Titel: | Otto Schulze's Signallaternencontrole. |
Fundstelle: | Band 295, Jahrgang 1895, S. 283 |
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Otto Schulze's
Signallaternencontrole.
Mit Abbildung.
Schulze's Signallaternencontrole.
Aus der grossen Wichtigkeit, welche die Bahnzustandssignale oder vorgeschobene
Einfahrtsignale u.s.w. für die Verkehrssicherheit besitzen, ergibt sich für die
betreffenden verantwortlichen Eisenbahnbeamten die Nothwendigkeit, zu jeder Zeit
über die jeweilige Lage des Signals genau im Klaren zu sein, und ist nun das Signal
von der Aufsichtsstelle zu weit entfernt, um durch den Augenschein controlirt
werden zu können, so müssen diesem Uebelstande die bekannten Rückmelde-, Nachahmungs- oder Wiederholungssignale abhelfen. Während der Dunkelheit erscheint es überdem
wünschenswerth, an der Aufsichtsstelle nicht nur die jeweilige Signallage zu kennen,
wie sie von den eben genannten Nebensignaleinrichtungen angezeigt wird, sondern auch
die Ueberzeugung zu gewinnen, dass die Laterne des zu controlirenden Signals richtig
brennt. In England, dem Lande der oft plötzlich einfallenden schweren Nebel, welche
unbedingt ein rechtzeitiges Anzünden der Signallampen erfordern, sind deshalb auch
elektrische Vorrichtungen, welche es an den Aufsichtsstellen ersichtlich machen, ob
die Lampe eines zugehörigen, ausser Sehweite stehenden Signals brennt oder nicht
brennt, unter dem Namen Light recorders fast ebenso
häufig benutzt, wie die sogen. Signal repeaters, d. s.
die zuerst gedachten Vorrichtungen zur Controle der Signallage.
Textabbildung Bd. 295, S. 282
Schulze's Signallaternencontrole.
Eine sehr zweckdienliche, von Otto Schulze in Strassburg
angegebene Einrichtung zur Controle des Signallichtes (D. R. P. Nr. 72809) ist in
der nachstehenden Figur ersichtlich gemacht. An der Aufsichtstelle, d. i. im
Dienstzimmer des Stationsbeamten u.s.w., wo das Brennen der Signallampe controlirt
werden soll, befinden sich die Alarmglocke G und ein
kleines Scheibensignal S; davon ist die erstere ein
gewöhnlicher, für Selbstunterbrechung eingerichteter Rasselwecker, der letztere ein
einfacher Elektromagnet, dessen Anker ein Papierscheibchen trägt, welches sich
hinter dem verglasten Ausschnitte des diesen ganzen Zeichenapparat umschliessenden
Blechgehäuses bewegt, und, je nachdem die Elektromagnetspulen stromfrei oder
strom-durchflossen sind, ungleiche Farben, z.B. Schwarz
oder Weiss, oder zweierlei Aufschriften, z.B. Beleuchtet oder Unbeleuchtet, oder Brennt oder Verlöscht o. dgl., sichtbar werden lässt. Glocke G und Zeichenapparat S
stehen durch Drahtleitungen mit einer Batterie B und
einem Kurbelumschalter U in Verbindung, welche
einerseits zur Erdleitung E2, andererseits durch die Fernleitung L L zu
einem, an der Laterne P des zu controlirenden Signals
angebrachten Thermoskop T fortgesetzt ist. T hat zwei Contactfedern l
und k, welche für gewöhnlich von einander abstehen,
jedoch in Berührung gelangen, sobald sie von der Flamme der Signallampe erhitzt
werden; davon ist l mit der Fernleitung L und k mit der Erdleitung
E1 in leitende
Verbindung gebracht. Untertags besteht also im Thermoskop kein Strom weg, wohl aber
während der Nacht, oder vielmehr so lange, als die Signallaterne brennt und den
Contactschluss in T aufrecht hält.
Während der Beleuchtungszeit hat die Kurbel des Umschalters U die in der
Figur dargestellte Lage einzunehmen, so dass die Kurbelachse m mit dem Contacte n in Verbindung steht.
Unter dieser Voraussetzung kann die Batterie B thätig
sein, da ihrem Strom der Weg vom + -Pol über b, x, c, d, S,
E2, E1, k, l, L L, m, n, e
und f zum -Pol offen steht. Zufolge dieses Stromes wird
sowohl der Anker der Alarmglocke G, als auch jener von
S dauernd angezogen, und demnach schweigt die
Glocke, während das Scheibensignal Beleuchtet anzeigt.
Würde nun die Lampe verlöschen, so trennen sich die erkaltenden Contacte l und k von einander, der
bestandene Stromkreis wird sonach in T unterbrochen und
die Elektromagnete von G und S lassen ihren Anker los. Das Scheibensignal zeigt jetzt Unbeleuchtet, der Wecker aber geräth in Thätigkeit,
denn er arbeitet nunmehr in dem kurzen Ortsschlusse B, b, x,
c, d, Anker, e, f, B als Selbstunterbrecher.
Auf ein solches Alarmzeichen hin wird der betreffende Beamte sofort dasjenige zu
verfügen haben, was erforderlich ist, um den aus dem Verlöschen der Signallaterne
möglicher Weise entspringenden Gefahren zu begegnen. Erfolgt jedoch das Thätigwerden
des Weckers und der gedachte Zeichen Wechsel bei S zur
Zeit des Tagesanbruches, wo die Signallaternen vorschriftsmässig auszulöschen sind,
dann bedeutet das Läuten eben lediglich den richtigen Vollzug des Auslöschens
seitens des Signalwärters oder Lampisten. Der Aufsichtsbeamte hat in diesem Falle
das Läuten abzustellen, indem er die Kurbel des Umschalters U nach links in die sogen. Tagesstellung
umlegt, wie dieselbe neben der Schemadarstellung besonders herausgezeichnet ist.
Zufolge dieser Umschaltung wird die bisherige leitende Verbindung zwischen m und n aufgehoben und
dafür jene zwischen m und b hergestellt, während gleichzeitig eine an der Umschalterkurbel sitzende,
isolirte Nase die Feder x von dem Contacte b abgehoben hat, wodurch auch die Verbindung zwischen
b und c unterbrochen
wurde. Nach erfolgter Herstellung der Tagesschaltung schweigt die Alarmglocke, und
zwar diesmal mit abgerissenem Anker, weil zufolge der abgeänderten Lage des
Umschalters und wegen der im Thermoskop vorhandenen Unterbrechung die Batterie auf
keinem Wege zur Wirksamkeit gelangen kann; aus gleichem Grunde bleibt der Anker von
S abgerissen und daher am Zeichenapparate die
Aufschrift Unbeleuchtet unverändert sichtbar.
Wird Abends die Signallampe wieder regelrecht angezündet, so fängt auch in diesem
Falle die Alarmglocke zu läuten an, denn jetzt findet der Strom von B, da sich der Contact l k
im Thermoskop schliesst, einen Weg vom + -Pol über b, m, L
L, l, k, E1, E2, S, d, Anker,
e, f zum – Pol zurück. Der diesmal direct in die Fernleitung geschaltete
Wecker arbeitet wieder als Selbstunterbrecher. Gleichzeitig wird auch von S der Anker angezogen, so dass dieser das Zeichen für
Beleuchtet sehen lässt. Das zuletzt in Betracht
gezogene Läuten der Alarmglocke gilt also den Aufsichtsbeamten als Meldung über das
erfolgte Anzünden der Signallaterne und zugleich als Aufforderung, den Umschalter
U von der Tagesstellung in die Nachtstellung umzulegen,
damit die zuerst betrachteten, ursprünglichen Stromwege wieder hergestellt werden.
Nach erfolgter Kurbelumstellung wird die Alarmglocke denn auch wieder zu läuten
aufhören und mit angezogenem Anker in Ruhe verharren; desgleichen bleibt der Anker
des Elektromagnetes S dauernd angezogen, das Zeichen
Beleuchtet
darstellend. Jedes zufällige oder absichtliche Verlöschen der Laternenflamme
wird sich nun wieder in der schon oben geschilderten Weise durch Thätigwerden der
Alarmglocke und durch Erscheinen des Zeichens Unbeleuchtet ankündigen.
Ersichtlichermaassen hat die besprochene Einrichtung vor anderen der gleichen Gattung
den Vorzug, dass die täglich für die eigentliche Controlzeit erforderliche
Einschaltung der Zeichenapparate, welche bei den sonst gebräuchlichen Anordnungen in
der Regel durch Schliessung eines Stöpsel- oder Kurbelcontactes o. dgl. vorzunehmen
ist, nie vergessen werden kann, und dass nebst dem etwaigen aussergewöhnlichen
Verlöschen eben auch die täglichen, dienstgemässen Verrichtungen des Anzündens und
Ablöschens der Signallampe regelmässig gemeldet werden und sonach genau überwacht
werden können. Es bedarf wohl auch keines näheren Hinweises darauf, wie nützlich
solche Beleuchtungscontrolvorrichtungen nicht nur für Eisenbahnzwecke Anwendung
finden können, sondern auch für Signal- oder Beleuchtungsanlagen an Hafeneinfahrten
oder an sonstigen wichtigen Punkten, oder auch für verschiedene Industrie- oder
Wirthschaftsräume, in welchen bestimmte Temperaturen nicht überschritten oder nicht
herabgemindert werden sollen.
Besonders für das letztangeführte Verwendungsgebiet war eine Anordnung bestimmt,
welche der oben geschilderten ganz ähnlich ist und unter dem Namen Thermotelegraph in D. p.
J. 1874 213 390 ausführlich beschrieben worden
ist.