Titel: | Neue Regulatoren. |
Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 217 |
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Neue Regulatoren.
(Patentklasse 60. Fortsetzung des Berichtes S. 193
d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neue Regulatoren.
Der hydraulische Regulator von R. Marggraff in Berlin
(D. R. P. Nr. 54692 vom 26. Februar 1890) ist ein sogen. Widerstandsregulator,
welcher bezweckt, unter jeder Belastung die für die Maschine vorgeschriebene
Umlaufzahl sicher innezuhalten, wie dies bei Maschinen zum Betriebe mit wechselnder
Belastung, bei denen es auf besonders gleichmässigen Gang ankommt, z.B. bei
elektrischer Beleuchtung, für Spinnerei u. dgl., erforderlich ist. Die Umlaufzahl
des Motors soll auch während des Ganges ohne jede Störung im Betrieb nach Belieben
verändert werden können. Es ist auch möglich, den Motor vorkommendenfalls sofort
anhalten zu können.
Der Regulator setzt sich zusammen:
1) aus einer Pumpe für hohen Druck mit beinahe continuirlichem Strom;
2) einem Accumulator;
3) einem selbstdichtenden Katarakthahn mit Präcisionseinstellung.
Textabbildung Bd. 280, S. 217Fig. 13.Pumpe zu Marggraff's hydraulischem Regulator I. Die Pumpe (Fig. 13) ist eine
Dreicylinderpumpe ohne Ventil, deren drei Cylinder a
durch einen rotirenden Schieber d gesteuert werden. Sie
sind in einer Ebene unter 120° um eine Achse angeordnet, und werden die hohlen
Plungerkolben a1 durch
drei Pleuelstangen, die auf einem Kurbelzapfen e3 sitzen, bewegt. Die Plungerkolben a1 sind genau
eingeschliffen und haben eingedrehte Rillen a4, die als Labyrinthdichtung dienen. Die Kanäle c der Cylinder a endigen
in einer runden Schieberfläche d1 central um die Achse.
Innerhalb der drei Cylinderkanäle c befindet sich
ebenfalls concentrisch zur Achse ein ringförmiger Saugekanal b1, der sich an ein
nach unten oder seitlich abführendes Saugrohr b2 anschliesst. Auf der Achse ist ein kreisrunder
Flachschieber d befestigt, der auf der einen Seite eine
muschelförmige Aushöhlung d1 hat, die eine Verbindung der Saugleitung b1 mit den Cylinderkanälen c während der ganzen Saugperiode herstellt. Genau
gegenüber ist in dem Schieber d ein beinahe
halbkreisförmiger Schlitz d2, der während der ganzen Druckperiode das
Austreten der gepumpten Flüssigkeit in den runden Schieberkasten gestattet.
Dadurch, dass die Deckungszwischenräume zwischen dem halbkreisförmigen Schlitz d2 und der
muschelförmigen Aushöhlung d1 genau dieselbe Breite haben als die Cylinderkanäle c, tritt durch die Einstellung des Schiebers d der Steuerungswechsel genau in den todten Punkten der
Kolbenbewegung bei allen drei Cylindern ein und kann weder ein Vacuum noch eine
Compression durch unzeitiges Oeffnen oder Schliessen der Saug- oder Druckleitung
eintreten.
Der stets nach einer Richtung umlaufende Schieber ei
wird durch den Ueberdruck im Schieberkasten angedrückt und ist hierdurch ein
gleichmässiges Aufschleifen und stetes Dichthalten bedingt.
Der Betrieb der Pumpe kann durch eine auf der verlängerten Achse e angebrachte Riemenscheibe oder durch directes Kuppeln
mit der Steuerwelle der Maschine bewirkt werden.
Die durch die Kolben etwa noch hindurchdringende Flüssigkeit (Wasser, Oel, Glycerin,
Erdöl o. dgl.) schmiert die Pleuelstangen äugen und läuft aus dem abgeschlossenen
Pleuelstangenraum durch das Rohr g in den Saugkasten
zurück.
Die im Schieberkasten vorhandene Stopfbüchse h für die
Welle e kann auch fortfallen, wenn man die Welle e mit dem Schieber d
abschneiden lässt und die Kurbelwelle am verlängerten Kurbelzapfen mittels einer
unzusammenhängenden Welle, in die ein Schlitz für den Kurbelstift angebracht ist,
wie mittels eines Mitnehmers bewegt. Auf diese Weise werden alle
Stopfbüchsendichtungen vermieden.
An den Schieberkasten schliesst sich das Druckrohr i der
Pumpe an, welches in beliebiger Richtung abgeführt werden kann.
Ein in der Patentschrift angegebenes Diagramm über die Wirkung dieser Pumpe macht
ersichtlich, dass die Fördermenge in allen Lagen der Kreisbewegung der Welle eine
beinahe gleichmässige ist, wie sie durch andere Kolbenpumpen nicht erreicht werden
kann.
Die bisher zu hydraulischen Regulatoren verwendeten Kapselpumpen, Centrifugalpumpen
u.s.w. haben sich wegen der Unsicherheit in den Dichtungen u.s.w. und wegen des
Mangels der Nachstellbarkeit der letzteren als mehr oder weniger unzuverlässig
erwiesen.
Bei einfach- oder doppeltwirkenden Pumpen, die allerdings mit Sicherheit eine
bestimmte Menge schaffen, kommt dasselbe zu stossweise in die Presskammer und hat
ein stetes Schwanken der Steuerungsorgane zur Folge. Durch Anwendung dieser
rotirenden Pumpe werden alle diese Uebelstände beseitigt, da auch ausserdem durch
Vermeiden sämmtlicher Ventile und Dichtungen ein sicheres Functioniren des Apparates
bedingt ist.
Textabbildung Bd. 280, S. 218Fig. 14.Accumulator zu Marggraff's II. Der aus Fig. 14 ersichtliche
Accumulator besteht aus einer Presskammer k, einem
schwimmenden Kolben l und einem mit Scharnieren
versehenen Belastungshebel m mit Gewicht. Der
schwimmende Kolben l wird in einer langen, genau
aufgeschliffenen Metallbüchse l1 geführt, in die als Labyrinthdichtung eine Anzahl
Rillen eingedreht ist. Am oberen Ende der Führungsbüchse l1 ist ein grösserer Kanal l2 eingedreht, von
welcher die etwa – doch noch durch die Büchse dringende Flüssigkeit mittels eines
Regulator. Rohres l3
wieder in den Saugkasten n zurückgeführt wird.
Ein bei m angelenkter Belastungshebel wirkt durch das
Steigen und Fallen des schwingenden Kolbens l direct
oder indirect auf die Steuerungsorgane des zu regulirenden Motors, wie weiter unten
beschrieben. Die unter I. beschriebene Pumpe saugt aus dem Saugkasten n und drückt die Flüssigkeit in die Presskammer k, aus welcher sie durch den unter III. beschriebenen
Katarakthahn wieder in den Saugkasten n
zurückfliesst.
III. Der Katarakthahn (Fig. 15) besteht aus einem
Gehäuse o, einem durch den hydraulischen Druck in das
Gehäuse eingedrückten Küken p, dessen Zapfen als Welle
p1 verlängert ist.
Die Ausströmungsschlitze o1o2 im Küken
und Gehäuse sind sehr schmal und umfassen etwa 1/4 des Umfanges.
Textabbildung Bd. 280, S. 218Fig. 15.Katarakthahn zu Marggraff's Regulator. Damit die unter starkem Druck ausströmende Flüssigkeit keine Luftblasen in
den Saugkasten hinein mitreissen kann, da ein Ansaugen von Luft die ganze Wirkung
des Regulators zweifelhaft macht, und damit man ferner sowohl bei der Bearbeitung
des Hahnes als auch behufs späterer Besichtigung die Schlitze o1o2 stets leicht
freilegen kann, ist um das Gehäuse o des Hahnes ein
Mantel q mit ringförmigem Kanal q1 aufgeschliffen, der durch eine auf das
Gehäuse o aufgeschraubte Mutter o3 festgezogen wird. Ein an diesem Kanal
q1 angebrachtes,
genügend weites Rohr q2
führt bis unter den niedrigsten Flüssigkeitsspiegel im Saugkasten n der Pumpe. Hierdurch wird ein ganz ruhiger Austritt
der Flüssigkeit aus der Presskammer erzielt.
Auf der verlängerten Welle p1 des Kükens p ist ein Stellring p2 angebracht, gegen
den sich eine Spiralfeder p3
anlegt, die das Küken p immer wieder fest anzieht,
wenn z.B. aus Versehen das Küken hineingedrückt wird und dadurch die hydraulische
Belastung momentan aufhört. Die Welle p1 geht durch die Wand des Saugkastens n hindurch, und es ist hier auf dieselbe ein
Schneckenradsegment r angebracht, in das die auf der
Schneckenradwelle s sitzende Schnecke s1 eingreift. Auf der
Schneckenwelle s ist ferner eine Vorrichtung
angebracht, bestehend aus einer im Umfang in beliebig viele Theile eingetheilten
Trommel, in die so viel Gewindegänge eingeschnitten sind, wie die Anzahl der Zähne
beträgt, um die das Schneckenradsegment r gedreht
werden muss, um den Hahn vom ganz geschlossenen Zustand bis ganz aufzudrehen, und
einem in einem Scharnier befestigten Zeiger, der mit einer Nase in den Gewindegang
der Trommel geführt wird.
Muss man z.B. die Schnecke s1, um den Hahn ganz zu öffnen, fünfmal umdrehen, und ist die Trommel am
Umfang in 40 Theile eingetheilt, so kann man auf der Trommel den 5 × 40 = 200sten
Theil der Oeffnung des Hahnes ablesen. Man ist hierdurch im Stande, die Oeffnung des
Katarakthahnes auf das Allergenaueste einzustellen und kann die Tourenzahl des
Motors während des Ganges beliebig verändern, falls sich Bedürfniss dazu einstellen
sollte.
Ein in dem Saugkasten n angebrachtes Haarsieb n1 verhindert, dass
Unreinigkeiten durch die Pumpe in die Presskammer k
kommen und den Ausfluss des Katarakthahnes beeinträchtigen können.
In Verbindung mit der Presskammer k oder der
Druckrohrleitung der Pumpe kann ein kleines Sicherheitsventil angebracht werden,
dessen Ausfluss wieder in den Saugkasten n mündet.
Das Sicherheitsventil soll etwa bei 1 Atmosphäre höher als der für die Presskammer
angenommenen Normalspannung abblasen. Hierdurch sollen Brüche einzelner Theile des
Regulators für den Fall verhütet werden, wenn der schwimmende Kolben k des Accumulators in der höchsten begrenzten Stellung
steht und die durch den Regulator im Zaum gehaltene Dampfmaschine in Folge der
lebendigen Kraft der bewegten Theile noch eine kurze Zeit die Normaltourenzahl
überschreitet.
Die Wirkungsweise des Regulators ist folgende:
Die Pumpe saugt aus dem Saugkasten n die darin
befindliche Flüssigkeit an und drückt sie in die Presskammer k, aus welcher sie durch den Katarakthahn wieder in den Saugkasten n zurückfliesst. Der Katarakthahn wird genau so
eingestellt, dass in der Minute unter einem Druck, der der Belastung des
Presskolbens l entspricht, so viel Flüssigkeit
entweichen kann, als die Pumpe bei der vorgeschriebenen Tourenzahl in die
Presskammer k drückt. Beim Anlassen des Motors steht
der schwimmende Kolben l in seiner tiefsten Stellung.
Sobald der Motor die vorgeschriebene Tourenzahl um ein Geringes überschreitet, wird
mehr Flüssigkeit in die Presskammer k gedrückt, und da
dieselbe nicht entweichen kann, wird sich der Presskolben l heben. Umgekehrt wird bei geringerer Tourenzahl, als vorgeschrieben,
mehr Flüssigkeit aus dem Katarakthahn entweichen, als in die Presskammer k hineingepumpt wird, und in Folge dessen der
schwimmende Kolken l sich senken.
Eine mit dem Belastungshebel bei m verbundene Zugstange
wirkt direct oder indirect auf die Steuerung ein. Diese Zugstange kann mit
einer Zahnstange verbunden sein, die direct auf eine Meyer- oder Rider-Steuerung
einwirkt und beim Steigen oder Fallen des schwimmenden Kolbens l dem Füllungsgrad entsprechend anders einstellt.
Sobald die Maschine die richtige Umlaufzahl macht, sind alle Theile in jeder Lage im
Gleichgewicht. In dem Augenblick, wo die Maschine von der vorgeschriebenen
Tourenzahl abweicht, wird mehr oder minder viel Flüssigkeit in die Presskammer k gedrückt. Der schwimmende Kolben l des Accumulators wird sich also heben oder senken.
Hierbei hat er aber die erforderliche Energie des Regulators mit zu überwinden. Es
wird also die Belastung desselben gleich der normalen Belastung x plus oder minus der erforderlichen Energie y im Augenblick des Regulirens sein. Da aber die
Ausflussmenge, die der Katarakthahn durchlässt, nur in dem Verhältniss wie
\sqrt{x\,:\,\sqrt{x\,\pm\,y}} sich ändert, wird sofort ein
Steigen oder Fallen des schwimmenden Kolbens eintreten.
Wenn z.B. der schwimmende Kolben l 20 qcm Querschnitt
hat und die Spannung in der Kammer k 10 Atmosphären
betragen soll, so muss die Belastung des Kolbens 200 k sein. Bei einer Arbeit des
Stellzeuges während des Einstellens von 10 k würde also die Spannung in der Kammer
k nur um 5 Proc. in dem Augenblick schwanken, wo
das Stellzeug in Wirksamkeit tritt, um dann sofort wieder in den normalen Zustand
zurückzukehren. Die Menge der aus dem Katarakthahn ausströmenden Flüssigkeit ändert
sich jedoch nur in dem Verhältniss wie √h, wenn h die Spannung in der Kammer k in Atmosphären angibt, in diesem Falle also wie √10 : √10,5 = 1 :
1,0247.
Wie dies Beispiel zeigt, ist die Energie des Regulators eine sehr hohe, und sie kann
durch späteres Abblasen des Sicherheitsventils beliebig gesteigert werden.
Wenn man Dampfmaschinen durch Zudrehen des Absperrventils plötzlich anhalten will, so
wirkt der im Schieberkasten befindliche Dampf noch auf den Kolben, und die
Dampfmaschine wird durch denselben immer noch eine Zeit in Bewegung gehalten. Dreht
man jedoch an einem mit obigen Neuerungen versehenen Regulator den Katarakthahn
plötzlich ganz zu, so hebt sich der schwimmende Kolben sofort bis zu seiner obersten
Begrenzung.
Bremsregulator für Wasserkraftmaschinen von C. Rais in Rosenheim (* D. R. P. Nr. 53912 vom 13. Mai
1890. Fig. 16). Der Regulator besteht im Wesentlichen
aus folgenden Theilen:
1) einer Bremsscheibe A, welche auf der Welle b sitzt; der Antrieb erfolgt durch Riemenscheibe;
2) einem indirect wirkenden, von Riemenscheiben angetriebenen Centrifugalregulator
c in Verbindung mit dem Umschaltmechanismus d, d1 , d2, d3, d4 und d6;
3) einem von Riemenscheiben angetriebenen Wechselgetriebe D in Verbindung mit einer Spindel f, einem
doppelten Bremshebel g und den Bremsbändern h.
Der Regulator arbeitet auf folgende Weise: Bei normaler Tourenzahl des
Centrifugalregulators C ist Daumen d in seiner mittleren Stellung zwischen den beiden mit
einander in Verbindung stehenden Rollen d1d2 und mit diesen die damit durch Hebel d3d4 und Auslösstange
bewegte Riemengabel d6.
Der Riemen vom Wechselgetriebe ist also auf der mittleren Leerscheibe, Spindel f mit Bremshebeln g und
Bremsbändern h sind in Ruhe. Sobald nun durch
Abstellung einer Arbeitsmaschine eine Geschwindigkeitsvermehrung stattfindet,
steigt der mit der Centrifugalregulatorhülse verbundene Daumen d nach aufwärts und besorgt mittels der Mechanismen d1, d2, d3, d4 und d6 eine Verschiebung
des Wechselgetriebriemens auf eine Scheibe, welche auf Spindel f in dem Sinne einwirkt, dass dieselbe die Bremshebel
g nach abwärts drückt und die Bremsbänder h anzieht, und zwar so lange, bis der
Centrifugalregulator seine normale Tourenzahl erreicht hat und der Daumen d wieder in seine normale mittlere Stellung
zurückfällt. Dieser Zeitraum ist sehr gering, da zum Anziehen des Bremsbandes nur
zwei Umdrehungen der Spindel nöthig sind. Durch Wiedereinrücken der vorher
abgestellten Maschine wird der Regulator eine Verschiebung des Daumens d nach abwärts und damit eine Verstellung der
Umstellmechanismen d1
bis d6 im
entgegengesetzten Sinne bewirken; der Riemen rückt auf eine zweite Scheibe und
entbremst wieder.
Textabbildung Bd. 280, S. 219Fig. 16.Bremsregulator für Wasserkraftmaschinen von Rais. Um ein Warmlaufen der Bremsscheibe zu verhüten, ist Wasserkühlung
angenommen. Bei m wird Wasser zu- und bei n abgeleitet. Damit das Bremsband nach erfolgter
Entbremsung sich nicht mehr an die Scheibe anlegen und dadurch Kraftverlust
herbeiführen kann, sind die Federn oo1 angebracht. Die ganze Leergangsarbeit besteht also
ausser Riemenzug in der Lagerreibung, hervorgebracht durch das Gewicht von
Bremsscheibe und Achse. Das Gewicht p hat den Zweck,
die Hälfte der Bremsarbeit zu besorgen, so dass der Spindelantriebsriemen gleich
stark beansprucht ist, ob es bremst oder entbremst. Bei Bremsregulatoren, wo das
Gewicht von Bremsscheibe und Achse u.s.w. geringer ist, als der durch Anziehen der
Bremse hervorgerufene Zug nach oben, ist zur Entlastung der oberen Lagerschalen von
der Achse b ein im Gehäuse q angebrachter verstellbarer Bremsbacken r
vorgesehen.
Dieser Bandbremsregulator lässt sich auch mit einem Schützregulator verbinden, wie in
der Zeichnung punktirt angedeutet ist. Der Umschaltmechanismus d1 bis d6 wird in einen
rechten Winkel versetzt, so dass er gleichzeitig mit Riemengabel d6 auch eine zweite
Riemengabel verschiebt. Das damit verbundene Wechselgetriebe gleicher Construction,
wie oben beschrieben, gibt der Achse s eine
wechselseitige Drehrichtung. Diese Achse kann mit einem Schützenzug in directe
Verbindung gebracht werden.
Regulator für Arbeitsdampfmaschinen mit veränderlicher
Expansion von F. J. Weiss in Basel (* D. R. P.
Nr. 54922 vom 30. Januar 1890. Fig. 17 bis 20). Während bei den bisherigen Regulatoren möglichst
constante Geschwindigkeit der von ihnen beherrschten Dampfmaschinen erstrebt wurde,
weswegen man sie „Geschwindigkeitsregulatoren“ nennen könnte, und welche
Regulatoren z.B. bei Transmissionsdampfmaschinen mit rasch wechselndem Widerstand
angezeigt sind, so ist der Zweck der vorliegenden neuen Constructionen, direct
wirkende Leistungsregulatoren bei Arbeitsdampfmaschinen (im Gegensatz zu
Transmissionsdampfmaschinen) zu schaffen, mittels welcher – selbsthätig oder von
Hand, oder beides combinirt – während des Ganges die Geschwindigkeit der von ihnen
regulirten Dampfmaschinen, also auch die Leistung der mit letzteren verbundenen
Arbeitsmaschinen (z.B. Wasser- und Luftpumpwerken u.s.w.) innerhalb der weitesten
Grenzen verändert oder beliebig eingestellt werden kann, und zwar ausschliesslich
nur durch Einwirkung des Regulators auf die Expansionsvorrichtung der Dampfmaschine,
bei gänzlich offenem Dampfzulassventil, also ohne jede Zuhilfenahme von
Dampfdrosselung.
Um die Beschreibung der Constructionen und deren Wirkungsweise verständlich zu
machen, und um nachherige Wiederholungen thunlichst zu beschränken, ohne damit der
Verständlichkeit Eintrag zu thun, sollen vorerst folgende zwei hierauf Bezug habende
Thatsachen festgestellt werden.
1) Die Reibungsarbeit einer Dampfmaschine und einer mit ihr gekuppelten
Arbeitsmaschine ist für einfache Umdrehung bei gleichbleibender Belastung der
Maschine constant für jede beliebige Tourenzahl der Maschine in der Minute (während
man häufig die falsche Ansicht findet, jene Reibungsarbeit wachse mit wachsender
Tourenzahl der Maschine).
2) Wenn eine Arbeitsmaschine, welche in jeder Umdrehung eine gewisse bestimmte
Nutzarbeit braucht, mit einer Expansionsdampfmaschine gekuppelt ist, und wenn die
Querschnitte der Dampfleitung vom Kessel her, ferner diejenigen für Dampf-Ein- und
-Ausströmung bei der Dampfmaschine (ebenso die Querschnitte für die
Arbeitsflüssigkeit bei der Arbeitsmaschine, falls letztere ein Pumpwerk ist) gross
genug sind, dass innerhalb der grössten für die Maschine gestatteten Umdrehzahlen
eine Drosselung des Dampfes (auch der Arbeitsflüssigkeit) nicht oder nur in
verschwindend kleinem Masse eintritt (auch sonst keine Drosselung künstlich
herbeigeführt wird, z.B. mittels Zuschraubens des Dampfzulassventils), so erfordert
die Arbeitsdampfmaschine unter sonst gleichbleibenden Umständen stets einen und
denselben Füllungsgrad, ob nun – innerhalb der überhaupt zulässigen Tourenzahlen –
die Maschine schnell oder langsam geht. Denn es handle sich beispielsweise um einen
von einer Expansionsdampfmaschine betriebenen Luftcompressor, so muss die Fläche des
Indicatordiagramms des Dampfcylinders gleich sein der Summe aus der Fläche des
Indicatordiagramms des Luftcylinders plus einer Fläche, welche die Reibungsarbeit
der ganzen Maschine für einen einfachen Hub derselben darstellt. Nun ist aber
bei gleichbleibendem Luftdruck die Fläche des Indicatordiagramms des Luftcylinders
die gleiche, ob die Maschine schnell oder langsam geht; nach dem unter 1) Gesagten
ist auch die Reibungsarbeit für jeden Hub die gleiche, ob die Maschine schnell oder
langsam geht; also ist auch die Summe beider stets dieselbe; also muss auch die
Fläche des Dampfdiagramms dieselbe bleiben; daraus folgt, dass – bei
gleichbleibendem Dampfdruck – der Füllungsgrad des Dampfcylinders immer der gleiche
(er soll in folgendem der „nöthige“ genannt werden) bleiben muss, ob die
Maschine nun schnell oder langsam gehe. Eine Veränderung der Tourenzahl einer
solchen Maschine durch Veränderung der Expansion ist, entgegen einer landläufigen
Anschauung, ohne gleichzeitige Mitwirkung von – beabsichtigter oder unbeabsichtigter
– Drosselung nicht möglich; erhält der Dampfcylinder eine grössere als die gerade
nöthige Füllung, so geht die Maschine durch; erhält er umgekehrt eine kleinere
Füllung, so bleibt sie stehen.
Textabbildung Bd. 280, S. 220Fig. 17.Regulator für Dampfmaschine mit veränderlicher Expansion von
Weiss. In Fig. 17 sei G ein Centrifugalregulator, und zwar ein stark statischer, also ein
solcher, bei welchem jedem anderen Ausschlag der Schwungmassen (oder jedem anderen
Winkel a) auch eine andere Umdrehzahl der
Regulatorwelle entspricht, und zwar ein statischer Regulator mit grösster
„Regulirfähigkeit“, unter letzterem, in der bisherigen Literatur über
Regulatoren, in welcher von „Leistungsregulatoren“ noch nie die Rede war,
neuen Ausdruck den Quotienten verstanden: grösste Tourenzahl des Regulators bei
grösstem Ausschlag der Schwungmassen dividirt durch kleinste Tourenzahl desselben
bei kleinstem Ausschlag der Schwungmassen.
Dieser Centrifugalregulator wirke mittels seiner Muffe F, des Regulatorhebels FDC, der Zugstange CB und des Steuerhebels BA
auf den Rider-Schieber einer Rider-Expansionssteuerung einer Dampfmaschine ein.
Der Regulatorhebel FDC, welcher die Bewegung der Muffe
F auf die Zug- und Druckstange CB überträgt, ist nun in zwei Hebel zerlegt: in den
Hebel FD mit einer Verlängerung DD1 nach hinten und in den Hebel DC. Diese beiden Hebel sind jeder für sich auf der
gemeinschaftlichen Achse D drehbar. Mittels der durch
Schraube s gespannten starken Feder f wird der hintere Theil DD1 des Hebels FDD1 gegen den Hebel DC gezogen (bezieh. die Feder f wirkt auf Vergrösserung des – in der Figur zu 180° gezeichneten –
Winkels β hin); indem sich aber der Hebel D C gegen den unteren Theil der Stell- oder
Regulirschraube S stützt, wird die Annäherung des
Hebels DC an Hebel DD1 begrenzt. Es ist nun klar, dass, wenn man während
des Ganges der Maschine an dem geschilderten Mechanismus keine Veränderungen vornimmt, dann die
Hebelverbindung FDD1
und DC wie ein starrer Hebel FDC wirkt und in der üblichen Weise die Bewegung der Regulatormuffe F auf die Zugstange CB und
damit auf das Steuerungsorgan überträgt, welches den früheren oder späteren
Dampfabschluss (kleinere oder grössere Füllung) bewirkt.
Die eigenthümliche Wirkungsweise dieses Mechanismus wird nun am besten an einem
concreten Beispiel erklärt. Die Regulirvorrichtung sei an einer Dampfmaschine
angebracht, welch letztere einen mit ihr gekuppelten Compressor zu betreiben habe,
so wird der Dampfcylinder nach den eingangs gegebenen Erklärungen bei einem
bestimmten Dampf- und einem bestimmten Luftdruck eine ganz bestimmte Füllung, die
„nöthige“ Füllung, haben müssen, und bleibt diese Füllung constant,
gleichgültig, ob die Maschine schneller oder langsamer geht.
Solange sich nun nichts ändert oder nichts geändert wird, wird der Regulator in
bekannter Weise eine bestimmte Tourenzahl festhalten und damit auch der Compressor
eine bestimmte Menge verdichteter Luft in der Minute liefern. Nun nehme aber der
Bedarf an Pressluft ab, so soll der Maschinist mit dem vorliegenden
Leistungsregulator den Gang der Maschine der kleiner gewordenen nöthigen Leistung
derselben entsprechend verlangsamen. Zu diesem Behufe hat er die Schraube S nach abwärts zu drehen; vermöge der Trägheit bleiben
dabei die Schwungmassen des Centrifugalregulators, also auch die mit ihnen
verbundene Muffe F im ersten Moment noch in ihrer
vorigen Lage, und nur der Hebel DC wird etwas
herabgedrückt (der Winkel β verkleinert). Durch
Vermittelung der Stange CB wird also auch der
Steuerhebel BA des Rider-Expansionsschiebers
herabgedrückt; der letztere sperrt also früher ab oder gibt kleinere Füllung. Dabei
wird nun aber der Dampfcylinder nicht mehr seine ganz bestimmte nöthige Füllung zum
Ueberwinden des Luftdruckes in dem Compressor plus der Reibungsarbeit der ganzen
Maschine für jeden Hub erhalten; die Maschine würde nun also stehen bleiben. Dem
beugt aber der Mechanismus auf folgende Weise selbsthätig vor. Bevor nämlich die
Maschine zum völligen Stillstand kommt, wird sie – einen Theil des im Schwungrad
aufgestapelten Arbeitsvermögens aufzehrend – einen langsameren Gang annehmen. In
Folge dieses langsameren Ganges sinken die Schwunggewichte des statischen
Centrifugalregulators in eine neue – tiefere – Gleichgewichtslage hinab, drücken
dabei die Muffe F nieder, wobei sich die
Hebelverbindung FDC entgegengesetzt der Drehrichtung
eines Uhrzeigers dreht, also die Zugstange CB gehoben
und der Steuerhebel BA des Rider-Schiebers – also auch
der letztere selbst – wieder auf grössere Füllung zurückgestellt wird, und zwar so
weit, bis der Dampfcylinder wieder seine nöthige Füllung erhält, welche trotz der
jetzt verminderten Tourenzahl die gleiche ist, wie sie vorhin bei grösserer
Tourenzahl gewesen. Nach Abwickelung des ganzen Vorganges wird der Steuerhebel BA selbsthätig wieder dieselbe Lage wie vorhin
angenommen haben, nur die Stellung der übrigen Theile des Regulators und seines
Stellzeuges ist mit der veränderten Tourenzahl desselben eine andere geworden.
Es ist klar, dass ein umgekehrtes Drehen der Regulirschraube S, das ein Vergrössern des Winkels β bewirkt,
auch das Umgekehrte hervorbringt, nämlich ein Schnellerlaufen der Maschine.
(Fortsetzung folgt.)