Titel: | Neuerungen an Dampfkesseln. |
Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 221 |
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Neuerungen an Dampfkesseln.
(Fortsetzung des Berichtes S. 172 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen an Dampfkesseln.
In dem Organ für Eisenbahnwesen, 1890 S. 301, finden
sich bemerkenswerte Mittheilungen über die Anordnung des Nepilly'schen Stehrostes in Flammrohrkesseln unter Zuführung von
vorgewärmter Luft vom Eisenbahnmaschinen-Inspector C. P.
Schäfer, die wir wegen ihres allgemeinen Interesses hier folgen lassen.
Der Nepilly'sche Stehrost für Locomotivfeuerungen ist um
das Jahr 1882 auch zu Feuerungsanlagen stehender Flammrohrdampfkessel verwendet
worden. Die Luft wurde dem Stehroste unter dem Hauptroste entlang zugeführt und war
nicht vorgewärmt, so dass eine schädliche Abkühlung der Flamme unmittelbar vor der
Feuerbrücke entstand.
Zwar wird dem Nepilly'schen Stehroste in der
Locomotivfeuerbüchse die Luft auch nicht vorgewärmt zugeführt, indess gelangt sie
doch vorgewärmt zu den Feuergasen, weil sie alsbald nach dem Eintritte in die
Feuerbüchse an dem glühenden Gewölbe aus feuerfesten Steinen vorbeiströmt, um sich
im Verbrennungsraume in heissem Zustande mit den Feuergasen zu mischen, bezw. um zur
Verbrennung noch unverbrannter Kohlentheilchen zu dienen.
Da sich in den Flammrohren der liegenden Dampfkessel kein Gewölbe aus feuerfesten
Steinen über dem Nepilly'schen Stehroste anordnen
lässt, wurde vor etwa vier Jahren der Versuch gemacht, die Luft vor dem Eintritte in
den Feuerraum zu erhitzen, wie dies in vielen anderen Fällen auch geschieht.
Fig. 18 und 19 zeigen zunächst die
Kessel anläge in bekannter Anordnung; der Nepilly'sche
Rost ist mit ab bezeichnet, cd sind die Vorwärmeröhren, von denen je zwei in einem Flammrohre liegen.
Die Spaltenweite von 10 mm hat sich für den Hauptrost als geeignet erwiesen, da nur
beim Auffeuern kleine Kohlenstücke durchfallen. Beim Beschicken des Rostes ist
darauf zu achten, dass der Stehrost frei bleibt und dass der Brennstoff in dünnen
Schichten aufgeworfen wird. Die mit dem Stehroste vereinigte Feuerbrücke ist niedrig
gehalten, um den Querschnitt über der Feuerbrücke nicht mehr als zulässig zu
verengen. Die Vorplatte zu dem Stehroste ist im unteren Theile mit einer Klappe
versehen, welche mit Hilfe eines Hakens vom Standorte des Wärters aus geöffnet
werden kann, um den Raum vor den Röhren unter dem Stehroste von Asche reinigen zu
können. Die Röhren cd haben aussergewöhnlich lange
Muffen erhalten, weil sich die Muffen gewöhnlicher Wasserleitungsröhren als zu kurz
erwiesen hatten und sehr bald eine Trennung der Röhren stattfand. Auch Ueberschieber
haben sich zur Verbindung der Röhren nicht bewährt, da sich dieselben durch die
fortgesetzte abwechselnde Verlängerung und Verkürzung der Röhren nach und nach
verschoben.
Die Luft strömt in der Richtung des Pfeiles bei d
kräftig in die Röhren, wie man sich leicht durch Mitreissenlassen von
Papierschnitzeln überzeugen kann; der zugehörige Schornstein hat eine Höhe von 30 m bei
1,53 m unterem und 1,2 m oberem lichten Durchmesser.
Wenn man die Vorplatte, welche die Zuführung der heissen Luft durch den Stehrost
bewirkt, herausnimmt und die Luftzuführungsröhren zustellt, um die Feuerung ohne
Zuführung heisser Luft zu betreiben, so zeigt sich eine merklich schlechtere
Verbrennung als vorher.
Oeffnet man die Luftzuführungsröhren wieder, jedoch ohne die Vorplatte wieder
einzusetzen, so wird der Luftzug in den Röhren erheblich stärker als bei
eingesetzter Vorplatte. Die Ursache dieser Erscheinung ist darin zu suchen, dass
nicht allein dem Stehroste, sondern auch dem übrigen Roste nach Beseitigung der
Vorplatte Luft aus den Röhren zugeführt wird. In Folge des schnelleren Durchströmens
durch die Röhren wird die Luft jedoch weniger vorgewärmt, als wenn die Platte sich
vorn unter dem Stehroste befindet; auch mischt sich die erhitzte Luft in letzterem
Falle mit den Feuergasen, während sie in ersterem zum Theil zur Erwärmung der Kohlen
dient und weniger vortheilhaft zur Verwendung kommt.
Die Vorwärmung der Luft bei eingesetzter Vorplatte kann als eine vollständige
angesehen werden, da nur unmittelbar nach dem Auffeuern eine Spur von sichtbarem
Rauche dem Schornsteine entströmt und fast immer eine vollständige Rauchverbrennung
stattfindet.
In vorliegendem Falle handelt es sich neben der Verhinderung der Rauchbildung
besonders um Rauchverbrennung zur Erzielung möglichst vollkommener Ausnutzung des
Brennstoffes und um Verwendung billigerer Heizmittel.
Die Verwendung von Saarkohlen dritter statt zweiter Sorte ist denn auch seit
Einführung des Nepilly'schen Stehrostes zur Feuerung
der stehenden Dampfkessel der Werkstatt Karthaus eingeführt und erwachsen dadurch
monatlich mindestens 150 M. Ersparnisse. Es werden für einen Kessel täglich etwa 1,5
t Kohle verwendet, demnach im Monat etwa 40 t. Da nun ziemlich dieselbe Menge Kohle
dritter Sorte wie früher zweiter Sorte verwendet wird und die Tonne Kohle dritter
Sorte etwa 4 M. billiger ist, so werden monatlich 40 × 4 = 160 M. erspart. Versuche
mit Ruhrkohle sind nicht gemacht.
Allerdings müssen die Röhren etwa halbjährlich erneuert werden; die Kosten der
Erneuerung werden aber durch die Ersparnisse eines Monats ziemlich gedeckt, so dass
⅚ der Kohleersparnisse als solche wirklich zu berechnen sind; auch die Neukosten der
Einrichtung sind in kurzer Zeit erspart.
Die Abgabe der Wärme der Feuergase an die Röhren zur Vorwärmung der Luft kann
nicht abzüglich in Betracht kommen, da die Rauchgase nicht sämmtliche Wärme abgeben
und eine erhebliche Wärme durch den Schornstein entströmt, vielmehr muss auch die an
die Röhren abgegebene Wärme als nutzbar gemachte Wärme angesehen werden, um so mehr,
als schon durch die vollkommnere Verbrennung Ersatz geboten wird.
Die Nepilly'schen Stehroste sind von der
Maschinenbauanstalt von Dingler, Karcher und Co. zu St.
Johann-Saarbrücken geliefert worden. Zwei Nepilly'sche
Stehroste von den gezeichneten Abmessungen wiegen nebst zwei Vorplatten, jedoch ohne
Vorwärmeröhren, etwa 175 k.
Die vorstehenden Angaben mögen um so mehr zur Vervollständigung der Angaben über den
Nepilly'schen Stehrost dienen, als der Grundgedanke
Beachtung verdient. Die beschriebene, allerdings unter ungewöhnlich günstigen
Verhältnissen wirkende Anordnung dürfte in manchen Fällen nach Prüfung der örtlichen
Verhältnisse Anwendung finden.
Textabbildung Bd. 280, S. 222Nepilly's Rost für feste Dampfkessel. Den vorhin angedeuteten Grundgedanken, die Feuerungseinrichtung so zu
treffen, dass sie für Kohle geringerer Güte verwendbar ist, verfolgt auch die Firma
Meldrum Brothers, Cathedral Yard, Manchester, wie
Industries vom 20. Juni mittheilen. Die Feuerung
ist dazu bestimmt, minderwerthige Kohle, Kohlenstaub, Koksbruch, Grus und
unverbrannte Kohlenasche (Zinder) und dergl. zu verwerthen (Fig. 20 und 21).
Unter dem wagerechten Rost, welcher selbstverständlich nur sehr enge Luftschlitze
hat, ragen zwei Dampfstrahldüsen in das Flammrohr, welche je von einem oben offenen,
nach vorn sich erweiternden Rohre umgeben sind. Das Beschicken des Rostes erfolgt
durch die Feuerthür, unter welcher sich eine Aschenfallthür befindet. Diese Thüren
müssen stets dicht geschlossen gehalten werden. Zu den Düsen führt ein absperrbares
Rohr, durch welches die Entnahme von Dampf an der höchsten Stelle des Kessels
erfolgt. Ein Manometer zeigt stets an, unter welchem Drucke der Dampf aus den Düsen
austritt, so dass man nach Bedarf den vollen oder nur einen Theil des Dampfdruckes
wirken lassen kann, indem man die Dampfleitung entsprechend öffnet oder abschliesst.
Durch die Wirkung dieser Dampfstrahlen wird die Luft von aussen lebhaft angesaugt,
durch den Rost und das Brennmaterial hindurchgedrückt und dieses zur hellen Glut
angefacht.
Nach Angaben der ausführenden Firma soll bei Verfeuerung von Grus aus den
Retortenöfen der Gasfabriken, welcher dem Gewicht nach im Allgemeinen ⅓ Wasser, ⅓
Schlacke und ⅓ wirklichen Brennstoffes enthält, mit dem Meldrum'schen Apparat eine Verdampfung von 3 k Wasser auf 1 k Grus erzielt
werden, was einer Verdampfung von nahezu 10 k Wasser für 1 k wirklichen Brennstoffes
entspräche. Koksabfälle mit einem Wassergehalt von 20 Proc. und 15 Proc.
unverbrennlichen Materials sollen eine Verdampfung von 6½ k auf 1 k Koksstaub
ergeben. Andererseits soll man aber auch mittels des Meldrum'schen Apparats eine so wirksame Verbrennung erreichen, dass mit 1
qm Heizfläche bis zu 50 l Wasser verdampft werden.
Textabbildung Bd. 280, S. 223Meldrum's Feuerung für Brennmaterialabfall. Die besprochene Feuerung soll sich namentlich auch zur Heizung von
Schiffskesseln eignen. Indessen kommt diese Dampfdüsenfeuerung nicht minder bei
anderen Kesselsystemen in Gebrauch.
Die Vertretung von Meldrum's Kohlengrusfeuerung für den
Continent hat Alfred Wenner in Manchester.
Textabbildung Bd. 280, S. 223Fig. 22.Roney's Dampfkesselfeuerung. Die Dampfkesselfeuerung von W. R. Roney in
Chicago (D. R. P. Nr. 52075 vom 20. August 1889) hat im Feuerraum zwei Bogen H und J (Fig. 22), von denen ersterer in Verbindung mit dem
geneigten Rost E eine Verkokungskammer bildet,
letzterer in Verbindung mit dem Bogen H zur Verbrennung
der auf dem geneigten Rost E und dem wagerechten Rost
D nicht vollständig verbrannten Kohlentheile dient.
Der geneigte Rost E besteht aus oscillirenden Stäben,
welche besondere Rippen zur Verhütung des Durchfallens von Kohlenstückchen besitzen
und zugleich mit einem Schlepper E mittels Excenters
von der Welle T aus bewegt werden.
Durch eine eigentümliche Luftzuführung über die Decke des Feuerraumes in Verbindung
mit der verstellbaren Feuerthüre zeichnet sich die bereits erwähnte Feuerung von E. Völcker (vgl. S. 173) aus. Zur Ergänzung des bei der
mechanischen Heizvorrichtung Gesagten soll hier die Anordnung in Fig. 23 dargestellt werden.
Die Feuerung von A. Jorns in Hannover (D. R. P. vom 29.
Januar 1890) hat, wie aus Fig. 24 bis 26 ersichtlich, Aufgabetrichter F,
Treppenrost S, Planrost L
in gewöhnlicher Anordnung. An dem Rücken des Trichters befinden sich zwei durch
Klappe K verschliessbare Luftzutrittskanäle aa. Eine Eigentümlichkeit der Feuerung bilden die
Röhren p, welche von feuerfestem Thon und an der
Vorderseite durchlöchert sind. Die Feuerbrücke ist von entsprechenden von M ausgehenden Kanälen durchzogen. Diese Vorrichtung hat
den Zweck, die Verbrennungsluft vorzuwärmen und in den Verbrennungsraum B zu leiten, um hier eine wirksame und rauchfreie
Verbrennung zu erzielen. Die Feuerung ist in der Figur für einen Feuerrohrkessel
eingerichtet; sie lässt sich jedoch ohne Weiteres auch für einen Cylinderkessel
verwenden.
Textabbildung Bd. 280, S. 223Fig. 23.Völcker's Feuerung.Textabbildung Bd. 280, S. 223Jorns' Feuerung mit Verwendung von Thonröhren.Textabbildung Bd. 280, S. 223Bewegliche Feuerbrücke von Phillips und Archer. Bewegliche Feuerbrücke für Dampfkesselfeuerungen von Phillipps und Archer, Whitley Spring Mills, Flushdykes,
Ossett (Fig. 27 und
28). Das Heben und
Senken der gusseisernen Feuerbrücke erfolgt selbsthätig mit dem Oeffnen und
Schliessen der Feuerthür. Während der Kessel in Thätigkeit ist und die Verbrennung
vor sich geht, ist die Feuerthür natürlich geschlossen und die Brücke in ihrer
tiefsten Lage, bei der ihre Oberkante kaum über derjenigen der Roststäbe
hervorsteht. Oeffnet man dagegen die Feuerthür, so nimmt deren Drehachse an
dieser Bewegung theil und mit ihr ein Excenter, welches durch eine Zugstange D und an dieser angreifende Hebel die Brückenplatte in
die höchste Stellung bringt, wie punktirt angegeben. Man kann die Brücke auch bei
geschlossener Thür heben, und zwar mittels des unter der Feuerthür angeordneten
Handhebels A, durch dessen Niederdrücken die
Verbindungsstange D von dem Excenter abgekuppelt und
mittels der Stellmuffe E zurückgezogen wird, wobei ein
Gegengewicht die Last der Brücke ausgleicht. Je nachdem der Bolzen B in der Bohrung B oder
C steckt, ist das Excenter vollständig oder nur
beim Niederdrücken des Hebels A ausser Verbindung mit
der Stange D. Wie Engineering vom 15. August 1890 auf Grund von Anemometerversuchen angibt,
wird der Zug durch die beschriebene Vorrichtung um 50 Proc. verbessert, Hauch kann
nicht mehr entstehen und die Brennmaterialersparniss ist eine beträchtliche.
Nähere Mittheilungen sowie geringe Abänderungen dieser Anordnung finden sich
ausserdem in The Textile Manufacturer vom 15. October
1890.
Die Feuerung von F. Sperling in Berlin (D. R. P. Nr.
52295) beruht auf dem einfachen Principe der Anwendung zweier Feuerungen mit
abwechselnder und gegenseitiger Durchdringung der Gase, wie sie besonders zu
hüttenmännischen Zwecken vielfach üblich ist. Wir verweisen deshalb hier auf die
Patentschrift.
Textabbildung Bd. 280, S. 224Fig. 29.Rauchverzehrende Feuerung von Hermann und Cohen. Recht günstige Berichte über die rauchverzehrende Feuerung von Hermann und Cohen in Paris finden sich in mehreren
französischen Zeitschriften, u.a. in dem Bulletin de la
Société des Ingénieurs civils vom September 1890 S. 462.
Wie aus der Fig. 29 zu ersehen ist, besteht der Rost
aus zwei geneigten Theilen B und C, die sich gegenseitig berühren. Aus dem Trichter A fällt das Brennmaterial auf den Rost B, um hier vergast zu werden bei gleichzeitig
beginnender Verbrennung, welche letztere auf dem Roste C zu Ende geführt wird. Ein dritter Rost N,
der sich am Grunde des Herdes befindet und mittels des Hebelzuges BPF bewegbar ist, dient zur Entfernung der Schlacke.
Der Rost B ist mittels eines Hebels zu bewegen und zwar
derart, dass der Brennstoff an die Brücke D von
feuerfesten Steinen gedrückt werden kann.
Die Neigung des Rostes C kann man stellen nach der
beabsichtigten Dicke der Kohlenaufschüttung. Zu diesem Zweck ist sein unterer Theil
auf einem festen Querstück gelagert, während der obere Theil auf einem Cylinder
O ruht, welcher von zwei parallelen Hebeln I getragen ist. Letztere sind auf einer Queraxe
befestigt, welche ausserhalb des Ofens mit einem Zahnradsegment und zugehöriger
Schneckenschraube versehen ist. Zur Verstellung hat man nur den Hebel I zu bewegen, wobei sich der Rost mehr oder weniger
neigt. Um die Handhabung zu erleichtern, ist das Gewicht des Rostes nebst
Brennmaterial durch ein Gegengewicht ausgeglichen. Mittels dieses Mechanismus kann
der Rost C auch so weit zurückgelegt werden, dass die
Anzündung des Feuers erleichtert wird. Der Zutritt der Luft zu diesem Rost erfolgt
durch Oeffnung c3,
welche sich in der Thür M befindet. Die Oeffnung für
Rost C ist von der für Rost B durch die Platte L getrennt. Die Reinigung
des Rostes N von Schlacke ist nicht häufig
erforderlich; da die Schlackenmenge im Vergleich mit andern Rosten sehr gering ist.
Bei richtiger Wahl der Roste ist die Cohn'sche Feuerung
für jedes Brennmaterial verwendbar. Die Beschickung ist leicht zu bewirken, die
Feuerung schont den Kessel, ist sparsam und rauchfrei.
Textabbildung Bd. 280, S. 224Bonthrone's regulierbare Feuerthür. Versuche mit dem beschriebenen Roste, welche Anspruch auf
wissenschaftliche Genauigkeit machen könnten, sind bisher noch nicht angestellt
worden. Bei einem Versuche, welcher bei Sordes, Huillerd und
Cie. angestellt wurde, wurde frisches Holz als Brennmaterial verwandt, und
zwar Hobelspäne von Campecheholz mit 55 Proc. Wassergehalt. Während des 9 Stunden
dauernden Versuches wurden in der Stunde 620 k Brennmaterial verbraucht und mit
jedem Kilogramm Brennstoff 1,53 k Wasser verdampft. Bei einem späteren Versuche
verbrannte man Hobelspäne mit 64 Proc. Wassergehalt unter Hinzufügung von 5,19 Proc.
Kohle. Verdampft wurde 1,2 k Wasser auf 1 k Brennmaterial. Die gewonnenen Zahlen
bieten indess zur Beurtheilung der Güte dieser Feuerung nur wenig Anhalt.
Die Dauer der feuerfesten Steine ist je nach dem Gebrauch unter Anordnung des Kessels
ungemein verschieden, doch wird bei Kohlenheizung auf 5 bis 6 Monate immer zu
rechnen sein, bei Holzheizung auf 15 Monate. Die Roststäbe halten so lange wie bei
gewöhnlichen Rösten.
Bonthrone's Feuerthür (Engineering vom 4. Januar 1889) ist durch vorstehende Fig. 30 bis 34 erläutert. Die Thür
besteht aus zwei gegitterten Theilen S, welche mit
ihrem unteren Theile auf einem Wulste ruhen. Durch einfaches Umlegen des oberen
Theiles nach p1 oder
p2 öffnen sich die
Spalten oder schliessen sich bis auf ein Zehntel der Spaltbreite. Die
Zwischenstellungen werden mittels der Schraube t
geregelt.
Um die Ausstrahlung der aus Schmiedeeisen oder Gusseisen mit feuerfestem Futter bestehenden
Thürwände zu vermeiden, die insbesondere der in der Nähe der Feuerthüren
beschäftigten Bedienungsmannschaft lästig wird, hat die Actiengesellschaft Hohenzollern in Düsseldorf eine mit Kesselwasser
gefüllte Feuerthürwand für Flammrohrkessel mit Innenfeuerung in Vorschlag gebracht
(D. R. P. Nr. 55330 vom 23. August 1890). Die Wände sind bei normalem Wasserstand
stets mit Wasser gefüllt.
Textabbildung Bd. 280, S. 225Fig. 35.Roger's Roststab.Die Roststäbe. Wohl kein anderer Maschinentheil hat in
den letzten Jahren sich solch ausgedehnter Beachtung zu erfreuen gehabt als der
Roststab. Die verschiedensten Vortheile werden angestrebt, Haltbarkeit gegen Biegen
und Verbrennen, Vorwärmung der Luft, günstige und gleichmässige Vertheilung
derselben, leichte Reinhaltung. Die Wichtigkeit der vorgesteckten Ziele hat auch
hier bewirkt, dass die Herstellung der Roststäbe sich zur Sonderfabrikation
ausgebildet hat, wie dies beispielsweise von Otto
Thost, Zwickau, von Bolzano Tedesco und Co.,
Schlan bei Prag, von Wiedenbrück und Wilms und von
verschiedenen Patentinhabern geschehen ist.
Textabbildung Bd. 280, S. 225Fig. 36.Mailer's Roststab. Ungemein ausgebildet ist die obere, mit dem Brennmaterial in unmittelbarer
Berührung stehende Seite der Roststäbe, die aus Prismen von vierkantiger,
sechskantiger, runder, dreikantiger Form bestehen, die meistens gegen einander
verschoben sind, damit sie im Verband stehen und dem Brennmaterial das Durchfallen
erschweren. Ferner finden wir gewellte (Schlangonrost mit Stahlpanzeroberfläche),
zackige und geschlitzte Formen. Ebenso mannigfach ist die Art des Anschlusses an den
Steg der Roststäbe. Bei dem Patent Germania erhalten die cylindrischen Prismen noch
eine spiralförmige Vertiefung mit dem Zwecke, die Luft zum Wirbel zu bringen. Dass
dabei den verschiedenen Systemen von den verschiedenen Fabrikanten so viele Tugenden
nachgerühmt werden, dass es immer schwerer wird, Wahrheit und Dichtung
auseinanderzuhalten, darf bei dem grossen Wettbewerbe nicht Wunder nehmen.
Von den vielen Einrichtungen mögen nachstehende kurz, erwähnt werden:
Textabbildung Bd. 280, S. 225Roststab von Wiedenbrück und Wilms.Roger's Roststab (Fig. 35), welcher von den Argand Grate Bar Works angefertigt wird, hat V-förmige Verbindungsrippen,
denen seitlich Luft zugeführt wird. Der Roststab soll sich für die verschiedensten
Brennstoffe eignen, je nachdem die Oeffnungen mehr oder weniger breit gemacht
werden.
Mailer's Roststab (Industries vom 26. December 1890) ist in Fig. 36 dargestellt. Er soll an der Küste des Stillen
Oceans sehr verbreitet sein, sowohl auf Schiffen als bei Landmaschinen. Die Stäbe
werden angefertigt bei Mailer und Co. in San Francisco,
Nordamerika.
Die wohl allen unsern Lesern bekannten Treppenrostplatten mit der Feuerung
zugewendeten, querlaufenden und bis zur Mitte reichenden Schlitzen (D. R. P. Nr.
21898) sollen sich dauernd bewähren, da sie der Luft reichlichen Zutritt gestatten
und das Reissen der Roststäbe verhindern.
Textabbildung Bd. 280, S. 225Fig. 39.Leydel's Roststab mit Luftdurchzug. Der Roststab von Wiedenbrück und Wilms,
Köln-Ehrenfeld (D. R. P. Nr. 51812 vom 22. August 1889) hat als Grundkörper einen
Querschnitt a von gleichseitiger Dreiecksform (Fig. 37 und 38), an dessen Seiten
sich Flügelrippen b von der Form gleichseitiger
Dreiecke ansetzen und eine Rippe von der doppelten Breite des Grundkörpers
bilden.
Roststab mit innerer Luftcirculation von Gustav Leydel in Aachen (Fig.
39). Auf dem unteren Theile b des Roststabes
sind die auswechselbaren, einen Hohlraum G
umschliessenden Stücke a angebracht. Die kalte Luft
tritt bei L in den Hohlraum C ein und verlässt denselben durch die Oeffnung M.
Um Feuerroste auf beiden Seiten benutzen zu können und dadurch ihre Dauer zu erhöhen,
legt nach D. R. P. Nr. 49609 C. Fritz zwischen höhere
Roststäbe von doppelt schwalbenschwanzförmigem Querschnitt solche von ähnlicher
Form, aber geringerer Höhe, so dass weder der Aschendurchfall noch der Luftzutritt
verhindert ist. Die Roststäbe haben von unten oder oben gesehen genau gleich grosse
Spalten.
Als zur Zurüstung der Feuerung gehörig sei noch nachstehende Sicherheitsvorrichtung
erwähnt:
Die Vorrichtung zum Löschen des Feuers und zum Speisen des
Kessels bei Wassermangel, von Adolf Bachner in
Warschau (D. R. P. Nr. 55266 vom 3. Juli 1890) betrifft eine Einrichtung an
Dampfkesseln, durch welche bei Ueberschreitung des niedrigsten Wasserstandes oder
des höchsten Dampfdruckes ein Auslöschen des Feuers und gegebenen Falls Speisen des
Kessels herbeigeführt wird. In Fig. 34 ist A ein Wasserbehälter, welcher durch ein Rohr a mit einer hohlen Achse a1 verbunden ist, von welcher das Rohr a2 nach dem Kessel
führt, und zwar liegt die Mündung dieses Rohres a2 in der Höhe des zulässig niedrigsten
Wasserstandes. Der Behälter a, welcher einen Lufthahn
a3 besitzt, ist
durch ein Gegengewicht a1 zum Theil entlastet.
Bei normalem Wasserstande ist der Behälter A durch
Wasser aus dem Kessel gefüllt, da dasselbe durch den Dampfdruck in den Behälter
hineingedrückt wird. Der gefüllte Behälter A hält das
Gewicht a4 gehoben.
Sinkt aber der Wasserstand im Kessel bis zur Mündung von a2, so fliesst das Wasser aus A nach dem Kessel, und indem sich das Gegengewicht a4 senkt, hebt sich der
nunmehr leichtere Behälter A. Hierbei wird durch
Vermittelung der an A befestigten Stange b und des mit Gegengewicht versehenen Hebels b der Hahn c geöffnet, und
das im Behälter B befindliche Wasser strömt nun durch
das Leitungsrohr d unter die Feuerungen des Kessels, wo
es durch Spritzrohre austritt und das Feuer auslöscht.
Wenn sich der Behälter A in gehobener Stellung befindet,
schliesst er mittels einer an ihm angebrachten Contactplatte a5 einen elektrischen Strom, wodurch an
einem beliebigen Orte ein Signal gegeben wird. Ausserdem wird noch ein zweites
Signal gegeben durch eine Dampfpfeife D, deren Hahn e durch einen Hebel und eine Kette mit dem Gewicht a4 geöffnet wird, wenn
sich das Gewicht a4
senkt.
Textabbildung Bd. 280, S. 226Fig. 40.Bachner's Löschvorrichtung. Der Behälter A ist ferner durch eine Kette
f mit einem Schwimmer f1 verbunden, der in einem Topf E angeordnet ist, von welchem ein Rohr g nach dem Kessel führt. Die Mündung des Rohres g am Kessel liegt dicht über der Linie des höchsten
zulässigen Wasserstandes. Bei niedrigem Wasserstande tritt daher der Dampf in das
Rohr g ein, füllt den Topf E an und condensirt sich. Der Schwimmer f1 ist mit einem Hebel verbunden und hält durch
diesen einen Hahn f3
geschlossen. Wenn nun der Behälter sich hebt, so wird durch die Kette der Schwimmer
gehoben und dadurch der Hahn geöffnet, so dass der Kesseldampf im Falle des
niedrigsten Wasserstandes durch Rohr g, Topf E, Hahn und Rohr f4 austreten kann.
Das Ausfliessen des Wassers aus A hat also zur Folge,
dass das Feuer ausgelöscht, ein elektrisches Signal gegeben. eine Dampfpfeife zum
Ertönen gebracht und ein Ausströmen des Dampfes aus dem Kessel herbeigeführt
wird.
Um das Umkippen des Behälters A für den. Kesselwärter
leichter bemerkbar zu machen, ist der Hebel an seinem Ende noch mit einer
Signalscheibe a7
versehen. Der Topf E dient auch als Wasserablass, wenn
der höchste Wasserstand im Kessel überschritten wird.
Um bei Ueberschreitung des höchsten Dampfdruckes das Feuer zu löschen und den Kessel
zu speisen, ist folgende Einrichtung getroffen:
Das Sicherheitsventil H trägt die dem zulässigen Druck
entsprechende Belastung G. In geringer Entfernung über
dem oberen Ende der Ventilstange befindet sich, auf dem Ventilgehäuse ruhend, noch
ein kleines Gewicht G1.
Das Sicherheitsventil schliesst zwei seitliche Rohre h6 und o ab,
von denen o zu einer Dampfpfeife K führt. Das Rohr h6 führt zu einem Kolben h5, der auf den Hebel von A wirkt, während ein von h6 abgezweigtes Rohr h7 zu einem Kolben h8 führt, der auf den
Hahn i der Speisewasserleitung wirkt.
Uebersteigt nun der Dampfdruck die zulässige Höhe, so hebt sich das Ventil H so weit, bis es mit seiner Stange an das Gewicht G1 anstösst. Das Ventil
ist dann so weit geöffnet, dass Dampf durch o zur
Pfeife K treten kann und dieselbe zum Ertönen bringt.
Steigt der Dampfdruck noch höher, so dass das Ventil H
auch noch die Belastung G1 hebt, so gibt das Ventil H auch die zum
Rohr h6 führende
Oeffnung seines Gehäuses frei und der Dampf strömt dann durch h6 theils zum Kolben
h5 und theils durch
Rohr h7 zum Kolben h8. Der Kolben h5 drückt den Hebel
herab, wodurch das Gefäss A gehoben und in der vorhin
geschilderten Weise der Wasserleitungshahn c geöffnet
und das Feuer ausgelöscht wird. Der Kolben h8 öffnet den Speisewasserhahn i, so dass der Kessel gespeist wird.
Sämmtliche in den Kessel einmündenden Rohre sind durch Hähne absperrbar, um die
einzelnen Einrichtungen stets auf ihre Gangbarkeit untersuchen zu können.