter stehender Röhrenkessel mit Innenfeuerung, in welchem Kohlen,
genau wie in jedem Dampfkessel, verheizt werden; der Versuchskessel hat nur
besondere Einrichtungen, um alle bei der Verbrennung entwickelte Wärme in den
verschiedenen Formen ihres Auftretens messen zu können. Die Versuchsanlage stellt
also ein Calorimeter im grossen Massstabe dar.Dass die
Versuchsanlage ein vollkommenes „Calorimeter“ ist, welches alle Wärme
zu messen gestattet, geht u.a. aus Versuchen mit Holzkohlen hervor, bei
welchen im Mittel aus drei sehr nahe übereinstimmenden Experimenten die
Verbrennungswärme, des Kohlenstoffes zu 8133 W.-E. für 1 k (Favre und Silbermann fanden 8080 W.-E., Scheurer-Kestner 8100 W.-E.,Berthelot 8140 W.-E.) gefunden wurde. Die
Behauptung Scheurer-Kestner's, der
Versuchskessel sei kein Calorimeter, ist dadurch widerlegt.
Bei Ausführung eines Versuches wurden gewogene Mengen Kohle, etwa 200 bis 300 k,
während eines 6- bis 10stündigen Versuches auf dem Roste verbrannt. Im Herde sowohl
wie in den Kesseln kommen die Verbrennungsgase nirgends mit Mauerwerk, wodurch die
genaue Messung der aufgenommenen Wärme sehr erschwert würde, zusammen; die Wärme
wird vielmehr direct an durchfliessendes Wasser abgegeben oder zur Dampfbildung
verwendet. Um nun die zur Dampfbildung benutzte Wärme zu messen, wurde nicht, wie es
gewöhnlich geschieht, die Menge des verdampften Wassers gemessen, sondern der
Wasserdampf durch eine eigenartige Vorrichtung mit bekannten Wassermengen von
constanter Temperatur condensirt und die Temperaturerhöhung des Condensationswassers
gemessen. Es geschah dies, um den Fehler zu vermeiden, welcher dadurch begangen
werden könnte, dass der aus den Kesseln entwickelte Dampf entweder feucht oder
überhitzt ist; im ersteren Falle würde die Messung des verdampften Wassers zu hohe,
im anderen Falle zu niedrige Resultate ergeben haben. Zur Controle der aus dem
Condensationswasser berechneten Wärmemenge wurde übrigens in vielen Fällen auch das
in den Kesseln verdampfte Wasser mittels eines genau geaichten Speisewassergefässes
gemessen.
Ein Theil der von den Heizröhren der Kessel aufgenommenen Wärme geht, wie bei allen
Feuerungen, durch Strahlung und Leitung der mit Wärmeschutzmasse bekleideten
Wandungen nach aussen verloren. Dieser Verlust wird;
ähnlich wie bei den kleinen Calorimetern, durch Abkühlungsversuche bestimmt und
besonders in Rechnung gestellt. Er beträgt etwa 5 bis 6 Proc. der gesammten
beobachteten Wärme, ist also relativ gering.
Ausser dieser von der Versuchsanlage aufgenommenen Wärme ist noch derjenige Theil des
Brennstoffes zu bestimmen, welcher unverbrannt durch den Rost fällt, und der
Wärmebetrag zu messen, welcher mit den Verbrennungsproducten die Kesselanlage
verlässt und in den Schornstein geht, also der Wärmeverlust durch die Rauchgase.
Dieser Wärmeverlust wird gefunden aus der Temperatur und Menge bezieh. der
chemischen Zusammensetzung der Rauchgase, welche durch genaue Gasanalysen ermittelt
wurde. Summirt man die an allen Theilen der Versuchsanlage gefundenen Wärmemengen,
sowohl die von den Versuchskesseln aufgenommene Wärme, als auch die in den
Herdrückständen und den Rauchgasen vorhandenen Verluste, so erhält man den
Gesammtheizwerth, die Verbrennungswärme der Kohle. Während nun die einzelnen Posten,
aus denen sich die Verbrennungswärme eines Brennstoffes zusammensetzt, also
Verdampfung und Verluste, je nach den Versuchsbedingungen sehr verschieden sein
können, muss die Summe der beobachteten Wärmemenge für ein und dieselbe Kohle immer
nahezu gleich sein, da sie gewissermassen den gesammten, im Brennstoffe vorhandenen
Wärmevorrath darstellt, der nur je nach den Verhältnissen der Feuerung mehr oder
weniger zur Ausnutzung kommt.
In dieser Weise wurde in der Heizversuchsstation eine grosse Zahl von Brennstoffen
untersuchtVgl. Berichte der Heizversuchsstation München, Bayer.
Industrie- und Gewerbeblatt, 1879 bis 1883.; das
Ergebniss dieser Heizwerthbestimmungen stand vollständig im Gegensatze zu den
Behauptungen von Scheurer-Kestner. Während man nach dem
letzteren annehmen musste, dass die Verbrennungswärme der Kohle mit der
Elementarzusammensetzung derselben in keinem Zusammenhange stehe, zeigten die von
der Heizversuchsstation München erhaltenen Werthe eine nahe Uebereinstimmung mit dem
aus der chemischen Zusammensetzung nach der Dulong'schen Regel ermittelten theoretischen Verbrennungswärme, so dass der
Schluss gezogen werden konnte: die Verbrennungswärme der Kohle kann mit einer für
die Praxis ausreichenden Genauigkeit aus der chemischen Zusammensetzung der
Brennstoffe berechnet werden.
Textabbildung Bd. 280, S. 64Fig. 2.Verbrennungswärme von Saarkohle verglichen mit der
theoretischen Verbrennungswärme nach Dulong. Um die vor nunmehr etwa 10 Jahren an der Heizversuchsstation München
gewonnenen Ergebnisse vorzuführen und eine einfache Vergleichung der im Grossen
gefundenen Verbrennungswärme mit den aus der chemischen Zusammensetzung kleiner
Durchschnittsproben berechneten Werthen zu ermöglichen, habe ich eine bildliche
Darstellung gewählt. Auf Fig. 2 sind die
Gesammtheizwerthe einiger Saarkohlen zusammengestellt, und zwar geordnet
nach ihren Verbrennungswärmen. Diese letzteren sind durch Bänder versinnlicht,
deren Länge den bei der vollständigen Verbrennung gelieferten Wärmeeinheiten1 Wärmeeinheit
= W.-E. = der Wärme, welche 1 k Wasser um 1° C. erwärmt.
entspricht, und zwar sind 100 W.-E. = 1 mm. Bei jeder Kohlensorte ist die im
Versuchsapparate gefundene Verbrennungswärme (ausgezogene Linie mit eingeschriebener
Verbrennungswärme) und die nach der Dulong'schen Regel
aus der Elementarzusammensetzung berechnete, durch zwei Linien angegeben. Um die
Werthe noch weiter vergleichen zu können, ist an der obersten Linie die procentische
Abweichung beider Heizwerthe angegeben, bezogen auf den theoretischen Heizwerth =
100.
Textabbildung Bd. 280, S. 65Fig. 3.Verbrennungswärme verschiedener Brennstoffe verglichen mit der
theoretischen Verbrennungswärme nach Dulong. Bei der Betrachtung dieser Linien findet man, dass neben sehr geringen
Abweichungen auch Unterschiede von 3 und 4 Proc. bei einzelnen Kohlensorten
vorkommen. Diesen Abweichungen würde man eine grössere Bedeutung beilegen müssen,
wenn es sich um die Vergleichung chemisch reiner Substanzen handelte; wenn man aber
bedenkt, wie verschieden das Versuchsmaterial und namentlich wie ausserordentlich
verschieden die Methoden sind, nach welchen die verglichenen Werthe erhalten wurden,
so wird man diese Differenzen als in der Natur der Dinge liegend betrachten dürfen.
Während einerseits die Heizwerthbestimmungen mit Hunderten von Kilo Kohle in einem
ziemlich complicirten Apparate ausgeführt wurden, sind die berechneten Heizwerthe
aus der chemischen Analyse kleiner Durchschnittsproben von etwa 1 g abgeleitet, und
zwar nach einer Regel, welche, wie schon eingangs hervorgehoben wurde, nur mit
gewissen Einschränkungen als ungefähr zutreffend bezeichnet werden kann. Behält man
diese Umstände im Auge, so wird man zugeben, dass der aus den Ergebnissen der
Heizversuchsstation München gezogene Schluss vollkommen berechtigt war, wonach –
entgegen den bis auf die neueste Zeit wiederholten Behauptungen von Scheurer-Kestner, Fischer u.a. – die Verbrennungswärme
der Kohle im Allgemeinen steigt und fällt entsprechend den nach der Dulong'schen Regel berechneten Werthen, dass man
demnach mit einer für die Praxis ausreichenden Genauigkeit die Verbrennungswärme der
Kohle aus der genauen chemischen Analyse einer Durchschnittsprobe berechnen
kann.
Diese Ergebnisse der Heizversuchsstation München sind in weiten Kreisen der Technik
mit Vertrauen aufgenommen wordenIch erinnere
an die Normen zur Untersuchung von Dampfkesseln und Dampfmaschinen,
aufgestellt vom Verein deutscher Ingenieure und dem internationalen Verband
der Dampfkesselvereine 1885, bei denen der Heizwerth nach Dulong zu Grunde gelegt wurde. – W. Gyssling, Auswahl, Lieferung und Prüfung von
Brennstoffen., und es hat sich auf dieser Basis eine
rationelle Controle der Brennstoffe und Feuerungsanlagen entwickelt, welche
namentlich in Süddeutschland von dem Bayerischen Dampfkessel-Revisionsverein und dem
Director desselben, Herrn Gyssling, weiter ausgebildet
worden ist.Vgl. die Jahresberichte des bayer.
Dampfkessel-Revisionsvereins 1880 bis 1889. Auswahl, Lieferung und Prüfung von Brennstoffen. Von W. Gyssling. München 1884.
Nicht die gleiche Aufnahme fanden diese Versuchsergebnisse in der wissenschaftlichen
und technischen Literatur, in welcher die Sätze von Scheurer-Kestner vielfache Vertretung fanden und die Methode der Münchener
Station als unwissenschaftlich hinzustellen versucht wurde.Vgl. Lüders, Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure, 1882 S. 115; dagegen Antikritik Bunte, Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure; Scheurer-Kestner,
Bulletin de la société de Mulhouse. (Juni 1883); F. Fischer an zahlreichen Stellen in D. p. J. und Technologie der Brennstoffe. Braunschweig 1880; besonders S. 382
ff.; Naumann, Die Heizungsfrage. Giessen 1884;
Alexejew, Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1887 S. 1557. Zunächst trat Scheurer-Kestner mit neuen calorimetrischen Versuchen
hervor, welche das gleiche Ergebniss wie die früheren hatten; besonders aber liess
F. Fischer (Hannover) in seinen zahlreichen
Veröffentlichungen keine Gelegenheit vorübergehen, um die Methoden und Ergebnisse
der Münchener Versuchsstation zu discreditiren. Auf Grund eines einzigen von ihm an
zahlreichen Stellen veröffentlichten calorimetrischen Versuches mit einem von ihm
angegebenen Apparate erklärte er die Scheurer-Kestner'schen Werthe für zutreffend, die Dulong'sche Formel für völlig unbrauchbar
Textabbildung Bd. 280, S. 66
Bezeichnung der Kohle; Chemische
Zusammensetzung; Verbrennungswärme in Wärme-Einheiten auf 1 k; der lufttrockenen
Kohle; der wasser- und aschenfreie Substanz; mit dem Calorimeter bestimmt; aus
der Elementarzusammensetzung berechnet; Unterschied zwischen der berechneten und
gefundenen Verbrennungswärme in Proc. der ersteren; Calorimeter; Rohkohle;
wasser- und aschenfreie Substanz; A. Ruhrkohlen; 1) Consolidation; Proc.;
Wasser; Mittel; Asche; zus.; 2) Pluto; 3) Ewald; 4) Harpener Bergbauverein; B.
Saarkohlen; 1) Maybach, Flötz II; 2) Kreuzgräben, Flötz I; 3) Heinitz I; 3a)
Dieselbe; wenig verschieden ; Mittel aus 16 Versuchen; 4) Camphausen, Flötz III;
5) Louisenthal, Würfel; (Vgl. den Text zu diesen Tabellen S. 69.)
Textabbildung Bd. 280, S. 67
Bezeichnung der Kohle; Chemische
Zusammensetzung; Verbrennungswärme in Wärme-Einheiten auf 1 k; der lufttrockenen
Kohle; der wasser- und aschenfreie Substanz; mit dem Calorimeter bestimmt; aus
der Elementarzusammensetzung berechnet; Unterschied zwischen der berechneten und
gefundenen Verbrennungswärme in Proc. der ersteren; Calorimeter; Rohkohle;
wasser- und aschenfreie Substanz; 6) Von der Heydt; Proc.; Wasser; zus.; Asche;
C. Oberschlesische Kohle; Guidogrube; Mittel; D. Sächsische Kohlen; 1)
Zwickau-Oberhohndorf, Wilhelmsschacht; 2) Vereinigt Feld Bokwa-Hohndorf; E.
Böhmische Braunkohle; „Nelson“; F. Oberbayerische Molassekohle; Penzberg;
G. Boghead- u.a. Kohlen; 1) Australische Shale Boghead; 2) Böhmische
Plattelkohle; a) Würfel; b) Stücke
und die Ergebnisse der Münchener Station für unrichtig.
Demgegenüber hatte SchwackhöferSchwackhöfer, Fresenius' Zeitschrift für analytische
Chemie, 1884 S. 453 bis 476. (Wien) bei einer Reihe von
30 Kohlenproben, welche er in einem von ihm angegebenen Calorimeter untersuchte,
Werthe gefunden, welche im Allgemeinen sich den von der Münchener Station erhaltenen
näherten; er erklärte, dass die „Heizversuchsstation München den Heizwerth der
Kohlen zuerst richtig bestimmt“ und dass die von Scheurer-Kestner gefundenen Zahlen viel zu hoch seien.
Durch diese und andere Veröffentlichungen des letzten Jahrzehnts war die Frage nach
der Verbrennungswärme der Kohlen in eine solche Verwirrung gerathen, dass es
dringend erforderlich war, durch neue Versuche eine Klärung derselben
herbeizuführen. Dazu schien mir am geeignetsten die Wiederholung von
calorimetrischen Versuchen mit genau denselben Apparaten und Methoden, welche von
den Gegnern angegeben und benutzt worden waren, und ich wählte dazu zunächst das
Calorimeter von F. Fischer in Hannover. Da es ferner
nicht ausgeschlossen war, dass das Ergebniss der Versuche bis zu einem gewissen
Grade von der Einrichtung des Apparates abhängig sei, und bisher jeder Beobachter
mit einem eigenthümlichen Instrumente gearbeitet hatte, so benutzte ich ausserdem
noch ein zweites Calorimeter, welches in seiner ursprünglichen Einrichtung von Berthelot in Paris herrührt, und das AlexejewAlexejew hat bei seinen ersten Versuchen Werthe
erhalten, welche mit denen von Scheurer-Kestner
übereinstimmten. Neuere Versuche haben Ergebnisse geliefert, welche die
Werthe der Münchener Station bestätigen. Vgl. Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1886 S. 1557, und
D. p. J. 1887 265 93. in St. Petersburg zu seinen Untersuchungen
gebraucht hatte und mir freundlichst überliess.
Was die Wahl der Brennstoffe anlangt, so habe ich sehr verschiedene Kohlensorten
benutzt; da ich vermuthete, dass die Gaskohlen die grössten Abweichungen von der Dulong'schen Regel zeigen sollten, so habe ich
vorzugsweise diese berücksichtigt. Weiter habe ich eine Anzahl Saarkohlen verwendet,
welche mir von der königl. Bergdirection Saarbrücken auf mein Ersuchen zur
Verfügung gestellt wurden.
Textabbildung Bd. 280, S. 68Fig. 1.Schematische Darstellung der Kesselanlage der
Heizversuchsstation in München.Erklärung der Buchstaben; A
Feuerherd mit Ten-Brink-Apparat (5 qm Heizfläche); B Heizröhrenkessel I mit
20 qm Heizfläche; C Heizröhrenkessel II mit 13 qm Heizfläche; D1 Condensator
für Kessel B; D2 Condensator für Kessel C; D3 Wasserzuführung zum Herd; E
Greindelsche Kreiselpumpe; F Condensationswasserbehälter; G Ueberlauf für
Erhaltung constanten Wasserdruckes; H Platten mit geaichten Ausflüssen zur
constanten Speisung der Condensatoren; h Trichter zu den Condensatoren; I1
I2 I3 Calorimeter für A, B und C mit Thermometern zur Beobachtung der
durchschnittlichen Condensator-Temperaturen; K1 und K2 Speisepumpe für
Kessel B und C; L Messgefäss zur directen Messung des Kesselspeisewassers
und zum Aichen der Wasserstrahlen; MM Thermometer zur Messung der Temperatur
der abziehenden Rauchgase; NN Röhren zur Entnahme von Rauchgasproben für die
chemische Untersuchung; P Schornsteinschieber; Q Thermometer. Für die Darstellung der Versuchsergebnisse, deren EinzelheitenBeschreibung
der calorimetrischen Versuche wird später gegeben. ich hier
übergehen kann, habe ich die gleiche Anordnung, wie bei den früheren Versuchen
gewählt. Die einzelnen Kohlensorten sind nach ihrem Heizwerthe geordnet auf Fig. 3 neben einander gestellt und die
Verbrennungswärme durch die Länge der einzelnen Bänder wieder gegeben. Wie auf der
früheren Darstellung ist die im Calorimeter gefundene Verbrennungswärme, verglichen
mit dem nach der
Dulong'schen Regel berechneten und das Verhältniss
beider in Procenten des berechneten Werthes ausgedrückt, besonders
aufgezeichnet.
Bei Betrachtung dieses Bildes, auf welchem sich sehr verschiedene fossile Brennstoffe
befinden, ergibt sich sofort die relativ geringe Abweichung der nach verschiedenen
Methoden erhaltenen Werthe, die um so überraschender ist, als die Dulong'sche Regel, wie mehrfach hervorgehoben, ja nur
einen Näherungswerth ergeben kann, da ihre Voraussetzungen nur theilweise zutreffen.
Statt der von Scheurer-Kestner und seinen Vertheidigern
behaupteten Abweichungen von 10 und 15 Proc. zu Gunsten des calorimetrischen
Heizwerthes gegenüber dem berechneten konnten wir nur ausnahmsweise Differenzen von
– 3,7 und + 2,0 Proc. beobachten.
Im Grossen und Ganzen bestätigen somit die calorimetrischen Versuche im Kleinen
durchaus die im Grossen ausgeführten Heizversuche der Münchener Station und führen
zu dem Schlüsse, dass die Verbrennungswärme der Kohlen mit der chemischen
Zusammensetzung in unmittelbarem Zusammenhange steht und mit einer für die Praxis
ausreichenden Genauigkeit aus der Elementarzusammensetzung einer Durchschnittsprobe
berechnet werden kann. Ich halte damit die Frage nach der Verbrennungswärme der
Kohlen, so weit dieselbe für die Verwendung der Brennstoffe von Bedeutung ist,
meinerseits für erledigt.
In den Tabellen auf S. 66 und 67 sind die Ergebnisse der calorimetrischen Versuche; welche unter meiner Leitung von meinem Assistenten
A. Bauer mit grosser Sorgfalt ausgeführt wurden,
zusammengestellt. Ueber die Art der Ausführung der Versuche, sowie der Berechnung
der Resultate folgen nähere Mittheilungen weiter unten in dieser Abhandlung.
(Fortsetzung folgt.)