Titel: | Mastsignale mit beleuchteten Armen. |
Fundstelle: | Band 287, Jahrgang 1893, S. 135 |
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Mastsignale mit beleuchteten Armen.
Mit Abbildung.
Mastsignale mit beleuchteten Armen.
In der Signalbauanstalt Switch und Signal Company of
Pittsburg werden seit Jahren
Eisenbahn-Mastsignale angefertigt, bei welchen die Signalflügel so beleuchtet sind,
dass ihre Lage bei Dunkelheit ebenso sichtbar ist, wie bei TagGanz ähnliche
Signale wurden von R. Treutler in
Hirschberg schon 1844 erfunden, die auf der
ehemaligen Breslau-Freiburger Bahn, später auf
der ganzen Niederschlesisch-Märkischen Bahn und
auf der Niederschlesischen Zweigbahn Anwendung
fanden. Auf der zuerstgenannten und auf der letztgenannten Bahn standen die
gedachten Flügelsignale noch im J. 1867 in Gebrauch.Der Apparat bestand aus einem optischen Flügeltelegraphen gewöhnlicher Form,
vor dem auf- und abwärts der Bahn sich ein leichtes Gerüst befand, an dem
stark leuchtende Lampen bis zur Höhe der Flügel aufgezogen werden konnten
und ihr Licht auf diese warfen, die statt der gewöhnlichen Jalousiebleche
mit schmalen Spiegelstreifen besetzt waren. Der Reflex der Lampe in jedem
Streifen liess den ganzen Flügel, wie aus diffusem, hellem Licht bestehend,
aus der Nacht deutlich hervortreten. (Vgl. Freiherr M. M. v. Weber: Das Telegraphen- und Signalwesen der Eisenbahnen,
Weimar 1867, S. 87.), und dass sie also bei Tag wie bei Nacht die
gleichen Signalzeichen darstellen. Solche Signale stehen auf den Westlichen Linien
der Pittsburg-Railway durchwegs in Verwendung und
haben, wie die Engineering News vom 5. Mai 1892 S. 461 mittheilen,
in jüngster Zeit wieder Verbesserungen erfahren.
Das Wesentlichste der Anordnung dieser Signale lässt sich aus der bezüglichen
Abbildung leicht und deutlich ersehen. An dem Maste m
ist ein starker Bügel befestigt, der den Achsenzapfen trägt, auf welchem sich das
Gussstück G drehen kann. Letzteres hat links einen
kleinen Flügel q, der als Uebergewicht dient; nach vorn
bildet G ein Zapfenlager und nach rückwärts und rechts
eine schwanenhalsförmig gekrümmte Büchse, welche nach hinten und zur Seite offen
ist. Die rückwärtige, mit einer Fenstertafel verglaste Oeffnung hat den Zweck, das
Licht der genau gegenüber befindlichen, mit Linse und Scheinwerfer versehenen, auf
einem besonderen, am Mäste befestigten Träger angebrachten Signallampe L in den Hohlraum von G,
und zwar auf den Metallspiegel R einfallen zu lassen.
An der rechten Seite des Gusstückes G wird der aus Holz
oder Blech hergestellte hohle Signalarm A befestigt,
welcher in der Form eines Keiles angeordnet ist, wie es der in der Figur
dargestellte Grundriss des Signals veranschaulicht. Die Vorderwand des Signalarmes
ist fast ihrer ganzen Länge nach mit einem Schlitze ss
versehen; diesem Schlitze gegenüber befindet sich an der rückwärtigen Wand im Innern
des Hohlraumes ein gewellter, vernickelter Blechstreifen R1, der als Reflector wirkt. Der Arm oder
Flügel wird mit Hilfe eines Drahtzuges in der gewöhnlichen einfachsten Weise in
seine verschiedenen Signallagen gebracht. Bei Tag erscheint das Signal wie jedes
andere Flügelsignal, bei Nacht aber werden die sonst angewendeten farbigen Lichter
durch den Schlitz ersetzt, der durch das von R und R1 reflectirte Licht
der Signallampe hell leuchtend erscheint und sonach genau erkennen lässt, in welcher
Signallage sich der Flügel befindet.
Textabbildung Bd. 287, S. 135Mastsignale mit beleuchteten Armen. Eine Abart dieses Signals lässt übrigens nebst dem leuchtenden Streifen
auch noch farbige Lichter anwenden. Es ist dann nur der Flügel q entsprechend grösser herzustellen und mit den
nöthigen farbigen Glasbrillen zu versehen. Das zur Beleuchtung der Brillen
erforderliche Licht wird aber mittels eines Lichtrohres und eines Metallspiegels
wieder ganz leicht von der Lampe L gewonnen.
Es unterliegt selbstverständlich ebenso wenig einer Schwierigkeit, die Vorrichtung
auch in jenen Fällen anzuwenden, wo das Mastsignal für zwei Zugsrichtungen zu gelten hat und daher zwei Flügel, einen rechts, den anderen links vom Mäste, haben muss; auch
hier wird nur eine Signallaterne für die beiden Flügel hinreichen.
Die eingangs erwähnten Verbesserungen aus jüngster Zeit beschränken sich darauf, dass
der Schlitz ss länger und schmäler gemacht worden
ist, als er bei den älteren Mustern und insbesondere bei den auf der
Pittsburg-Railway verwendeten Signalen war; er wurde nämlich fast auf die ganze
Länge des Signalflügels ausgedehnt und auf beiläufig 1¼ Zoll verengt. Als fernere
Verbesserung gilt der Ersatz des gewöhnlichen Fensterglases, mit welchem der Schlitz
verschlossen wurde, durch gemattetes Glas, wie es auf den europäisch-continentalen
Bahnen für die Wechselsignalkörper häufig benutzt wird. Das letztgenannte Glas soll
sich wesentlich günstiger erweisen als das durchsichtige Fensterglas, indem es den
Lichtstreifen schärfer abgegrenzt erscheinen und das Signal überhaupt weitaus
deutlicher sehen und früher erkennen lässt.