Titel: | Herstellung von Weissblech. |
Autor: | F. L. Garrison , B. |
Fundstelle: | Band 280, Jahrgang 1891, S. 274 |
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Herstellung von Weissblech.
Von F. L. Garrison.
(Journal of Franklin
Institut, December 1890.)
Herstellung von Weissblech.
Das Verfahren, Weissblech zu fabriciren, soll von Norddeutschland und Böhmen nach
England und Frankreich gebracht sein. In Frankreich kam dieser Industriezweig nicht
empor, während er in England, besonders in Glamorganshire und Carmathenshire (Wales)
bald aufblühte, und heute producirt England 90 Proc. allen Weissbleches, welches auf
den Weltmarkt gebracht wird. Als 1873 bis 1878 die Preise für Weissblech rapide
stiegen, wurde in den Vereinigten Staaten zu Wellsville, O., im Jahre 1873 diese
Industrie in ziemlich kleinem Maassstabe eingeführt, konnte sich aber nicht halten
und ging bald wieder zu Grunde; ebenso scheiterte ein zweiter Versuch zu Demmler bei
Pittsburg, Pa., im Jahre 1875. Seitdem hat man in den Vereinigten Staaten überhaupt
nicht wieder versucht, diese Industrie einzuführen. Bekanntlich werden Platten aus
reinem Zinn in praxi wenig oder gar nicht verwendet. Eisenplatten, welche mit einer
Legirung von Zinn und 25 bis 60 Proc. Blei überzogen sind, führen den Namen
„terneplates“ und werden häufig als Weissblech verkauft. Für die meisten
Zwecke ersetzen sie dasselbe auch vollkommen und haben vor letzteren den Vorzug der
grösseren Billigkeit.
Für Handelszwecke theilt man das Weissblech in Holzkohle- und Kokesplatten, je
nachdem das Eisen mit Holzkohle oder Koks verhüttet war. Jetzt stellt man auch
solches aus weichem Stahl her, jedoch erzielen die Holzkohleplatten am Markte den
besten Preis. Das Walzen der Platten geschieht auf
folgende Weise: das Eisen wird im Flammofen zur Rothgluth erhitzt und gewalzt,
nochmals erhitzt, gewalzt und umgelegt, zum dritten Male erhitzt, gewalzt und
nochmals umgelegt; schliesslich wird es dann wieder erhitzt und gewalzt. Zuweilen
hat es diese Procedur mehrmals durchzumachen. Die Platten werden etwa 1 Zoll breiter
gewalzt, als verlangt ist, und zwar geschieht das Walzen derart, dass die Längsachse
der Platte parallel der Walzenachse liegt. Wenn die Platten kalt sind, werden
denselben durch Beschneiden der Ränder die gewünschten Formen gegeben. Das Aetzen der Platten geschieht durch Eintauchen
derselben in einen mit Schwefelsäure (1 : 16) gefüllten Tank aus Eisen mit
Bleiplatten ausgelegt. Die Platte liegt auf einem Holzrahmen und wird mittels dieses
in der Säure auf- und abwärts bewegt. Wenn alles Oxyd entfernt ist, wird die Platte
mit Wasser abgespült und getrocknet. Das erste Ausglühen der
Platten geschieht im Flammofen, wo dieselben 12 bis 24 Stunden bei einer
Temperatur erhitzt werden, die möglichst hoch, jedoch nicht so hoch sein darf, dass
die Platten beim Erkalten an einander kleben. Das erste Ausglühen hat den Zweck, die
Platten für das Kaltwalzen weich genug zu machen. Die Platten haben nun die Kaltwalzen – möglichst glatte, regelmässige Walzen – zu
passiren, welch letztere eine bedeutende Härte besitzen müssen, um den Platten eine
gleichmässige, feine Politur mitzutheilen und sie für das Verzinnen geeignet zu
machen. Das zweite Ausglühen geschieht bei einer etwas niederen Temperatur und
dauert höchstens
LichtstärkeNK.
(Hefner-Lampe)
4
6
6
5
8
10
10
16
16
16
20
20
20
25
25
25
32
32
32
50
100
SpannungAmpère
20
35
15
100
50
65
100
50
65
100
50
65
100
50
65
100
50
65
100
100
100
StromstärkeAmpère
0,70
0,57
1,04
0,20
0,5
0,48
0,33
1,00
0,77
0,5
1,24
0,95
0,62
1,56
1,20
0,78
2,00
1,54
1,00
1,45
2,8
Widerstand(heiss)Ohm
29
61
14,4
500
100
135
303
50
84
200
40
68
161
32
54
128
25
42
100
69
36
Energie-verbrauchVolt-Ampère
14
20
15,6
20
25
31
33
50
50
50
62
62
62
78
78
78
100
100
100
145
280
Energie-verbrauchVolt-Ampèrefür 1 NK.
3,5
3,3
2,6
4
3,1
3,1
3,3
3,1
3,1
3,1
3,1
3,1
3,1
3,1
3,1
3,1
3,1
3,1
3,1
2,9
2,8
10 Stunden. Durch das zweite Glühen sollen die durch das Kaltwalzen
hervorgerufenen Rauheiten beseitigt werden. Es folgt dann das sogen. Weissätzen der Platten. Es wird hierzu weit schwächere
Schwefelsäure, oft auch Salzsäure benutzt. Wenn die Säure abgewaschen und die
Platten getrocknet sind, kann das Verzinnen vorgenommen werden. Um sicher zu sein,
dass alle oxydirte Stellen entfernt sind, prüft man nun die Platten sorgfältig und
beseitigt etwaiges Eisenoxyd durch Abreiben mit Sand, Schmirgel u.s.w. Es sind für
die Herstellung einer Platte sechs Personen nöthig, nämlich ein Verzinner, eine
Person, welcher die Platte abwäscht, eine Person, welche dieselbe befettet und drei
Arbeiterinnen, welche dieselbe poliren.
Wenn die Platte aus der Waschmulde kommt, wird sie in heisses Palmöl oder Talg
getaucht, und so die Feuchtigkeit entfernt. Darauf werden die Platten über einander
geschichtet und in ein Zinnbad gebracht, an dessen Oberfläche Palmöl schwimmt. Hier
nimmt die durch das Aetzen porös gewordene Eisenoberfläche eine gewisse Menge Zinn
auf, indem sich an den Berührungsflächen der Metalle jedenfalls eine Legirung
bildet; daher kann man auch durch Erhitzen des Weissbleches über den Schmelzpunkt
des Zinns dasselbe nicht ganz entfernen. Zwar schmilzt, wenn die Zinnschicht stark
genug ist, ein Theil ab, erhitzt man aber weiter und betrachtet die Stelle unter dem
Mikroskope, so bemerkt man, dass mit dem Zinn auch ein gewisser Antheil Eisen
abgeschmolzen oder verbrannt ist.
Die Platten gelangen aus dem Zinnbade in den sogen. Waschtopf, welcher ebenfalls mit
Zinn gefüllt ist. Dort verbleiben sie, bis sie weiter mit der Hanfbürste bearbeitet
werden können, um das mechanisch anhaftende Zinn zu entfernen. Um die Streifen,
welche die Bürste hinterlassen hat, zu beseitigen, taucht man die Platten nochmals
in Zinn und lässt sie durch Walzen gehen, welche das anhaftende Zinn abpressen.
Schliesslich werden die Platten von Arbeiterinnen mit Flanell oder Buckskin
gerieben, wodurch eine feine Politur erzielt wird.
B.