Titel: | Ventilspiel bei Pumpen und Gebläsen. |
Autor: | Karl Rudolf |
Fundstelle: | Band 316, Jahrgang 1901, S. 331 |
Download: | XML |
Ventilspiel bei Pumpen und Gebläsen.
Von Karl Rudolf in
Bochum.
(Schluss von S. 309 d. Bd.)
Ventilspiel bei Pumpen und Gebläsen.
5. Stabilität der
Ventilbewegung.
Für das masselose Ventil mit konstanter Spaltgeschwindigkeit ergab sich Gleichung
14
tan\,\alpha_0=\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,\omega
zur Bestimmung des Verspätungswinkels a0.
Wir nehmen nun jetzt die Spaltgeschwindigkeit u als
mit der Zeit t veränderlich an und untersuchen, für
welche Form der Funktion u von t das Ventil dieselbe Schwingungsdauer hat wie der
Kolben; wenn dies der Fall ist,so wollen wir die Ventilbewegung stabil
nennen. Dazu ist offenbar erforderlich, dass der Verspätungswinkel α0
unabhängig von der Zeit t ist, damit das Ventil bei
jedem Kolbenspiel stets pünktlich im gleichen Zeitpunkt hinter den Totlagen
öffnet und schliesst. Allgemeiner wäre der Fall, wo der
Eröffnungsverspätungswinkel nicht gleich dem Schlussverspätungswinkel wäre; wir
wollen aber Gleichheit der Winkel annehmen.
Wir knüpfen an die Teilgleichungen 12 und 13 an
f . c = F . U . sin α0 . cos β .
. . 12)
lu . h = F . U . cos
α0 . sin β . . . 13)
Wir differenzieren 13 nach t und bedenken, dass
u jetzt variabel gedacht ist; wir erhalten,
wenn wir \frac{d\,u}{d\,t}=u' setzen
lu . c + lh . u' = F . U . ω cos α0 .
cos β.
Unter Benutzung von 12 folgt durch Division
\frac{f\,\cdot\,c\,\cdot\,\omega}{l\,u\,\cdot\,c+l\,h\,\cdot\,u'}=tan\,\alpha_0=\frac{f\,\cdot\,\omega}{l\,\left(u+\frac{h}{c}\,u'\right)}=\gamma.
Soll α0
konstant sein, so muss auch
u+\frac{h}{c}\,u'=k . . . . 35)
konstant sein.
Nun lässt sich das Verhältnis \frac{h}{c} aus Gleichung 12 und
13 bestimmen; es ist
\frac{l\,u\,\cdot\,h}{f\,\cdot\,c}=cot\,\alpha_0\,\cdot\,tan\,\beta,
\frac{h}{c}=\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,cot\,\alpha_0\,\cdot\,tan\,\beta . . . . 36)
Gleichung 36 mit 35 verbunden, gibt
u+u'\,\left(\frac{f}{l\,u}\,\cdot\,cot\,\alpha_0\,\cdot\,tan\,\beta\right)=k.
Nun ist cot\,\alpha_0=\frac{k\,l}{f\,\cdot\,\omega}, damit folgt
u+u'\,\frac{k}{u\,\omega}\,\cdot\,tan\,\beta=k . . . . 37)
Aus dieser Gleichung ist u als Funktion von t zu bestimmen, wobei β = ωt ist.
Durch Umformung erhalten wir
u^2-k\,\omega\,u=-k\,tan\,\omega\,t\,\cdot\,\frac{d\,u}{d\,t}.
Die Veränderlichen lassen sich jetzt trennen.
\frac{k\,d\,u}{u^2-k\,\omega\,u}=-\frac{d\,t}{tan\,\omega\,t}.
Integriert, ergibt sich
\frac{1}{\omega}\,log\,\frac{u-k\,\omega}{u}=-\frac{1}{\omega}\,log\,sin\,\omega\,t+\frac{1}{\omega}\,lg\,A,
wobei wir die Integrationskonstante als log mit dem Faktor
\frac{1}{\omega} behaftet einführten. Durch Umformung
folgt
\frac{u-k\,\omega}{u}=\frac{A}{sin\,\omega\,t},
oder
u=\frac{k\,\cdot\,\omega\,\cdot\,sin\,\omega\,t}{sin\,\omega\,t-A} . . . . 38)
Dies wäre die allgemeine Funktionsform von u bezw.
t; jetzt bleibt noch die Konstante A zu bestimmen.
Zu diesem Zweck schreibt man Gleichung 38 in der Form
u=\frac{k\,\cdot\,\omega}{1-\frac{A}{sin\,\omega\,t}}.
u muss offenbar für alle Werte von t positiv sein, was nur möglich ist, wenn die
Integrationskonstante A = 0 ist.
Damit folgt
u = k .
ω.
Also nur für eine konstante Spaltgeschwindigkeit ist unter den früheren
Voraussetzungen eine solche periodische Ventilbewegung zu erwarten, dass das
Ventil bei jedem Hube in demselben Momente nach der Totlage des Kolbens öffnet
und schliesst.
In Wirklichkeit wird die Spaltgeschwindigkeit nie ganz konstant sein wegen der
unvermeidlichen Massenwirkungen, die sich allerdings bei einer gegebenen
Tourenzahldurch variable Federspannung ausgleichen liessen. Abgesehen von
der Hubbegrenzung wirken aber die unterschiedlichen, unumgänglichen
Reibungskräfte dämpfend, und mag diesbezüglich für eine gegebene Pumpe eine
günstigste Tourenzahl existieren.
6. Allgemeinere
Differentialgleichung des Ventilproblems.
Nicht das Vollständige, sondern das Wesentliche ist das Ziel
technisch-mechanischer Probleme; doch verlangt die wissenschaftliche Strenge die
Angabe eines wenn auch nur beiläufigen Masses dafür, welchen Grad von Annäherung
die wesentliche Lösung gegenüber der vollständigen Lösung bedeutet. Zu diesem
Behufe ist es nützlich, die Differentialgleichung der Ventilbewegung in
möglichster Allgemeinheit aufzustellen.
Die Verallgemeinerung wird darin bestehen, dass gegen früher die Massen- und
Gewichtskräfte, die Reibungskräfte und die hydraulischen Berichtigungsziffern
berücksichtigt werden.
Die Kräfte, welche auf das Ventil wirken, lassen sich in drei Gruppen ordnen, je nach ihrer Wirkungsrichtung.
Nach aufwärts wirken beständig der Strahldruck s und der Ergänzungsdruck p2; beide setzen sich zusammen zu dem
Spaltdruck p1, unter welchem die Ausströmung erfolgt.
Nach Gleichung 6a ist der Strahldruck s pro
Ventilflächeneinheit gleich der Wassermasse pro Zeit- und Flächeneinheit mal der
scheinbaren Geschwindigkeit des Ventils bezüglich des Wasserstromes:
s=\frac{\gamma}{g}\,\cdot\,C_1\,(C_1-c) . . 6a), C_1=\frac{F}{f}\,\cdot\,C.
Nach abwärts wirken beständig die Federbelastung p, das Ventilgewicht q, dessen Gewichtswert im Wasser nur q\,\cdot\,\frac{\gamma_1-1}{\gamma_1} beträgt, wenn y1 das
spezifische Gewicht des Ventilstoffes bezüglich der Pumpflüssigkeit ist. Hätte
das Ventil dasselbe raumeinheitliche Gewicht wie die Flüssigkeit, in welcher es
arbeitet, so wäre nach obigem der Gewichtswert des Ventils im Wasser gleich
Null; dies gilt aber nur so lange, als das Ventil allseitig vom Wasser berührt
wird und der Auftrieb zur Geltung kommen kann, also im geöffneten Zustande. Im
geschlossenen Zustande kann der Auftrieb nicht zur Wirkung gelangen und das
Ventil muss die ganze über ihm befindliche Wassermasse tragen. Wegen der
Unzusammendrückbarkeit des Wassers ist der Auftrieb oder Gewichtsverlust
unabhängig davon, ob ich den Körper seicht oder tief in eine Flüssigkeit
eintauche, entsprechend einem kleineren oder grösseren Förderdruck der Pumpe, in
welcher das Ventil arbeitet.
Endlich haben wir eine dritte Gruppe von Kräften, welche
der Ventilbewegung stets entgegenwirkt; das sind die
Flüssigkeitsreibung w und die Ventilführungsreibung
r; beide Kräfte wirken nach abwärts bei
Ventilaufgang und nach aufwärts bei Ventilniedergang. Beide Kräfte beziehen sich
natürlich auf die Ventilflächeneinheit und es kann für w annähernd gesetzt werden
w=\gamma\,\cdot\,\zeta\,\frac{(C_1-c)^2}{2\,g},
wo c die
Ventilgeschwindigkeit und ζ die Widerstandsziffer
bedeutet.
Nunmehr können wir die Bewegungsgleichung aufstellen; für Ventilaufgang ist,
wobei s und p2 positiv zu setzen sind:
\overline{m}\,\cdot\,\frac{d^2\,h}{d\,t^2}=s+p_2-p-\frac{q\,\cdot\,\gamma_1-1}{\gamma_1}-w-r, 39)
wo \frac{d^2h}{dt} die
Ventilbeschleunigung, h der Ventilweg ist, und
\overline{m} die auf die Ventilflächeneinheit entfallende
Ventilplus Wassermasse bedeutet.
Für Ventilniedergang folgt
\overline{m}\,\cdot\,\frac{d^2\,h}{d\,t^2}=-s-p_2+p+\frac{q\,\cdot\,\gamma_1-1}{\gamma_1}-w-r. 40)
Denn jetzt wirken die Feder- und Gewichtskraft im Sinne der Bewegung, alle
übrigen Kräfte aber entgegen.
Vernachlässigen wir den Einfluss der Masse, des Gewichtes und der Reibung,
so erhalten wir aus Gleichung 39 und 40 unsere frühere Gleichung
s + p2= p = p1.
So lange die Reibungen berücksichtigt werden, so lange ist Auf- und Niedergang
gesondert zu betrachten.
Vernachlässigen wir w und r, so können Gleichung 39
und 40 zusammengezogen werden zu
\pm\,\overline{m}\,\cdot\,\frac{d^2\,h}{d\,t^2}=s+p_2-p-q_1, . . . 41)
wenn abkürzend q_1=q\,\frac{\gamma_1-1}{\gamma_1} gesetzt wird.
Das Minuszeichen des linken Gliedes in Gleichung 41 gilt für Niedergang; der
Massendruck wirkt daher im Sinne der Bewegung, also als Beschleunigung, während
er bei Aufwärtsgang als Verzögerung wirkt.
Nehmen wir die Beschleunigung \frac{d^2h}{dt^2}
einschliesslich des Zeichens, so folgt
p_1=s+p_2=p+q_1+\overline{m}\,\cdot\,\frac{d^2\,h}{d\,t^2} . . . . 42)
Massgebend für die Spaltgeschwindigkeit ist nun der Spaltdruck p1
= s + p2,
und es folgt unter Benutzung der Geschwindigkeitsziffer ϕ
u=\varphi\,\sqrt{\frac{2\,g}{\gamma}\,\left(p+q_1+\overline{m}\,\cdot\,\frac{d^2\,h}{d\,t^2}\right)} . . 43)
Diese Ausflussformel ist nun nach früherem noch mit der Raumerfüllungsgleichung
zu verbinden:
F\,\cdot\,C=f\,\cdot\,\frac{d\,h}{d\,t}+\varepsilon\,\cdot\,l\,h\,\cdot\,u . . . . 44)
wo
C = U . sin ωt
und ε die EinschnürungszifFer
des Ventilspaltes ist.
Gleichung 43 und 44 führen nun endlich zu der gesuchten allgemeinen
Differentialgleichung:
\frac{d\,h}{d\,t}+\mu\,\frac{l\,h}{f}\,\sqrt{\frac{2\,g}{\gamma}\,\left(p+q_1+\overline{m}\,\cdot\,\frac{d^2\,h}{d\,t^2}\right)}=\frac{F}{f}\,\cdot\,U\,\cdot\,sin\,\omega\,t, 45)
wenn μ = εϕ die
Ausflussziffer bedeutet.
Diese allgemeinere Differentialgleichung des Ventilproblems, wobei die Reibungen
schon ausser acht gelassen sind, ist eine nicht lineare
Differentialgleichung zweiter Ordnung, welche nicht allgemein
integrabel ist und daher nur angenäherte Lösungen zulässt. Die Federbelastung
p kann dabei auch als mit der Zeit oder dem
Ventilhub variabel angesehen werden, so lange dabei der periodische Charakter
des Ventilspieles gewahrt bleibt.
Unsere allgemeinere Differentialgleichung gibt wenigstens einen Fingerzeig, welch
verwickelter Natur die Bewegung eines so einfachen maschinellen Organes, wie
solches ein Pumpenventil ist, sein kann. Jetzt begreifen wir auch, warum sich
die ältere Litteratur, abgesehen von den in der Einleitung genannten Autoren,
mit ihren Worten ohne Rechnung zu einer klaren Erkenntnis des Ventilspiels nicht
durchringen konnte; denn alle Probleme, welche auf eine Differentialgleichung
führen, lassen eine direkte Erkenntnis nicht zu; man müsste dazu im stande sein,
alle Operationen, welche zur Lösung der Differentialgleichung dienen, auf einmal
zu begreifen.
Erstrebenswert wäre eine solche angenäherte Lösung der Gleichung 45, in welcher
die Masse \overline{m} in möglichst einfacher Weise in erster
Annäherung vertreten wäre; darauf soll aber hier nicht eingegangen werden.
Für sehr hohe Pumpendrücke können zu den oben in Betracht gezogenen Kräften auch
noch die elastischen Kräfte der Pumpflüssigkeit,
der Wandungen, des Ventils und Kolbens in Frage kommen, wodurch die Gleichung
noch allgemeiner würde.
b) Das Gebläseventil.
1. Allgemeines.
Als Gebläseventil wollen wir jedes Ventil bezeichnen, welches in einer
elastischen Flüssigkeit arbeitet, als derenVertreter die Luft gelten soll,
während wir jedes Ventil für eine unzusammendrückbare Flüssigkeit, welche am
besten durch Wasser repräsentiert ist, als Pumpenventil ansprechen wollen.
Die Verschiedenheit des Aggregatzustandes von Gebläse- und Pumpflüssigkeit hat
einige sofort in die Augen springende Unterschiede in der Arbeitsweise der
bezüglichen Ventile zur Folge.
Die Elastizität der Luft bedingt ein stark verspätetes Oeffnen des Druckventils
und, wenn auch in viel geringerem Grade, des Saugventils, welches allerdings
durch kleine schädliche Räume oder durch das Hilfsmittel des Druckausgleiches
infolge Ueberströmens noch vermindert werden kann. Die daraus entspringende
heftige Eröffnung bei hoher Kolbengeschwindigkeit wird Schläge an die
Hubbegrenzung zur Folge haben, wenn die Ventilkonstruktion nicht in geeigneter
Weise getroffen ist. Die bei Wasser stattfindende Gleichzeitigkeit von Eröffnen
und Schluss der zusammengehörigen Saug- und Druckventile ist bei Gebläsen
demnach nicht vorhanden.
Das bedeutend geringere spezifische Gewicht von Luft gegenüber Wasser verschafft
der Massenwirkung des Ventils bei Gebläsen ungleich höheren Einfluss auf die
dynamischen Verhältnisse, als solches bei Pumpenventilen der Fall ist.
Als Hebel zur Lösung des Ventilproblems haben wir im früheren bezeichnet die
Kontinuitätsformel in Verbindung mit der Ausflussformel. Wir müssen daher
zunächst an die Ableitung der entsprechenden Ausdrücke für Gase schreiten.
2. Die Kontinuitätsgleichung für
Gase.
Nach Fig. 1 (Seite 309) bezeichnen wir mit V das veränderliche Volumen zwischen Kolben und
Ventil; dieses Volumen setzt sich zusammen aus demjenigen Teil des Hubvolumens,
welcher bis zur nächstfolgenden Totlage zurückzulegen ist, und sich daher unter
Benutzung der früheren Bezeichnungen ausdrückt durch
FR (1 +
cos α);
ferner aus dem Inhalt des schädlichen Raumes V0, d. i.
demjenigen Teil des Pumpenraumes, welcher bei geschlossenem Saug- und
Druckventil zwischen diesem und der zugehörigen Kolbentotlage verbleibt; endlich
aus der Ventilverdrängung f . h, welche für das
Druckventil positiv, für das Saugventil negativ zu setzen ist. Nehmen wir die
veränderlichen Grossen einschliesslich des Zeichens, so ist
V = V0+ F . R . (1 + cos α)
+ f . h . . . 46)
Für eine gegebene, durch den Kurbelwinkel α
bestimmte Kolbenstellung entspricht dem Pumpenraume V ein bestimmtes Gasgewicht
V . γ = G . . . . . 47)
Rückt nun der Kolben um eine unendlich kleine Strecke dS vorwärts, wobei wir zur Fixierung der Vorstellungen an das
Druckventil denken wollen, so ändert sich das Gewicht G um die unendlich kleine Grosse dG, und
wir erhalten durch Differenzieren von Gleichung 40
V . dγ + γ . dV = dG . . . . .
48)
dG bedeutet offenbar eine Volumabnahme, welche
gleich ist dem durch den Ventilspalt entwichenen Gasvolumen y . lh . dx; daher
ist
V . dγ + γ . dV= – γlh . dx . . .
49)
Dividieren wir diese Gleichung durch das Zeitdifferential dt, so folgt
V\,\cdot\,\frac{d\,\gamma}{d\,t}+\gamma\,\cdot\,\frac{d\,V}{d\,t}=-\gamma\,l\,h\,\cdot\,u . . . . 50)
Dies wäre die Kontinuitätsformel für Luft in Differentialquotientenform; wir
wollen zur Kontrolle diese Formel sofort auf eine unzusammendrückbare
Flüssigkeit anwenden, für welche γ konstant, dγ
also Null sein muss. Es folgt
\frac{d\,V}{d\,t}=-l\,h\,\cdot\,\omega . . . . 51)
Denken wir an Ventilaufgang, so ist für Wasser
dV = – F . dS + f . dh,
oder
\frac{d\,V}{d\,t}=-F\,\cdot\,C+f\,\cdot\,c,
somit
F . C = f . c + lhu,
worin wir unsere frühere Kontinuitätsgleichung 1 für
Wasser erkennen.
Wir wollen nunmehr das spezifische Gewicht γ durch
den flächeneinheitlichen Pumpendruck \frakfamily{p}
ausdrücken und dabei der Einfachheit halber isothermische Zustandsänderung zu
Grunde legen, wofür das Mariotte'sche Gesetz
gilt:
\frakfamily{p}=\alpha\,\cdot\,\gamma . . . .
52)
Die Konstante α bestimmt sich aus der
Zustandsgleichung für Gase
\frakfamily{p}\,\,\frac{1}{\gamma}=\frakfamily{R}\,\cdot\,T_0=\alpha
. . . . 53)
wenn T0 die konstant
herrschende Temperatur und \frakfamily{R} die Gaskonstante
ist; für Luft ist \frakfamily{R}=29,32 bei den Einheiten m und kg.
Verbinden wir nun weiter Gleichung 52 mit Gleichung 50, so entsteht
V\,\cdot\,\frac{d\,\frakfamily{p}}{d\,t}+\frakfamily{p}\,\cdot\,\frac{d\,V}{d\,t}=-\frakfamily{p}\,l\,h\,\cdot\,u . . . . 54)
Dies ist unsere Kontinuitätsformel für Gase bei isothermischer Zustandsänderung;
ist h = 0, d.h. erfolgt die Zustandsänderung mit
demselben Gasgewicht, so geht Gleichung 54 in das Mariotte'sche Gesetz
p . V = A
über. Somit stellt Gleichung 54 eine verallgemeinerte Form
jenes Gesetzes dar, wobei die zu Grunde gelegte Gasmenge veränderlich ist.
3. Die Ausflussformel für
Gase.
Nunmehr müssen wir zur Aufstellung der zweiten Hauptgleichung des Ventilproblems
schreiten, nämlich der Ausflussformel.
Fassen wir das Druckventil ins Auge, und ist dasselbe mit der Federspannung p belastet, so muss, abgesehen von Massenwirkungen,
der Luftdruck unter dem Ventil um den Federdruck p
grösser sein, als der Druck über dem Ventil; d.h. im Ventilspalt herrscht
ebenfalls der Druck p als sogen. Spaltdruck, unter
welchem die Abströmung erfolgt. Die Spaltgeschwindigkeit u ist demnach nur abhängig vom Federdruck p, nicht aber vom Pumpendruck \frakfamily{p}.
Dieser Spaltdruck besteht ebenso wie früher aus dem Strahldruck s und dem Ergänzungsdruck p2, so dass s + p2
= p ist.
Bei den verhältnismässig geringen Werten von p lässt
sich nun die Spaltgeschwindigkeit ebenfalls nach Toricelli's Theorem bestimmen:
\mu=\sqrt{2\,g\,\cdot\,\frac{p}{\gamma}} . . . . 55)
4. Die Differentialgleichung des
masselosen Gebläseventils.
Fassen wir die Druckperiode eines Winddruckdiagramms ins Auge während eines
Kolbenhubes, so umfasst unsere Kontinuitätsgleichung 54 beide Abschnitte, sowohl
die Kompressionsperiode, während welcher die Saugspannung auf die
Betriebsspannung ansteigt, als auch die eigentliche Ausströmperiode in den
Druckraum.
Für den ersten Abschnitt ist beständig h = 0,
wodurch sich die Kontinuitätsformel auf das Mariotte'sche Gesetz
\frakfamily{p}\,\cdot\,V=A=\frakfamily{p}_1V_1
vereinfacht, wenn \frakfamily{p}_1 und
V1 zwei
zusammengehörige Werte sind.
Setzen wir für die Abströmperiode den Förderdruck
\frakfamily{p} konstant, wie es fast allgemein zutrifft,
so vereinfacht sich Gleichung 54 auf
\frac{d\,V}{d\,t}=-l\,h\,u,
d. i. die frühere Gleichung 51, welche sich ja auf die
Kontinuitätsgleichung 1
F . C = f . c + lhu
für Wasser reduzierte.
Sonach sind die Grundgleichungen für das masselose
Gebläseventil und das masselose Pumpenventil die gleichen.
Der Ventilerhebungsriss, bezogen auf den Kolbenweg, war für Wasser eine Ellipse
nach nachstehender Fig. 12.
Textabbildung Bd. 316, S. 334
Fig. 12.
Für das Gebläseventil wird der entsprechende Riss beiläufig nach Fig. 13 verlaufen.
Textabbildung Bd. 316, S. 334
Fig. 13.
Im Momente der Eröffnung ist h = 0, daher nach
Gleichung 1
F . Ce= f . ce,
wobei der Zeiger c die
Eröffnungsperiode markiert.
Hiermit folgt
c_e=\frac{F}{f}\,\cdot\,C_e . . . . 56)
Ce bestimmt
sich aus dem Endvolumen Ve der Kompressionsperiode; das letztere
ist, wenn \frakfamily{p}_s die Saugspannung,
\frakfamily{p}_d die Druckspannung bezeichnet
V_e=\frac{\frakfamily{p}_s}{\frakfamily{p}_d}\,\cdot\,V_a . . . . 57)
Das Anfangsvolumen Va besteht aus dem schädlichen Kaum V0 und dem
Hubvolumen 2 FR
Va= V0 + 2
FR . . . . . 58)
Ve stellt
sich dar durch
Vc = V0
+ FS,
wobei
S = R (1 –
cos α)
und
Ve= V0 | FR (1 – cos α) . . .
59)
Aus Gleichung 57 und 59 lässt sich nun der Kurbelwinkel α berechnen, mit welchem sofort folgt
Ce = U . sin
αe . . . . . 60)
wenn U die
Kurbelkreisgeschwindigkeit ist.
Noch einfacher kann Ce in bekannter Weise graphisch ermittelt
werden, wenn vorher der zugehörige Kolbenweg aus dem Winddruckdiagramm bestimmt
wurde.
In sinngemässer Weise erfolgt die Bestimmung der Eröffnungsgeschwindigkeit
des Saugventils.
Bleiben wir beim Druckventil, so wird dasselbe fast plötzlich mit der
Geschwindigkeit ce aufgeschleudert; es braucht dabei noch nicht gegen die Hubbegrenzung
zu schlagen, was aber bei höheren Tourenzahlen eintreten wird. Sobald das
Druckventil genügend offen ist, erfolgt die Bewegung genau den Gesetzen des
Pumpenventils, was auch sinngemäss für das Saugventil gilt.
Legt sich das Druckventil an die Hubbegrenzung an, so ist die
Spaltgeschwindigkeit der Kolbengeschwindigkeit so lange proportional, bis das
Ventil die Hubbegrenzung wieder verlässt; die Spaltgeschwindigkeit wird dann
wieder konstant, und die Gesetze des Pumpenventils treten wieder in Kraft.
Textabbildung Bd. 316, S. 335
Fig. 14.
Die nebenstehenden Ventildiagramme (Fig. 14)
zeigen an, dass das Saugventil viel mehr flatternd eröffnet als das Druckventil;
dies rührt wohl hauptsächlich davon her, weil letzteres sich in einer viel
dichteren Luft bewegt, welche infolge ihrer grösseren Massenwirkung stärker
dämpfend wirkt, als die dünne Luft, in welcher das Saugventil arbeitet.
Ebenso wie beim Pumpenventil darf auch beim Gebläseventil die zu fördernde
Flüssigkeit durchaus nicht als masselos angenommen werden; denn dies würde die
Anwendung der Ausflussformel u=\sqrt{2\,g\,\frac{p}{\gamma}} ausschliessen; wir würden nämlich für
γ = 0 erhalten u =
∞, was so viel heisst als: eine unendlich dünne Flüssigkeit würde mit
unendlich grosser Geschwindigkeit ausströmen.
Die Massenwirkung der über dem Ventil lagernden Luftmenge müssen wir jedoch
vernachlässigen, weil dieselbe die konstant vorausgesetzte Ventilbelastung p verändern würde, wie wir solches ja auch beim
Pumpenventil gethan haben.
Wir haben früher darauf hingewiesen, dass die Ausflussformel u=\sqrt{2\,g\,\cdot\,\frac{p}{\gamma}}
weiter nichts ist als die auf die Masseneinheit bezogene Energiegleichung:
1\,\cdot\,\frac{u^2}{2}=g\,\cdot\,\frac{p}{\gamma}, wo \frac{p}{\gamma}=d die Bedeutung einer Druckhöhe hat.
Es ist nun nützlich, darauf hinzuweisen, dass bei Ausschluss von Massenwirkungen
die Kontinuitätsformel
F . C = f . c + lhu
ebenfalls eine Energiegleichung ist. Multiplizieren wir
diese Gleichung nämlich mit \frakfamily{p}+p, wo
\frakfamily{p} der Förderdruck und p der Federdruck ist, so folgt
(\frakfamily{p}+p)F\,\cdot\,C=(\frakfamily{p}+p).F.C+(\frakfamily{p}+p)\,\cdot\,lhu.
Die linke Seite ist dann die vom Kolben in der Zeiteinheit geleistete
Verschiebungsarbeit; das erste Glied rechts ist die Ventilverschiebungsarbeit,
und das zweite Glied rechts ist die Ausströmungsarbeit. Infolge der
ausgeschlossenen Massenwirkung gilt eben das Pascal'sche Gesetz allseitig gleicher Druckfortpflanzung.
Weil also jeder Energiebestandteil seinem Wirkungsvolumen direkt proportional
ist, so vereinfacht sich die Energiegleichung auf eine Gleichung zwischen
Volumen.
Sobald aber Massenwirkungen in Betracht gezogen werden, herrührend von der
Flüssigkeit im Pumpenraum zwischen Saug- und Druckventil, den Ventilen und den
darüber lagernden Flüssigkeitsmassen, so vereinfacht sich die Energiegleichung
nicht mehr auf die Kontinuitätsgleichung; letztere bleibt aber in beiden Fällen
bestehen, gleichgültig, ob Massen wirken oder nicht, und führt dann durch ihre
Verbindung mit der Energiegleichung zu einer Beziehung zwischen den wirksamen
Flächen- und Massendrücken. Diese Beziehung setzt uns in den Stand, einige
Fragen von prinzipieller Wichtigkeit zu beantworten, worauf der Verfasser in
einem besonderen Artikel zurückkommen wird.